Selbstgebaute Pedale verkaufen?

shortscale
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Was muss man denn beachten, wenn man selbstgebaute Effektpedale gewerblich verkaufen will? Klar braucht man eine Gewerbeanmeldung und das ganze Gedöns. Aber wie sieht es auf der rechtlichen (nicht steuerlichen) Seite aus: Braucht man einen Elektromeister oder so was? Welche Regelungen sind zu beachten? Was ist mit dem CE-Zeichen – braucht man das? Ihr seht schon: ich bin in der Hinsicht ziemlich unbedarft und frage nur mal so in die Runde – um eine evtl. fixe Idee gleich wieder zu zerschlagen? ;-)
 
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Hi,
ich würde mir das gut überlegen. Elektronik innerhalb der EU in Umlauf zu bringen ist ein riesen Aufwand. Ich habe mir das mal für meine Eigenbau-CabSim (siehe Thread hier im Board) überlegt und schnell verworfen.
Zum CE-Zeichen: das ist in der EU Pflicht und versichert sozusagen die Gesetzeskonformität des Gerätes. Das darfst du selbst anbringen, allerdings müssen dann auch alle Vorgaben erfüllt sein.
Bedenke auch, dass du dich mit diesem ekligen bleifreien Lötzinn anfreunden musst, siehe RoHS bzw. wieder CE.
Außerdem geht es nach dem Verkauf weiter mit Gewährleistung usw. Da braucht es wine gute Kalkulation um sowas abzufangen.

Gruß Marco
 
Anders sieht es aus, wenn man "Bauteilesätze" verkauft - solange die Netzspannung außen vor bleibt (Stichwort Schutzkleinspannung), der Käufer sich ein 9V-Netzteil selbst besorgen muss, ist alles gut.
Ein Bauteilesatz kann natürlich auch aus Platine, Gehäuse und 3 Knöpfen bestehen.
 
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Hallo Shortscale,

ich kenne deine Gedanken (hatte selbst mal die Idee mich als Boutique Pedal Bauer auf den Markt zu werfen), lass dich da nicht entmutigen.

Wichtig wäre für dich, das du vorher sauber recherchierst bezüglich der Schaltungen, welche du in deine Pedale bauen willst, ob diese nicht an irgendeiner Stelle patentrechtlich geschützt sind.
Bezüglich CE Zeichen habe ich in der Richtung noch nichts auf Boutique Pedalen entdeckt - am Ende sind sie ja batteriebetrieben und sollte ein Netzteil verwendet werden, so hat dieses dann das nötige CE Zeichen,
weil es am Stromnetz betrieben wird.
Bei Verstärkern sieht das anders aus, da das Gerät direkt ans Stromnetz geklöppelt wird, da kommt man mit dem "Bausatz" wieder aus der Verantwortung raus

Welche Regelungen du beachten musst.. zunächst die üblichen, geschützte Begriffe wie Tubescreamer oder ähnliches sollten nicht auf deinen Pedalen zu lesen sein (erklärt sich ja auch eigentlich von selbst)

Der Rest obliegt eigentlich deiner Kreativität.
Bau was originelles, nicht den 257. Tubescreamer kopieren und ihn nur anders benennen
viel Neues erfinden kann man nicht, alle kochen mit Wasser und orientieren sich an bereits bestehenden Schaltungen, die sich irgendwo aus den Anfängen der Pedale etabliert haben

Ein Tip für Recherchen und Anregungen ein US Forum (http://www.diystompboxes.com/smfforum/) hier habe ich vor Jahren meine Infos her geholt, als es hier in Deutschland noch kein Forum zum Thema
Effektebau gab. Dort laufen eine Menge Leute mit langjährigem Wissen rum - z.B. ZVEX und Fuller (Fulltone) treiben, bzw. trieben sich dort auch rum, sind zwar nicht so beliebt, weil charakterlich gesehen A.Löcher,
aber sie haben mit ihrem Zeug Erfolg.

Es gibt eine Menge Möglichkeiten

- Mainstream (Beispiel sind beliebte Pedale einfach nachbauen Tubescreamer und Co,.) - sicherlich schwer hier am Markt rein zu kommen, da es zum einen zig Leute gibt, die das tun und zum anderen mittlerweile für nen Appel und n Ei die Pedale in guter Qualität zu bekommen sind

- Nieschenprodukte - wenn dir z.B. für ne bestimmte Richtung am Markt kein Pedal wirklich zusagt, weil keines das leistet, was du brauchst und dir das selbst baust oder ein vorhandenes modifizierst - dieses dann als DEIN Pedal bauen/verkaufen
ist sicherlich schon ein leichterer Weg, und wenn du etwas findest, wo mehrere den Bedarf haben, findet es auch seine Abnehmer.
hier sehe ich auch so abgedrehtes Zeug wie von Last Gasp (da klingt dann ein Fuzz als wenn einer mit Dünnschiss in die Schüssel sprüht) - auch hier finden sich sicher Liebhaber

- Aussenseiter - hier sehe ich zumindest auf unserem Markt Pedale wie von Sobbat - die zwar erhältlich sind, aber nicht über die üblichen Wege

- Altes wieder aufleben lassen - Pedale wie z.B. Tycobrahe Octaver oder andere Pedale, welche kaum noch zu bekommen sind, aber wenn dann sehr teuer und auch nicht in aktueller Version gebaut werden

- Custom Pedal für den speziellen Anspruch - du kennst nen Gitarristen, der ne bestimmte Vorstellung hat von einem Pedal und du baust ihm das - Das kann ne abgeänderte Fuzz Schaltung sein, oder TS angelehntes Teil - was auch immer
hier musst du nur nach und nach nen Namen aufbauen, ist hier in Deutschland sicher nicht so einfach - ich hab da immer die Vorstellung, in den USA ticken die Uhren da anders (ist aber nur ein Gefühl, belegen könnte ich es nicht)
Ich meine aber, das die Amis eher auf Handmade und mit Mühe gebautes aus der Heimat anspringen - und hier in Deutschland greift man lieber erstmal zu dem was das Mainstream Regal im Musikladen so zu bieten hat (wie gesagt mein Gefühl)

- Mainstream Zeug modifizieren - wäre absolut nicht meins, wenn du hier aber ein Händchen für hast und aus z.B. nem Boss SD1 nen schöneren Sound rausholen kannst, könnte sich da auch was mit verdienen lassen
ich weiß nicht wieso, aber mich persönlich würde das NULL reizen - doch es ist dein Business ;-)

- was Neues erfinden (schwer aber nicht unmöglich) - im Bereich Verzerrer ist sicher schon so einiges ausgereizt und ausprobiert worden, auf jeder Basis sei es OPAmps wie für TS oder Ratte bis Transistorschaltungen á la Okko und Co.
ich hab vor Jahren mal in einem anderen Forum einfach nachgefragt, wie muss nen Verzerrer sein, was soll er mitbringen und hab die ganzen Ideen gesammelt, das was davon umsetzbar war und mir persönlich auch gefallen hat, habe ich
versucht in einem Pedal umzusetzen. Heraus kamen zwei Pedale in einem auf Tubescreamer Basis mit Möglichkeit von Standard auf nonComp (Diodencompression aus schalten) und hard distortion, also Dioden am Ende des OP Amps zur Verzerrung,
BassCut on/off um auf volles Klangspektrum umzuschalten anstelle des üblichen leicht beschnittenen Bassteils.
Die beiden Schaltungen habe ich dann noch leicht unterschiedlich ausgelegt, einen etwas auf Steroiden, den anderen völlig Stock TS (von der Grundlage her)
Man konnte das komplette Pedal ON/OFF schlaten (True Bypass) und im ON (Betrieb) konnte man zwischen den beiden Schaltungen wechseln (natürlich auch im OFF Zustand um bei ON Schalten dann den Zerrer ausgewählt zu haben, den man eben will)
Seiner Zeit gab es noch nicht wie heute die Möglichkeiten der Materialbeschaffung, es gab nur einen einzigen Lieferanten in Deutschland mit seehr hohen Preisen (Beispiel ein 3PDT Fußschalter kostete da seiner Zeit 12 bis 15 Euro) auch die Gehäuse waren recht teuer.. geschweige denn die Potis.
Ich hab dann mein Vorhaben verworfen, das Pedal war aber fertig und ich hab es auch mal testen lassen von einem Overdrive Fanatiker, der auch ne Testseite im Netz hat. (such mal nach Cold Fire Pro ;-) )

Was ich damit sagen will, man kann so einiges an Möglichkeiten wahrnehmen und wenn du dahinter stehst und dir das Spaß macht, wirst du auch Abnehmer finden.
Vorausgesetzt du baust in guter Qualiltät, sauber verarbeitet und von der Optik nicht unbedingt mit Tintenstrahl bedruckten Aufklebern (das sieht immer so nach Billig aus) - doch das ist letztenendes alles deine eigene Entscheidung
Bleib stets offen - selbst für das Unmögliche (wenn du fragst sagt dir jeder.. dies oder das geht nicht/ gibts nicht und wenn du es einfach mal ausprobierst, kommt manchmal was cooles bei raus)
Frei nach dem Motto.. alle sagen es geht nicht, dann kam einer der hast gemacht, weil er nicht wusste, das es nicht geht ;-)

wie gestaltet man die Preise????
das war anfangs wo ich mir nur Gedanken gemacht habe ein Punkt wo ich nicht wusste, was wäre meine Arbeit wert?
Ich fand die Preise der Boutique Pedale immer so überzogen hoch. Für ne Tubescreamer Kopie mit Voodoo und Mojo aufgemalt direkt 300 oder 400 Euro..
Allerdings darf man auch nichts verschenken, dann wirst du ja nicht lange durchhalten.
Eine gute Faustregel: Materialkosten sind 1/4 und Arbeitskosten 3/4 (also Materialkosten mal 4 und du hast deinen Preis) - damit erklärt sich so mancher Preis eines Boutique Pedals

wenn du das durchziehst, ich drück dir die Daumen

ach ja.. wenn meine Beispiele oben alle richtung Zerrer gehen.. liegt daran, das ich seiner Zeit es nicht so mit Modulationseffekten etc. hatte, ich hab mich echt nur mit Booster und Verzerrern beschäftigt (nur so als Zusatzinfo)

viele Grüße
Olli
 
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Vielen Dank Olli, das war ausführlich und aufmunternd! Allerdings denke ich, das CE-Zeichen wird schon drauf müssen... Dennoch werde ich mal weiter in die Richtung denken und schauen, ob sich das verwirklichen lässt. Der Floh im Ohr ist noch lebhaft ;-)
 
Hallo,

die oben genannten Ausführungen von Olli zu CE sind so nicht korrekt. Es handelt sich um elektronische Geräte, daher müssen diese natürlich entsprechend der geltenden Normen geprüft werden und anschließend eine Konformitätserklärung vom Hersteller ausgestellt werden.

Ein anderes Thema, welches bisher noch nicht angesprochen wurde: möchtest du in Deutschland und innerhalb der EU deine Geräte verkaufen, dann musst du dich mit dem Thema WEEE (Rücknahme Altgeräte) auseinandersetzen.

Sind aber beides "Probleme", die sich natürlich lösen lassen. Bei Kleinunternehmen allerdings schwieriger, da beides mit Kosten verbunden ist.

Viel Erfolg,
Eisy
 
Moin,

ok.. wie geschrieben - bezüglich CE war ich mir auch wirklich nicht sicher - doch dazu würde ich auch wirklich genau nachschauen, bzw. Erkundigungen einholen.
Ich hab mal meine Effekte raus gekramt - ja, auf einem Danelectro Vibe ist in der Tat ein CE Zeichen drauf.

Gruß
Olli
 
Ja, danke. Auch auf meinem Fulltone '69 ist ein CE Zeichen drauf. Die Altgeräterücknahme hatte ich bisher nicht auf dem Schirm. Da muss ich mal recherchieren...
 
Bedenke bitte auch die Kosten/ den Umstand dass Leute die Geräte bestellen und evtl. vom Rückgaberecht Gebrauch machen.
Du musst dann das Gerät ja wieder prüfen, evtl. schon als B- Ware deklarieren usw.
Auch musst du deine Verpackung zurücknehmen bzw. einen zertifizierten Partner suchen der deine Verpackung für dich recycelt usw.
 
grinss. was ein alter Thread vom Musikding .. damals war der Effektebau hier in Deutschlang echt noch in den Kinderschuhen.. Uwe und ich waren die ersten, die mit in dem Forum unterwegs waren.. *Nostalgie*
mein erster Beitrag dort Mai 2003 :D (sorry ist Offtopic aber ich war grad mal neugierig)
 
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Jetzt im Ernst: laut dem Post auf Musikding brauche ich nen Meister?!?
Zitat von dort: »Sehr geehrter Herr , wir nehmen Bezug auf Ihre Mitteilung vom 30.11.2005. Nach Prüfung der Angelegenheit teilen wir Ihnen mit, dass die gewerbliche Herstellung von Effektgräten für Gitarren als wesentliche Teiltätigkeit in das Berufsbild des Informationstechnikerhandwerks fällt und mithin einer Eintragungspflicht in die Handwerksrolle unterliegt. Die Eintragungs- voraussetzungen erfüllen Sie als Schüler nicht. Bei der gewerberechtlichen Beurteilung haben wir einen Sachverstänädigen zu Rate gezogen. Dieser hat uns auch bestätigt, dass das von Ihnen beabsichtigte Tätigkeitsfeld eine längere fachliche Vorbereitung erfordert, so dass von einfachen Arbeitsvorgängen nicht ausgegangen werden kann. Es kann Ihnen daher nicht gestattet werden, die in Rede stehenden Geräte gewerblich herzustellen. Wir bedauern, Ihnen keine für Sie günstigere Mitteilung machen zu können.«
ok... :eek:
 
Ist doch ganz einfach, frag bei der zuständigen Handwerkskammer nach dann weißt du es aus erster Hand. Die sind manchmal auch sehr hilfreich wenn man solche Informationen benötigt.
Evtl. im Gespräch darauf hinweisen dass die Effekte mit Schutzkleinspannung (9-18 VDC) betrieben werden.
 
Jetzt im Ernst: laut dem Post auf Musikding brauche ich nen Meister?!?
Zitat von dort: »Sehr geehrter Herr , wir nehmen Bezug auf Ihre Mitteilung vom 30.11.2005. Nach Prüfung der Angelegenheit teilen wir Ihnen mit, dass die gewerbliche Herstellung von Effektgräten für Gitarren als wesentliche Teiltätigkeit in das Berufsbild des Informationstechnikerhandwerks fällt und mithin einer Eintragungspflicht in die Handwerksrolle unterliegt. Die Eintragungs- voraussetzungen erfüllen Sie als Schüler nicht. Bei der gewerberechtlichen Beurteilung haben wir einen Sachverstänädigen zu Rate gezogen. Dieser hat uns auch bestätigt, dass das von Ihnen beabsichtigte Tätigkeitsfeld eine längere fachliche Vorbereitung erfordert, so dass von einfachen Arbeitsvorgängen nicht ausgegangen werden kann. Es kann Ihnen daher nicht gestattet werden, die in Rede stehenden Geräte gewerblich herzustellen. Wir bedauern, Ihnen keine für Sie günstigere Mitteilung machen zu können.«
ok... :eek:

Hi,
du brauchst nicht zwingend einen Meister. Es reicht auch Techniker etc. . Allerdings wie ich schon öfters mitbekommen habe ist die Verfahrensweise der Handwerkskammer in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Was in dem einen geht, macht das andere nicht. Dann sollte der Punkt noch beachtet werden, wie sage ich das Kind beim Namen :), nicht alles muss man preisgeben.
Zu CE wurde schon genug geschrieben. WEEE Registrierung sollte man in jedem Falle machen. Da mittlerweile es auch eine Stelle gibt, wo man "sogenannte Trittbrettfahrer" abmahnen lassen kann. Das ganze dann mit Strafen bis 50.000€. Eine WEEE Registrierung kann man relativ einfach auch über bestimmte Firmen erledigen lassen. Die machen dann den ganzen Anmeldekram. Nervig ist allerdings jeden Monat die Mengenmeldungen. Z.b. eine WEEE Registrierung bei Take-a-way schlägt im Jahr mit ca. 350€ zu Buche. Dazu kommt die Zwangsmitgliedschaft in der Stiftung EAR mit 25€ . Der Wert vorne bezieht sich auf ein Menge von 25Kg (0.025t) die rechnen ja in Tonnen. 25kg entsprechen ca. 104 Effekten im 1590B Gehäuse :)

LG Uwe
 
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Habe mir jetzt nicht alle Beiträge vollständig durchgelesen, nur für den Fall das es noch nicht erwährt wurde. Bei gewerblich gefertigten Geräten darf bleihaltiges Lötzinn nicht verarbeitet werden.
 

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