Öffentliche Jam Session / Niveau

André 2AM
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Hallo zusammen. Ich veranstalte regelmässig eine öffentliche Jam Session. Hauptsächlich, weil ich keine passende Session gefunden habe, die mich angesprochen oder zu meinen eigenen Vorlieben und Niveau (in etwa: fortgeschritten) gepasst hat. Ich habe die Session bewusst so angelegt, dass man sich nicht gleich abgeschreckt fühlt oder den Eindruck hat, Jammen sei nur was für Profis.

Das Ding läuft seit ca. einem Jahr. Es kommen immer genügend Leute, die auch alle total nett sind. Das Niveau der Teilnehmer ist recht unterschiedlich, manche sind aus meiner Sicht Semi-Profis (=es klingt eigentlich immer toll, wenn sie spielen), manche sind aber musikalisch weniger weit (=es klingt oft nicht gut, wenn sie mitmachen). Es gibt Abende, wo letztere in der Mehrzahl sind und dann klingt die Session auch dementsprechend... schlimm. Aus meiner Beobachtung können diese Leute ihre eigenen Fähigkeiten nicht gut einschätzen, haben Mühe mit Zuhören, wenig Rhythmusgefühl oder Intonationsprobleme: sie nudeln dann auf ihrem Instrument rum oder Singen schräge Töne ins Mikro und merken nicht, wenn es besser wäre, einfach mal auszusetzen.

Ich bin etwas ratlos, wie ich damit umgehen soll. Ich möchte nicht "Musik-Polizei" spielen und einzelnen Personen erklären, dass sie vielleicht besser nur zuhören sollten. Auf der anderen Seite möchte ich schöne Töne in meinen Ohren haben und fände es schade, wenn die Session an diesem Problem scheitert oder zur geschlossenen Gruppe wird. Hat jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht und/oder hat einen Tipp für mich?

PS: ich habe auch schon daran rumstudiert mehr zu reglementieren/moderieren (siehe auch hier). Allerdings möchte ich ja v.a. selber Musik machen und weniger mit Koordination, Chef-sein beschäftigt sein. Vielleicht naiv... ? 🤔
 
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Gibt es denn in den Reihen der Semi-Profis Leute, die von vielen Musikern als Koryphäen oder so angesehen oder akzeptiert werden? Oder bestünde die Möglichkeit, solche Musiker einzuladen? Vielleicht studierte Profis, die als Lehrer ihr Geld verdienen?

Und dann einmal im Monat anzubieten, sich von diesen Leuten freiwillig Feedback zu holen? Wenn ich Feedback möchte, ich soll ein rotes Hemd anziehen oder so und der Lehrer kommt dann auf mich zu.
 
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Und dann einmal im Monat anzubieten, sich von diesen Leuten freiwillig Feedback zu holen?
Oder noch einfacher:
Du sagst, es kommen immer genügend Leute. Unter denen sind sicher einige wie du, die von manchen Einsteigern genervt sind.
Du könntest zu den Fortgeschrittenen-Sessions gesiebt einladen und hin und wieder Anfänger-Sessions für alle anbieten, die du auch so bewirbst. Da können natürlich auch Profis kommen, wenn sie Lust haben.
Wer von denen Einsteigern gut ankommt, wird weiter eingeladen (= spielt sich nach oben).
 
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Ich bin als Organisator für Einsteiger-Jam-Sessions tätig. Unsere Jazzinitative macht alle zwei Wochen regelmäßige Konzerte mit nachfolgender Session, wo sich erfahrungsgemäß eher die versierten Spieler zusammenfinden. Um aber gezielt die Einsteiger anzusprechen, und u.a. die Zukunft der Jazzinitative zu sichern, gibt es pro Halbjahr eine dedizierte Session für Einsteiger.

Dazu veröffentlichen wir den Termin sowie die Titel und Tonarten von 8 Stücken, die auf jeden Fall an dem Abend gespielt werden, sowie meine Kontaktdaten. Eine feste Rhythmusgruppe wird gebucht, damit die Session unabhängig von dazu kommenden Musikern stattfinden kann. Jeder kann spontan kommen, oder mich auch vorher ansprechen, um Fragen zu klären. Ich mache Leadsheets für alle Instrumente, damit alle von den gleichen Melodien und Harmonien ausgehen, und damit die Tempi vorher feststehen. Die Changes orientiere ich am RealBook und an iRealPro, damit alle zu Hause vorher üben können. Über die Zeit hinweg habe ich einen Pool von ca. 60 Stücken, aus denen ich pro Termin 8 auswähle.

Das ganze hat natürlich eine starke musikpädagogische Komponente. Muss auch sein, weil Einsteiger ja i.d.R. dazu lernen wollen und sollen. Dass weniger fähige Musiker die Bühne betreten, ist ja in Grenzen gwünscht und sowieso unvermeidbar. Bei den Einsteiger-Sessions verteile ich aber die Soli und die Anzahl der Chorusse, d.h. ich bin als Bandleader tätig.

Kommunikation auf der Bühne ist "part of the game" und muss genauso wie das Instrument gelernt werden. Wenn jemand spielen will, aber nicht kann, bekommt er nach zwei Chorussen den Hahn abgedreht und ich rufe den nächsten Solisten auf. Die Funktion des Bandleaders würde ich an deiner Stelle auf keinen Fall aus der Hand geben, denn Einsteiger sind in der Kommunikation und Selbstreflexion i.d.R. nicht so weit, dass sie neben dem Handling des Instruments ihre Außenwirkung dauernd im Blick haben. Das unausgesprochene Ziel der Session besteht darin, verbale, nonverbale und musikalische Kommunikation zu lernen und zu üben.

Diese Maßnahmen haben dazu geführt, dass die fähigeren Spieler verständnisvoller auf die Einsteiger reagieren, wenn klar ist, dass diese sich bemühen. Mit diesen Maßnahmen wird in den Grenzen des Machbaren eine möglichst hohe Ernsthaftigkeit und damit musikalische Qualität begünstigt. Kann ich nur empfehlen.
 
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