Referenzmixe und Disziplin beim Mixen

  • Ersteller Hotspot
  • Erstellt am
Hotspot
Hotspot
Helpful & Friendly User
HFU
Zuletzt hier
08.01.24
Registriert
01.04.08
Beiträge
6.292
Kekse
35.398
Ort
Ennerweh
Hallo Leute,

mir passiert es regelmäßig, dass ich mich während einer Mixsession komplett verrenne.
Bevorzugt hat man so eine Stunde (oder wahlweise länger) an irgendeinem Part rumgeschraubt und findet ihn wegen des häufigen Hörens und der entsprechenden Ermüdung/Gewöhnung irgendwann total genial.
Am nächsten Tag wartet dann die erfreuliche Überraschung, dass man sich an den Kopf greift und sagt..."was für'n Sch..."

Jetzt könnte man sagen, "okay, wenigstens was gelernt"... aber rein praktisch gesehen bringen solche Spielerei - Exzesse nicht wirklich viel, da die Schritte weder nachvollziehbar noch Grundideen schemenhaft erkennbar sind.
Okay, ich will jetzt meine Neugier und meinen Spieltrieb nicht zu schlecht machen, aber manchmal nervt es schon, wenn man was fertig kriegen will.

Erste Frage: geht es euch auch so und welche Strategie habt ihr gefunden, euch selbst zu disziplinieren und den Spieltrieb in geordneten Bahnen zu halten?

Dann nehme ich mir auch immer vor, meine Referenzsongs im Auge zu behalten. Ich weiß gar nicht, ob das viele Leute so machen?
Es geht gar nicht darum, sklavisch irgendetwas genau zu reproduzieren, sondern eher um die Idee, in welche Richtung man sich bewegen möchte. Und natürlich, um eben oben genanntes Problem zu vermeiden.
Nämlich, dass man sich nicht in seinen eigenen Sackgassen verliert und immer ein "Über-Auge" auf das ganze Geschehen behält.

Ich habe das bis jetzt immer so gemacht (Logic), dass ich ein oder zwei Songs in meine aktuelle Mixing-Session importiert und deren Lautstärkepegel entsprechend angepasst habe. So richtig zufrieden bin ich damit aber noch nicht. Einfach von der praktischen Handhabung her ist es umständlich, zwischen verschiedenen Parts hin- und her zu springen. Das macht die A-/B -Vergleichbarkeit schwierig.

Hat jemand eine gute Lösung für sich gefunden, wie man den Referenzmix am besten einbindet?

Keine Ahnung, ob diese Fragen interessant sind und vielleicht auch andere beschäftigen. Ist halt mal weniger eine technische Sache sondern eher Frage der Arbeitsweise.

VG
falcone
 
Eigenschaft
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Hallo Falcone

Keine Ahnung, ob diese Fragen interessant sind und vielleicht auch andere beschäftigen. Ist halt mal weniger eine technische Sache sondern eher Frage der Arbeitsweise.
Doch, sehr guter Thread. Ich stehe nämlich "eigentlich" immer vor genau dem selben Problem.

geht es euch auch so und welche Strategie habt ihr gefunden, euch selbst zu disziplinieren und den Spieltrieb in geordneten Bahnen zu halten?
Mir geht es genauso und muss ehrlich sagen, das ich noch keine Strategie gefunden habe. Mein Problem ist, das ich immer wieder neu dran rumschraube
und zu keinem Ende komme, weil ich immer das Gefühl habe, da geht noch mehr.
Mir fehlt echt die Disziplin, zu sagen "OK, das ist gut....Schluss".

Am nächsten Tag wartet dann die erfreuliche Überraschung, dass man sich an den Kopf greift und sagt..."was für'n Sch..."
Diese Erfahrung habe ich auch mal wieder bei meinem letzten Mix gemacht.
Etliche Zeit mit dem Gitarristen verbracht die Akustikgitarre zu mikrofonieren. Dann hatte ich wohl endlich eine Position gefunden,
die sich erst mal besser anhörte als die erste. Alles gut, alles super. Hatte sich dann auch gut angehört.
Habe mich dann noch am gleichen Abend hingesetzt, und schon mal vorab etwas zu Mixen. Am nächsten wieder reingehört und dann der Schock.
Es hörte sich Grauenhaft an.

Ich glaube aber einfach, das man, wie du ja schon angesprochen hast, einfach nur die Disziplin haben muss, zu sagen...
"OK, mein Mix ist nahe an meinem Referenztrack dran und hört sich auch gut an....Schluss, fertig". Aber genau dort liegt ja das Problem.
Man will immer noch versuchen, noch mehr rauszuholen obwohl fast alle anderen sagen "Lass es doch so, hört sich doch gut an".
Und das ist der springende Punkt an der Sache, weil man immer noch mehr versuchen will, weil aber alleine schon auf Grund des Wissens
da kaum mehr geht. Und genau da ist die Sackgasse, aus der ich auch nie rauskomme.

Von daher, bin ich mal gespannt, was für Tipps und Anregungen von den Fachleuten hier kommen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Bevorzugt hat man so eine Stunde (oder wahlweise länger) an irgendeinem Part rumgeschraubt und findet ihn wegen des häufigen Hörens und der entsprechenden Ermüdung/Gewöhnung irgendwann total genial.
Am nächsten Tag wartet dann die erfreuliche Überraschung, dass man sich an den Kopf greift und sagt..."was für'n Sch..."

Für einen Anfänger oder generell jemanden der sein Gehör nicht tagtäglich stundenlang als Werkzeug gebraucht ist es meist sehr schwer bis unmöglich über länger als rund eine Viertelstunde (variiert natürlich individuell) tiefer gehend analytisch zu hören.


Zunächst würde ich empfehlen "lernen/ausprobieren" und "Mischen mit einem Ziel" zu unterscheiden und zu trennen. Tut man das Nicht, dann lernt man meist wenig bis nichts (entwickelt sich also nicht weiter) oder aber man verliert sich in Spielereien und bekommt entweder immer nur halbgare/halbfertige Mixdowns Zustande. Soweit jedenfalls meine Beobachtungen.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Jetzt könnte man sagen, "okay, wenigstens was gelernt"... aber rein praktisch gesehen bringen solche Spielerei - Exzesse nicht wirklich viel, da die Schritte weder nachvollziehbar noch Grundideen schemenhaft erkennbar sind.

Dann wirst Du wohl weniger Exzess und mehr Struktur in ein Tun bringen müssen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Okay, Ansätze für Strategien:

- Bewussteres Trennen von "Spiel"/Lernsessions und echten Sessions
- mehr Aufschreiben

Mehr?

Vielleicht auch noch eine kleine Erweiterung der Frage:
Habt ihr bestimmte Vorbilder, an denen ihr euch orientiert?
Es gibt ja eine Menge Original-Literatur, die gern namhafte Produzenten/Mixing Engineers zitiert.
Manchmal interessant, meistens aber vor allem eher unterhaltsam.

Prinzipiell verwende ich gern Referenzen von Joe Chicarelli, seine Produktionen liegen mir musikalisch und soundmäßig einfach.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Habt ihr bestimmte Vorbilder, an denen ihr euch orientiert?
Ja, und zwar Sven Bünger und Mark Smith.
Sie produzierten das Album von Johannes Oerding "Alles brennt". Und da ich mich ja mehr auf Akustik Songs konzentriere,
sind die Produktionen von Johannes Oerding für mich das Vorbild.

Prinzipiell verwende ich gern Referenzen von Joe Chicarelli
Chicarelli produzierte ja auch Alben von "Tori Amos" soweit ich weiß. Für mich auch sehr gute Referenz.
 
Signalschwarz bringt es auf den Punkt:
"lernen/ausprobieren" ist das Eine und das andere "Mischen mit einem Ziel" (ist wesentlich deutlicher als der Begriff "echte Sessions")

Bevor ich darauf komme, Mischen mit einem Ziel, erstmal die Grundlagen, die erstaunlichereweise vernachlässigt werden, es hängt alles miteinander zusammen :):

Die Vorstufe von allem und auch Mischen mit einem Ziel, ist der fertige Song in jeglicher Hinsicht, nicht nur wer spielt was und wann ;) sondern funktioniert das Tempo, Tonlage (da werden auch im Profibereich Fehler gemacht, meistens wird versucht den Song zu hoch anzulegen) und ganz wichtig Arrangement.
In diesem Stadium muss man schon ne Ahnung haben, ob das Arrangement funktioniert (Negativbeispiel viele Instrumente spielen im gleichen Frequenzbereich und Co.)

Dann kommt das Recording, je sauber das Signal aufgenommen ist, umso leichter die Integration später in den Mix.
Bsp. die letzten Tage gerade Drums aufgenommen, Drummer war vorbereitet er hat gewusst was er spielen sollte, dennoch 3 Takes gemacht:
Der erste Take, einfach loslegen, zweiter Take, Sicherheitstake (wenn der aufgenommen ist, ist der Druck weg), dritter Take, lieber Drummer lass mal die Zügel los :) Jetzt kann jeder raten, welcher bzw. welche Takes es in den Endmix schaffen. Auch am Rande, bei einem Song haben wir festgestellt, der funktioniert eigentlich besser als Bandaufnahme, also zurück zum Los und die Band komplett spielen lassen!
Dann sehr wichtig, die Einspielung muss gut sein, da führt kein Weg daran vorbei.
Was meine ich damit? Die Einspielung muss musikalisch funktionieren, Timing, Gefühlsmäßig und Co.
Wenn das Timing leicht vom Grid abweicht ist das oft genial, nicht umsonst gilt John Bonham als einer besten Rockdrummer, da er das Spielen auf Kante, kurz vorm untergehen, beherrscht hat, wie kein anderer.
Hierzu einmal das anhören:



Die Schläge so zu setzen wie man es hört ist geradezu atemberaubend (die Kick kommt auf Messers Schneide). Wenn man schon dabei ist, die Schläge auf der Snare kommen immer gleich, das verliert nie den Druck. Und genau das hört man später auch im Mix. Man merkt auch wie der gute John sich schon beim einzählen in den Song eingroovt, der ist extrem focussiert.
Ich lasse gerne nochmal einspielen wenn die Snare nicht immer den gleichen Druckpunkt hat, so was gilt dann auch für alle anderen Instrumente. Wenn später gemischt wird, geht das quasi von alleine.
Auch ein gutes Beispiel, Fingerpicking akust. Gitarre, die Saiten müssen gleichmäßig getroffen werden, ich habe schon x-Takes gemacht, damit genau das sichergestellt ist. Wenn das nicht korrekt und sauber eingepielt ist, dann mischt man sich später einen Wolf!
Auch die Stimmung der Instrumente, mein Gott, was habe ich da schon an Material bekommen, da fange ich erst gar nicht an zu mixen, wenn die Stimmung "schräg" ist!


Editing (das ist mehr Technik): Vergessen die meisten, da ist oft Müll auf den Spuren, ich meine jetzt nicht unbedingt nur Atmer des Sängers (passt meistens, wenn s ein guter Sänger ist), sondern Kopfhörerübersprechen, und das bei 40 Spuren, da kann ich schon alleine dadurch einen Mix machen ;)
Schlechte Schnitte mit Knackser, schlechte PitchShift oder Timestretchklänge, da spielt man lieber nochmal ein.

Mixing:
So jetzt kommts, was ist eigentlich das Ziel, wie soll es klingen, ohne Vorstellung fange ich erst gar nicht an. Das hat auch mit Focussierung zu tun.
Da helfen auch keine Referenzmixe, da jeder Mix für sich genommen eine eigene Welt ist.
Das kann sogar ablenken von dem was man will, zumindestens gehts mir so.
Denn, auch die Referenzen klingen unterschiedlich, nehmen wir ein bekanntes Beispiel, The Beatles das weisse Album, da ist jeder song anders gemixt, auch die Grundklänge Schlagzeug, Gitarre und Co. klingen auf jedem Song anders.
D.h., die Jungs inkl. George Martin hatten eine Vorstellung wies klingen soll, wenn nicht waren sie einfach nur genial :)

Habe ich eine Vorstellung wies klingen soll (vorm inneren Ohr/Auge höre ich wie das alles in der Horizontalen,Vertikalen und Tiefe verteilt ist) muss ich jetzt saubere Signale haben um das umsetzen zu können.
Bsp. hatte ein Flügel, leider nicht echt aufgenommen, und da fing das Problem schon an, ich bekam das Dreckst... nicht in den Mix weder nach vorne noch überhaupt, und da fängts dann an das man den Faden verlieren kann.
Hier muss man aufhören, und in die Lern bzw. Spielphase zu kommen, sprich Suche nach geeigneten Klängen oder Verbesserung der Skills, letztlich hats mit Verbesserung der eigenen Skills zu tun gehabt wie ich den guten Flügel ;) nach vorne gebracht habe.
aber nochmal, hätte ich den Flügel abgenommen, wäre das wie zuvor, viel schneller im Mix gewesen.

Merke gerade ich schreibe und schreibe, das reicht erstmal, ich hoffe das hilft einigermaßen...
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Für mich ist es wichtig nach 10 Minuten schon etwas absolut brauchbares und zufriedenstellendes zu haben. Ich mische allerdings schon während der Produktion on the fly. Wenn dann alles steht mache ich meinen 10-Minuten Mix und dann lasse ich den Song ruhen, bis ich ihn für das Mastering fertigmachen muss. Dann investieren ich nochmal etwas Zeit hinein, aber auf keinen Fall länger als 15 Minuten. So schaffe ich dann, wenn es mal schnell gehen muss, auch 6-10 Songs an einem Tag. Da plane ich aber noch einen Tag zur Nachkontrolle oben drauf.

Was mit aber auch extrem hilft ist mein Musik-Buddy. Dem schicke ich nach einer Session direkt die Rohmixe und dann wird kritisiert bis zum geht nicht mehr ;-)
Input von anderen zu bekommen macht die Sache etwas leichter für mich, da ich schon im vorhinein auf etwaige Fehler vorbereitet bin. Wichtig für eine solche Kooperation ist natürlich das man musikalisch auf einer Wellenlänge ist.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo Zusammen!

Sehr interessantes Thema :great: Für mich leider auch etwas deprimierend.
Deine Beschreibung aus dem Eingangspost @falcone kann ich sehr gut nachvollziehen.
Erschwerend bemerke ich bei mir, dass ich zu meinen eigenen Sachen (und nur die habe ich in der DAW) keinerlei Distanz habe und auch nicht aufbauen kann. Letztlich habe ich es nun aufgegeben, damit mehr als nur einen ersten Rohmix zu erstellen :-(

Habt ihr bestimmte Vorbilder, an denen ihr euch orientiert?
Vorbild will ich gar nicht sagen, aber vom Sound würde ich gerne so etwas hinbekommen, wie Martin Birch :hail:
mit der "Fire of unknown origin" von Blue Oyster Cult von 1981 :)
Grüße
Markus
 
Großes Kino @whitealbum, leider kann ich dir dauerhaft keine Kekse geben :)
Danke für den schönen Abriss, quasi wie aus dem Leben.

Ich denke mal, als kleines Fazit kann man daraus ziehen, dass man einfach nicht zu früh anfangen sollte, "auf gut" zu mixen.
Je eher man das ganze als längeren und notwendigen Prozess begreift, der eben auch Änderungen im Arrangement, Neuaufnahme, Ergänzungsaufnahmen etc. beinhalten kann, umso zielsicherer wird man dann auch die einzelnen Arbeiten zum richtigen Zeitpunkt verordnen.
Das ist scherlich v.a. Erfahrungssache. Nun ja, so gesehen lernt man ja doch immer etwas :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
So jetzt kommts, was ist eigentlich das Ziel, wie soll es klingen, ohne Vorstellung fange ich erst gar nicht an. Das hat auch mit Focussierung zu tun. Da helfen auch keine Referenzmixe, da jeder Mix für sich genommen eine eigene Welt ist.
Das kann sogar ablenken von dem was man will, zumindestens gehts mir so.
Wahrscheinlich wird auch dort das Problem liegen, das man sich zu sehr an Referenz Mixe orientiert und wenn ICH das dann nicht annähernd so
hinbekomme, fängt die Schrauberei an und dann ist es schon zu Spät, um wirklich ein eigenes Ziel zu haben.
Aber ganz ohne Referenz Song, könnte ich es mir noch schwieriger vorstellen. Wahrscheinlich ist das aber wieder so ne Einbildung von mir.
Vielleicht sollte man wirklich mal nach seinen eigenen Vorstellungen mixen und zum Schluss erst eine Referenz hinzuziehen.

So schaffe ich dann, wenn es mal schnell gehen muss, auch 6-10 Songs an einem Tag.
Cool...Bei mir ist es genau umgekehrt. Ich schaffe einen Song in 6-7 Stunden :rofl:.
Hört sich jetzt Lustig an aber leider ist es manchmal bittere Realität bei mir.

Wenn dann alles steht mache ich meinen 10-Minuten Mix und dann lasse ich den Song ruhen
Naja, 10 Minuten ist vielleicht etwas knapp bemessen aber man sollte sich wirklich auf höchstens eine halbe Stunde beschränken.
"Signalschwarz" sprach ja von 15 Minuten. Das Problem ist, das ich dann nicht mehr aufhören kann und dann sind ganz schnell mal 1-2 Stunden vorbei
und das ist dann schon das Todesurteil. Ich muss mich echt dazu zwingen, dann auch wirklich nach 15 - 30 Minuten Schluss zu machen.
 
Naja, 10 Minuten ist vielleicht etwas knapp bemessen
Ist auch relativ knapp, aber da ich weiß, dass ich in der nächsten Session noch Zeit habe ist das nicht so schlimm. Als ich meinen ersten Auftrag mit Deadline hatte musste ich mir eben Gedanken machen wie ich das zeitlich schaffe. Normalerweise hätte ich das Mixing extern vergeben, aber da hat das Produktionsbudget nicht gereicht. Also habe ich mir für jeden Song einen Timer gestellt. Unter diesem künstlich erzeugten Zeitdruck habe ich mich in der ersten Session wirklich nur auf das wesentlichste konzentriert (Säubern, Volume, Pan, Raum, Dynamik) und bekam auch zufriedenstellende Ergebnisse. In der zweiten Session wurde dann das Finetuning in Angriff genommen. In der Rückschau würde ich noch ein paar Änderungen vornehmen, aber der Mix war für das Mastering-Studio und den Auftraggeber gut.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Großes Kino @whitealbum, leider kann ich dir dauerhaft keine Kekse geben :)
Danke für den schönen Abriss, quasi wie aus dem Leben.

Ich denke mal, als kleines Fazit kann man daraus ziehen, dass man einfach nicht zu früh anfangen sollte, "auf gut" zu mixen.
Je eher man das ganze als längeren und notwendigen Prozess begreift, der eben auch Änderungen im Arrangement, Neuaufnahme, Ergänzungsaufnahmen etc. beinhalten kann, umso zielsicherer wird man dann auch die einzelnen Arbeiten zum richtigen Zeitpunkt verordnen.
Das ist scherlich v.a. Erfahrungssache. Nun ja, so gesehen lernt man ja doch immer etwas :)

Danke für die Kekse, auch an die Anderen :)
Dein Fazit passt für Viele, und es ist auch genauso, hat man dann mehr Erfahrung, dann achtet man schon am Anfang genau darauf, das man eben die Schleife angepasstes Arrangement, Neuaufnahme und Co. so gering wie möglich hält, ist man aber auf dem Weg dahin, dann unbedingt Änderungen zu lassen, sonst verbessert man sich nicht.

Es ist ja auch so, wir sind keine Maschinen, wir machen auch Fehler und sind nicht immer 100% focussiert, und dabei ergeben sich eben auch geniale Momente, die man zulassen muss.
SItze gerade an den Drumaufnahmen, der Drummer hat irgendwo in der Mitte des Stückes ne Eingebung, eigentlich hatte er vergessen was kommt ;), und hat sich auf sein Gefühl verlassen, war besser als der Sicherheitstake :) Höre die Drumaufnahmen mit 12 MIkros gerade ab, die Pan-Verteilung war schon im Template, nur einen Comp auf die Summe, das ist Hammer, ein super Roh-Drummix ohne EQ und Co.
Die Positionierung und die grundsätzliche IDee welches Mikro wohin haben sich bezahlt gemacht. Ach ja, auch die Einspielng bei 5 Takes war bei einem Take genau richtig (bis auf eine 4 taktige Stelle, die ich aus einem anderen Take nehme), Snare hat immer den Druckpunkt, musikalisch klingts gut, jetzt gehts ans Feinmixing wie Phasenprüfung, leichtes EQ-ing, Gate und Co, ggf, lasse ich das auch mehr weg, das klingts schon so klasse! Richtig gelesen, ich brauche kein Timestretching und Co., entweder es passt oder es wird neu eingespielt. Stell euch mal vor, ich müsste da jetzt Schläge hin und herschieben :eek:


Ach ja, Zeitdruck hilft beim Focusieren :)
Die Zeiten von ColdDayMemory , Signalschwarz, nicht "sklavisch" eng sehen, das funktioniert bei den beiden gut, ich lasse mir mehr Zeit, bei mir muss aber innerhalb einer Stunde ein Mix schon zu 80-90 Prozent passen. Die letzten 10-20 Prozent sind dann Zeitfresser und hier gilt, loslassen können.
Künstler neigen zur Perfektion, liegt in der Natur, da muss man sich von guten Managern auch mal was abgucken, effizient zu sein ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Und nochmal: deine Beiträge hier sind wirklich von unschätzbarem Wert, @whitealbum!

Es ist schon was dran an eurer zeitmäßigen Einschätzung.
Ich mixe auch "fremde" Songs, wo ich kaum Einfluss an deren Entstehung habe. Das geht tatsächlich recht zügig von der Hand, man spielt da einfach weniger sondern mixt eben nur. In einer bis drei Stunden bin ich normalerweise damit durch, zzgl. einiger Korrekturen mit frischen Ohren.

Ganz anders jedoch - und darauf bezog sich meine Eingangsfrage v.a.- bei den eigenen Songs, wo ich neben der Produzenten- auch die Songwriter- und Künstlerrolle spiele.
Es sind einfach viele Entscheidungen zu treffen, zudem fehlt es mitunter an einer übergeordneten Instanz, die Entscheidungen abnickt oder entsprechend kommentiert. Das ist schon eine recht komplexe Angelegenheit.
Ich für meinen Teil finde Erfahrungsberichte von erfahreneren Produzenten sehr hilfreich, um den Überblick im Chaos nicht zu verlieren.
Dazu zähle ich dich, @whitealbum.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
ich bin zwar kein Dienstleister (es könnte mir also egal sein), bin aber spätestens nach einer Viertelstunde 'eingelullt'
da 'adaptiere' ich zu schnell, während das Abhörbild über die bevorzugten AKG Kopfhörer wie zementiert ist... :gruebel:
(der Wechsel fällt mir umso schwerer)
als workaround nehme ich dann einen anderen Track/andere Thematik (zB von Akustikgitarre auf Bass)
Referenzmixe habe ich nur als Erinnerung im Kopf, ohne Motivation einen davon zu kopieren
(man weiss halt, was wie wirkt)

cheers, Tom
 
man weiss halt, was wie wirkt
Ja und nein. Das Gehör entzieht sich diesem Wissen ganz schnell, spätestens nach einer Viertelstunde ist die Erinnerung an so etwas Komplexes wie z.B. den Gesamtsound eines Schlagzeuges innerhalb eines bestimmten Songs futsch.
Dafür sind die Zusammenhänge einfach zu komplex.

Wie gesagt, es geht nicht um das Kopieren irgendwelcher Sachen, sondern eher darum, einen Guide zu haben.
 
das hängt natürlich von der individuellen Idee/Vorstellung ab
ich kann die Aussage zum Schlagzeug anhand deines letzten (geposteten) Mixes gut nachvollziehen
hast du wirklich gut gelöst, aber (bei mir) kommt es als Ablenkung vom Song an
entsprechend einem grossen Beispiel wäre das wie 'Standing in the Shadows of Motown':
(die Re-Issues der DVD sind technisch perfekt, verfehlen aber die Wirkung der Detroiter Schlangengrube)
es ist eine Präferenz, keine Wertung
ich finde mich eher bei Gabriel Roth (Bosco Mann) wieder, Ex-Produzent Amy Winehouse... *seufz*
wenn es experimenteller sein darf, habe ich oft das akustische Bild von Darkside im Hinterkopf
in der Richtung wäre Sunset Mission von 'Bohren und der Club of Gore' ein zeitgenössisches Pendant
auch wenn die Fab Four nicht so meine Tasse Tee sind:
da muss ich whitealbum recht geben, dass sie Homogenität und Viefalt im Songkontext extrem gut umgesetzt haben

cheers, Tom
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Die Zeiten von ColdDayMemory , Signalschwarz, nicht "sklavisch" eng sehen
Sehe ich ja genauso, aber ich muss mich eben manchmal dazu zwingen ;-)
Die letzten 10-20 Prozent sind dann Zeitfresser und hier gilt, loslassen können.
Das ist, glaube ich, eine der wichtigsten Eigenschaften, die man sich antrainieren muss, sofern man als Dienstleister arbeitet. Für den Hobbyisten im kleinen Homestudio kann es auch mal Detailverliebter zugehen, solange es Spaß macht. Man muss eben nur auf die Schwelle von Spaß zu Obsession achten :D

Aber meine Schilderungen sind sowieso mit Vorsicht zu genießen, da ich nicht als Dienstleistung mixe, sondern hauptsächlich nur meinen eigenen Krempel mixe. Als ich per "Auftrag" einen Mix von jemand anderem übernommen habe brauchte ich auch wesentlich länger. Da heißt es erstmal den Song, das Arrangement (i.S. des Künstlers) und die Wünsche/Vorstellungen zu verstehen und dann folgt die Umsetzung. Das entfällt bei Eigenmaterial, da man selbst meistens am besten weiß, wie sein eigenes Produkt am Ende klingen soll.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
@ColdDayMemory, interessant, bei mir ist das meist andersrum. Ich mische viel lieber Sachen von anderen, da ich da freier bin und mich auf das Mischen konzentrieren kann. Natürlich nur, wenn mir die Musik halbwegs zusagt.
Bei eigenen Sachen bin ich oft zu sehr involviert und lass mich vom technischen Aspekt des Mixens ablenken.
 
Oh, interessantes Thema. Ich kenne das Problem nur zu gut.

Ich arbeite zwar auch mit Referenztracks, ich hör aber nur ganz selten mal in den Referenztrack. Und wenn, dann schalte ich nicht nur für paar Sekunden um, sondern hör mir den Referenztrack mind 2 min an, damit sich mein Gehör daran gewöhnt. Zu schnelles hin und her schalten rafft mein Gehirn irgendwie nicht.^^

Was ich sehr wichtig finde: Schnelles arbeiten. Ich hör mir den Mix an, beurteile erstmal, was will ich machen. Dann wird das mal grob umgesetzt, ich geh aber nicht ins Detail. Hauptsache schnell geht es^^ Wenn das gemacht ist, mach ich mal gemütlich ne Zigaretten/Kaffee-Pause.. Danach höre ich mir einfach bisschen Musik an, egal welche Musik, nur nicht den Mix von vorher. (Die Musik höre ich passiv/entspannt, nicht analytisch.) Das frischt die Ohren etwas auf.

Nach der Pause beginne ich wieder von vorn:D Ich hör mir den Mix erneut an, und beurteile erstmal..... Nach der Pause hab ich oft ein ganz anderen Eindruck vom Mix..

So taste ich mich meistens an meine Mixes ran, bis ich zufrieden bin..
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Tolle Beiträge hier, interessant zu sehen wie unterschiedlich jeder Arbeitet.

Ich möchte Ohne ReferenzTrack eig nicht mehr mischen. Gerade am Anfang ist es schwer, einzuschätzen wie gut es klingt. Vorallem wenn das Ohr müde wird und sich im Prinzip alles gleich (bzw alles Geil) anhört ^^
Mittlerweile mische ich 20-30min in Mono samt Referenztrack, mache dann einen Break und weitergehts zur nächsten halben Stunde - da sitzt dann das meiste und der Rest wird dann ge-fine-tuned in Stereo :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben