Die "Gary Willis"-Methode ist sehr bequem und ergonomisch, allerdings ist die Fingerposition (diagonal zur Saite) nicht jedermanns Sache, wie Du schon festgestellt hast. Dazu sei gesagt, daß Willis nicht an den Saiten reisst, sondern sie bei großer Verstärkung nur relativ zart anzupft, was ich generell befürworte und jedem Bassisten nahelege, da man durch leises Spiel und größere Verstärkung automatisch mehr dynamischen Spielraum nach oben hat, als wenn man von vornherein mit großem Kraftaufwand spielt. Insgesamt ist das natürlich ne Soundfrage (extreme Schnarr-Sounds etc bedarfen nunmal eines brachialen Anschlags)
Mir ist es auch lieber, mit mehr Verstärkung zu spielen und die Saiten nur sanft zu zupfen, weil es mir vorkommt, dass ich da sauberer und schneller spielen kann. Außerdem bin ich lockerer, weil ich weniger Kraft aufwenden muss. Wenn ich mit Daumen oder Plek spiele, nehme ich eine ähnliche Haltung ein wie Gary Willis (Hand natürlich noch etwas weiter unten), weil ich da eben von schräg vorne komme, nur wenn ich eben das Fingerpicking verwende (und das ist ungefähr 95 % der Zeit, die ich spiele) ist es mir lieber, wenn ich die Saiten gerade anzupfe. Gibt für mich ein besseres Feeling. Da muss ich dann schauen, dass ich den Unterarm mehr hebe, ohne einen Krampf in der Schulter zu bekommen.
Zurück zur Handhaltung: Am Anfang mag es Dir unnatürlich vorkommen den rechten Ellenbogen immer oben zu halten, aber das ist nunmal die Crux mit den angewöhnten Unarten: Es dauert eine Weile bis man sich an die neue Haltung gewöhnt hat. Aber im Endeffekt lohnt es sich, auch wenn man als Gelegenheits-Bassist keiner Dauerbelastung ausgesetzt ist. Eine gesunde Handhaltung ermöglicht auch einfacheres, schnelleres und dann auch saubereres Spielen.
Ja vor allem glaub ich muss man mal die Kraft in den Schultern bekommen, dass man den Ellbogen nicht wieder sinken lässt und die "Faulenzerhaltung" wieder einnimmt, weil sie für den Arm so bequem ist.
Übrigens, wenn der Bass im umgehängten Zustand etwas niedriger ist als im Sitzen, dann ist das auch nicht so schlimm. Er sollte halt nicht unbedingt bei den Knien hängen. Das ist zwar toll für die rechte Hand, aber dafür kämpft dann die linke Hand um auf die E-Saite zu kommen.
Ja, hab schon verschiedene Längen des Gurts ausprobiert, aber wenn der Bass tief hängt, kommt das meiner Greifhand gar nicht entgegen, da komm ich nicht mehr so komfortabel an die Bünde ran und nehme irgendwie eine unnatürliche Haltung an. Außerdem wie Du gesagt hast, müsste ich eine andere Technik wie im sitzen anwenden. Da ich beim üben doch sehr viel sitze, ist eben der Bass in Bauchhöhe dann der gute Kompromiss. Er ist zwar ein klein wenig tiefer als im sitzen aber nur so viel, dass ich auch im stehen mit der gleichen Technik spielen kann wie im sitzen.
Das ewige Thema mit der korrekten Zupftechnik ist übrigens so alt wie der E-Bass selbst, denn die ersten E-Bassisten übernahmen mehr oder weniger die Pizzicato-Technik vom Kontrabass. Doch hier werden die Finger diagonal von oben auf senkrecht gespannte Saiten gelegt, was ergonomisch perfekt passt (der Mittelfinger ist ein Stück länger als der Zeigefinger. Diagonal von oben an die Saite geführt liegen beide Fingerkuppen gleichzeitig auf der Saite). Das Zupfen in dieser Form war also nie für "waagerechte" Gitarreninstrumente vorgesehen. Für alle anderen Instrumente gibt es eine, meisst Jahrhunderte alte, korrekte und gesunde Handhaltung. Beim Bass ist, mal abgesehen von vielen grundsätzlich unterschiedlichen Spielstilen (z.B. Slap'n'pop, Plectum), ein Vakuum.
Ja, aber zum Glück gibt es hier viele erfahrene Bassisten, die schon lange und viel spielen und dadurch fast zu ergonomisch angenehmen und gesunden Haltungen gezwungen sind. Davon können eben Anfänger wie ich doch sehr profitieren. Einen großen Dank dafür. Werd mich in nächster Zeit mal selbst beobachten und schauen, dass ich die Haltung auch korrekt hinbekomme und nicht wieder in mein Altes Muster verfalle. Nach einem halben Jahr ist es ja noch nicht so eingebrannt, dass man's nicht noch ändern könnte. Werde mich dazu auch mal mit meiner Bass-Lehrerin besprechen und sie fragen, was sie dazu sagt und sie ev. auch bitten, meine Haltung zu beobachten und mich zu korrigieren. Sie ist da eher offener und versteift sich nicht auf gewisse Dinge. Sie zeigt mir immer die Alternativen und ich kann mir dann die raussuchen, die für mich am besten passt.