Pimp your Cheapo: J&D JM10. Ein Bericht

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Ich möchte hier von einer Gitarre berichten, die ich eher zufällig entdeckt habe, die sich mittlerweile aber zu meinem derzeitigen Lieblingsinstrument entwickelt hat.
Gefunden habe ich sie eines Tages als ich wieder mal durch die "Fundgrube" (heißt eigentlich Artrium oder so) des hiesigen Musicstores schlenderte, auf der Suche nach günstigen Retouren, B-Ware etc.
Ich stieß dann auf eine Retoure des folgenden Instruments:
https://www.musicstore.de/de_DE/EUR/Jack-Danny-JM10-MN-SFG-Surf-Green/art-GIT0011806-000
Die Optik (Jazzmaster-Interpretation in Surf-Green) hat mich sofort angesprochen. Als ich sie dann in die Hand genommen und trocken angespielt habe, gefiel mir sofort der etwas dickere Hals, der meinen großen Händen sehr entgegen kommt und auch dem Halsprofil meiner Hauptgitarre ähnelt (Framus Diablo). Auch sonst war die Bespielbarkeit ganz ordentlich, also habe ich sie für einen Preis von 77 Euro, für den man meiner Meinung nach nicht all zu viel falsch machen kann, mitgenommen. Als ich sie dann zuhause angespielt hatte, zeigten sich weitere Eigenschaften: Die Stimmstabilität ließ sehr zu wünschen übrig, dafür waren die Tonabnehmer erstaunlich brauchbar und auch der Steg und die Saitenreiter machten,
zum Beispiel im Vergleich zu Squier-Komponenten, einen recht hochwertigen Eindruck.
Da die Gitarre von vornherein als Bastelobjekt gedacht war, habe ich mich darauf gefreut, Hand anlegen zu dürfen. Folgende Modifikationen habe ich über ein knappes Jahr verteilt vorgenommen (chronologische Reihenfolge):

Mechaniken
Als erstes flogen die Mechaniken runter. Es handelte sich um die typischen Billigheimer: zwar gekapselt, aber trotzdem irgendwie Plastik-artig und hakelig mit relativ ungenauer Übersetzung.
Ersetzt wurden sie durch meine Lieblings-Replacements, nämlich die bekannten Klusons. Die passten exakt, sowohl in die Öffnungen als auch über die Löcher für die Schräubchen. Hier also nur erfreulicher Minimalaufwand. Durch zusätzliche Unterlegscheiben zum Staggern erzeugen die Mechaniken genug Saitendruck auf den Sattel, sodass ich den Saitenniederhalter für die D/G-Saiten weglassen kann. Tatsächlich lässt die Giatrre sich jetzt deutlich präziser und stimmen und die Stimmung bleibt stabil.

Elektrik
Die Billigkomponenten der Elektrik wurden ebenfalls durch Hochwertigeres ersetzt: 2 CTS 250K für Volume und Tone plus ein 22nf-Kondensator für musikalisch brauchbarere Regelergebnisse am Tone-Poti.
Sehr viel später wurde der Schalter durch einen Fender-Switch ersetzt. Ach ja: Eine Switchcraft-Buchse gab es natürlich auch.

PUs
Eingangs hatte ich ja gesagt, dass mir die Tonabnehmer eigentlich ganz gut gefielen. Allerdings wollte ich einen etwas kräftigeren Steg-PU da ich gerne auch mal verzerrt (Hard-)Rocke. Ein bei Ebay geschossener Tonerider Classic Blues vergrößerte das Problem eher (eigentlich klar, oder?) sodass ich einen Tonerider City Limits ausprobierte. Ich bin nach wie vor begeistert von diesem PU. Er liegt output- und soundmäßig zwischen Fender Texas Special und Seymour Duncan SSL-5 und macht einfach genau das, was ich von ihm erwarte.
Mittel- und Hals-Pu blieben erst mal gleich, da mir der Klang, insbesondere clean und crunchy, ausgesprochen gut gefielen. Es gab aber ein Phasenproblem in der Zwischenposition Steg+Mitte, da der Tonerider scheinbar in der Wicklungsrichtung ODER der Polarität von den anderen beiden PUs abwich. Außerdem war die Optik der Magnete bei den von J&D verbauten PUs doch etwas minderwertig. Deswegen habe ich dann letztendlich doch die beiden Werks-PUs durch Tonerider AlNiCo II Blues TRS4 ersetzt. Auch hier bin ich sehr positiv überrascht was das klanglich noch mal rausgeholt hat, ging es mir doch in erster Linie um Optik und Phasenlage. Ich bin wirklich kein Anhänger des uneingeschränkten Tonerider-Hypes, der in letzter Zeit hier um sich greift, aber die von mir hier verbauten Strat-PUs sind wirklich sehr hochwertig im Klang!

Kopfplatte
Nach wie vor hat es mir das "hipsterig-vintagige" Design der Gitarre angetan. Leider wird so eine Gitarre mit J&D-Schriftzug nicht besonders ernst genommen, da das Auge ja auch immer mithört! Also Hals, Mechaniken und Saitenniederhalter abmontiert und das Schmirgelpapier ausgepackt. In diesem Zuge auch direkt das gewöhnungsbedüfrtige Haken-Design der Kopfplatte mittels Säge, Feile und Schmirgelpapier "entschärft" und anschließend die Kopfplatte mit Leinöl/Wachs von Rockinger versiegelt. Zum Schluss noch einen original Fender American Standard-Saitenniederhalter draufmontiert. Das sieht doch gleich viel edler aus!

Fazit
Die Gitarre hat mir ja von Anfang an gut gefallen, man könnte auch sagen "die Basis stimmte einfach". Aber die Modifikationen haben sich wiklich gelohnt und aus dem 77-Euro-Fund ein wirklich gut klingendes, bespielbares und aussehendes Instrument gemacht. Wie sie klingt? Ich würde sagen sie hat im Prinzip alle guten Eigenschaften einer Strat: süßlicher Hals-PU und perkussiv-nagelnder Mittel-PU, beides insbesondere im Clean- oder Crunch-Betrieb. Am Steg geht es eher in Richtung P-90, also nicht ganz so konsequent Strat-typisch, was aber kein Nachteil ist, da man so auf outputschwachen Eierschneider-Sound verzichtet.
Das Einzige was man an der Gitarre noch verbessern könnte, sind die scharfen Grate an den Bundenden, aber irgend etwas ist ja immer...
Jetzt aber schnell vom Laptop ans Tablet gewechselt, damit ich euch auch mit Fotos versogen kann!

Ich freue mich natürlich wie immer über Fragen, Anregungen, Kommentare, Kritik, Diskussionen etc.

Achso: eine kleine optische Ungereimtheit gibt es noch. Wer sie findet bekommt einen Keks! ;-) (Und wehe es sagt jemand: "Der Gitarrist!"...)
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Reaktionen: 2 Benutzer
Schöner Bericht.
Du meinst jetzt aber nicht die weiße Kappe auf dem Schalter, oder?
 
Der Knopf vom Schalter???
Sonst schöne Gitte
 
Tja, es ist scheinbar ziemlich offensichtlich... :D
 

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