Restauration einer Hohner Lucia IV P

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Reparaturbericht einer Hohner Lucia IV P

Das Instrument wurde bei Ebay als "Weißer Traum" mit einem reichlich geschönten Zustandsbericht angeboten, so dass der Preis letztendlich bei 400,oo Euro landete.
Zunächst habe ich es äußerlich gründlich gereinigt, und eine kleine Delle aus dem Verdeck gedrückt. Die Balgecken waren nicht mehr silberglänzend sondern mit Grünspan überzogen. Mit einem Stahlpinsel wurden Chromreste und Grünspan entfernt, die Ecken erscheinen jetzt messingblank. Sie werden mit einem Klarlack geschützt. Der Tastenhub beträgt sagenhafte 11 mm an der Tastenspitze und die Tonklappenheben ebenfalls an der Spitze 11 mm ab. Die Beläge haben noch eine Dicke von 2 mm. Bei 4 mm haben die Klappen einen parallelen Abstand zu der Füllung. Um die Tasten mit dem Tastenbrett parallel zu bringen müssten die Tasten an der Spitze 8 mm tiefer. Die Clavishebel sind aus ursprünglich 3,5 mm Rundmaterial gefertigt. Außer im Klappenbereich sind sie auf 2,5 mm flach gedrückt, so dass eine Breite von 4,8 mm entsteht. Zum Nachrichten der Clavishebel fertige ich zwei Richteisen auf folgende Weise: Aus dickwandigem Rohr mit 12 mm Außendurchmesser werden zwei Ringe von 8 mm Breite hergestellt. Seitlich an die Ringe wird je ein 200 mm langer Stab aus 8 mm Edelstahl - Rundmaterial angeschweißt. Quer zu dem Stab wird eine Nut in den Ring gefeilt, in den genau der Clavishebel passt, also 4,8 mm breit und 2,5 mm tief. Es entstehen so zwei Richteisen zum Preis von 12,oo Euro. Später kommen nochmal zwei Richteisen mit 4 mm Schlitz dazu, wovon eins eine 4 mm Bohrung in das Ende des Rundmaterialgriffs bekommt. Durch Aufstecken auf die runden Enden der Clavishebel, von denen man ja die Gummis der Tonklappen einfach abzieht, kann ich damit sehr schonend und genau die Tonklappen zum satten Anliegen bringen. Zum neu belegen der Klappen für die 22 ganzen und die 15 halben Töne wird 4 mm starkes Material zum Preis von 50,oo Euro beschafft. Die Aluminium-Tonklappen haben in die Tonlöcher hinein Aufprägungen in Höhe von ca. 0,5 mm was die Klappenbeläge etwas in die Tonlöcher gedrückt hatte. Anstatt der ursprünglichen Klappenbeläge mit Schaumstoffrücken werden jedoch jetzt Filz - Leder - Beläge verwendet. Damit diese eine günstigere Auflage erhalten, werden die alten Klappenbeläge von den Schaumstoffresten befreit und erhalten mittels ausstechen nach Schablone eine Aussparung im Bereich der Aufprägung der Aluklappen. Mit der guten Seite werden diese Lederstücke dann auf die Klappen geklebt und bilden so einen Auflagerahmen für die neuen Beläge im Bereich der Tonlochränder. Vor dem aufkleben der neuen Beläge werden die schon aufgeklebten Lederstücke auf einer ebenen Fläche mit Schleifpapier leicht angeschliffen, damit kein Rest des alten Schaumstoffbelages zurückbleibt. Stellenweise überstehendes Leder an den Aluklappenenden wird sauber weggeschnitten. Die vier Tonlöcher unter jeder Klappe wurden original mit je zwei Belägen abgedeckt, zwischen denen ein 5 mm Steg frei blieb. Die neuen Klappenbeläge werden aber nicht geteilt, der freie Steg also überbrückt. Für die neuen Klappenbeläge wird eine Schneideplatte gebaut, die seitlich einen Anschlag für das Filz-Leder und ein Schablonenlineal hat. So kann mit einem Teppichmesser absolut genau zugeschnitten werden.
Die frei zugängliche Füllung (Tasten sind einzeln demontierbar) wird mit Aceton von Kleberresten gesäubert, ohne die Markierungen für die Tonklappen zu verwischen. Zunächst werden nun die schwarzen Tasten wieder eingebaut und gleich ausgerichtet. Danach geschieht das Gleiche mit den weißen Tasten. Der Tastenhub beträgt jetzt in der Mitte 5 mm. Eine Schwergängigkeit der Registerschalter ließ sich durch eine sehr vorsichtig dosierte Gabe Caramba auf die Achsen des Registergetriebes beheben. Die Schubstifte auf den Schwenkhebeln waren augenscheinlich schräg gedrückt, sie wurden mit einer kleinen Zange vorsichtig wieder gerichtet.
Nun soll die Bassseite neu belegt werden. Dazu wird nach dem abschrauben der Füße das Bassverdeck abgenommen. Dabei die Registerschalter halbhoch gleichstellen und den Luftknopf eindrücken. Die Bassmechanik wird nach dem umlegen zweier Haltebügel im ganzen abgenommen. Die Haltebügel sind mit zwei Stiften, die in einer Raste gesichert sind, arretiert. Auch hier werden die je 12 Bass - und Akkordklappen gezeichnet und von den Clavishebeln abgezogen. Die Tonklappen sind hier ohne Aufprägungen und plan, sie lassen sich durch abschaben und vorsichtiges schleifen auf ebener, Sandpapier belegter Fläche leicht säubern. Wie zuvor nach Schablone zugeschnittene neue Klappenbeläge werden ringsum bündig aufgeklebt. Mit probeweise aufgesetzter Bassmechanik wird geprüft, ob die Klappen ohne Spiel schließen. Clavishebel nicht einwandfrei schließender Klappen werden gekennzeichnet und mit den selbst gefertigten Richteisen entsprechend gebogen. Seitlich verschobene oder schräg verdrehte Clavishebel sind vorsichtig mit Flachzangen zu richten. Bei dem Abnehmen der Stimmstöcke werden die Registerschieber nicht angetastet, denn diese bewegen sich in der aus zwei Platten zusammengenieteten Zarge. Um die kompletten Stimmstöcke der Diskantseite zu überholen arbeite ich folgende Arbeitsgänge ab:
Die 8 Stimmplattenreihen werden von 1 bis 8 bezeichnet. Danach erhalten die Stimmplatten und zwar bei den tiefen Tönen der ganzen Töne beginnend eine Nummerierung (mit der Reißnadel) nach Stimmplattenreihe und Tonfolge. Also z.B. 8/1 - 8/2 usw. bis 8/19 oder 7/1 - 7/2 usw. bis 7/19. Für die Bestellung der neuen Ventile zeichne ich einen Plan, auf dem Reihe für Reihe festgehalten wird, wie viel Ventile von bestimmter Abmessung (Breite mal Länge) verbaut wurden und welche Stimmplatten unventiliert bleiben. Mit einem schmalen Schraubenzieher, der senkrecht auf dem Stimmstock an der Stimmplatte entlang geführt wird, schiebe ich das alte Wachs ab. Aber nur seitlich und oben. Als Stimmstocksohle dient nur die Dichtung zur Füllung, Die Stimmplatten liegen dazu in einem Abstand von einem Millimeter, welcher mit Wachs gefüllt ist. Diesen aus Dichtung und Wachs gebildeten Steg unten an den Kanzellen lasse ich stehen. Die Stimmplatten lassen sich nun durch seitliches Kippen leicht lösen. Die alten Ventile werden entfernt und die Stimmplatten kommen in ein Spezialbad. Nach der vorgeschriebenen Zeit werden diese mit einer Zange gegriffen und die noch anhaftenden Wachs- und Kleberreste mit einem harten, schmalen Pinsel entfernt. Danach wird in Wasser gespült und getrocknet. Eventuell vorhandener Flugrost an den Stimmzungen wird von außen mit dem Glashaarpinsel und innen sehr vorsichtig, ohne Metall abzureiben, mit in der Breite passenden Schraubenziehern abgeschoben. Nach nochmaligem abpinseln mit Aceton verschwinden die letzten Kleberreste, Roststaub und Ablagerungen auf den Stimmen. Für die jetzt zu verbauenden Ventile habe ich mit Porto ca. 70,oo Euro ausgegeben. Um die richtigen Ventile zuzuordnen leistet mir der Plan wieder gute Dienste. Der benötigte Ventilkleber wird in einer Spritze verkauft. Um diese Spritze sicher und arbeitsgünstig zu lagern fertige ich mir einen Holzgalgen, an dem von unten der Verschluss der Spritze in einer Bohrung befestigt wird. Nach oben haltend wird zunächst die Luft aus der Spritze gedrückt und dann zum Lagern von unten in den Verschluss geschoben. Der Kleber wird um das Freiloch für die Niete herum sparsam auf das Ventil aufgetragen und dieses dann leicht nach rechts geneigt (also innen von der Kanzellenwand weg) auf die Stimmplatte geklebt. Mit der Ventilschere das Ventil einen Millimeter über der Öffnung auf Maß schneiden. Der Vorbesitzer hatte, wohl wegen des hohen Luftbedarfs dieses Instruments, die ursprünglich unventilierten Stimmen nachventiliert, allerdings nur außen. Ich nehme das als Hinweis und ventiliere alle Stimmen bis auf die ganz kleinen Messingplatten. Als nächster Arbeitsschritt steht jetzt das Aufwachsen der Stimmplatten an. Für 116,oo Euro wurde ein kombinierter Wachsschmelzer mit Gießvorrichtung gekauft. Dieser besteht aus einem Temparaturregler und einem kleinen Kessel mit Gießer an einem Handgriff, ähnlich einem Lötkolben. Um sicher arbeiten zu können wird eine Halterung für den Handgriff der Gießvorrichtung und eine Stimmstockaufnahme aus einem 6 cm breiten und 45 cm langen Abfallstück von einer Küchenarbeitsplatte ( aus dem Baumarkt) angefertigt. Dieser Stimmstockhalter fixiert den Stimmstock mit der Stimmplattenfläche wahlweise waagerecht oder um 45° gekippt, (durch eine entsprechende Abschrägung an der Hinterkante) wenn man ihn mit zwei Verleimklammern darauf befestigt hat. In der Waagerechtstellung lege ich die Stimmplatten der Nummerierung entsprechend auf die Stimmstöcke. Da der alte Wachsverguss der Stimmstocksohle noch vorhanden ist, müssen die Stimmplatten nur an diesen gesetzt werden, um die ursprüngliche Stellung wieder einzunehmen. Es zeigt sich, dass die Stimmplatten ganz leicht nach links geneigt waren, so streifen die Innenventile sicher nicht an der Kanzellenwand. An der oberen Schmalseite werden die Stimmplatten nun mit einem Wachspunkt befestigt. Nachdem der einwandfreie Sitz im Inneren der Kanzellen und die Nummerierung nochmals
geprüft wurde, ist das Vergießen dran. Der Wachskessel wird mit vorbereiteten, kleinen Wachsbrocken befüllt und auf 165° aufgeheizt. Für eine ordentliche Ausleuchtung sorgt eine passend aufgestellte Büroleuchte. Um die langen Kanten der Stimmplatten optimal zu vergießen soll mein Stimmstockhalter ca 30° hochgestellt werden. Damit dieser in dieser Neigung gestützt wird, stelle ich eine passende Holzsäule her. Der Stimmstockhalter wird an den Enden mit Arretierungen versehen, damit nichts wegrutscht. Die zu vergießenden Rinnen (Stimmplattenkante und Kanzellenwandoberkante) sollen waagerecht liegen. Ist
das mal nicht der Fall, den Turm durch Unterlegen vorsichtig neigen. Diese ganze Vorrichtung steht jetzt in einigen cm Abstand entlang der Tischkante. Als Linkshänder sitze ich mit dem rechten Schenkel an der Tischkante, nehme die Gießvorrichtung aus der Halterung und führe sie um den Stimmstock herum, also niemals über die Stimmplatten hinweg, (wegen Kläckern) bis zum ersten Stimmplattenzwischenraum an der Stimmstocksohlen - Seite. Durch Neigen des Wachskessels kann jetzt flüssiges Wachs durch den Gießer an die Stimmplattenkanten tropfen. Ist das Gießgerät in Ordnung, fallen ca.1 - 2 Wachstopfen in einer Sekunde. Um das Gießgerät möglichst ruhig zu führen nehme ich es in beide Hände und lege den rechten Ellenbogen an den Körper an. Nachdem die langen Seiten so vergossen sind, wird der Stimmstockhalter von der 30° - Säule genommen und flach auf dem Tisch auf 45° gestellt um die oberen, kurzen Kanten zu vergießen. In der gleichen Lage werden die Stimmplatten an der Stimmstocksohle langsam und sorgfältig vergossen, wobei das alte Wachs möglichst etwas mit angelöst wird. Hierbei ist es günstig, dass der Stimmstock durch die Leimklammern plan und fest auf meinen Stimmstockhalter gedrückt sind, so bleibt die Auflagefläche zur Zarge schön eben und dicht. Von Zeit zu Zeit wird der Schmelzkessel geleert und gereinigt, damit die angesammelten Rückstände wegkommen. Hat sich die Fließgeschwindigkeit zu sehr verlangsamt, wird das Gießröhrchen, in abgekühltem Zustand natürlich,
vorsichtig herausgeschraubt und mit einem passenden (1,5mm) Bohrer von Hand freigebohrt. Um die Biegung des Gießröhrchens auch frei zu bekommen kann man einen 1 mm Draht durchziehen. Dieser wird kurz vor der Öffnung mit einer Flachzange gegriffen und in 1 mm - Schüben eingeführt, bis er innen im Kessel sichtbar wird. Beim Durchziehen den Draht mit Lösemittel benetzen. An der Bassseite wird die Arbeit an den Stimmstöcken schon übersichtlicher denn hier gibt es nur 12 Stimmen in je 4 Registern. Die Arbeitsabläufe entsprechen denen der Diskantseite. 63,86 Euro werden nochmal für die Ventile ausgegeben. Die zu verwendenden Lederventile sind recht breit und es wird eng in den Kanzellen. Die vorgesehene seitliche Auflage der Stimmplatten beträgt 1 mm. Um mir das an der Stimmplattenrückseite anzureißen verwende ich ein in der Tischlerei übliches Streichmaß. Für einen Anriss in einem 1 mm Abstand von der Kanzellenwandkante stelle ich mir selbst ein spezielles Streichmaß her. Mit den Strichen als Vorgabe geht das Ventilieren und das richtige Auflegen der Stimmplatten schnell und es stimmt nachher alles. Die sehr langen Bassventile werden nicht nur um das Nietfreiloch herum, sondern noch einen cm höher am Stimmschlitz entlang geklebt. Sind die Stimmstöcke so fertiggestellt kommen sie nocheinmal waagerecht auf den Stimmstockhalter, um eventuell mit Wachs verunreinigte Stimmplatten
vorsichtig mit einem Schnitzbeitel zu säubern. Hier entscheidet nun jeder für sich, ob er besser die Außenventile vor oder nach dem Aufwachsen aufklebt. Man hat die Wahl, ob man die eventuelle Erneuerung eines Ventils, oder die Verunreinigung einer Innenstimme riskiert. Es heißt, dass das Wachs 6 Wochen zum Aushärten ruhen soll. Ich schreibe also jetzt das Tagesdatum auf einen der Stimmstöcke.
Für die Sanierung des Balges fertige ich mir 4 sog. Balgspreizer, die den Balg auf 35 cm auseinander halten und die gleichzeitig an den Ecken des Balges als Lineal für die Enden der neuen Kalikostreifen
dienen. Die neuen Kalikostreifen kosten 37,80 Euro. Die alten Streifen werden an einem Ende vorsichtig angehoben und erst die eine Hälfte neben dem Balgknick abgerissen, danach die andere Hälfte. Die nun
nackten Balgfalten werden auch von den Leimresten befreit, indem man diese mit einem feuchten Lappen einweicht und dann abrubbelt. Eine recht mühselige Arbeit. Sollten die Balgfalten zu nass werden können sich hässliche Trockenränder bilden, man muss dann vorbeugend die ganze Falte befeuchten, mit einer alten Zahnbürste zum Beispiel. Zum Ablängen der Kalikostreifen fertigt ich mir eine Schneidevorrichtung, damit alles genau gleich lang und winklig wird. Die Kalikostreifen sind nach einer Seite durchlaufend gemustert, darum beim Aufkleben nicht verdrehen. Zum leichteren mittig Auflegen erhalten die Streifen an den Enden und in der Mitte einen Mittelknick. Den Spezial Weißkleber habe ich mir in eine Spritzflasche gefüllt. Damit gebe ich die richtige Menge auf die Rückseite des mit zwei Stecknadeln fixierten Kalikostreifens und verteilte ihn sehr sorgfältig, nicht zu dick. Das ging am besten mit der Fingerkuppe. Die Endlineale der Balgspreizer und die Mitteknicke helfen mir nun, den Streifen genau auszurichten um ihn dann anzudrücken. Dies sollte, besonders und mehrfach an den Enden, im Bereich der Balgecken geschehen. Wenn alle Balgfalten einer Seite auf einmal geklebt werden, den guten Sitz der Streifen mehrfach kontrollieren. Nach dem Fertigstellen einer Balgseite die Balgspreizer abnehmen und den Balg zusammengedrückt zwei Stunden beschweren. Die Kalikostreifen an den Balgrahmen tausche ich nicht aus, sondern säubere sie nur. Beschädigte Stellen werden nachgeklebt und mit passendem Farbfilzschreiber nachgebessert. Ich denke, dass hier ein ordentliches Bekleben nur geht, wenn die Balgrahmen dazu abgenommen werden. Jetzt ist für meine Begriffe alles getan was einem Laien möglich ist und es wird zusammengebaut. Um keine Ventile beim Einbau zu beschädigen fertige ich einen Winkel aus durchsichtigem Kunststoff in der Länge der Stimmstöcke und lege diesen auf den benachbarten schon eingebauten Stimmstock. Nach der Aushärtezeit für das Wachs kommt das Gerät zum Stimmen und ich denke, dass aus dem bis Dato "Weißen Alptraum" nun wirklich ein "Weißer Traum" geworden ist.
 
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Hallo Akkotue,

ich werde gerade aus den Zeichnungen nicht wirklich schlau.

Für das Einwachsen der Stimmplatten nehme ich zwei Bänkchen. Darauf sitzt der Stimmstock sehr angenehm. Dann wachse ich mit meinem Löffel die obere Seite ein, lasse das kurz abkühlen, nehme dann den Stimmstock in die Hand und fülle die Zwischenräume zwischen den Stimmplatten aus. Am Schluß kommt der Fuß dran. Für den Wachsschmelzer sind die Bänkchen sehr gut, da man auch den Winkel des aufliegenden Stimmstockes leicht verändern kann.

Wichtig ist aber letztendlich, daß Dir der Stimmstock nicht wegrutschen kann. Alles andere obliegt Deinem Gutdünken. :)

P.S. Weiter so!
 
Hallo Akkotue,
ich selbst bin auch dabei meine Lucia IVP etwas zu sanieren. Das das Innenleben ist in Ordnung, die
Stimmplatten sind ohne Rost, die Ventile liegen gut an und selbst das Wachs ist noch super.
50 Euro für die neuen Klappenbeläge auf der Diskantseite - ist das richtig?
Ich habe mir die 4,5mm dicken 37 Filzlederstücke mit den Abmessungen ca. 13 x 67 mm, unter Verwendung eines sauscharfen Schlachtermessers und einer dünnen Metallschiene, selber zugeschnitten. Dieses Filzlederstück hat bei Hohner ca. 20 Euro gekostet.
Jetzt aber meine eigentliche Frage:
Die Konstruktion deiner Richteisen habe ich nicht begriffen. Warum Rohr und Schweißarbeiten?
Ich habe zur Herstellung meiner beiden Richteisen 2 Sparrennägel genommen. Der Nagelquerschnitt ist ca. 7,5x7,5 mm und nach dem Absägen von Nagelkopf und-spitze ca. 200mm lang. Quer zu Nagelachse habe ich dann mit Eisensäge und -feile im Abstand von ca. 4mm vom Ende, 2 unterschiedlich breite Nuten hergestellt - ich habe also jetzt 2 Richteisen mit je 2 unterschiedlichen Nuten - ohne Schweißarbeiten - aber natürlich nicht in Niro - Kosten 0 Euro, die Nägel hatte ich noch liegen.
Ein Richteisen mit 4 mm Bohrung am Ende habe ich noch nicht - das Verbiegen des runden Clavishebelendes funktioniert auch mit dem hohlen Schlüssel mit passendem Innendurchmesser z.B. von einem Kleiderschrank.
Vielen Dank für deine Arbeitsbeschreibung, wer sich an so etwas heran wagt sollte allerdings handwerklich nicht ganz ungeschickt sein und auch reichlich Zeit einplanen.
Fertige Clavis-Richteisen kosten übrigens bei Internethändlern im günstigsten Fall ca. 12 Euro pro Stück.

freunliche Grüsse
Heinz1975
 
Hallo Heinz
Die geschweißten Richteisen aus folgendem Grund: Meine gekauften Richteisen haben den Nachteil, dass die Angriffsklaue recht schmal ist und leicht abrutscht. Die Klavishebel sehen danach oft etwas lädiert aus. In den Nuten der aufgeschweißten Ringe meiner Richteisen liegen die Klavishebel recht fest und sicher, ein präzises Arbeiten ist so eher gewährleistet. Darauf, das aus Sparrennägeln zu machen muß man erstmal kommen. Eine schnelle, günstige Lösung. Meine Schiene zum Zuschneiden der Klappenbeläge war aus Hartfaserplatte und hatte die Breite der Beläge. So brauchte alles nur an einen Anschlag gelegt werden und der Zuschnitt wurde sehr genau. Es stimmt, Zeit spielte für mich keine Rolle und eine Ausstattung an Werkzeug und kleinen Maschinen ist vorhanden.
Mit freundlichen Grüßen accotue

___

Hallo Ippenstein
Die von Dir beschriebenen Bänkchen habe ich auch schon von anderer Seite kennegelernt und die Vorteile sind klar. Meine Stimmstockaufnahme hat sich so ergeben, weil ich noch einen Streifen (Abfall) von eine Küchenarbeitsplatte liegen hatte. Ich schmeiße so schnell nichts weg! Diese bekam an der Hintekante einfach eine 45° Abschrägung, damit das Ganze gekippt werden kann. Den Stimmstock halte ich drauf mit zwei kleinen Leimklammern an den Enden. Wenn ich nun das Ganze in der besten Arbeitsposition fixiere habe ich beide Hände zum Arbeiten frei. Das Vergießen z.B. halte ich nach wie vor für eine Arbeit, die eine (oder zwei) ruhige Hand erfordert.
Mit freundlichen Grüßen accotue
 
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Hallo Akkotue,
zum Schneiden habe ich eine Tapezierschiene aus Niro (60mm breit, 2 meter lang) genommen.
Die Schiene nehme ich auch zum Zuschneiden von Tapetenstreifen wenn ich selbst tapeziere.
An der Metallkante kann man das Messer exakt langführen und durch die 60mm Breite läßt sich die Schiene auch gut herunterdrücken und verrutscht nicht. Um die genaue Filzlederbreite zu erhalten habe ich dann zwei der alten Lederstücke genommen - je 1 Stück für den Schnittanfang und für das Schnittende.
Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du die 4 Erhebungen der Aluklappen erst durch eine Zwischenlage höhenmäßig ausgeglichen und dann die neuen Filzleder auf die egalisierte Klappenfläche geklebt. Warum?
Ich habe schon bei Reparaturarbeiten zugesehen und da wurden die neuen dicken Filzleder ohne Höhenausgleich direkt auf die Alu-Klappen geklebt.

freundliche Grüsse
Heinz1975
 
Hallo Heinz
In einer Akkordeon - Reparatur - Anleitung habe ich gelesen, dass die hochgeprägten Klappenflächen mal eingestzt wurden um eine höhere Dichtheit zu erreichen. Dies sei aber nur gewährleiste, solange die Tastenführung noch einwandfrei ist. Bei meiner alten Lucia war ich da nicht so sicher, und habe mir vorsichtshalber diese zusätzliche Arbeit gemacht. Ich meine, dass die Klappen nun auch schön schließen. Ein endgültiges Urteil dazu werde ich von dem Akkordeonfachman hören, wenn ich das Teil zum Stimmen gebe.
Freundliche Grüße accotue
 
Zuletzt bearbeitet:
Jetzt ist es soweit! Meine von mir restaurierte Lucia ist bei dem HZIBM zum Stimmen. Meine Arbeit wurde vorab nicht völlig verworfen, sondern nur kleine Fehler festgestellt. In gut zwei Wochen bekomme ich das Teil zurück, bin natürlich sehr gespannt. Soll wieder original gestimmt werden.
Gruß akkotue
 
Jetzt ist es soweit! Meine von mir restaurierte Lucia ist bei dem HZIBM zum Stimmen.
Die Krönung wäre jetzt noch gewesen, wenn du auch noch selber gestimmt hättest. Auf dem Treffen in Klingenthal hatten wir einen Stimmtisch dabei, mit dem man das selber machen kann. Ich selbst habs noch nicht probiert aber echse hat ihre Tango III selbst gestimmt. Und ich muss sagen, besser als so manches Instrument von der Stange.
 
Hut ab vor so viel Mut, sich an das Stimmen zu wagen! Mein HZIBM (aus Bienebüttel) hat die Lucia natürlich sofort geöffnet und einer ersten Kontrolle unterzogen. Seine Stellungnahmen zu meinem "Werk" sind schon richtig Geld wert! Irgendwann baue ich den Stimmtisch, oder einen komfortabelen Stimmbalg und dann wird probiert. gerade habe ich dafür ein Akkordeon ersteigert. Gruß akkotue
 
Ich werde im Sommer einen Workshop besuchen, bei dem ich mich auch am Stimmen versuchen werde. Vielleicht wäre das auch etwas für dich (Kosten 100 Euro für einen Tag). Ich war schon vor Ort und hab mir das angesehen und der Typ macht auch einen guten Eindruck auf mich. Einige aus dem Forum haben auch schon diverse Reparaturen oder Wokshops bei ihm gemacht. Das Echo war auch von dieser Seite sehr positiv.

Im Workshop-Thread findest du weitere Infos dazu.

Gruß
...Leo
 
Hallo akkotue,

In gut zwei Wochen bekomme ich das Teil zurück, bin natürlich sehr gespannt.

Prima :great:. Vielleicht kannst Du, wenn das Akkordeon wieder da ist, ein paar Fotos machen und hier hochladen?

Die Krönung wäre jetzt noch gewesen, wenn du auch noch selber gestimmt hättest.

Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum jeder Akkordeonspieler plötzlich so scharf darauf ist, sein Instrument selbst zu stimmen. Abgesehen von den handwerklichen Fertigkeiten und der jahrelangen Erfahrung der ausgebildeten Experten lohnt sich das meiner Ansicht nach für den Ottonormal-Spieler, der maximal 2 oder 3 Intrumente sein Eigen nennt, nicht wirklich. Schon das Nachstimmen einiger weniger Töne kommt nicht so häufig vor, wie hier manchmal suggeriert wird - und eine Komplettstimmung steht wohl auch kaum jede Woche an ;).
Da wäre mir ehrlich gesagt das Risiko, etwas zu "vermurksen", zu hoch. Und ob man auf lange Sicht wirklich finanziell viel spart :gruebel:...?
 
Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum jeder Akkordeonspieler plötzlich so scharf darauf ist, sein Instrument selbst zu stimmen. Abgesehen von den handwerklichen Fertigkeiten und der jahrelangen Erfahrung der ausgebildeten Experten [..] Da wäre mir ehrlich gesagt das Risiko, etwas zu "vermurksen", zu hoch. Und ob man auf lange Sicht wirklich finanziell viel spart :gruebel:...?
Das ist doch ganz einfach zu verstehen: es gibt einfach Leute, die Spaß am Schrauben haben. Ich persönlich kann mir jetzt auch nicht vorstellen, mit irgendwelchen Geräten an den Stimmzungen meiner Morino herum zu schrammen. Aber wenn jemand eine Kiste für 150 Euro kauft und das Teil selber aufmöbelt, warum nicht einen Versuch wagen, womöglich unter fachlicher Anleitung? Und an echse sieht bzw. hört man, dass das auch ganz gut klappen kann.

Die Stimmerei wird etwas zu sehr mystifiziert - das sagt z.B. auch Gotthard Richter :cool:
 
Hallo Leonhard.

Aber wenn jemand eine Kiste für 150 Euro kauft und das Teil selber aufmöbelt, warum nicht einen Versuch wagen, womöglich unter fachlicher Anleitung?

OK, bei einem Bastelinstrument, bei dem es nicht drauf ankommt :nix: ...

Die Stimmerei wird etwas zu sehr mystifiziert - das sagt z.B. auch Gotthard Richter :cool:

Trotzdem ist es auch nicht so einfach, wie man das hier zwischen den Zeilen immer wieder zu lesen meint ;).

Aber prinzipiell sind wir da wohl einer Meinung, und ich für meinen Teil würde mich ohnehin eher als Spieler denn als Bastler bezeichnen (zumindest im Bereich Akkordeon).
 
Stimmt - es ist nicht so einfach. Ich grüble nämlich gerade darüber, ob man eher bei 200 oder bei 300 Pascal stimmen sollte. :D

Und nun im Ernst: In dem vorgestellten Verfahren ist das Messen kein Problem. Das Problem ist, daß man ein Händchen für das Abtragen des Materials haben muß, Lösabstände sauber einstellen können muß und viel Zeit braucht. Die Zungen brauchen einfach Zeit, wenn sie tiefergestimmt oder der Lösabstand eingestellt worden ist.

Und das zweite Problem sind die Parameter, die dahinter stehen und die man kennen muß, damit ein möglichst genaues Ergebnis dabei herauskommt.

Grüße

Ippenstein
 
Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, warum jeder Akkordeonspieler plötzlich so scharf darauf ist, sein Instrument selbst zu stimmen.
Es sind hier einige wenige, die Lust drauf haben, ihr Instrument selbst zu stimmen, nicht die große Masse - und ich denke, damit tut man niemandem weh (außer vielleicht den Zuhörern danach:eek:). An seinem Auto darf ja auch jeder nach Lust und Laune rumschrauben, daran stört sich doch auch keiner ... und es schadet doch nicht, zu wissen wie man nen Reifen wechselt, Zündkerzen kontrolliert und Öl nachfüllt. Deswegen macht man ja auch nicht die Fachwerkstatt überflüssig.

Abgesehen von den handwerklichen Fertigkeiten und der jahrelangen Erfahrung der ausgebildeten Experten lohnt sich das meiner Ansicht nach für den Ottonormal-Spieler, der maximal 2 oder 3 Intrumente sein Eigen nennt, nicht wirklich.
Es geht zumindest mir nicht vorrangig darum, Geld dadurch zu sparen sondern das Instrument kennen zu lernen und zu verstehen (ich wusste vor einem halben Jahr nicht mal, wie der Ton eigentlich da drinnen erzeugt wird:redface:)

Natürlich ist es keine Frage, dass - wie in jedem Handwerk - langjährige Erfahrung und natürlich eine entsprechende Ausbildung von Vorteil ist. Die Feinheiten und Tricks eignet man sich nicht bei den ersten Versuchen an sondern im Laufe der Zeit. Das Ergebnis meiner Stimmerei ist noch lang nicht perfekt, da könnte ein Meister sicher einiges noch verbessern. Aber ich hab eine alte Kiste vom Lagerfeuertod gerettet und diese ist für meine momentanen Bedürfnisse absolut ausreichend - und um ehrlich zu sein - ich bin da schon stolz drauf! :cool:

Jedenfalls hab ich mit der Restaurierung meiner Tango richtig Freude gehabt und tolle Erfahrungen damit gesammelt.
LG Manuela
 
Aber prinzipiell sind wir da wohl einer Meinung, und ich für meinen Teil würde mich ohnehin eher als Spieler denn als Bastler bezeichnen.
genauso sehe ich mich auch. Den Workshop mach ich aus purem Interesse ohne den Hintergedanken, mir mein bestes Stück im Anschluss zu ruinieren :rolleyes:

Stimmt - es ist nicht so einfach.
Niemand hat behauptet, dass es einfach ist. Aber wenn man nur Dinge anpackt, die einem einfach vorkommen, dann verpasst man viel im Leben - und Akkordeon wird man mit dieser Einstellung weder reparieren noch spielen.
 
Ist nicht wirklich zentral, aber ich les es halt immer wieder: hier ist wohl die Restaurierung gemeint http://de.wikipedia.org/wiki/Restaurierung und weniger die Restauration als Wiederherstellung eines politischen Zustandes, http://de.wikipedia.org/wiki/Restauration_%28Geschichte%29.
Es gefällt mir, wenn jemand der es besser weiß, damit nicht hinter dem Berg bleibt, es müssen ja offensichtliche Fehler nicht immer wieder gemacht werden. In dem Zusammenhang: Ich finde es nicht so schön, wenn hier gelegentlich von "geiler" Musik geschrieben wird. Da rutscht man doch auf das DSDS - Niveau ab. Man mag es ja als spaßig empfinden, wenn der kleine Checker behauptet, er sei der "Geilste". Daraufhin, dass es hieß: "So geile Weiber hatten wir noch nie" wollte ich doch gerne mal wissen, was genau man allgemein darunter versteht und habe den Begriff in der Suchmaschine eingegeben. Na da gab`s was zu sehen!
Gruß akkotue
 
Aber manche Sachen bekommt man einfach nicht richtig gestellt. Beim Akkordeon gibt es kein Tremolo, sondern eine Schwebetonreihe. Das wurde auch schon zig Mal gesagt, hält sich aber hartnäckig. ;)

In Bezug auf das Stimmen habe ich nun im WM-Forum eine Diskussion angestoßen - aber leider kommt von den Reinstimmern keine Antwort. :(
 
Hallo Ippenstein,

In Bezug auf das Stimmen habe ich nun im WM-Forum eine Diskussion angestoßen - aber leider kommt von den Reinstimmern keine Antwort. :(

vielleicht auch einfach mal hier eine Diskussion anregen - bei uns ist mehr los, als bei der "Konkurrenz" ;) (SCNR).
 

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