[Review] Ibanez Soundgear Bass SR600E-CTF

Rubbl
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Beim SR600E handelt es sich um eine weitere Variante der klassischen Ibanez Serie Soundgear, die immerhin bereits 1987 das Licht der Musikwelt erblickte. Ein flacher ergonomisch geformter Body, an den ein noch flacherer Hals geschraubt wurde, bilden dabei die Grundkonstruktion.

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Ergonomie Flunder im Raubfisch Look

In unserem Fall besteht der Body aus zwei Teilen Esche, die noch in irgend einer Form nachbehandelt wurden. Ich kann mir vorstellen, dass Sandstrahlen oder etwas vergleichbares zu dieser angenehmen Treibholz Haptik führt. Die Farbe nennt sich dann noch "Cosmic Blue Starburst Flat" wobei einfach "Blue Burst" oder "Barracuda" auch gepasst hätten. Die Kopfplatte wurde passend gestaltet und der umlaufende helle Streifen des Furniers sieht dabei noch ziemlich nobel aus. Besonders schön ist, dass dazu der Zugang zum Halsstab an das andere Ende verlegt wurde und keine Plastik Abdeckung die Kopfplatte verschandelt.


Der Hals besteht aus fünf Streifen, die dickeren aus Jatoba, einem harten Tropenholz aus der Familie der Johannisbrotgewächse (*) und zwei davon eingefasste Steifen Walnuss. Darüber ein Girffbrett aus Palisander mit 24 sauber abgerundeten medium Bünden und überaus schicken Abalone Inlays, die den blauen Farbton nochmal geschickt aufgreifen. Das fühlt sich in der Summe dann so überaus geschmeidig und holzig an, dass man kaum die Finger davon lassen will.

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driftwood or woodporn?


Die Hardware ist dafür in schlichtem matten Schwarz gehalten. Zum Glück: Ein durcheinander würde den sonst so stimmigen Eindruck höchstens zerstören. Die Mechaniken laufen auch mit dem richtigen angenehmen Widerstand genauso wie die Potis der umfangreichen Elektronik. Die Brücke macht einen grundsoliden Eindruck und lässt sich in alle wünschenswerten Richtungen einstellen. Die Saiten werden von oben eingehängt, dh ein lästiges Durchziehen durch einen Blechwinkel entfällt. Die Pickups mit den offenen pole pins sind ebenfalls passend matt, zu denen gibt es später noch mehr zu berichten.


Die Verarbeitung ist auf den ersten Blick tadellos, es fühlt sich alles so stimmig, so ergonomisch und wertig an, das Gewicht ist gerade recht, nicht anstrengend schwer und nicht so leicht, dass es billig wirken könnte. Man könnte glauben alles wäre perfekt, ja wäre da nicht, wäre da nicht: Ein paar Kleinigkeiten gibt es dann doch zu bemängeln:


Der Sattel scheint irgendwelche Kratzer auf der Oberfläche zu haben und es sind auch noch Reste, vom Kunststoff an den Kerben dran, hätte man einfach schnell entgraten können. Außerdem sitzt der Hals nicht ganz symmetrisch in der Tasche. Zumindest bekommt man unten noch ein Blatt Papier dazwischen, während man oben nicht mal ein Haar reinquetschen könnte. Das zieht sich dann auch bei Pickups und Brücke weiter durch. Das ist alles nicht schlimm und man muss schon genau hinschauen. Auf der anderen Seite irgendwie unnötig, weil mit keinem oder kaum Kostenmehraufwand locker besser zu machen.

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der will doch nur spielen


Aber nun endlich zum Sound! Was sich trocken schon abzeichnet kommt am Amp dann auch zum tragen. Der Bass hat einen direkten, straffen Grundcharakter, klingt definiert und irgendwie aufgeräumt. Mit der Elektronik lässt sich daraus eine große Palette an Klängen formen. Die Pickups liefern das, was man von einem guten single coil erwartet. Auch der blend Regler funktioniert prima ich vermisse eine einzelne Pegel Einstellung nicht. Tendenziell kommen schon ordentlich Höhen mit, die Bässe kann man auch mal etwas aufdrehen. Durch die schaltbare Mittenfrequenzen hat man ausreichend Kontrolle, ein Cut ist auch schmalbandig genug, dass man den Sound nicht zu sehr aushöhlt. Schön, dass man auch passiv spielen kann. Das schützt vor einem Batterie bedingten Totalausfall und gefällt manchem vielleicht auch klanglich besser. Ich bevorzuge die aktive Elektronik: das Bild stimmt. Der Output ist allerdings auch echt mächtig, den Volumen Regler dreh ich eher nicht voll auf.

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Nord - Strand mit Welle im Coil


Habe ich behauptet es handle sich um single coils? Das stimmt nicht ganz: Die Nordstrand Pickups heißen Big Break und sind ähnlich wie ein P-Pickup in zwei Teile “zerlegt”. Dadurch hat ergibt sich die Möglichkeit, den Pickup gegenphasig zu polen und so “das Hum zu bucken”. Das gelingt sehr gut, von Nebengeräuschen ist auch passiv nichts zu merken. Konstruktionsbedingt verschieben sich die beiden Spulen etwas zu einander, was mir zuerst gar nicht aufgefallen ist. Ein sehr empfehlenswerter Pickup mit schönem knarzigen Jazz Bass Ton und einer top modernen Klangausbeute. Ich empfehle diese unbedingt mal anzuspielen.


Fazit:

Ein überaus gelungenes Instrument, das sich so komfortabel bespielen lässt, wie es nur möglich ist und einen durchaus flexiblen aber auch recht noblen Klang mitbringt der kaum Wünsche offen lassen wird. Eigentlich ein perfekter Bass den man uneingeschränkt empfehlen kann und das sich er nicht nur für ambitionierte Anfänger sondern auch für anspruchsvolle Musiker, die DAS Instrument suchen. Kleinste Mängel in der Verarbeitung sollten hier kein Kriterium sein, das sie kaum zu bemerken sind und ganz ehrlich: Ich habe bei vergleichbaren und auch teureren Instrumenten schon deutlich gravierenderes gesehen.


Ein dickes Danke an das Musiker-Board und auch Meinl und Ibanez für diesen gelungenen Bass, der mir so viel Spaß macht.

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Specs aus dem Ibanez Katalog:

  • SR4 5pc Jatoba/Walnut neck
  • Ash body
  • Rosewood fretboard w/Abalone oval Inlay
  • Medium frets
  • Nordstrand Big Break neck pickup
  • Nordstrand Big Break bridge pickup
  • Ibanez Custom Electronics 3-band EQ
  • EQ bypass switch (passive tone control on treble pot)
  • 3-way Mid frequenzy switch
  • Accu-cast B500 brridge (19mm string spacing)
  • Black Hardware


Was es noch zu wissen gibt (Marktübersicht):


Die neue 600er Serie schlägt elegant den Bogen zwischen den günstigeren 500er Bässen mit ähnlicher Ausstattung jedoch ohne die Nordstrand Pickups und den deutlich teureren Premium Modellen, die dann aber auch mit noch komplexeren Holzkombinationen aufwarten können.

Noch mehr?

Die Premium Modelle wurden 2011 eingeführt als Alternative zu der in Japan gefertigten Prestige Serie und werden wie auch die günstigeren Serien in Indonesien gefertigt, allerdings in einer extra “Premium Factory”. Es wäre jetzt schon interessant zu wissen, in wie weit sich die Verarbeitung dann noch zur 600er Serie unterscheidet. Auch interessant: Bei den ersten Modellen SR1200-VNF und SR1205-VNF wurden erstmalig Nordstrand (Big Single) Pickups verbaut, was sich meiner Meinung nach absolut bewährt hat gegenüber den sonst verbreiteten Bartolini Humbuckern (**).


Quellennachweise:
* Wikipedia diente mir hier als Wissensfundus mir unbekannter Holzarten.
** Diese tollen Informationen habe ich dem Bass Professor 5/2011 und dem darin enthaltenen sehr kurzweilig geschriebenem Review von Jogi Sweers: Danke dafür!
 
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Grund: Hyperlink zwecks Kontext ergänzt
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Ein schöner und ausgewogener Bericht, vielen Dank dafür!
Besonders schön ist, dass dazu der Zugang zum Halsstab an das andere Ende verlegt wurde und keine Plastik Abdeckung die Kopfplatte verschandelt.
Das finde ich überhaupt nicht schön. Für mich bedeutet es Gefummel am Korpus, und wenn der Inbusschlüssel mal abzwitschert oder etwas zu weit bewegt wird, hat man das Holz gerade an der empfindlichen Kante eingedrückt. Deshalb bekam der einzige Bass, den ich mit dieser "Fehlkonstruktion" hatte, eine Plastikabdeckung am Korpus, um das Elend einigermaßen zu kaschieren.
Ich bevorzuge die aktive Elektronik
Ich auch - passiv spielen sollte man passive Bässe (die P- und J-Bässe dieses amerikanischen Herstellers mit den Zweigstelle in Mexiko, Japan usw., zum Beispiel)
 
Hey @Rubbl.
Sehr schöner Bericht! Ich habe, als Gitarrist, gerade auch meinen ersten Bass im Music Store in Köln ergattert.
Du wirst es Ahnen: Ein SR600E-CTF.
Ich bin wirklich begeistert, es gibt aber eine Sache die ich sehr seltsam finde und bei der ich mir jetzt nicht sicher bin ob ein Problem vorliegt.
Vielleicht kannst du das ja verifizieren.
Und zwar ein sehr seltsamer Lautstärkeverlauf wenn ich den Blend-Regler passiv verwende. Es fällt sehr stark auf, wenn ich die Höhen komplett raus drehe und etwas auf den hohen Saiten spiele:
Testcase: Passiver Modus, Höhen ganz zurück, Zweiklang 5. Bund D und G Saiten. Jetzt Anschlagen und den Blendregeler vor und zurück drehen.
Ist der Blendregler ganz auf einer Seite ist alles völlig normal, in Mittelstellung wird es sehr "schmalbandig" laut und sobald man von der Mittelstellung abweicht wird es sehr viel leiser.
Ich hab mal ein Bild angehangen aus dem die Lautstärke hervorgeht (geschätzt).
Ich kann auch mal ein Video machen. Was mich halt besonders wundert ist der extreme Abfall der Lautstärke jenseits der Mittelposition.
 

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@LustigePerson
kann Dein Phänomen nicht nach stellen, merke nur einen leichten Verlust von Höhen bei passiv in Mittelstellung, was wohl ne leichte Phasenauslöschung sein dürfte.
 
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@LustigePerson
kann Dein Phänomen nicht nach stellen, merke nur einen leichten Verlust von Höhen bei passiv in Mittelstellung, was wohl ne leichte Phasenauslöschung sein dürfte.
Ok, krass. Dann MUSS das ein Defekt bei mir sein. Das ist nämlich wirklich sehr, sehr krass.
Hast du den Treble-Regler ganz zu?

Hier mal die Wellenform der Aduiospur und das Beispiel als Anhang.
Zunächst angeschlagen, dann langsam von Neck-PU zu Bridge gedreht.
Dann von angeschlagen und langsam von Bridge zu Neck gedreht.
Dann angeschlagen und schnell von Neck-PU zu Bridge-PU und zurück.

Man hört und sieht jeweils den Lautstärkesprung in der Mitelposition.
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