Orthographie in der Notenschrift

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Hallo,


Hab jetzt einen Job als Bassist in einer Big-Band bekommen. Der Leiter hat mir die Noten schon vorab zum Angucken mitgegeben.

Nun weiß ich ja, dass die Amerikaner Probleme mit dem Notenlesen- /-schreiben haben (aus Amerika kommen ja die ganzen TABs), aber leider wirkt sich das negativ auf mein Vomblattspiel aus. Die Noten sind nicht soo schwer, aber trotzdem bin ich an einigen Stellen hängengeblieben. Ich konnte den Rhythmus anhand des Notenbildes nicht erkennen. Die Notation des Rhythmus' folgt scheinbar keiner Regel.

In einem Forum diese Fehler auszudiskutieren, wäre müßig. Was ich ansprechen will ist die scheinbar planlose enharmonische Verwechslung in der Jazz-Notation.

Da steht in einer Note mit 3 b Vorzeichen: Bb, Db, F#, H, Bb. Natürlich hätte das Bb, Db, Gb, Cb, Bb heißen müssen. Jetzt könnt ihr sagen, dass ich kleinlich sei. Leider führen solche Sachen dazu, dass ich mich verspiele! Wenn da z. B. steht: Bb - H - Bb dann spiele ich intuitiv Bb - H - C!

Ich vermute den Gedanken des Arrangeurs: "Bassisten sind so blöd, die wissen nicht, wie ein Gb oder Cb aussieht und wo das auf dem Griffbrett liegt :p, also schreibe ich immer die Note, die im Quintenzirkel an erster Stelle liegt." An anderer Stelle in der selben Note heißt es jedoch: G - Gb - F. Da fragt man sich doch, warum er nicht G - F# - F geschrieben hat? Er sollte sein Anliegen wenigstens konsequent durchhalten.

Jetzt werdet ihr sagen, ein guter Bassist muss auch mit falsch geschriebenen Noten klar kommen. Dazu: 1. Ein guter Bassist kommt auch mit Tönen wie ges, des und ces klar. 2. ein guter Bassist hat auch Ahnung vom Notenschreiben und würde sich zumindest über die Noten wundern. Du bekommst Zweifel, ob der Arrangeur wirklich weiß, was er da macht.

Gerade bei Komponisten und Arrangeuren, die noch nicht bekannt sind, ist es wichtig, dass die Noten bequem lesbar sind. Wenn die Noten zu viel Arbeit machen, werden sie nicht gespielt. Da wir noch nicht geprobt haben, weiß ich nicht, wie die Arrangements klingen werden. Ich hoffe, dass sie nicht genau so falsch klingen wie die Orthographie der Noten. :rolleyes: Auf jeden Fall sind die Noten schon vorab ein Spaßblocker.

Was mich auch nervt ist, dass sich die Amerikaner nicht auf eine Akkordsymbolschrift einigen konnten. Beim Lesen hast du vielleicht 1 bis 1/2 Sekunde Zeit, um einen Takt zu erfassen. Wie soll ich auf einer Bühne mit schlechten Lichtverhältnissen zwischen Gma7 und Gmi7 unterscheiden können? Das gelingt mir schon hier auf dem Bildschirm kaum. Die entscheidenden Buchstaben i und a stehen irgendwo in der Mitte und sind auch noch kleiner geschrieben. Wenn sich die Buchstaben nur auf die 7 beziehen würden, das wäre ziemlich egal, aber ob Dur oder Moll, das sollte der Musiker schon eindeutig erkennen können. Deswegen verwende ich in meinen Arrangements eine andere Akkordsymbolschrift.

Die Noten, die der Leiter mir gegeben hat, sind kopiert. Auf einem Zettel steht links oben, fett gedruckt: "ass" :rofl: haha, jetzt ist auch klar, warum ich so scheiß Noten bekomme: als Bassist bin ich der Arsch in der Band. :p Gruß
 
Eigenschaft
 
Tja, erst mal: gut, dass du dich trotzdem da durchbeißt. Aber: gerade Veröffentlichungen für Schüler-Big-Bands sind mittlerweile sehr präzise und gut geworden. An einigen Stellen in deiner Argumentation tust du den Arrangeuren Unrecht.

Nun weiß ich ja, dass die Amerikaner Probleme mit dem Notenlesen- /-schreiben haben (aus Amerika kommen ja die ganzen TABs),

Das ist nicht haltbar...Jazz überhaupt in Noten zu fassen, ist ein Verdienst amerikanischer Musiker. Und um Schüler didaktisch sinnvoll an den Jazz heranzuführen, veröffentlichen amerikanische Verlage systematisch Noten wie "Easy Jazz Pack", die eine ideale Grundlage zum Lernen sind. Probleme mit dem Notenlesen ist definitiv keine typisch amerikanische Sache.

Ich konnte den Rhythmus anhand des Notenbildes nicht erkennen. Die Notation des Rhythmus' folgt scheinbar keiner Regel.

Um welche Stücke und welche Noten geht es denn genau? Von welchem Verlag? Gerade Rhythmusnotation ist mittlerweile so Standardisiert und regeldurchdrungen, dass ich das kaum glauben kann, dass du nach scheinbar regellosen Noten spielst.

Da steht in einer Note mit 3 b Vorzeichen: Bb, Db, F#, H, Bb. Natürlich hätte das Bb, Db, Gb, Cb, Bb heißen müssen.

Überhaupt nicht: wenn F# eine übermäßige Quinte eines Bb#5-Akkordes ist, ist F# die naheliegendste Schreibweise. Wenn das H die Terz eines G-Dur-Akkordes ist, ist das ebenso richtig. Die Entscheidung für eine bestimmte enharmonische Schreibweise ist immer harmonisch begründet.

Man kann natürlich als Arrangeur die jeweils andere enharmonische Schreibweise nehmen, wenn es dann leichter zu lesen ist. Aber in erster Linie legen es didaktisch gute Big-Band-Arrangeure drauf an, den Spielern die reale harmonische Situation in den Noten zu bieten.

Oder denkst du, wenn als Vorzeichen 3 b stehen, müssten alle alterierten Töne innerhalb des Stückes ebenso mit b alteriert sein? Wenn ja, muss ich dich mit dem Gegenteil enttäuschen: so eine Regel gibt es nicht, weder in Amerika, noch in Europa.

Ich vermute den Gedanken des Arrangeurs: "Bassisten sind so blöd, die wissen nicht, wie ein Gb oder Cb aussieht und wo das auf dem Griffbrett liegt :p, also schreibe ich immer die Note, die im Quintenzirkel an erster Stelle liegt." An anderer Stelle in der selben Note heißt es jedoch: G - Gb - F. Da fragt man sich doch, warum er nicht G - F# - F geschrieben hat? Er sollte sein Anliegen wenigstens konsequent durchhalten.

Also, da tust du dem Arrangeur mit Sicherheit Unrecht, auch wenn ich die konkrete Situation in den Noten nicht kenne. Aber die Schreibweise ist immer vom drüberliegenden Akkord abhängig. Vielmehr überblickt der Arrangeur die Situation klarer und tiefgehender als du, statt dass er dich für blöd hält.

Was mich auch nervt ist, dass sich die Amerikaner nicht auf eine Akkordsymbolschrift einigen konnten. Beim Lesen hast du vielleicht 1 bis 1/2 Sekunde Zeit, um einen Takt zu erfassen. Wie soll ich auf einer Bühne mit schlechten Lichtverhältnissen zwischen Gma7 und Gmi7 unterscheiden können? Das gelingt mir schon hier auf dem Bildschirm kaum. Die entscheidenden Buchstaben i und a stehen irgendwo in der Mitte und sind auch noch kleiner geschrieben. Wenn sich die Buchstaben nur auf die 7 beziehen würden, das wäre ziemlich egal, aber ob Dur oder Moll, das sollte der Musiker schon eindeutig erkennen können.

Da stimme ich dir allerdings zu. Das ist eine Unsitte.

Harald
 
Hallo Harald, Danke für das posting.

Das ist nicht haltbar...Jazz überhaupt in Noten zu fassen, ist ein Verdienst amerikanischer Musiker.
Natürlich! Das setzt aber zunächst einmal Kenntnis in der Notenschrift voraus. Ich bezweifle, dass die Amerikaner das damals hatten. Erstaunlicherweise haben sie sich keine neue Notenschrift ausgedacht, sondern haben die europäische (bzw. italienische -> die alten Mönche in Rom) Notenschrift genommen. Das hätten sie sicherlich auch mit der Akkordschreibweise gemacht. Ich gehe davon aus, dass sie sich eine eigene Akkordschreibweise ausgedacht haben, weil sie es nicht besser wussten.

Und um Schüler didaktisch sinnvoll an den Jazz heranzuführen, veröffentlichen amerikanische Verlage systematisch Noten wie "Easy Jazz Pack", die eine ideale Grundlage zum Lernen sind. Probleme mit dem Notenlesen ist definitiv keine typisch amerikanische Sache.
Mittlerweile sind die Noten im Vergleich zu denen aus den 80ern wirklich gut geworden, aber immer noch verbesserungswürdig. Ich meine auch nicht den Schwierigkeitsgrad des Arrangements. Gerade bei schwer zu spielenden Arrangements ist eine einfache Schreibweise wichtig.

Um welche Stücke und welche Noten geht es denn genau? Von welchem Verlag? Gerade Rhythmusnotation ist mittlerweile so Standardisiert und regeldurchdrungen, dass ich das kaum glauben kann, dass du nach scheinbar regellosen Noten spielst.
Birch Island Music Press. Beispiel: in einem Takt stehen zwei Viertel mit staccato Punkt. Dann folgt eine Achtel und eine Achtel Pause. Danach folgen noch zwei Achtel. Leider stehen die ersten beiden Viertel optisch dichter aneinander, so, wie es bei Achteln ist. Wenn ich eine Pause sehe, denke zunächst, dass diese auf Schwerpunkt kommt. Also las ich versehentlich eine Synkope (1/8 - 1/4 - 1/8), dann die 1/8 Pause auf 3. Das haute dann aber nicht mit den beiden verbliebenen Achteln hin.
Hätte man statt der achtel Note + achtel Pause nicht einfach eine viertel Note mit staccato schreiben können? Zumal man vorher auch staccato-Viertel notiert hat? Ich dachte, die Notation der Jazzmusik sei nicht so genau wie in der klassischen Musik, man lässt dem Musiker mehr Freiheit für die Interpretation? Dabei ist es genau umgekehrt: die klassische Musik ist grob notiert, der Jazz grundlos übertrieben haargenau. Ich verweise hier auf die Notation von Verzierungen und Trillern. In der klassischen Musik nur grob skizziert, im Jazz ausnotiert. :confused:

Überhaupt nicht: wenn F# eine übermäßige Quinte eines Bb#5-Akkordes ist, ist F# die naheliegendste Schreibweise. Wenn das H die Terz eines G-Dur-Akkordes ist, ist das ebenso richtig. Die Entscheidung für eine bestimmte enharmonische Schreibweise ist immer harmonisch begründet.
haha, spiel mal durch: Bb - Db - F# - H - Bb ich höre da eine Quintfall-Sequenz. Außerdem geht ein H zu C (G/H - C) und nicht zu Bb. D. h. in den Noten steht was anderes als das, was ich höre.

Man kann natürlich als Arrangeur die jeweils andere enharmonische Schreibweise nehmen, wenn es dann leichter zu lesen ist. Aber in erster Linie legen es didaktisch gute Big-Band-Arrangeure drauf an, den Spielern die reale harmonische Situation in den Noten zu bieten.
Da bin ich deiner Meinung, sogar noch extremer: im Zweifel würde ich mich immer für die harmonisch korrekte Schreibweise entscheiden. Dass die enharmonische Schreibweise einfacher zu lesen wäre, ist ein Trugschluss.
Es kann sein, dass ich für die meisten Leser hier im Forum kleinlich genau erscheine. Man tut den Musikern keinen Gefallen, wenn man eine eigenartige Notation im Jazz mit den Worten "it's jazz!" abtut. Die Notation der klassischen Musik ist schon hunderte Jahre alt, die Notation der Jazz Musik steckt noch in den Kinderschuhen.

Ich spielte eine zeitlang als Bassist in einer Prog-Rock Band. Um die Probezeit zu verkürzen, hatte ich mich entschieden, alle Stücke zu transkribieren. Außerdem könnte man, wenn Noten vorhanden sind, einen Sub engagieren, wenn ich für einen Gig keine Zeit habe. Und so kam es dann auch: ich musste einen Gig absagen. Die Band suchte sich einen Musikstudenten. Sie probten 1x, dann kam der Gig. Nach dem Gig erzählte mir die Band, dass sie sich gewundert hätten, dass der Bassist alles fehlerfrei bei nur einer Probe spielen konnte (die Arrangements waren so kompliziert, dass die Noten pro Stück über drei Seiten gingen...). Daraufhin soll der Bassist gesagt haben, es sei für ihn kein Problem gewesen, weil die Noten sehr gut lesbar waren. :great:

Vielmehr überblickt der Arrangeur die Situation klarer und tiefgehender als du, statt dass er dich für blöd hält.
Was zu beweisen wäre. Ich werde mich nach der Probe noch mal melden.
 
[Jazz überhaupt in Noten zu fassen, ist ein Verdienst amerikanischer Musiker] Natürlich! Das setzt aber zunächst einmal Kenntnis in der Notenschrift voraus. Ich bezweifle, dass die Amerikaner das damals hatten.

Dann beschäftige dich mal mit der Jazzgeschichte, insbesondere mit den Ragtime-Pianisten vor 1900, den kreolisch-stämmigen Musikern in New Orleans zwischen 1900-1920 und mit dem Chicago-Jazz der 20er. Dann wirst du sehen, dass die Kenntnis der Notenschrift bei vielen kreativen und einflussreichen Musikern durchaus vorhanden war.

Erstaunlicherweise haben sie sich keine neue Notenschrift ausgedacht, sondern haben die europäische (bzw. italienische -> die alten Mönche in Rom) Notenschrift genommen. Das hätten sie sicherlich auch mit der Akkordschreibweise gemacht. Ich gehe davon aus, dass sie sich eine eigene Akkordschreibweise ausgedacht haben, weil sie es nicht besser wussten.

Also erstmal: die Grundlagen der europäischen Notenschrift gehen auf Guido d'Arrezzo zurück, und sein Traktat über die Notenschrift hat er als Lehrer in Norditalien verfasst. Und die Akkordsymbolschrift ist mit Sicherheit nicht aus Unwissenheit entstanden, sondern als Kurzschrift. Vermutlich ist sie im Umfeld der Tin Pan Alley-Songindustrie zwischen 1910-1920 entstanden. Hier ein Beispiel von 1913. Deine Vermutung, dass amerikanische Musiker sich die Akkordsymbolschrift ausgedacht hätten, weil sie es nicht besser wussten, ist schon recht überheblich.

Beispiel: [...]Hätte man statt der achtel Note + achtel Pause nicht einfach eine viertel Note mit staccato schreiben können? Zumal man vorher auch staccato-Viertel notiert hat?

Es gibt viele denkbare Situationen, wo eine Schreibweise wie von dir beschrieben durchaus Sinn machen kann. Wenn z.B. in den Bläserstimmen (z.B. Saxophonen) eine Achtellinie läuft, die eben mit einer einzelnen Achtelnote endet, die der Bass mitspielen soll, hat der Bass eben am Phrasenschluss eine Achtelnote. Wenn davor der Bass an z.B. rhythmisch an die Posaunen angehängt war, die Staccato-Viertel-spielten, ist das Resultat eben zuerst Staccato-Viertel und dann eine Achtel mit Achtelpause.

Auch für das von dir beschrieben Szenario gibt es sicher einen guten Grund. Den kann man aber erst erkennen, wenn man die Partitur analysiert. Hast du das bereits getan? Wenn nicht, solltest du es erstmal tun, bevor du so ein Urteile fällst wie "Die Notation des Rhythmus' folgt scheinbar keiner Regel."

haha, spiel mal durch: Bb - Db - F# - H - Bb ich höre da eine Quintfall-Sequenz. Außerdem geht ein H zu C (G/H - C) und nicht zu Bb. D. h. in den Noten steht was anderes als das, was ich höre.

Dann mach dir mal drüber Gedanken, ob deine Hörgewohnheiten nicht vielleicht mal erweitert werden sollten. Nach einem G/H-Akkord kann durchaus ein Bb-Dur-Akkord kommen, z.B. C - G/H - Bb - F/A. Dann wird das H im Bass eben zum Bb weitergeführt. Es gibt kein Gesetz, dass ein H zu einem C weitergeführt werden muss. Und Bb - Db - F# - H - Bb soll eine Quintfallsequenz assoziieren? Das muss man schon sehr viel Phantasie mitbringen, bei den gerade mal zwei Quinten, die sich deuten lassen könnten (abwärts Db-Gb und abwärts F#-H).

Da bin ich deiner Meinung, sogar noch extremer: im Zweifel würde ich mich immer für die harmonisch korrekte Schreibweise entscheiden.

...und? Ist denn die problematische Stelle Bb - Db - F# - H - Bb harmonisch korrekt geschrieben? Hast du das mal anhand der Partitur analysiert?

Es kann sein, dass ich für die meisten Leser hier im Forum kleinlich genau erscheine.

Nein, kleinlich genau erscheinst du überhaupt nicht - nur festgelegt auf Vorurteile. Wenn du dich mal mit der Geschichte des Jazz befasst und ein wenig Analyse an den konkreten Stücken deiner Band betreibst, wirst du viele Urteile und Ansichten revidieren können und ein positiveres Verständnis dafür entwickeln, warum was wie notiert wird. Keiner will dir was Böses oder hält dich für blöd. Aber es liegt an dir, ob du offen genug bist, Vorurteile abzulegen.

Harald
 
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Vielleicht hat man DAZU das Dreieck erfunden ... ?
Waren das nicht auch die netten Mönche von Rom, oder sogar der alte Pythagoras?
Damit nicht das Licht über die Qualität der Musik entscheidet, entschied ich mich für diese Variante:
Cm7 und CMA7 .Da muss schon Finsternis über uns kommen um das zu verwechseln.


Hallo Fretless,

ich bewundere HaraldS wie sehr er sich doch bemüht Deiner Argumentation zu folgen. Hut ab! Besteht doch Deine Argumentation rein aus Deiner persönlichen Meinung ohne dass Du uns überhaupt nur einen Schimmer von den Big-Band-Charts, um die es hier geht, offenbarst. Ich garatiere Dir, wenn Du die ein oder andere für Dich unverständliche Passage hier mal 1:1 reinstellen würdest sich so einige Geheimnisse von alleine lüften würde.

Wusstest Du überhaupt, dass es hinsichtlich Vorzeichnungen in den Charts verschiedene Gesetzmäßigkeiten gibt?
Nehmen wir an Du befindest Dich in der Tonart Bb Dur und die aktuelle Harmonie ist Dm7 G7(b9). Die Melodie hat dann z.B. beim G7(b9) ein "b" als Halbe. Hier schreibt man aus harmonischen Gründen auf jeden Fall ein "b" mit Auflösezeichen. Spielt aber an der gleichen Stelle jedoch die Melodie eine stufenweise, absteigende Passage mit Achtelbewegung wird man durchaus c cb bb notieren.
Bei Letzterem hat das "weniger Vorzeichen setzen" Priorität vor der harmonischen Korrektheit.



PS
Kommen TABs nicht aus dem Tabiland?
 
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Waren das nicht auch die netten Mönche von Rom, oder sogar der alte Pythagoras?

Ich dachte mehr an sowas hier ... :

Major.jpg

Ich weiß, daß D U das auch weißt ... aber vielleicht gibt´s ja Leser hier, die´s nicht wissen, aber wissen MÖCHTEN ... :)

LG, Thomas
 
Dann beschäftige dich mal mit der Jazzgeschichte, insbesondere mit den Ragtime-Pianisten vor 1900, den kreolisch-stämmigen Musikern in New Orleans zwischen 1900-1920 und mit dem Chicago-Jazz der 20er. Dann wirst du sehen, dass die Kenntnis der Notenschrift bei vielen kreativen und einflussreichen Musikern durchaus vorhanden war.
Das glaube ich dir, widerspricht aber nicht meiner Aussage. Das bedeutet lediglich, dass sich die Amerikaner der europäischen Kultur bedient haben.

Also erstmal: die Grundlagen der europäischen Notenschrift gehen auf Guido d'Arrezzo zurück, und sein Traktat über die Notenschrift hat er als Lehrer in Norditalien verfasst.
Der Satz ist so formuliert, dass du den Eindruck erweckst, du wolltest mir widersprechen. Dabei ist es genau das, was ich vorher schon geschrieben hatte: Guido d'Arrezzo ist ein italienischer Mönch.

Und die Akkordsymbolschrift ist mit Sicherheit nicht aus Unwissenheit entstanden, sondern als Kurzschrift. Vermutlich ist sie im Umfeld der Tin Pan Alley-Songindustrie zwischen 1910-1920 entstanden. Hier ein Beispiel von 1913.

Das mag wohl sein, widerspricht aber nicht dem, was ich gesagt habe. Ich hatte geschrieben, dass die Akkord-Kurzschrift aus Italien mehrere hundert Jahre älter ist als die in den USA. Die Behauptung, die Amerikaner hätten nichts darüber gewusst, ist also nur folgerichtig und hat mit meiner persönlichen Meinung nichts zu tun. Übrigens danke für die Mühe mit den links, aber gerade das letztere link ist sicherlich kein Dokiument aus dem Jahre 1913. Das erkenne ich an den easy-play Griffbildern, die kein Jazzgitarrist benutzen würde.

Deine Vermutung, dass amerikanische Musiker sich die Akkordsymbolschrift ausgedacht hätten, weil sie es nicht besser wussten, ist schon recht überheblich.
Es wäre überheblich, wenn ich Guido d'Arrezzo wäre. Ich darf hier aber nur Gedankenanstöße geben. Mich als überheblich zu bezeichnen, wäre vergleichbar, als wenn ich dich als überheblich bezeichnen würde, weil du behauptest, die Amerikaner hätten die erste Akkordsymbolschrift erfunden. Was aber nicht sein kann, weil du kein Amerikaner bist.

Es gibt viele denkbare Situationen, wo eine Schreibweise wie von dir beschrieben durchaus Sinn machen kann. Wenn z.B. in den Bläserstimmen (z.B. Saxophonen) eine Achtellinie läuft, die eben mit einer einzelnen Achtelnote endet, die der Bass mitspielen soll, hat der Bass eben am Phrasenschluss eine Achtelnote. Wenn davor der Bass an z.B. rhythmisch an die Posaunen angehängt war, die Staccato-Viertel-spielten, ist das Resultat eben zuerst Staccato-Viertel und dann eine Achtel mit Achtelpause.
Da nehme ich es als Arrangeur nicht so genau. Ich würde mich immer für die Interpretationsfreiheit und die Lesbarkeit entscheiden. Das, was du beschreibst, sind Feinheiten.


Dann mach dir mal drüber Gedanken, ob deine Hörgewohnheiten nicht vielleicht mal erweitert werden sollten. Nach einem G/H-Akkord kann durchaus ein Bb-Dur-Akkord kommen, z.B. C - G/H - Bb - F/A. Dann wird das H im Bass eben zum Bb weitergeführt. Es gibt kein Gesetz, dass ein H zu einem C weitergeführt werden muss. Und Bb - Db - F# - H - Bb soll eine Quintfallsequenz assoziieren? Das muss man schon sehr viel Phantasie mitbringen, bei den gerade mal zwei Quinten, die sich deuten lassen könnten (abwärts Db-Gb und abwärts F#-H)..
Ok, ich werde berichten, wie es hinterher klingen wird und werde den Bg-Band Leiter auf die Noten ansprechen. Leider fehlen bei diesem Stück die Akkordsymbole! Du hast recht, aus diesem Grund schreibe ich bei Bass-Noten immer Akkordsymbole darüber. Das ist für Bassisten wichtig, wenn sie 1. Probleme mit dem Notenlesen haben und 2. nicht genau den Noten folgen möchten, sondern improvisieren wollen. Gruß

- - - Aktualisiert - - -

Hallo Fretless,

ich bewundere HaraldS wie sehr er sich doch bemüht Deiner Argumentation zu folgen. Hut ab!
Tja, das war eigentlich nur eine Frage der Zeit, dass so ein abfälliger Kommentar kommen würde. Ich wusste das schon, bevor ich diesen thread startete, habe aber trotzdem das geschrieben, was ich denke. Warum habe ich das gemacht? Der Grund liegt darin, dass ich eine langjährige Erfahrung im Lesen klassischer Noten habe und mich wundere, wie unleserlich die Jazz-Noten geschrieben sind. Dass das so ist, könnte - wie du schreibst - meine persönliche Meinung sein. Doch wenn man sich vor Augen führt, dass die Notation in Europa wesentlich älter ist als die in Amerika, erscheint meine Argumentation glaubwürdiger als deine. Zumal man den Musikern keinen Gefallen tut, wenn man dir recht geben würde. Ich weiß es, denn ich bin Musiker.
 
PS
Kommen TABs nicht aus dem Tabiland?

:rofl:

Sie sind vor allem keine amerikanische Erfindung, sondern durchaus auch europäischen Ursprungs. Der Wikipedia-Artikel zum Thema Tabulatur dürfte hier genügend Auskunft geben.


@fretless bassist
Worauf willst du denn hinaus? Dass wir dir hier alle zustimmen und sagen, dass die Noten verkehrt sind? Würde dir das helfen? Müsstest du nicht trotzdem damit klar kommen - oder dir die Noten so umschreiben, dass sie für dich Sinn ergeben - und dann eventuell erleben, dass der Dirigent dich auf Töne anspricht, die du so garnicht mehr in deiner Version stehen hast? Oder wolltest du dir eigentlich nur was von der Leber schreiben? Du hinterlässt mir mit deinen Beiträgen ein Rätsel.
 
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Da nehme ich es als Arrangeur nicht so genau. Ich würde mich immer für die Interpretationsfreiheit und die Lesbarkeit entscheiden. Das, was du beschreibst, sind Feinheiten.
es macht schon sinn in einem großem ensemble interpretationsvorgaben zu notieren. stell dir ein unisono, das die rhytmusgruppe mit den saxophonen hat, vor, bei dem jeder die phrase interpretiert wie er es für richtig hält? da ist das einfachste es reinzunotieren. na klar, zum lesen ist das erstmal nicht so wichtig, an der dynamik wird ja dann meist in den proben gearbeitet.
man muss bei solchen lese-jobs lernen zunächst das wichtigste zu spielen was auf dem blatt steht, so dass das stück erstmal funktioniert, aber dann dennoch auf die phrasierungs- und artikulationsvorgaben achten.
 

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