
rockit
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Hallo zusammen!
Nachdem ich schon seit längerer Zeit hier im Forum lesend unterwegs bin, ist es wohl an der Zeit, auch mal eine Kleinigkeit beizutragen.
Anlass ist der abgeschlossene Umbau bzw. die Restaurierung einer alten LP-Kopie von Salvarez, über den ich nun etwas berichten kann.
Gekauft habe ich das Stück damals 1987 für 50 Mark von einem Country-Gitarristen ... und seitdem eigentlich vergessen bis das Teil bei einer Entrümpelung wieder nach oben gespült worden ist.
---> Was war also die Ausgangslage?
Salvarez LP-Kopie, anscheinend aus Esche, monster-dicker Hals, lackiert in Cherry-Sunburst, Hardware (mit Ausnahme der Bridge) und Elektrik so gut wie unbrauchbar.
---> Was sollte das Ziel sein?
Mit möglichst geringem Aufwand ein kleines Bauprojekt starten und evtl. eine brauchbare Live-Gitarre zimmern.
(Bisher war mir intensiveres Basteln immer suspekt gewesen, aber nicht zuletzt durch das Stöbern hier im DIY-Forum hatte ich etwas Lust dazu bekommen ... .)
---> Und so hatte ich mir das gedacht:
+ Weiße Lackierung mit Acryl-Baumarkt-Dosen (reinweiß). Das helle Binding an Body, Griffbrett u. Kopfplatte sollte erhalten bleiben.
+ neue Mechaniken (vernickelte Schaller M6 vintage mit Pearloid-Flügeln)
+ neue Pickups (Duncan SH-4 u. SH-1N, beide in weiß), Switch, Potis und Verkabelung
+ dazu ein schickes Pearl-Schlagbrett, neue Chrom-Poti-Knöpfe, Buchse etc.
---> Und wie es dann schließlich passiert ist:
1. Das gute Stück erstmal ordentlich ausweiden und das Griffbrett abkleben.
2. Abschleifen.
Hier hab ich mich bewußt gegen Anschleifen und für einen kompletten Strip entschieden, weil ich mal sehen wollte, wie man dann direkt auf Holz (weiter-)arbeitet. Ist an sich ganz gut gut gelungen, aber mit dem Delta-Schleifer hätte ich doch etwas vorsichtiger sein können ... ein paar kleine Riefen sind schließlich doch enstanden. Hier wäre mehr Handarbeit gegen Ende besser gewesen. War aber auch so schon staubig und anstrengend genug.
Am Schluß noch 2 mal (dazwischen anfeuchten und trocknen lassen, damit sich die letzten "losen" Fasern aufstellen) mit 320er Schleif-Vlies (das rote von LUX) aus dem Baumarkt drüber und gut war's.
3. Mechaniklöcher aufbohren auf 10 mm.
ACHTUNG: Wer (wie ich) denkt, dass er das mal eben mit Akkuschrauber und Holzbohrer macht, sollte es lassen!
Resultat waren splitternde und wegbrechende Loch-Ränder - bei mir glücklicherweise wieder einzukleben und so klein, dass die sichtbaren Spuren leidlich unter den neuen Schallers verschwunden sind. Aber es kann sicher auch deutlich schlimmer ausgehen.
Hier immer mit einem Senker in der passenden Größe zumindest von oben und unten ein Stück "vorbohren". Das erscheint mir jetzt trivial, aber in Bastel-Euphorie ... .
4. Bindings abkleben (mit Zierlinienband aus dem Lackhandel).
So weit so gut - lediglich an den stark geschwungenen Stellen am oberen Rand der Kopfplatte kommt auch das flexible Zierlinienband an seine "Minimal-Radius-Grenze".
5. Ab in die Garage, an den Fleischerhaken damit und grundieren mit Acryl-Grundierung.
Ging so - hier hab' ich auch gleich gemerkt, dass man mit den Dosen doch vorsichtig sein muss, um keine "Spucker" auf die Oberfläche zu jagen.
D.h. immer schön gleichmäßig im Kreuzgang, Dose gut schütteln und möglichst gerade halten, immer gleicher Abstand und was besonders wichtig ist: Immer neben der Gitarre das Sprühen beginnen und aufhören.
Naja, was in dieser frühen Phase daneben geht, ist ja immerhin noch zu reparieren.
Dann ein Tag Pause.
6. Drei Schichten weißer Acryl-Lack (ein lösungsmittelarmer aus dem Baumarkt).
Dabei bestand eine Schicht immer aus einem doppelten Kreuzgang über die gesamte Gitarre, gefolgt von 90 Minuten Trockenzeit nach jeder Schicht. Mit der Zeit ging das Handling der Dose doch ganz ordentlich.
Insgesamt hab ich hier 2 Dosen verbraucht - dann 4 Tage Pause.
7. Zwischenschleifen mit 1000er Schleif-Vlies (diesmal das Graue).
Hier hab ich das Vlies mal nass probiert und für gut befunden. Man kann so ganz gut einen Teilbereich bearbeiten und die "Schleifmilch" gleich wieder abwischen. Außerdem staubt es so nicht und man kann diese Arbeit auch bequem am Wohnzimmertisch erledigen. Wichtig ist nur: immer auf gutes Licht achten! Nur so kann man sehen, wo man schon genug gearbeitet hat.
8. Nochmal 3 Schichten weiß (genau wie oben) - dann wieder ein paar Tage Pause.
9. Nochmal Schleifen (was übrigens gar nicht so lange dauert - nach einer halben Stunde war ich immer fertig).
Jetzt konnte auch die Maskierung von den Bindings runter, da diese ja auch noch mit unter den Klarlack sollten.
10. Klarlack drauf - auch hier ein glänzender Acryl-Lack aus der gleichen Serie.
Wieder 3 Schichten aus 2 Dosen. Wieder 3 Tage Pause
11. Wieder Zwischenschleifen.
12. Nochmal Klarlack - nochmal 3 Schichten. Dann 3 Wochen Trockenzeit - danach hatte ich den Eindruck, dass der Lack hart genug war.
13. Polieren mit dem Set von Clover.
Hier hab ich mich von Fläschchen 1 bis 4 durchgearbeitet, was rückblickend dann auch der körperlich anstrengenste Teil des Projektes war! Hat sich aber gelohnt. Die Oberfläche hat einen glatten, schönen Glanz bekommen - und v.a. fühlt sie sich am Hals nicht klebrig an.
14. Hardware drauf, Pickups rein und das Ganze zusammenlöten.
---> Und das Ergebnis?
+ Optik: Ich bin mehr als zufrieden damit. Für eine Dosenlackierung (zumal mit eher günstigem Material) jedenfalls allemal. Zugegeben, Blitzbilder schmeicheln immer etwas, aber sie ist auch in Natura durchaus vorzeigbar und es hat insgesamt doch besser funktioniert als ich gedacht hatte.
Was die Haltbarkeit meiner Acryl-Lackierung anbelangt, muss man mal sehen. Dick genug sollte sie sein - wie es mit Stößen, Kratzern und Temperaturschwankungen aussieht, wird sich zeigen.
+ Sound: Kräftig, straff mit ordentlich Sustain und Attack - der Jeff Beck war eine gute Wahl. Und auch der '59 am Hals tut was er soll.
Verglichen mit meiner Gibson LP Standard (Burstbucker) doch mit deutlich weniger Obertönen und nicht ganz so definiert, aber trotzdem keine Welten schlechter.
Eigentlich gefällt's mir sogar so gut, dass ich ernsthaft über eine Neu-Bundierung nachdenke (an manchen Stellen könnte es in einiger Zeit doch Probleme geben)
+ Kosten: ca. 350 Euro (wenn man wirklich alles rechnet)
---> Mein Fazit:
Hat Spaß gemacht und ich kann Euch nur raten, es (auch mit einfachen Mitteln) ruhig mal zu probieren.
Vielleicht hilft meine Dokumentation ja auch etwas bei der Planung der ersten eigenen Bastel-Schritte.
Nachdem ich schon seit längerer Zeit hier im Forum lesend unterwegs bin, ist es wohl an der Zeit, auch mal eine Kleinigkeit beizutragen.
Anlass ist der abgeschlossene Umbau bzw. die Restaurierung einer alten LP-Kopie von Salvarez, über den ich nun etwas berichten kann.
Gekauft habe ich das Stück damals 1987 für 50 Mark von einem Country-Gitarristen ... und seitdem eigentlich vergessen bis das Teil bei einer Entrümpelung wieder nach oben gespült worden ist.
---> Was war also die Ausgangslage?
Salvarez LP-Kopie, anscheinend aus Esche, monster-dicker Hals, lackiert in Cherry-Sunburst, Hardware (mit Ausnahme der Bridge) und Elektrik so gut wie unbrauchbar.
---> Was sollte das Ziel sein?
Mit möglichst geringem Aufwand ein kleines Bauprojekt starten und evtl. eine brauchbare Live-Gitarre zimmern.
(Bisher war mir intensiveres Basteln immer suspekt gewesen, aber nicht zuletzt durch das Stöbern hier im DIY-Forum hatte ich etwas Lust dazu bekommen ... .)
---> Und so hatte ich mir das gedacht:
+ Weiße Lackierung mit Acryl-Baumarkt-Dosen (reinweiß). Das helle Binding an Body, Griffbrett u. Kopfplatte sollte erhalten bleiben.
+ neue Mechaniken (vernickelte Schaller M6 vintage mit Pearloid-Flügeln)
+ neue Pickups (Duncan SH-4 u. SH-1N, beide in weiß), Switch, Potis und Verkabelung
+ dazu ein schickes Pearl-Schlagbrett, neue Chrom-Poti-Knöpfe, Buchse etc.
---> Und wie es dann schließlich passiert ist:
1. Das gute Stück erstmal ordentlich ausweiden und das Griffbrett abkleben.
2. Abschleifen.
Hier hab ich mich bewußt gegen Anschleifen und für einen kompletten Strip entschieden, weil ich mal sehen wollte, wie man dann direkt auf Holz (weiter-)arbeitet. Ist an sich ganz gut gut gelungen, aber mit dem Delta-Schleifer hätte ich doch etwas vorsichtiger sein können ... ein paar kleine Riefen sind schließlich doch enstanden. Hier wäre mehr Handarbeit gegen Ende besser gewesen. War aber auch so schon staubig und anstrengend genug.
Am Schluß noch 2 mal (dazwischen anfeuchten und trocknen lassen, damit sich die letzten "losen" Fasern aufstellen) mit 320er Schleif-Vlies (das rote von LUX) aus dem Baumarkt drüber und gut war's.
3. Mechaniklöcher aufbohren auf 10 mm.
ACHTUNG: Wer (wie ich) denkt, dass er das mal eben mit Akkuschrauber und Holzbohrer macht, sollte es lassen!
Resultat waren splitternde und wegbrechende Loch-Ränder - bei mir glücklicherweise wieder einzukleben und so klein, dass die sichtbaren Spuren leidlich unter den neuen Schallers verschwunden sind. Aber es kann sicher auch deutlich schlimmer ausgehen.
Hier immer mit einem Senker in der passenden Größe zumindest von oben und unten ein Stück "vorbohren". Das erscheint mir jetzt trivial, aber in Bastel-Euphorie ... .
4. Bindings abkleben (mit Zierlinienband aus dem Lackhandel).
So weit so gut - lediglich an den stark geschwungenen Stellen am oberen Rand der Kopfplatte kommt auch das flexible Zierlinienband an seine "Minimal-Radius-Grenze".
5. Ab in die Garage, an den Fleischerhaken damit und grundieren mit Acryl-Grundierung.
Ging so - hier hab' ich auch gleich gemerkt, dass man mit den Dosen doch vorsichtig sein muss, um keine "Spucker" auf die Oberfläche zu jagen.
D.h. immer schön gleichmäßig im Kreuzgang, Dose gut schütteln und möglichst gerade halten, immer gleicher Abstand und was besonders wichtig ist: Immer neben der Gitarre das Sprühen beginnen und aufhören.
Naja, was in dieser frühen Phase daneben geht, ist ja immerhin noch zu reparieren.
Dann ein Tag Pause.
6. Drei Schichten weißer Acryl-Lack (ein lösungsmittelarmer aus dem Baumarkt).
Dabei bestand eine Schicht immer aus einem doppelten Kreuzgang über die gesamte Gitarre, gefolgt von 90 Minuten Trockenzeit nach jeder Schicht. Mit der Zeit ging das Handling der Dose doch ganz ordentlich.
Insgesamt hab ich hier 2 Dosen verbraucht - dann 4 Tage Pause.
7. Zwischenschleifen mit 1000er Schleif-Vlies (diesmal das Graue).
Hier hab ich das Vlies mal nass probiert und für gut befunden. Man kann so ganz gut einen Teilbereich bearbeiten und die "Schleifmilch" gleich wieder abwischen. Außerdem staubt es so nicht und man kann diese Arbeit auch bequem am Wohnzimmertisch erledigen. Wichtig ist nur: immer auf gutes Licht achten! Nur so kann man sehen, wo man schon genug gearbeitet hat.
8. Nochmal 3 Schichten weiß (genau wie oben) - dann wieder ein paar Tage Pause.
9. Nochmal Schleifen (was übrigens gar nicht so lange dauert - nach einer halben Stunde war ich immer fertig).
Jetzt konnte auch die Maskierung von den Bindings runter, da diese ja auch noch mit unter den Klarlack sollten.
10. Klarlack drauf - auch hier ein glänzender Acryl-Lack aus der gleichen Serie.
Wieder 3 Schichten aus 2 Dosen. Wieder 3 Tage Pause
11. Wieder Zwischenschleifen.
12. Nochmal Klarlack - nochmal 3 Schichten. Dann 3 Wochen Trockenzeit - danach hatte ich den Eindruck, dass der Lack hart genug war.
13. Polieren mit dem Set von Clover.
Hier hab ich mich von Fläschchen 1 bis 4 durchgearbeitet, was rückblickend dann auch der körperlich anstrengenste Teil des Projektes war! Hat sich aber gelohnt. Die Oberfläche hat einen glatten, schönen Glanz bekommen - und v.a. fühlt sie sich am Hals nicht klebrig an.
14. Hardware drauf, Pickups rein und das Ganze zusammenlöten.
---> Und das Ergebnis?
+ Optik: Ich bin mehr als zufrieden damit. Für eine Dosenlackierung (zumal mit eher günstigem Material) jedenfalls allemal. Zugegeben, Blitzbilder schmeicheln immer etwas, aber sie ist auch in Natura durchaus vorzeigbar und es hat insgesamt doch besser funktioniert als ich gedacht hatte.
Was die Haltbarkeit meiner Acryl-Lackierung anbelangt, muss man mal sehen. Dick genug sollte sie sein - wie es mit Stößen, Kratzern und Temperaturschwankungen aussieht, wird sich zeigen.
+ Sound: Kräftig, straff mit ordentlich Sustain und Attack - der Jeff Beck war eine gute Wahl. Und auch der '59 am Hals tut was er soll.
Verglichen mit meiner Gibson LP Standard (Burstbucker) doch mit deutlich weniger Obertönen und nicht ganz so definiert, aber trotzdem keine Welten schlechter.
Eigentlich gefällt's mir sogar so gut, dass ich ernsthaft über eine Neu-Bundierung nachdenke (an manchen Stellen könnte es in einiger Zeit doch Probleme geben)
+ Kosten: ca. 350 Euro (wenn man wirklich alles rechnet)
---> Mein Fazit:
Hat Spaß gemacht und ich kann Euch nur raten, es (auch mit einfachen Mitteln) ruhig mal zu probieren.
Vielleicht hilft meine Dokumentation ja auch etwas bei der Planung der ersten eigenen Bastel-Schritte.
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