Sattel zu hoch, Nullbund ohne Funktion. Wie beheben? DIY oder Gitarrenbauer?

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Hallo,

Ich hatte letzt die alte Framus 12-Saiter Western-Gitarre meines Vaters in der Hand. Bei der hatten wir immer schon mit 'Stimmungsschwankungen' zu kämpfen. Obwohl ich sie nicht das erste Mal in Händen hielt ist mir da erst aufgefallen dass sie ja einen Nullbund hat. Bei näherer Betrachtung stellte sich heraus dass keine Saite den Nullbund überhaupt berührt. Der Sattel wurde in grauer Vorzeit im Gitarrenladen (!) getauscht als aus der damals 6-Saitigen wieder eine 12-Saitige wurde.

Wie kann man das nun am besten beheben? Meine Idee war:

- Saiten runter
- Sattel lösen (kriegt man den heil von der Gitarre runter? Ist ja glaub ich geleimt.)
- Unterseite mit Schleifpapier plan abschleifen
- wieder aufleimen

oder gleich nen neuen Sattel? (zB. den hier: thomann)

Zur besseren Ansicht mal ein Foto (ja, ich weiß sie muss mal wieder geputzt werden :rolleyes:):
Framus Nullbund.JPG
 
Eigenschaft
 
Im Prinzip klingt Deine Idee überzeugend, ob sie umsetzbar ist, dürfte davon abhängen, womit die damals den Sattel eingeleimt haben. :confused:
 
Bis auf die Sache mit dem Schleifpapier ist das ein guter Plan.

Um den Sattel ohne Bruch runter zu kriegen muß der Schlag an der gesamten Kante zum Griffbrett erfolgen.
Erwischt Du den nur an einer Saite, wird er höchstwahrscheinlich brechen.
Nun, was ist zu tun?

Besorge Dir einen Holzklotz (Abfall aus der Schreinerei) der mind. so breit wie der Sattel ist, 1-2cm dick und etwa handlang.
Den schiebst Du auf den Bünden gegen den Sattel.
Dann mit einem 500g Hammer einen Schlag gegen den Holzklotz. Der Schlag trifft dann den Sattel auf der gesamten Breite und schmeißt ihn ab.

Um die Höhe runter zu kriegen, schleifst Du nicht mit Schleifpapier, sondern mit einer Feile.
Die legst Du auf den Tisch, daß der Griff links übersteht und hälst die mit links fest (sofern Du rechtshänder bist natürlich) und mit der rechten Hand streichst Du den Sattel mit der Unterkante über die Feile.
So bleibt die Sattelfläche schön gerade und wird nicht ballig.

Zum neuen Einkleben rate ich zum Zweikomponentenkleber, etwa Stabilit Express von Pattex oder einem Epoxydkleber (aber kein 5Minuten Epoxy!).

Viel Erfolg.
 
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Ich würde es erstmal damit versuchen, die Saitenführungen im Sattel tiefer zu schleifen. Dann liegen die Saiten auch tiefer und berühren den Nullbund. Wenn das nicht klappt, ein neuer Sattel kostet ja nix.
Und wenn das nichts bringt, würde ich den Sattel evtl. komplett mit einer Feile abschleifen, um kein Risiko einzugehen. Also dann bis auf die Verleimung runter. Wer weiß, womit der Hals lackiert wurde. Nicht, dass beim Lösen des Sattels auch ein Teil der Halslackierung abplatzt.
Lg
 
@Burkisan:
Super,
Wenn ich wieder Zeit hab werde ich das in Angriff nehmen. Bis auf den Kleber dürfte ich auch alles hier haben.
 
Da der Sattel nur die Saitenfuehrung macht, wuerde ich hier hemmungslos mit einer Nadelfeile feilen. Solange das eine runde Nadelfeile ist, werden die Saiten da auch nicht klemmen. Praezision ist nur beim Spacing gefragt, tiefe der Saitenkerben ist egal, solage die Saite ordentlich auf dem Nullbund aufliegt.
 
Bis die Saiten auf dem Bund aufliegen???

Das ist wohl nicht der korrekte Weg. Die sollten schon mit Spannung auf dem 0-Bund aufliegen, ansonsten gibt es Schnarrgeräusche.
Und zwar so tief, daß die Saiten nicht mehr mit der Unterseite auf dem Sattel aufliegen, sondern nur noch seitlich geführt.
Das sähe dann echt klasse aus, wenn man den Sattel so tief kerben würde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Deswegen schrub ich ja "ordentlich auf dem Bund aufliegen" Und ja, die Optik ist grauenhaft, aber das ist dummerweise bei den meisten Nullbund-Gitarren so. Kaum jemand hat (auch damals) sich der Muehe unterzogen, die Sattelkerben kunstvoll auszuarbeiten. Das war ja auch der Grund fuer den Nullbund...
 
Und damit es nicht so blöd aussieht, schleift man eben den Sattel oben etwas runter, sonst sieht´s am Ende aus wie eine Gabel. :D
 
Die Gabel ist aber "period correct". Aber gluecklicherweise kann man den Sattel ungestraft auch winklig runterschleifen, das macht der Intonation halt nix.
 
Grundsätzlich ist das Geschriebene hier alles schon empfehlenswert, ich möchte jedoch noch mal einige Gedanken ergänzen und einige Dinge genauer erläutern.

Die Gitarre hatte Stimmungsprobleme? Das liegt wohl daran, dass die Mensur durch den zu weit hinten angesetzten Sattel verändert wurde. Ich nehme an, dass hast du im Startpost bemerkt, es wurde jedoch nicht explizit erwähnt. Falls das jedoch nicht der Fall ist, solltest du überprüfen (nachmessen), ob die Mensur nicht durch Veränderungen an der Brücke angepasst (kompensiert) wurde. Ansonsten wäre der Nullbund später vermutlich Grund einer schlechten Stimmung.

Dann solltest du überprüfen, ob der Nullbund schon stark eingekerbt ist, sodass seine Funktion evtl. beeinträchtigt wird. In diesem Fall ist es ratsam, den gleich auszutauschen. Das geht glücklicherweise recht einfach, billig, schnell und ohne Bearbeitung der anderen Bünde.

Falls du den Sattel abmachst: Original gehört vermutlich so einer auf die Gitarre, demnach wären also Schraublöcher vorhanden und du könntest das Teil im Original-Stil einfach anschrauben (vorausgesetzt, die Lochabstände passen).
Außerdem ist es relativ egal, womit du den Sattel wieder anklebst. Kontaktkleber, Leim, Epoxy, Sprühkleber (Gut, der ist nicht sonderlich anwendungsfreundlich...) oder Sekundenkleber... geht alles. Ist alles gut. Die Zugkräfte der Saiten quer zum Hals sind auch bei zwölfsaitigen Gitarren nicht so enorm und wenn du flächig verklebst (oder sogar Unter- und Anlageseite) gibts da keine Probleme.

Soweit meine Erfahrungen, deine Möglichkeiten sind nun - vorausgesetzt an der Brücke wurde nichts verändert - diese:

- Den Sattel weiter einkerben.
- Den Sattel weiter einkerben und flacher schleifen.
- Den Sattel ersetzen.
- Die Gitarre auf "normalen" Sattel umbauen, indem du bis zur Mitte des Nullbundschlitzes das Griffbrett entfernst und dort den "normalen" Sattel ansetzt. Dieser muss dann natürlich noch auf passende Höhe gefeilt werden.

Gute Nacht und viel Spaß beim Spielen. ;)

Editiert: Beim Rausklicken habe ich gerade deine Eingangsfrage noch mal gelesen. Alle Maßnahmen sind einfach in Eigenarbeit und mit haushaltsüblichen oder leicht beschaffbaren Mitteln zu erledigen. Beim Gitarrenbauer oder qualifizierten Musikladenmitarbeiter dürften die Koste auch nicht erheblich sein. Die Preise differieren da aber stark, nicht selten werden unrealistische Preise für eine halbe Stunde Arbeit verlangt. Die letzte Möglichkeit könnte schon kostenintensiver werden.
 
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Hi tobish,

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Genau, die Stimmungsprobleme kommen durch die Mensurverlängerung. Leer gespielt ist sie in Stimmung, gegriffene Akkorde sind krumm. Mit Kapodaster muss man die Stimmung erstmal etwas nach unten korrigieren, danach gibts aber keinerlei Probleme. Der Nullbund schaut auch noch recht ordentlich aus, keine tiefen Rillen und ziemlich rund.

Die Umbaumaßnahme mit Entfernung des Nullbundes möchte ich mal ausschließen, da ist mir schlicht der Aufwand zu hoch. Die Alternative wie im Eingangspost beschrieben (und später von burkisan bestätigt) klingt für mich am sinnvollsten.

Den Sattel den du da verlinkt hast, ist das ein Original Framus-Sattel, oder wie kommst du jetzt auf genau diese Bauart? Ist das Framus Standard (gewesen)?

Und jetzt muss ich nochmal ein paar Akkorde schrubben...
 
Es ist immer schön, wenn man helfen kann.

Ob der verlinkte Sattel original Framus ist, kann ich nicht sagen. Aber, ob original oder Nachbau, der Sattel passt zu den älteren Framus- und Höfner-Gitarren. Ich habe eine Framus von 1969 mit einem vielstreifig verleimten Hals, den ich auch auf deinem Bild erkenne. Diese hat solch einen Metall-Führungssattel. Leider bin ich gerade in meiner Studentenbude und habe nur Handyinternet, kann demnach also keine Fotos hochladen oder groß recherchieren.

Aber das könntest du auch selbst tun. Wenn du das Modell deiner Gitarre bestimmen kannst, findest du sicher ein Foto im Netz. Um rauszufinden, ob der Sattel passen könnte, frag doch den Händler, von dem ich das Bild verlinkt habe.

Ok, laut Händlertext ist der Sattel nicht original, sondern "oft auf Framus Gitarren zu finden".

Hier ist meine Gitarre, vielleicht kann man was erkennen.
 
Servus Epiphone_SG,
nach deiner Beschreibung ist es ja warscheinlich eine Texan oder DIX von Framus. Im Framus Shop gibts einieg Ersatzteile dafür, das schon mal vorab. Wenn die Saiten "leer" in Stimmung sind und beim greifen die Akkorde schief klingen dann deutet das darauf hin, daß beim Einbau des Sattels die Brücke angepasst wurde, damit dei Mensur stimmt. Allerdings sind die Bünde dann an der "falschen Stelle" und deshalb klingts schief beim Akkordgreifen (das nennt man die Oktavreinheit)
Also: Sattel runter, neue Saitenführung drauf, Brücke in die ursprüngliche Stellung bzw. die Anpassung rückgängig machen und schon passts wieder. (Ich glaube die Brücke war bei den Dingern geschraubt).
Mach Sie heile :great:
Gruß und viel Glück

Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!
 
...dann deutet das darauf hin, daß beim Einbau des Sattels die Brücke angepasst wurde, damit dei Mensur stimmt.

Das stimmt so vermutlich nicht. "Leer" sind die Saiten ja genau dann in Stimmung, wenn man sie richtig stimmt (z.B. nach einem Stimmgerät). Das hat mit der Mensur zunächst nichts zu tun, man muss also auch den Steg nicht anpassen. Die Tatsache, dass die Gitarre mit Kapo auch wieder in sich stimmt, deutet auch darauf hin, dass der Steg im Prinzip an der richtigen Stelle ist.

Erst den Sattel so einzubauen und dann noch so was Oktavreinheit durch Versetzen des Stegs herstellen zu wollen, würde schon auf sehr große Inkompetenz des Gitarrenbauers hindeuten. Andererseits ist der Sattel alleine auch schon riesen Pfusch. Klar ist allerdings: Wenn die Gitarre jetzt oktavrein ist (gegriffener Ton am 12. Bund genau eine Oktave höher als die leere Saite), dann ist sie es nach deiner Umbauaktion nicht mehr. Wenn der gegriffene Ton jetzt zu hoch klingt, hast du eine reelle Chance, dass es am Ende wieder stimmt.

Gruß

Toni
 
Uff, da muss ich jetzt erst mal drüber nachdenken.:gruebel: jo Du hast recht die mensur bestimmt ja die Länge der frei schwingenden Saite und die kann ich immer richtig Stimmen. (Fender und Gibson haben ja auch unterschiedliche Mensuren aber die Töne klingen bei beiden gleich:cool:) Da aber die Mensur auch die Grundlage für die Berechnung der Abstände der Bundstäbchen ist, muss er nur die alte Saitenführung wieder anbringen und wenn der Nullbund dann wieder in "Aktion" ist müsste das passen,
Lass mal hören obs was geworden ist.
Gruß
 
Sorry für die Funkstille, aber mit meiner Gesundheit stehts im Moment nicht zum Besten. Hat man mal 5 Tage frei, gibts doch einfach nichts schöneres als krank zu werden... :(
 
So,
Nach ein wenig Schleiferei ist die Operation nun geglückt. Der Sattel ließ sich mit der oben erwähnten Methode leicht lösen. Ein kleiner Teil des Griffbretts kam zwar mit ab, aber mit Sekundenkleber sieht alles wieder aus wie neu. Die Schleiferei ging auch gut. Ich habe eine Feile in die Werkbank eingespannt und dann fleißig geschliffen, immer wieder probiert und weiter geschliffen.
Jetzt ist der gesamte Sattel nur noch wenig höher als das Griffbrett und die Saiten machen einen deutlichen Knick um den Nullbund. Stimmung ist nun perfekt, Oktavrein ist sie ohne irgendwas am Steg verändert zu haben (deutsche Wertarbeit halt :D). Lediglich die beiden h-Saiten schnarren noch etwas, da werde ich allerdings die Einkerbungen etwas vertiefen.

Mit Fotos muss ich warten bis mein Vater sie wieder hergibt...er ist gerade freudig am klampfen :rolleyes:
 
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Danke für's Dranbleiben und das Feedback - immer schön zu lesen, wenn sich aus den Tipps auch eine schöne Lösung ergibt.
 
Finde ich auch. Das gehört sich einfach.
Und für das Like liefere ich auch die versprochenen Bilder nach:

Seite.JPG Macro.JPG
 

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