Pianoakkordeon-Klaviatur: Tastenkanten, Ganztontasten, Halbtontasten

Akkordeonengel
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Guten Abend,

ich möchte einige meiner Beobachtungen schildern.

Ganztontasten:
In den alten goldenen Zeiten (ca. bis Mitte des letzten Jahrhunderts) wurden Tastenakkordeons mit einer Tastatur hergestellt, deren Ganztontasten abgerundete Kanten hatten. Ein schönes Beispiel ist die Morino VIM:
_57.JPG

Dann gab es eine Veränderung, die ich leider nicht als Fortschritt bezeichnen kann. Die Hersteller begannen, Tasten mit einer hervorstehenden Kante in die neuen Instrumente einzubauen:
20230429_163838.jpg 20230429_163842.jpg

Deshalb habe ich als Kind ein Trauma erlebt, als eine andere Person an mir vorbeiging, den Rand der Tastatur meines Instruments mit dem Rand seiner Kleidung berührte und eine der Ganztontasten (seine Alu-Hebel) verbogen wurde. Das Risiko entsteht auch bei unvorsichtiger Manipulation beim Einlegen des Akkordeons in den Koffer – mit der Möglichkeit, dass sich die Kanten der Ganztontasten am Kofferrand verhaken. Der Teufel steckt jedoch auch hier im Detail! Das Foto zeigt zwei Instrumente, beide mit "moderner" Klaviatur:
20230319_125051.jpg

Bei detailliertem Hinsehen zeigt sich jedoch, dass beim linken Instrument (mit 45 Tasten, Dineta) der Rand der Klaviatur viel stärker hervorsteht als beim rechten Instrument (mit 41 Tasten, Cantus):
20230426_191515.jpg 20230429_113434.jpg 20230429_113507.jpg 20230429_114042.jpg 20230429_114104.jpg

Außerdem hat das rechte Instrument (die Cantus) eine deutlich massivere Holzkante des Griffbretts. Daraus lässt sich schließen, dass die klingenthaler Designer dieses Instruments in Zusammenhang gedacht haben - ihre technische Lösung scheint mir "sicherer" zu sein. Wobei auch das Konzertinstrument mit 45 Tasten zu spielen ist eine Schönheit und ein Traum. Man spürt, dass das Instrument für ihn spielt. Aber! Ich würde es nicht zu einer größeren Menschenmenge bringen. Und ich bewahre sie zu Hause in einem Rucksack auf (die Cantus ist im Koffer).

Halbtontasten:
Es gab bereits eine Debatte zu diesem Thema. Mich interessierte jedoch eine Aussage in einem anderen Thread: „... Was mich ehrlich stört, sind die schmalen Tasten beim Pianoakkordeon, insbesondere wenn ich zwischen die schwarzen Tasten greifen muss für Akkorde. Das ist auf dem Klavier angenehmer. ...“ Genau so habe ich mich auf der Original-Tastatur (vor der Restaurierung und Überholung) meines Instruments gefühlt:
Dineta 02.jpg

Erinnerungen an die Kindheit: Meine Lehrerin hat mich oft daran erinnert: „Hab keine Angst und gehe während des Spiels mit den Fingern zwischen die schwarzen Tasten, das ist ein tolles Orientierungselement.“ Aber mittlerweile bin ich erwachsen geworden und meine Finger sind dicker und robuster. Und daher eine Tastatur, die für einen 16-jährigen Teenager geeignet war, passte nicht mehr für einen 40-jährigen Mann. Und deswegen habe ich es ersetzen lassen.
Fotografia3164.jpg

Auf dem oberen Foto mit der Cantus ist die Dineta schon mit der neuen Tastatur. Ich bin sehr zufrieden, es ist haptisch angenehm und ermöglicht durch die unterschiedlich weiten Halbtonabstände eine taktile Orientation ohne Sehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die originale Tastatur von meiner Cantus trotz der breiteren Halbtontasten perfekt zu mir passt…

FAZIT:
Alle aufgeführten Eigenschaften können zu Recht als Details betrachtet werden. Aber gerade diese Details entscheiden oft darüber, ob man bei einem Instrument bleibt oder vierzig andere probiert...

Liebe Grüße, Vladimir
 
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Hallo zusammen,

aus der Erinnerung kann ich noch ergänzen: als Hohner die Atlantic-Serie neu auf den Markt brachte - so Ende der 1950er-Jahre - , wurde diese u.a. damit beworben, dass die Oberfläche der Ganztontasten nicht eben sondern leicht gewölbt war. Diese Wölbung würde ein flüssigeres Spiel ermöglichen.

Ich selbst hatte so eine Atlantic, mangels Vergleich konnte ich das Hohner-Argument vom flüssigeren Spiel nicht bestätigen. Aber wenn es bei mir nicht flüssig war, lag es immer am Spieler und nicht an den Tasten. Und die mir bekannten Morino-Spieler mit ihren ungewölbten Tasten kamen mir oft viel flüssiger vor als ich mit meinen gewölbten Atlantic-Tasten. Wobei klar ist, dass zur damaligen Zeit die Morino-Spieler schon die Extra-Klasse der Akkordeon-Spieler waren.

Inzwischen höre und sehe ich nichts mehr von gewölbten Tasten und/ oder resultierendem flüssigeren Spiel.

Viele Sonntagsgrüße

morino47
 
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Hallo zusammen,

aus der Erinnerung kann ich noch ergänzen: als Hohner die Atlantic-Serie neu auf den Markt brachte - so Ende der 1950er-Jahre - , wurde diese u.a. damit beworben, dass die Oberfläche der Ganztontasten nicht eben sondern leicht gewölbt war. Diese Wölbung würde ein flüssigeres Spiel ermöglichen.
Hallo!
Mich würde interessieren, wie diese Wölbung aussieht. Ist es längs oder quer? ... Kannst du das näher beschreiben?
 
Ja gerne. Ich versuche es mal unpräzise, aber anschaulich: lege mal ein Frankfurter Würstchen der Länge nach auf eine Ganztontaste. Die obere Rundung des Würstchens war prinzipiell die Art von Rundung auf den Atlantic-Tasten. Ich hoffe, dass die Frage damit beantwortet ist. Wenn nicht, müsstet Ihr eine geometrische Erklärung über Euch ergehen lassen.

Vielleicht kann auch jemand, der noch so eine Atlantik besitzt, ein passendes Bild einstellen, z.B. @morigol .
 
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ich würde interessieren, wie diese Wölbung aussieht. Ist es längs oder quer?
die Wölbung war quer zur Taste... da gibts aber verscheidene Ausführungen. Hhohner hat da örter mal experimentiert. manchmal war die Taste auf der ganzen Breite mit einer liechen Wölbung versehen, so das die Tastenmitte erhaben war und die Kanten etwa tiefer , manchmal war es nur eine stärkere "Verrundung" der kante... und mitunte rwar es zur gleichen Bauzeit auch möglcih dass es Versionen mit flachen und gerundeten Tasten gab bei der Gola hab ich das schon mehrfach gesehen.

Muss heute abend mal schauen, ob ich aussagekräftige Bilder dazu finde...

Die Bauform dass die Tastenoberseite etwas über die Tastenkante hervorsteht ist allerdings sehr weit verbeitet und wird schon sehr lange so verbaut. Quer durch alle Hersteller. Der Vorteil für den Hersteller besteht vermutlich darin, dass sich der Tastenbelag leichter in eine andere Ausführung wechseln läst, ohne die Taste komplett zuerlegen zu müssen.
Der Vorteil für den Spieler ist dass man die Taste leichter fassen kann, wenn man z.B. Bending oder so machen will... der große Nachteil für den Benutzer liegt allerdings darin, dass man mit diesen vorstehenden Tastenkanten wirklich leicht hängen bleibt und sich die Taste verbiegt... da "durfte" ich auch schon mehrere solche Schäden reparieren:weird:
 
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Ah, ich danke euch!
Jetzt hab ichs. Und ich stelle fest, dass meine alte Lucia auch solche gewölbten Tasten hat. Im Sinne von der Länge nach konvex. "Flüssigeres Spiel" könnte bedeuten, dass man leichter über die Taste zur benachbarten "rutschen" kann. Wenn man sanft über die weißen Tasten drüber streicht, merkt man, dass jede Taste einen sanften Hügel bildet. Ergo fühlt man bei gleitenden Wechsel leichter, ob und wieviel Tasten man "überquert" hat, sofern man sie leicht berührt. Das macht eigentlich Sinn, wenn man das ausnutzt und seine Finger eben so bewegt.
In diesem Zusammenhang erwähne ich, dass meine Morino VM auch Wölbungen hat, aber konkav. Das heißt, die Tasten bilden eine leichte Vertiefung. Dies fühlt sich für mich sehr Griffsicher an, dazu noch die breiten schwarzen Tasten. Ob diese Vertiefungen gewollt sind, wage ich nicht zu sagen. Es ist durchaus möglich, dass dies erst im nachhinein aufgrund des Alters und der Veränderung des Holzes/weichen Kunststoffs so gebildet hat. Jedenfalls geben diese Tasten sowohl durch ihre Form als auch durch ihre Konsistenz ein äußerst kontrolliertes Spielgefühl her.
 
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