Selbstbau Röhren-Übungsverstärker

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Hallo zusammen,

da ich hier im Forum immer gerne die Berichte über selbstgebaute Verstärker gelesen habe, poste ich einfach mal einen kleinen Bericht über meinen selbstgebauten Übungsverstärker.

Die Schaltung stammt aus Gitarre & Bass 03/2008. Gegenüber den üblichen kleinen Röhrenschaltungen besitzt sie einige Besonderheiten: in der Endstufe wird statt einer Pentode (z.B. EL84) in Class-A-Schaltung eine Doppeltriode (12AT7) in Push-Pull-Betrieb benutzt. Als Ausgangsübertrager wird ein eigentlich für 100V-ELA-Technik vorgesehener Trafo verwendet.

Eine weitere Besonderheit ist die Stromversorgung: statt eines Primärtrafos, der die benötigte Heiz- und Hochspannung erzeugt, werden zwei 12V-Halogentrafos in Back-to-Back-Anordnung benutzt. Auf diese Weise ist der Verstärker komplett galvanisch vom Netz getrennt (sprich selbst bei einem Fehler im Aufbau kann man sich keinen Schlag holen, es sei dann, man fasst direkt die Elkos in der Hochspannungsversorgung an).

Da dies mein erstes Röhrenprojekt und überhaupt meine ersten Lötarbeiten seit langer Zeit waren, habe ich mich ganz bewusst für diese Schaltung entschieden, um die Risiken zu minimieren, zum einen ist der finanzielle Aufwand recht gering (ca. 100 Euro Materialkosten), zum anderen ist die Schaltung "sicher".

Die Bauteile habe ich bei Tube-Town und Conrad bestellt. Als Gehäuse dient ein Alu-Spritzguss-Gehäuse von Hammond in der Größe 1590F. Darauf sind auf der Oberseite der zweite 12V-Halogentrafo, der Ausgangsübertrager und die zwei Röhrensockel montiert. Die Löcher lassen sich mit HSS-Bohrern recht einfach bohren. Für die größeren Löcher (z.B. die Röhrenfassungen) hatte ich keinen passenden Bohrer, also habe ich mit einem kleinen Bohrer am Rand vorgebohrt und dann mit einer Feile das Loch fertig ausgefeilt. Bei zwei Röhrenfassungen kein Problem, aber bei größeren Projekten lohnt sich bestimmt die Anschaffung eines Schälbohrers...

Innen sind die Stromversorgung und die Verstärkerschaltung auf zwei Lötleisten aufgebaut. Das "Layout" der Schaltung habe ich vorher auf dem Papier geplant - die Originalzeichnung habe ich als Beweis meiner peniblen und sorgfältigen Planung angehängt.

Erstaunlicherweise war die Vorbereitung und Ausführung dann doch so gut, dass der Kleine direkt beim ersten Anschliessen funktioniert hat. Das einzige, was ich an der Schaltung noch nachträglich geändert habe, war die Masseführung der Eingangsbuchse. Zunächst hatte ich eine nicht isolierte Klinkenbuchse von Switchcraft benutzt - damit hatte ich ein leichtes Brummen, das aufgehört hat, wenn ich den Verstärker oder die Saiten berührt habe. Die Buchse habe ich dann gegen eine isolierte Klinkenbuchse ausgetauscht und die Masse des isolierten Kabels statt an der Buchse an die Masse der Schaltung angeschlossen, damit war das Brummen weitestgehend eliminiert.

Abschliessend habe ich dem Verstärker noch eine Haube aus Alu-Lochblech übergestülpt, damit die Röhren und der AÜ ein bisschen geschützt sind.

Den Verstärker benutze ich zu Hause zum Üben mit der einschlägig bekannten 1x12er Box vom großen T. Voll "aufgedreht" erreicht er knapp über Zimmerlautstärke. Angeblasen wird er mit einen auch selbstgebauten "Zehndrive" von UK Electronics, was ich übrigens auch wärmstens empfehlen kann. Als nächstes Projekt schwebt mir ein großer Bruder dieser Schaltung vor, so in Richtung Tiny Terror.

Angehängt habe ich noch ein paar Bilder vom Äusseren und von der Schaltung. Leider habe ich während des Aufbaus nicht fotografiere, das mache ich beim nächsten Projekt bestimmt.
 
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Hallo,

das hört sich sehr interessant an. Ein Einkanaler, wie ich sehe. Kann man vllt eine kleine Hörprobe haben?

Der Schaltplan ist zwar etwas undurchsichtig / schlecht lesbar ... aber klasse Projekt :)
 
Hallo @current,
tolles Projekt. :great: Da sieht man mal, wie einfach eigentlich ein normaler Amp ist. Sicherlich, in der Ausführung etwas kompliziert ("Wegeplan" muss stimmen, sonst brummt oder rauscht es), aber doch mit Vorbereitung machbar.

Immer wieder der Hinweis: ACHTUNG ! HOCHSPANNUNG
.. nie vergessen den Schlag den ich bekam, als ich die Dioden im alten Vox AC30 (die irgend einer da rein gewurschtelt hatte) durch die Gleichrichterröhre GZ14 tauschte.:ugly:

Ich habe den Tiny Terror von Orange. Der Name Terror ist Programm, das Tiny Marketing.
 
Hallo,

das hört sich sehr interessant an. Ein Einkanaler, wie ich sehe. Kann man vllt eine kleine Hörprobe haben?

Der Schaltplan ist zwar etwas undurchsichtig / schlecht lesbar ... aber klasse Projekt :)

Ja, ist ein Einkanäler, ein recht puristischer. Ich habe leider nichts vernünftiges, um etwas aufzunehmen - das Mikro von meinem Laptop möchte ich euch nicht zumuten...

Den Original-Schaltplan wollte ich hier nicht posten, da der aus besagter Zeitschrift ist (wegen Copyright usw.).

Update: ich habe jetzt mal mit meinem Laptop eine Hörprobe aufgenommen. Der erste Teil ist clean, der zweite mit dem Zehndrive.
 
Zuletzt bearbeitet:
Super Projekt, das gibt Bewertung!
Ich wünschte ja ich könnte sowas auch mal schaffen, aber ich kann nicht mal ein Schaltplan lesen :D...
grüße
 
Gut gemacht!
 
Hier ein Nachtrag in eigener Sache:

In diesem Thread beschreibe ich den Aufbau des Netzteils als Back-to-Back-Anordnung von zwei Halogentrafos. Tatsächlich würde ich das heute nicht mehr so machen, denn diese Anordnung hat mehrere Nachteile, die unter anderem hier diskutiert wurden.

Daneben handelt es sich bei den Halogentrafos um Geräte der Schutzklasse II - diese dürfen keine Verbindung zur Schutzerde haben. Bei diesen Geräten sind sämtliche berührbaren Metallteile isoliert. Genau das ist bei einer E-Gitarre nicht der Fall, da die Saiten ja in der Regel geerdet sind und damit mit der Schaltungsmasse verbunden sind.

Daher meine Bitte an alle potentiellen Nachbauer: bitte benutzt einen "richtigen" Trafo und achtet auf die korrekte Erdung eures Verstärkers. Für das hier beschriebene Projekt könnte z.B. der Ringkerntrafo 30VA von Tube-Town verwendet werden, der bringt sekundär zwar nur 200V, das sollte aber für den hier beschriebenen Zweck "Röhrenamp mit Mini-Leistung" ausreichen. Ggf. müssten die Arbeitspunkte der Röhren angepasst werden.

Der Netzanschluss ist dann auf jeden Fall mit einer Kaltgerätebuchse mit korrekter Erdung auszuführen, also mit gelb-grünem Kabel direkt am Gehäuse. Das Kabel ist so lang zu lassen, dass bei Herausreissen der Netzbuchse als letztes abgerissen wird.

So, jetzt habe ich mein Gewissen beruhigt...
 
Zitat:

Daher meine Bitte an alle potentiellen Nachbauer: bitte benutzt einen "richtigen" Trafo und achtet auf die korrekte Erdung eures Verstärkers. Für das hier beschriebene Projekt könnte z.B. der Ringkerntrafo 30VA von Tube-Town verwendet werden, der bringt sekundär zwar nur 200V, das sollte aber für den hier beschriebenen Zweck "Röhrenamp mit Mini-Leistung" ausreichen. Ggf. müssten die Arbeitspunkte der Röhren angepasst werden.

Da haben wir das Problem : ein gekaufter Trafo mit 6,3 V und 250 V (für EL 84 ) und ein passender Ausgangsübertrager für 8 Ohm kosten schon neu einiges ! Dazu kommen noch die Röhren und Röhrenfassungen , nicht zu vergessen der sonstige "Kleinkram" incl. Gehäuse. Es lohnt sich finanziell kaum noch sich einen Röhren-Amp selber zu bauen, da zahlt man dicke drauf. Man kann die Hochvolt-Elkos evtl. aus einen alten PC- Netzteil nehmen. Wer nicht die passenden Teile für den Amp in der Bastelkiste über hat, eingeschlossen Gehäuse, Buchsen und Schalter, sollte sich lieber einen alten, gebrauchten Röhren-Amp kaufen und daran rumbasteln. Natürlich ist ein selbstgebauter Amp etwas " besonderes ", aber wenn der ganze Kram sich in Rauch auflöst und ( zum Glück ) die Haussicherung rausfliegt, hört der Bastelspaß auf. Man muß schon ein Mindestmaß an Wissen und handwerklichen Geschick haben. Ich habe mir einen defektes Chassis eines Röhrenamps besorgt und das Ganze so einigermaßen wieder zum laufen gebracht.
 
Da haben wir das Problem : [...] Dazu kommen noch die Röhren und Röhrenfassungen , nicht zu vergessen der sonstige "Kleinkram" incl. Gehäuse. Es lohnt sich finanziell kaum noch sich einen Röhren-Amp selber zu bauen, da zahlt man dicke drauf. [...]

Mit deiner Beschreibung der Herausforderungen, die mit so einem Projekt verbunden sind, hast du sicherlich recht. Ob das ein Problem ist, muss wohl jeder selber herausfinden. Für mich war (ist) es keines, ich mache das als Hobby und aus Spaß am Basteln. Und ich liebe es, die Bauberichte von anderen zu lesen :). Würde mich freuen, einen Bericht von deinem Projekt zu lesen!

Viele Grüße

-Thorsten
 
Genau das ist es : Spaß am Basteln !!! Finanziell gesehen sind ca. 100 Euro für Bauteile außer die Trafos für einen Amp nicht gerade wenig. Ich habe einen Bugera V5 neu für 139 Euro Versand Incl. gekauft - da ist noch ein Lautsprecher bei. Für einen leicht defekten Vox 30 VT Valvetronix habe ich knapp 70 Euro bezahlt. Bis 149 Euro gibt es mittlerweile einige kleine Vollröhrenamps, da lohnt sich der Selbstbau kaum. Da muß man schon eine große, gutbestückte Bastelkiste haben.
Ich habe mir ein defektes Chassis eines Crate Amps ersteigert - immerhin 55 Euro. Es läuft mit 3x ECC 83 und 2x EL 84. Ich habe festgestellt, das das Schaltnetzteil wegen 3 fehlender/ ausgebrochener Massekontakte durchgebrannt war. Dann habe ich noch einen defekten Fender Sidekick 35 R Transistor Bj. 80 für ca. 65 Euro ersteigert. Da habe ich für mein Projekt ein komplettes Gehäuse / Box mit 12 " Speaker, das Chassis, eine Hallspirale, Potiknöpfe und evtl. passende Potis u.v.m. Der Rest kommt in die Bastelkiste oder wird wieder über eBay abgestoßen. Das sind Projektkosten von ca. 120 Euro für einen Röhrenamp- Projekt . Wenn ich auch noch das Fenderlogo für ca. 30 Euro verkaufe, bin ich wieder unter 100 Euro für alle benötigten Teile. Das Problem ist, günstige Röhren zu bekommen - bei eBay unmöglich. Die Preise für gebrauchte Röhren liegen deutlich über den Preisen für neue Röhren. Ich habe mir bei Wolftone 3x JJ ECC83 S bestellt = 25,60 Euro. EL 84 habe ich noch in der Bastelkiste. Ich warte z.Z. auf den ersteigerten, defekten Fender Amp, dann kann es endlich losgehen mit der bastellei.
 

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