Da hier scheinbar wieder einmal viele herumnölen, aber wenige so ein Ding in der Hand hatten:
Ich habe eine, allerdings ist das gute Stück ursprünglich mehr durch Zufall und Glück in meinen Besitz gekommen. Eine RG5200-NT. Der Kerl von RWG hat die Axt bei Ebay falsch gelistet, ich habe sie durch Zufall gefunden... Ende. Keine anderen Bieter, da der gesamte Rest der Raven West Gitarren durchaus auf normalem Wege zu finden ist, ergo gehörte mir das Teil für einen Spottpreis im zweistelligen Bereich. Musste zwar aus den USA hierher gebracht werden; kostet aber weniger als man oft denkt.
Zu den Specs: Moderne Stratform, 5-tlg. Neckthru (Ahorn/Walnuss) und Body aus Ebenholz/Linde/Ebenholz. Da alles frei liegt (d.h. naturbelassene Holzoptik) verbürge ich mich für die Angaben, da sie offen sichtbar vor dem Auge des Betrachters liegen und die Hölzer von einem Bekannten verifiziert wurden. Was die Verarbeitung angeht war ich milde überrascht; die ganze Aktion war mehr aus Neugierde in die Wege geleitet worden. (Gerade das Abitur erfolgreich hinter sich gebracht, Geld bekommen, in zwei Bands aktiv, Gitarrero seit ca. 11 Jahren, zuviel GAS... da war die Gelegenheit günstig. Und Gelegenheit macht... na, wir wissen es ja.) Der Text hier bezieht sich übrigens nur auf das Modell, das ich besitze. Über die anderen kann ich zwecks Verarbeitung und verwendeten Materialien (Furnier oder Massivholz, wobei ich stark auf Ersteres tippe) keine Aussagen machen. Ich werde bei Gelegenheit ein paar Bilder knipsen und hier veröffentlichen. Sie war übrigens ebenfalls als "Blem" gelistet (könnte einer der Gründe für den Preis sein), das äußerste sich in einem kleiner Kratzer an der nach oben gewandten Seite des Instruments.
Also weiter: Alles sauber gearbeitet, kein überflüssiger Schnickschnack (wie z.B. Bindings aus Perlmutt(imitat), überdimensionale Inlays oder ähnlicher Mist, den man auf vielen "China-Brettern" findet), die Bünde gut abgerichtet, etc. ... eigentlich kein Grund zum Klagen. Das lic. FR-Tremolo und die Tuner arbeiten verstimmungsfrei (DAS hat mich dann doch gewundert), das Gewicht liegt angenehm schwer auf der Schulter; summa summarum kann ich sagen, dass die hochpreisigeren Gitarren - sowohl die in meinem Besitz befindlichen, als auch jene, die ich bisher gespielt/angespielt habe - in Sachen Verarbeitung nicht unbedingt Besseres vorzuweisen haben.
Nun fragen wir uns natürlich, warum das Ding dann so günstig ist. Das hat (neben den niedrigen Löhnen) drei Gründe: Zum einen ist die Marke recht unbekannt, dementsprechend kann man nicht viel "für den Namen" verlangen, wie es bei den größeren Herstellern der Fall ist. Zum anderen bezieht der Kerl, der die Gitarren vertreibt, seine Ware direkt aus der Fabrik, ohne den Umweg über Zwischenhändler gehen zu müssen. (Ein Beispiel dazu: Gitarren von Johnson oder Richwood. Oder die Instrumente von RTG, die ein Deutscher ebenfalls direkt vom asiatischen Hersteller importiert. Über alle 3 Marken wird hier im MB übrigens primär gutes gesprochen. Dieselbe "billige Asiaten-Preisklasse", werden aber ohne große Unterschiede in demselben Werk (Un-Sung) gefertigt, wie Epiphone und LTD. Beide Marken gehören ebenfalls dieser verschrienen Sparte an. Darüber denkt nur kaum jemand nach. Wenn wir ehrlich sind; wir Musiker sind extreme Markenschlampen...

)
Der dritte Grund ist auch der, der nach einer Weile Umbaumaßnahmen erforderlich gemacht hat: Für den Preis und die Verarbeitung ist kein Geld für Weiteres übrig. Ergo (mancher wird es schon vermutet haben) ist die Elektronik absoluter Crap. Eine hervorragende Grundlage zum Basteln, aber die PUs u.Ä. wurden ziemlich schnell entsorgt und, weil ich bisher in keiner Gitarre welche hatte und wissen wollte, ob die Teile wirklich so schlecht sind wie ihr RUf hier im MB, durch einen Satz EMGs ersetzt. Die neuen EMGs haben allerdings dieses famose (be aware of irony) Stecksystem, das dem Gitarren-DAU das Verlöten ersparen soll. Dadurch ist es allerdings nicht mehr möglich, mit EMGs eine H/S/H-Kombination zu basteln.
Weil ich zum eingeschworenen Kreis der Tremolohasser gehöre (und sowieso nie verwende, für Vibratos habe ich Finger) und diese bescheuerte Steckeinheit nicht selbst durch ein Gewusel aus Litze, für das es nicht einmal irgendwelche Vorlagen oder Pläne gibt, ersetzen wollte, habe ich mir für ein Drittel des DE-Preises ein Tremol-No besorgt und bin mit dem Zeug zu Albrecht Kurz gestiefelt (Gitarrenbauer in Stuttgart, ich empfehle ihn hiermit wärmstens weiter). Der hat sich, wie ich auch, zuerst einmal über die Deppen bei EMG aufgeregt, gemeint, ich hätte da ein ziemlich gutes Gerät, obwohl er die Firma nicht kenne (und wer in so ein Ding so schrottige PUs einbaut) ... und mir anschließend gesagt, er stelle die Axt noch fachgerecht ein und ich könne sie nächste Woche abholen.
Gesagt, getan: Sie kommt seitdem - erst als Zweitgitarre, mittlerweile als ebenbürtiges Instrument - mit zu Gigs, bietet durch den 5-Weg-Schalter (Addieren der PUs durch die 2 Zwischenpositionen) ein reiches Klangspektrum und gibt sich mit ihrem naturmatten Design in einer Welt von Hochglanzlack-Gitarren betont bescheiden. Die EMGs sind übrigens nicht halb so schlecht, wie manche sie hier machen. Ganz im Gegenteil. Und das sage ich als überzeugter Anhänger von Dimarzios, die den Rest meiner Belegschaft zieren. Sie muss sich hinter einer Gibson Paula nicht verstecken (wurde ausgiebig verglichen) und ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Asiagitten eine Qualitätsstreuung jenseits von Gut und Böse besitzen. Missen möchte ich meine Kleine auf jeden Fall nicht mehr. Meine Freundin ist mittlerweile auch auf diese meiner Gitarren eifersüchtig, was ein weiteres Qualitätsmerkmal ist

D). Und ich habe vor Kurzem, weil sie mir, bedingt durch die verwendeten Hölzer, ein wenig zu höhenreich war (und ich für jeden Mist offen bin), 10er Flatwounds (D'addario Chromes) aufgespannt. Das mag, speziell in der metallischen Sparte, Häresie sein, das Ergebnis ist jedoch, dass die Gute nun einen LP-mäßigen, breiten Klang aufweist.
Ich hoffe, das kleine Review konnte ein wenig Licht in die Sache bringen.

