Presets samplen für Live-Betrieb?

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NuMetal92
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Hey Leute, ich bräuchte mal Hilfe bei folgender Problematik.
Ich spiele parallel Synthesizer und Gitarre in einer Band. Bisher hatte ich meine Presets auf den Synth's via Midi-Keyboard angespielt. Da mein Setup mittlerweile einige analoge Expander umfasst, wird das ganze langsam zu groß und umständlich für den Live-Betrieb. Ich hatte die Idee, meine einzelnen Sounds in einer DAW als WAV zu recorden, mir einen Sampler anzuschaffen und diesen damit zu bestücken. Wäre natürlich spitze, wenn sich an diesen eine Klaviatur anschließen lässt. Ich weiß nicht inwieweit das überhaupt möglich wäre, oder ob es hierfür auch "Sampling-Keyboards" gibt? Tut mir leid, wenn die Frage etwas hilflos erscheint, aber ich bin noch nicht soo vertraut auf dem Gebiet der Synthies. Also, für jegliche Tipps oder Vorschläge wäre ich dankbar!
 
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Synth-Presets sampeln und dann die Samples spielen geht schon. Zwar so gut wie nie kompromisslos... je nachdem, was es für Sounds sind, geht halt oft einiges verloren (Modulationen, Legato, Effekte, wie reagieren die Sounds, wenn man mehrstimmig spielt). Wenn es dir nicht so wichtig ist, dass es 100% wie vorher klingt, dann würde ich sagen, ist es einen Versuch wert.

Dann solltest du dich fragen, ob es ein Hardware-Sampler / Sampler-Keyboard sein soll oder auch Software auf'm Notebook eine Option ist. Letzteres ist ganz klar um Welten flexibler und einfacher zu handhaben als alles, was es an Hardware gibt (nicht so viel eigentlich). Eine Host-Software installieren (GigPerformer, Cantabile, MainStage etc.), Sample-Player installieren (Kontakt, Halion, Bliss - der kann auch VSTis sampeln ... man findet sicher auch was kostenloses), Samples reinladen, fertig. Viele Möglichkeiten und das Handling ist relativ einfach.

Falls Hardware, fallen mir tatsächlich an vollwertigen Sampler-Keyboards nur Nord Wave (wird nicht mehr hergestellt, cooles Teil, kann aber keine Multi-Samples) und Prophet X (riesiger Speicher und kann Multi-Samples, also auch für gesampelte Klaviere, E-Pianos, Brass etc. geeignet) ein. Samples abspielen könnte z.B. auch der Yamaha MOXD (auch Multisamples), die aktuellen Nord Stages/Nord Electros/Nord Pianos (die aber nur Samples mit einem Layer). Und die Kurzweil- und Dexibell-Pianos, die ich nicht so gut kenne, haben wohl auch Möglichkeiten mindestens das SF2-Format (SoundFont) zu laden. An aktuellen Rack-Samplern kenne ich nichts, bin aber nicht ganz auf dem Laufenden.

Ach so, absamplen womit? Es gibt natürlich Software dafür, so wie SampleRobot oder AutoSampler (bei Logic/MainStage dabei), die die Arbeit extrem erleichtern, weil sie automatisch aufnehmen, schneiden und exportieren. Manuell in der DAW geht's natürlich auch, ist aber je nachdem ne riesen Arbeit. Natürlich auch ne Kostenfrage. Ich kann SampleRobot empfehlen, gibt's jetzt auch seit nem halben Jahr in ner modernisierten Version, die ich soweit ganz ok geworden finde. Aber die Investition lohnt sich natürlich nur, wenn man's auch öfters bzw. regelmäßig braucht...

Soviel mal für den Anfang :) Habe bestimmt die ein- oder andere Alternative vergessen.
 
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Wow, zunächst mal danke für die ausführliche Antwort :D Das es mit standalone Hardware-Keys schwierig wird, hab ich schon vermutet. Von Notebooks auf der Bühne bin ich leider kein großer Fan, zumal meines echt nicht bühnentauglich wäre. Kompromisse bei Abstrichen von Sounds kann ich eingehen. Die polyphone Wiedergabe wäre aber ein schönes Feature ;) Vielleicht mal nur als Überlegung - würde das grundsätzlich funktionieren, z.B. einen Electribe-Sampler zu bestücken und ein MIDI-Keyboard zur Ansteuerung anzuschließen?
 
Du kannst dich auf jeden Fall schon mal darauf einstellen, daß es nicht nur "ein bißchen anders" klingt. Bestimmte Sachen kann man einfach nicht mit Samples abbilden.

Hüllkurven hast du bei Presets immer irgendwie im Einsatz, und sei es eine Verstärkerhüllkurve. Wenn du die mitsamplest, wird sie mit höheren Noten immer schneller und mit tieferen Noten immer langsamer (z. B. eine Oktave tiefer = Hüllkurve nur noch halb so schnell bzw. alles doppelt so lang). Willst du das nicht, brauchst du Multisamples mit einem Sample pro Halbton.

Wenn das Filter nicht 1:1 den gespielten Noten folgt, brauchst du das auch, weil du ja auch das Filter mitsamplest. Du willst ja unveränderte Presets so, wie sie sind, samplen.

In dem Augenblick, wo auch nur ein einziger LFO zum Einsatz kommt, der weder per Tastendruck neu gestartet wird (also frei schwingt) noch so schnell ist, daß seine Phasenlage scheißegal ist, kannst du Samplen komplett vergessen. Beim Originalsynth klingt exakt dieselbe Note jedes Mal, wenn du sie spielst, anders, weil der LFO jedes Mal gerade woanders ist. Paradebeispiel: Van Halen – "Why Can't This Be Love". Den Sound kannst du als Sample komplett vergessen.

Dito alles, was irgendwie zufallsbestimmt ist. Zum Beispiel typisch klischeehaft spaciges 70er-Jahre-S&H-Gepiepe und -Geplinker. Wenn du das auf dem Originalsynth spielst, kriegst du mit jedem Tastendruck anderes Gepiepe und Geplinker. Wenn du es absamplest, kriegst du jedes Mal exakt dasselbe.

Auch alles, was über irgendwelche Controller gesteuert wird, die nicht die Tonhöhe sind, ob das jetzt Velocity ist oder Aftertouch oder Pitch Bend oder Modwheel, kannst du mit Samples nur sehr ungenügend abbilden. Am Originalsynth bendest du nur die Oszillatoren – beim Sample bendest du Oszillatoren, Filter, Hüllkurven, LFOs, alles.


Martna
 
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Shit, ich habs vermutet, dass es nicht so einfach werden würde ... :/ Habt ihr irgendwelche anderen Lösungsvorschläge? Bzw. wie machen es denn die "Großen" in ihrem Fach? Sieht man ja häufig Keyboarder, die ihre Sounds, welche mal auf zig verschiedenen Synthies erzeugt wurden, im Livebetrieb über ein paar wenige Keys ansteuern.
 
Variante 1: Live-Version umarrangieren.

Variante 2: Gewisse Studioparts als Ganzes zuspielen.

Variante 3: Gewisse Studioparts in sinnvollen Schnipseln zuspielen, damit das zumindest ein bißchen interaktiv ist. (Z. B.: Auf F liegt diese Figure, auf F♯ liegt jene, auf G wieder eine andere.)

Variante 4: Ableton Live.

Die Variante, daß von vornherein auch beim Arrangieren der Studiofassung darauf geachtet wird, daß sie 1:1 mit vertretbarem Aufwand auf die Bühne zu bringen geht, machen nur extrem gitarrenzentrische Rockbands und Akustik-Formationen. Sobald es wirklich elektronisch wird, passiert das nicht mehr.


Martman
 
Ich unterschreibe alles, was Martman gesagt hat. Allerdings hat er da (zurecht) ganz schön den Teufel an die Wand gemalt. Wir wissen ja nicht, um welche Sounds es wirklich geht. Kann schon auch sein, dass das mit deinen Synthsounds wunderbar funktioniert. Und vielleicht klingt es anders als im Original, macht aber live nichts, weil die Sounds gar nicht so prominent sondern eher im Hintergrund sind?

Oder andere Frage: Wie speziell sind die Sounds denn? Gibt es vielleicht eine Kiste (= Keyboard), mit der du alle Sounds einigermaßen nachgebaut / abgedeckt kriegst? Irgendein Yamaha MODX/MoXF oder die teurere Variante, also Yamaha Montage oder Korg Kronos? Wenn es zum Großteil Standard-Sounds sind, stehen die Chancen nicht schlecht und die ganz exotischen Sounds samplest du dann halt evtl. doch ab. Wenn es ne spezielle wilde wabernde Schwurbelfläche ist, dann erfüllt das denn Zweck live wahrscheinlich auch, auch mit auseinander laufenden Hüllkurven usw.

Also ich hab an meinem MoXF inkl. Sample-Speicher (Vorgänger vom MODX) schon so ziemlich alles nachgebaut bekommen, was ich wollte, so dass es für live gepasst hat. Nicht auf Studio-Niveau, aber für live allemal. Kompromiss muss halt sein. Willst du es soundmäßig 100÷ auf den Punkt haben ohne Einschränkungen, müssen halt die ganzen Expander wieder mit auf die Bühne.
 

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