Recording mit Pod HD Desktop

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Lunarstrife
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Hallo zusammen,

ich war mir nicht ganz sicher welches Forum das Richtige ist, habe deswegen erstmal dieses genommen. Bei Bedarf bitte verschieben :)

Nachdem ich nun umgezogen und lautes Musik machen nicht mehr möglich ist, bin ich auf der Suche nach einem vernünftigen "Kopfhöreramp", welcher mir einen tollen Sound liefert. Dabei bin ich auch auf den Pod HD Desktop aufmerksam geworden, welcher äußerst gute Kritiken bekommen hat.

Nun möchte ich in Zukunft auch unbedingt am PC Aufnahmen machen. Dafür scheint mir der Pod geeignet. Meine Frage ist, was ich noch alles brauche.

Am besten sage ich mal, was ich mir vorstelle:

Aufnahme von E-Gitarre, Bass, Akustikgitarre, Gesang.

Das ganze möchte ich mit dem Pod aufnehmen. Ist das auch möglich? Bass scheint zu gehen, zumindest habe ich schon schöne Samples gehört. Wie sieht das mit Akustik und Gesang aus? Ich brauche dafür ein Mikro. Welches würdet ihr empfehlen?

Zusätzlich möchte ich meine Aufnahmen noch mit einem Schlagzeug veredeln. Ich selber habe keins, könnte aber eine einfache Drumspur programmieren. Wie mache ich das genau? Brauche ich dazu noch ein spezielles Programm?

Kurz gefragt: Was brauche ich neben dem Pod für schöne Homerecordings?
 
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Grüß Dich, Lunar,
Alle deiner Fragen kann ich dir leider nicht beantworten, allerdings einige.

Generell ist für homerecording ein Interface für die Signalwandlung von Analog zu Digital notwendig. Besagtes Pod wäre so ein Interface. Mit Hilfe des USB-Anschlusses bekommst du das Ding also mit deinem Rechner verbunden. Das Analog gespielte Gitarrensignal wird im Pod digitalisiert und über usb an den Rechner gesendet. Bei deinem Rechner, sollte dann das Pod als weitere Soundkarte auftauchen. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob bei den Pods eine DAW(digital audio workstation) dabei ist. Auf der Thomann Seite konnte ich erstmal nichts finden. Eine DAW ist im Prinzip ein kleines Tonstudio im Software Format. Mit dieser kann man nach herzenslust aufnehmen, editieren, mixen und mastern. Neben den Audiospuren, lassen sich auch midispuren erzeugen. Dort kannst du meist auf unzählige Software Instrumente zurückgreifen, Orchesternsounds über Synths und natürlich Drums. Bei den Üblichen Verdächtigen im DAW - Bereich ist auch immer eine recht gute Effektsektion vorhanden. Mit dieser lässt sich also auch nach dem Recording noch einiges an Effekten einsetzen. Von dynamischen Effekten wie Kompressor, über die gängigen Weteffects(Reverbs, Delays) und auch einiges an Modulationseffekten(chorus flanger, autowah etc...).
Die DAW bildet also das Hauptbearbeitungswerkzeug.

POD HD's, pro und contra:
Die Pod HD's sind sehr feine Geräte im Bereich Modelling. Preis und Leistung passen einfach. Es handelt sich hier bei um eine kleine Modelling Workstation, welche eigentlich großteils auf Gitarristen maßgeschneidert ist. Der größte Vorteil daran ist, dass du eine recht gute Amp und Boxensimulation hast. Das bietet viel Flexibilität in den Soundmöglichkeiten und die Boxensimulationen sorgen für ausgewachsene Gitarrensounds, die wie aus dem Amp aufgenommen klingen. Auch wenn ich persönlich auf traditionelle Weise meine Aufnahmen mache(Amp und Raum über Mikros abehmen), so bin ich persönlich trotzdem der Meinung, dass man mit den neuen POD's bessere Sounds hinbekommt, als wenn man besagte Amp und Speaker Simulation über Softwarelösungen für Gitarristen produziert.
Es gibt nämlich einige Programme, die das rein auf Softwareseite modellieren(Guitar Rig z.B). Also im Amp modellieren bekommt das POD definitiv ein "Pro" von mir.
In der weiteren Bearbeitung des Sounds, speziell im Bereich der Effekte, teilen sich DAW und POD die Punkte. Ich persönlich mag es am liebsten, die Effekte in der DAW zu erzeugen. Dort lass ich eine trocken aufgenommene Passage einfach auf Dauerschleife laufen, und kann mich während dessen auf die Effekte konzentrieren. Desweiteren lässt sich in der Software viel mehr tricksen, als es mit dem POD Hardware Gerät der Fall ist. Vor 2-3 Jahren war die Qualität der Software Effekte auch noch einen Tick besser, als die der damaligen Pods. Aber inzwischen bieten die POD's sehr gute Effekte. Das Problem bei einem aufgenommenen Gitarrensound, der bereits die Effekte aus dem POD aufliegen hat, ist einfach folgender. Du kannst in der Aufnahme im nachhinein die Effekte nicht mehr verändern. In der Software könntest du allerdings alles frei editieren. Zu viel Hall korrigieren, Delayzeiten ändern, generell den Mix der eingesetzten Effekte verändern. Eigentlich alles was einem beliebt.
Nutzt du die Effektsektion des POD's, dann lagerst du die CPU und Arbeitsspeicherbelastung vom Rechner ins POD aus. Das ist ein kleiner Vorteil, wenn du auf Rechnerseite nicht ganz so gut ausgestattest bist.
Ein klares "pro" bekommt das POD wegen seiner Mobilität. Egal welche version du dir besorgst, du hast immer ein Transportables System, welches du auch ohne deinen Rechner benutzen kannst. Du hast also all deine Sounds dabei, wenn du das ding mitnimmst.

"Contra" Für Gitarristen mag es eine recht ansehnliche All in One Lösung sein, diese ist es im Recordingbereich jedoch nicht.
Sollte tatsächlich eine abgespeckte Version einer seriösen DAW fehlen, dann hängst du im homerecordingbereich natürlich etwas in den Seilen. Es besitzt zwar einen XLR Mikrofoneingang, aber der bietet zum Beispiel keine 48V Phantomspeisung. Mikrofone kannst du zwar anschließen, aber eben keine Kondensatormikrofone. (Ausnahme Röhrenmiks, die haben eine externe Versorgung mit Netzteil). Spielst du also früher oder später mit dem Gedanken, dir ein Kondensatormikrofon zu besorgen, dann brauchst du definitiv einen Mikrofonvorverstärker, der 48V Phantomspeisung liefern kann. Dynamische Mikrofone kannst du allerdings anschließen und damit kommt man auch recht weit. Wenn du also ein Mikro für die Aufnahmen kaufst, dann solltest du darauf achten. Außerdem ist das POD als Interface in seinen Anschlussmöglichkeiten nicht ganz so gut gerüstet, wie ein reines Recordinginterface. Für sich alleine kann man schwer gleichzeitig Gitarre, Bass und Gesang koordinieren, darum ist es erstmal nicht so wichtig. Möchte man allerdings eine Probe der Band einfach mal nebenbei auf mehrere Spuren aufnehmen, dann bringt das POD nichts.

Weitere Instrumente mit dem POD aufnehmen:
Da kann ich recht wenig zu sagen, weil ich es nicht habe. Generell würde ich mir um den Bass am wenigsten sorgen machen. Im Gegensatz zur Gitarre kann man den nämlich viel leichter in durchaus guter Qualität aufnehmen und bearbeiten. Eine Akkustikgitarre aufzunehmen ist schon deutlich schwerer. Je nachdem, wie groß deine Ansprüche sind, kommst du mit einem Tonabnehmersystem an der Gitarre nicht weit. Ich persönlich spiele eine recht teure Lakewood Akkustikgitarre und das Tonabnehmersystem liefert einfach einen anderen Sound. Die Gitarre selbst klingt viel zu schön, um sich mit dem doch recht künstlichen Soundergebnis zufrieden zugeben. Darum nehme ich die Akkustikgitarre immer mit Mikrofonierung auf. Dazu nutze ich meistens zwei Mikros. Ein Kondensator und ein Dynamisches Instrumentenmikrofon. Das wäre mit dem POD natürlich nicht möglich. Im Bezug Gesangsaufnahme kann ich nichts sagen. Es könnte sein, dass das POD den XLR bietet, damit man auch einen AMP abgenommen direkt ins POD schicken kann. Dann wird sicher Speaker und Ampsim intern deaktiviert. Vielleicht weiß da jemand was genaueres.

Mikrofone, das ist ein komplexes Thema. Wenn man sich nicht direkt nen Batzen Mikrofone kaufen möchte, dann bieten sich natürlich flexible Mikros an. Da würde ich mich von jemand anderes beraten lassen. Ich hätte dir auf Kondensatorseite das Rode NT2A empfohlen, aber das benötigt wie beschrieben 48V Phantomspeisung. Es ist im Bereich ~300€ ein recht breit einsetzbares Kondensatormikrofon. Es hat ein verschwindend(fast rekordverdächtiges) geringes Eigenrauschen und einen sehr hohen Grenzschalldruck. In deinem Einsatzbereich würdest du damit keine Probleme bekommen. Es eignet sich neben Gesang auch sehr gut für die Aufnahme von Akkustikgitarren, Pianos, etc... Durch Wahlmöglichkeiten in der Richtcharakteristik kann es auch als Schlagzeug Overhead Mikro eingesetzt werden, und durch den hohen Grenzschalldruck kannst du es sogar ohne Probleme vor einen Gitarrenverstärker setzen und diesen damit aufnehmen. Es ist also ein wirklich Allrounder, allerdings mit 48V Phantomspeisung.
In dieser niedrigen Preisklasse haben eigentlich alle Kondensatormikrofone eine leichte höhenschärfe. Erst wenn man etwa das doppelte bezahlt, dann werden die Mikros im Bereich der Höhen etwas besser. Das NT2A benimmt sich jedoch sehr gut in dieser kleinen Schwächeregion. Das etwas günstigere NT1A von Rode schneidet dort deutlich schlechter ab. MXL Mikrofone der gleiche Preisklasse haben dort die größten Probleme. Bei ihnen fängt das in den oberen Mitten bereits an, dass sorgt bei mir für leicht unangenehmes Gefühl und auch einen wirklich deutlichen Eigencharakter des Mikrofons.
Auf Seite der dynamischen Mikrofone(also ohne 48V Phantomspeisung) ist für Gesang soweit ich weiß das Shure SM58 die günstigste solide Lösung. Dynamische Mikrofone sind robuster und für den Bühnenbetrieb ausgelegt, aber auch hier kann man durchaus gute Aufnahmen erzeugen. Auf Instrumentenseite wäre es das Shure SM57. Damit bekäme man auch einen Verstärker bühnentauglich abgenommen. Akkustikgitarrenaufnahmen gehen damit auch. Aber da hört mein Wissen über Mikrofone bereits auf.

Fazit:
Du brauchst also eine DAW Software.((Pro Tools, Cubase, Logic(nur für Mac),...)),
ein Recording Interface (in deinem Fall POD)
und ein allroundermikrofon.

Das wäre die Minimallösung.
Vorher würde ich mir jedoch noch ein wenig Gedanken machen, ob du das in zukunft doch seriöser machen möchtest. Dann würdest du unter Umständen doppelt kaufen. Spielst du mit dem Gedanken, mehrere Mikros zu verwenden, und davon vielleicht ein Kondensator, dann brauchst du entweder einen mehrkanal Micpreamp, oder ein mehrkanäliges Audiointerface. Startest du gleich mit einem Mehrkanal-Interface, dann hast du im Regelfall eine lightedition einer guten DAW dabei. Allerdings müsstest du dann auf Softwareseite die Verstärker und Boxensimulation für E-gitarre nutzen. Darum rate ich da wirklich zum antesten.

https://www.thomann.de/de/presonus_firestudio_project.htm
das wäre so eines. Das mag für den Anfang ein wenig Overpowered sein, aber damit hält man sich Optionen offen. Software ist Cubase LE dabei.

https://www.thomann.de/de/avid_pro_tools_mbox_pro_pt9.htm
Wenn man in Richtung Pro Tools als DAW schielt, dann ist dieses eine sehr feine Lösung. Der Preis scheint happig, allerdings hast du hier die Pro Tools 10 Vollversion dabei. Die alleine kostet so um die 500€, hat allerdings wirklich alles was man braucht. Ich selbst nutze Pro Tools mit einem noch größeren Interface. Auch wenn ich hier vermutlich Gegenwehr bekomme, Pro Tools hat sich in den letzten Jahren mehr oder weniger zum gängigen Studiostandard entwickelt. Das liegt nicht ganz an der Software selber, sondern an den Peripheriegeräten die Pro Tools mit ihren HD Systemen verkauft.

Eine abgespeckte Amp und Speakersim hast du in der software. Sie heißt Eleven LE(kostet alleine 300€) und dessen Vollversion findest du zum Beispiel in diesem POD Konkurrenten:
https://www.thomann.de/de/avid_eleven_rackpro_tools.htm
Das wäre allerdings wieder eine auf gitarristen maßgeschneiderte Lösung. Preis-Leistung übrigens sehr gut, auch hier ist Pro Tools Vollversion dabei.

Bei Pro Tools musst du allerdings vorsichtig sein. Die Rechnerauslastung ist deutlich höher als beim gängigen Konkurrenten Cubase. Wenn Dein Rechner net so dolle ist, dann bekommst du Probleme bei Software Plugins und Effekten. Und Windows 7/OSX 10.5.8 sind erforderlich.

Im Recording Interface Bereich würdest du also die Gitarrensim aus der Software ziehen, dafür hättest du wiederum mehr Anschlussmöglichkeiten. Mehrere Mikrofone, egal welchen Typs, und noch mehrere Anschlussmöglichkeiten, um zum Beispiel externe Effektgeräte in die Software einzubetten/einzuschleifen. Damit könntest du z.B. einen Bassist schnappen, deine Akkustik gleichzeitig abnehmen, den Gesang abnehmen und alles auf seperate Spuren aufnehmen.
Es wäre also eine nicht unbedingt bessere Lösung, aber auf jeden Fall eine andere Lösung, die auf jeden Fall "anbaufähiger" ist. Auch wenn diese Lösung etwas teurer ist, auf Seiten der Mikrofonvorverstärker bist du allemal besser bedient. Also Aufnahmen von Gesang, Akkustik und vermutlich auch Bass sollten speziell mit den Avid Interfaces, oder z.B. auch Focusrite Interfaces, um einiges besser sein.

Ich beantworte dir gern weitere Fragen,
gruß Philipp.
 
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Wow, erstmal vielen Dank für diese tolle und ausführliche Antwort!
Ich werde mir das ganze nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen.
Sollten dann noch fragen auftauchen, melde ich mich :)
 

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