Oberton und Unterton bei Gitarre im Bandkontext

[knock]

Hallo,

die Gitarre hat Ober und Untertöne wie andere Instrumente auch.

In Livesituationen oder beim Mix, versucht man immer den Instrumenten ihre Frequenzbereiche freizuräumen.

Ich kenne es, dass man im Mix bei der Gitarre einen Lowcut macht, weil der Bass unten ja präsenter ist.

Die Gitarre hat aber auch Untertöne. Sind diese in dem Fall zu vernachlässigen, weil der Bass so oder so lauter ist? Analog dazu die Obertöne.

Ich höre immer oft, dass Obertöne aber wichtig sind. Untertöne anscheind nicht, obwohl ich denke, dass diese auch einen starken psychoakustischen Effekt haben. Dann aber meist von Bass und nicht Gitarre oder?

DAnke

 

[klaus111]

die Gitarre hat Ober und Untertöne wie andere Instrumente auch.

Da sollte man die Begriffe präzisieren (vgl. Thread Was sind Untertöne...).

Die Gitarre hat Obertöne, denn neben der Gundschwingung kann die Saite auch in ganzahligen Vielfachen der Grundfrquenz schwingen.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Saitenschwingung

Eine Saite kann jedoch nicht in Untertönen schwingen. Sie ist eingespannt an zwei Enden und kann daher nicht mit der Frequenz schwingen, die der doppelten, dreifachen, vierfachen usw. Saitenlänge entspricht, denn das wären die Frequenzen der Untertonreihe.

Was unpräzise manchmal als "Untertöne" bezeichnet wird, ist etwas anderes:

Beim Zusammenklingen von mind. zwei Tönen, können Kombinationstöne hörbar werden. Dies können Differenzen oder auch Summen der Frequenzen sein, die den Gründtönen und Obertönen der beteiligten mind. zwei Töne entsprechen. Resultat kann ein sehr komplexes Gemisch aus den unterschiedlichsten Differenzen und Summen sein. Dabei können auch tiefe Töne entstehen.
Hörbar werden diese Kombiantionstöne nur dann, wenn in der Signalübertragungskette nicht-lineare Elemente vorliegen. Bereits das Ohr selbst, ist solch ein nicht-linearer Überträger, besonders im lauten Bereich. Wir können z.B. einen Differenzton hören, wenn zwei Blockflöten gleichzeitig erklingen und ein passendes Intervall spielen.

Bei der E-Gitarre ist natürlich der Verzerrer ein nicht-linearer Überträger, auch Röhren- oder Transistoren, da diese Bauteile eine nicht-lineare Kennlinie haben. Auch Lautsprecher arbeiten nicht linear. (Diese nicht-linearen Übertragungen wachsen i.a. mit zunehmender Lautstärke an.)

Kombinationstöne, die aus dem Lautsprecher einer verstärten E-Gitarre erklingen können auch tiefere Frequenzen als die tiefe E-Saiten haben.
Der Differenzton zwischen der tiefen E-Saite und der A-Saite wäre z.B. 28 Hz (110 Hz - 82 Hz).

Nun sind die Kombinationstöne i.a. leiser als die Grund- und Obertöne. Sie können auch störend wirken. Außerdem ist das Ohr bei tiefen Frequenzen deutlich unempfindlicher als z.B. bei Frequenzen um 1000 Hz.

Daher ist es sehr plausibel, bei der Gitarre einen Lowcut zu machen und den tiefen Bereich dem Bass zu überlassen.

Die Öbertöne hingegen sind viel wichtiger. Sie sind keine Kombinationstöne, daher i.d.R. lauter als letztere und vor allem für die charakteristische Klangfarbe verantwortlich.

Das mit dem "psychoakustischen Effekt" von Kombinationstönen im tiefen Bereich dürfte weit überschätzt sein.

Lit.: Dickreiter, Dittel, Hoeg, Wöhr: Handbuch der Tonstudiotechnik, Band 1, K.G. Saur Münvhen 2008, insbes, S. S. 563 und S. 103 (Vorschau)

Viele Grüße

Klaus

 

[JulianFL94]

Könnte mir jemand noch erklären, was (Nicht-)Linearität, bezogen auf Ohr bzw. Verstärker, bedeutet?

 

[nasi_goreng]

Könnte mir jemand noch erklären, was (Nicht-)Linearität, bezogen auf Ohr bzw. Verstärker, bedeutet?

Hallo,
ich versuch's mal kurz zu machen. Man kann jeden Klang in einzelne Sinusschwingungen zerlegen (=Fourieranalyse).
Wird jetzt dieser Klang nichtlinear übertragen bzw. verstärkt so entstehen ausgangsseitig Sinusschwingungen die am Eingang noch nicht da waren.
Gruß