Hi,
zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass es jede Menge verschiedene "Rezepte" für's Recording gibt. Auch in diesem Thread ist das gut erkennbar, schliesslich widersprechen sich die ersten zwei Antworten schon! Das soll jetzt keine Kritik sein, aber es ist schon verständlich, dass das Anfänger verwirrt. Man muss nämlich aufpassen, denn wenn ich mehrere verschiedene gute Rezepte nehme, mir von jedem einige Zutaten rauspicke und DIE dann zusammenwerfe, kommt mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nichts Gutes dabei raus.
Hier nun mein Rezept für Anfänger, wobei oberste Priorität auf Einfachkeit liegt und möglichst viele Fehlerquellen ausgeschlossen werden sollen. Trotzdem sollen damit hochwertige Ergebnisse rauskommen.
PC mit extra "Musikersoundkarte"
Audiosoftware (Cubase z.B.)
Mikros zur ordentlichen Abnahme der AMP´s
Extramikro für Gesang
Mikro-Set für Abnahme des Drumsets
für die Mikros Preamps
PC mit Soundkarte - ja!
Wenn ihr sowieso einen PC dafür kaufen wollt oder müsst, nehmt einen Audio-PC z.B. Audiozapp. Der ist eine gute Kombination aus der Handlichkeit eines Laptops und der Performance und Erweiterbarkeit eines PCs. Wenn ihr einen leistungsfähigen Rechner habt, könnt ihr es aber auch mit dem versuchen. Es ist nicht unbedingt so, dass ein Audio-PC viel mehr Leistung hat, obwohl das für Audioanwendungen meist der Fall ist. Der Vorteil ist vielmehr ein in sich stimmiges System, das stabil läuft und keine bzw. weit weniger der hundertausend Mini-Macken eines "normalen" PCs hat. Diese sind es nämlich, die im Recording-Alltag wirklich stören. Als Soundkarte würde ich eine Stereo-Version empfehlen, warum kommt noch...
Audiosoftware - ja!
Wobei für erste Versuche, die Software, die bei der jeweiligen Karte dabei ist ausreichen könnte.
Mikros zur ordentlichen Abnahme der Amps - nein!
Amps mit Mikrofonen abzunehmen halte ich für Anfänger zu kompliziert und fehleranfällig. Auch ist wohl keine ausreichend gute Raumakustik vorhanden und die schlägt auch hier negativ durch. Vielmehr würde ich mit guter Modelling-Software arbeiten, z.B Guitar Rig. Die klingen heutzutage einfach recht amtlich. Vorteil dabei ist auch, dass die Gitarren komplett trocken (also ohne Amp) aufgenommen werden und der Sound im Nachhinein komplett verändert werden kann. Also nicht nur mit EQ, etc. sondern komplett anderer Amp, z.B. clean anstatt verzerrtes Brett.
Oft genug wird ansonsten ein Sound aufgenommen, der in der ersten Euphorie gut klingt und einige Tage später (und einigem Testhören auf verschiedenen Anlagen), fällt einem auf, dass der Sound doch nicht so doll ist. Das kann man an einigen Threads hier im Forum genau sehen! Oft ist dann nichts mehr zu retten oder man muss mit Kompromisslösungen arbeiten. Wer partout nicht auf seinen analogen Amp verzichten möchte und digitalem Equipment eher skeptisch gegenüber steht, sollte vielleicht mal den Transducer von SPL testen, das ist ein analoger Boxen-/Mikrosimulator an den man seinen Amp direkt anschliessen kann. Es gäbe noch weitere Lösungen, ohne Mikros, aber das reicht erstmal.
Extramikro für Gesang - Eventuell!
Gutes Gesangsmikro und ein entsprechender Preamp, könnten eine sinnvolle Anschaffung sein. Vielleicht erstmal ausleihen und schauen, ob man mit der Qualität zufrieden ist. Wenn man keine gute Raumakustik hat, wovon man leider ausgehen muss, wird's schon schwierig. Wobei ihr vielleicht Glück habt, wenn ihr nur Shoutgesang habt. Da könnte unter Umständen ein normales Stagemikro (Shure, Sennheiser) vielleicht eh die bessere Wahl sein. Das wäre auch nicht so empfindlich für die Raumakustik. Allerdings sollte man hier auch ernsthaft überlegen, die Vocals zunächst als Demos aufzunehmen und für die "richtigen" Takes dann in ein Studio zu gehen. Nicht nur dass man sicherlich bessere Qualität erhält. Auch das Arbeiten ist wesentlich effizienter und entspannter, aber gleichzietig konzentrierter möglich. Die Band kann im Regieraum die Takes gleich bei Aufnahme gut hören und beurteilen (auch kritische Kommentare kann man fallen lassen, ohne die Stimmung des Sängers gleich negativ zu beinflussen). Der Sänger hat z.B. problemlos einen Monitorsound ganz nach seinen Wünschen, etwa mit Hall und leichter Kompression. Ohne eigenen Aufnahmeraum heisst: Sänger Kopfhörer auf, alle gaaaaaaanz leise sein, Take machen, unterbrechen, im Kontext anhören, und wieder von vorne. Es sind eben nicht immer nur die technischen Faktoren, die "es" ausmachen...
Mikroset für Drums - nein!
Zumindest nicht für Aufnahmen. Wenn ihr euch jede Menge Frust ersparen wollt, versucht erst gar nicht Drums selbst aufzunehmen. Zumindest nicht, wenn ihr nicht auch nur ein wenig über das durchschnittliche Demo-Niveau hinaus wollt. Erstens fällt bei Drums die Raumakustik sehr stark ins Gewicht, zweitens ist es für Anfänger zu kompliziert und den hohen Aufwand bei recht mageren Ergebnissen nicht wert. Nur für die Drums, brauchts sofort ein 8- oder 10-Kanal Interface, Preamps, Mikros. Wer einigermassen kritisch hört, kann mit den Ergebnissen aber nicht zufrieden sein. Wahrscheinlich werde ich mir zwar entschiedene Widerrede einhandeln, aber das ist meine Erfahrung. Gerade im Metal steht und fällt eine gute Produktion mit den Drums. Da Death-Metal nicht gerade für filigranes, subtiles Drumming steht, bietet sich das Programmieren der Drums an, z.B. mit BFD von fxpansion oder dem Drumkit from Hell, für welches der Meshuggah-Drummer am Set sass. Man kann - mit ein wenig Know-How - heute Drums so realistisch programmieren, dass praktisch keiner einen Unterschied hört und die Klangqualität ist heutzutage über alle Zweifel erhaben. Das wird zu einem gtuen Teil auch bei amtliche Produktionen so gemacht. Man sollte sich auch bewusst sein, das Drums aus dem Plugin sogar einge Probleme lösen, mit denen man selbst bei den allerbesten technischen Möglichkeiten immer zu kämpfen hat und hatte, z.B. das Übersprechen (d.h. jedes Instrument der Drums geht zwangsläufig mit einer gewissen Lautstärke in jedes Mikro, was aus verschiedenen Gründen den Sound verwäscht). Mit V-Drums habe ich keine guten Erfahrungen gemacht, interne Sounds scheisse, ansteuern von Plugins funktioniert so lala und man muss soviel nachbearbeiten, dass ich schneller programmiert habe. Mit Triggern, Drumagog etc. habe ich keine Erfahrung. Man könnte auch in ein gutes Studio zu diesem Zweck gehen, es müsste aber schon ein sehr Gutes sein, um ähnlich gute Ergebnisse wie mit BFD oder DFH zu erzielen.
Bei der von mir vorgeschlagenen Vorgehensweise:
- kann man unter Beachtung einiger Grundregeln nichts falsch machen.
- bleibt man bis zum Schluss so flexibel, dass man mit den Aufnahmen z.B. in ein Studio gehen könnte und man dort daraus was richtig Amtliches machen kann. Das geht einfach nicht, wenn ich z.B. einen mittelmässigen Gitarren- oder Drumsound "fest" aufgenommen habe.
- wird die Einarbeitungszeit und das "Extra-Know-how", das man sich aneigenen muss auf ein Minimum reduziert
Hoffe es hilft weiter!
Beste Grüße,
Uranus