Sind neuzeitliche Akustikgitarren alten Modellen voraus?

  • Ersteller Flummschetta Mufften
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Einen Tisch, einen Schrank oder einen Stuhl sicherlich ;)

Aber eine Decke für eine hochwertige Gitarre, die der Meister von Hand "beklopft", abhört und punktuell mit einem feinen Hobel nachbearbeitet ... das kann keine CNC-Fräse.
 
Auch Semi, oder ich gehe sogar einen Schritt weiter, E-Gitarren, bestehen aus Holz. Und da schon diskutiert wurde wegen der Qualität der Bäume oder des Holzes früher und heute. Glaube weniger, es liegt am Holz, da gab es früher wie heute bestimmt Qualität.

A- und E-Gitarren bestehen in der Regel aus anderen Hölzern und gerade Leo Fender hat die E-Gitarre fertigungstechnisch anders positioniert. Hals angeschraubt, Korpus aus Esche oder Erle (bei den farbig lackierten). Heute sind noch Linde und Pappel mit im Rennen, das würde kein traditioneller klassischer Gitarrenbauer für eine Akustikgitarre nehmen. Oder gleich Verbundwerkstoffe bei E-Gitarren, Masonit bei Danelectro (= Holzschnitzel in Form gepresst). Mahagoni mit oder ohne Ahorndecke gibt's noch bei SG- und Paula-Typen, aber viele Hölzer sind halt verschieden. Aber es kommen neue Hölzer auf den Markt, auch bei den akustischen: Zeder für die Decke gibt es bei Steelstrings (jedenfalls regelmäßig) erst seit den 1970er Jahren, bei den klassischen auch erst nach dem ww II (aFAIK seit den 1960ern). Obstbaumhölzer kommen (wieder) auf den Markt. Die Japaner (v.a. wohl Yamaha) haben "Nato" auf den Markt gebracht.

Denke ich, es liegt vielleicht an der Bauweise der Gitarren. Ob früher vielleicht mehr durch Handarbeit, oder heutzutage, mehr Maschinell, ob da wirklich so große Unterschiede sind, weiß ich nicht.

Es gibt heute hervorragende Maschinen, die in der Hand eines guten Gitarrenbauers eine Qualität erlauben, die früher kaum zu erzielen war

Klar alte Klampfen ob E- oder A Gitarren haben halt alleine schon aus Nostalgie vielleicht einen Bonus. Aber ich vertrete die These, gab früher wie heute auch, gut und schlecht.

Ich denke, dass es heute mehr "Science" als Tradition gibt. Früher hat man Instrumente häufig traditionell gebaut, z.T. auch vorhandenes Material genutzt (Framus etc., dreiteiliger Boden bei den Martin D35s, verschiedene Hölzer bei den Gibsons J mit identischer Typenbezeichnung usw.). Heute gibt es eine rege Szene von Instrumentenbauern, teilweise auch Quereinsteigern, die neue Ideen haben, die Fertigung wissenschaftlicher angehen usw.
 
Die richtig guten Gitarren und Geigen werden heute immer noch genauso gebaut wie früher, nur die Fabrikgitarren sind sehr automatisiert mittlerweile.
 
Auch richtig gute und bekannte deutsche Gitarrenbauer benutzen heute Maschinen und Computer, manchmal sogar CNC-Fräsen etc., für die rein mechanischen Arbeiten ... es bleibt noch genug Handarbeit da wo es darauf ankommt ...
Wir leben nicht mehr in der Steinzeit ;)
 
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Die richtig guten Gitarren und Geigen werden heute immer noch genauso gebaut wie früher, nur die Fabrikgitarren sind sehr automatisiert mittlerweile.

Nee, das ist mir zu platt. Fabrikgitarren sind tendenziell automatisierter in der Fertigung, klar, das liegt bereits "in der Natur" des Begriffs. Aber "richtig gute Gitarren" werden heute nicht mehr *grundsätzlich* oder *immer* so gebaut wie früher. So etwas gibt es auch noch, aber das nur ein Teil der Realität. Michael Gurian bspw., der Nestor der US-amerikanischen Boutique-Gitarrenbauer, macht mittlerweile Holzintarsien mit CNC und Laserschnitt (http://www.gurianinstruments.com/). Doubletops, bei den Klassikern seit ein paar Jahren en vogue, werden nicht mit Knochenleim, sondern mit Epoxy oder PU verleimt. Neue Lacke werden UV-gehärtet, es gibt Alternativen zum Schelllack. Carbon-Gitarren klingen. Tatsächlich. - Das Abstimmen der Hölzer läuft natürlich grundsätzlich immer noch so wie früher. Viele bekannte Hersteller, auch Martin, "plekken" ihre Griffbretter. Dat is' nich mehr so als wie früher, nee nee...
 
Hört mir mit der Haarleserei auf!
Bei den richtig guten Gitarren werden die Decken und das Bracing per Hand mit kleinen Hobeln geshaved und geshaped, das geht heute noch genauso, wie zu Stradivaris Zeiten!
Und das ist dann wohl auch das wesenltiche für den Klang.
Ob ein Inlay per Hand oder CNC eingepasst wird, macht keinen großen Unterschied für die Performance einer Gitarre.
 
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Klar, auf der Ebene, dass natürlich Handarbeit beim Tuning der Decke und anderer Dinge erforderlich ist, stimme ich Dir voll zu. Aber die Handarbeit ändert sich eben auch, das versuchte ich darzustellen. Wenn Du an die Carbon- oder Carbon-Holz-Braces denkst, die heute gerade im hohen Preissegment häufig zu finden sind, dann kommen da - also auch und gerade in den klangrelevanten Bereichen - einfach auch andere Techniken und Materialien im Vergleich zu "einfachen" Holzverstrebungen hinzu. Double Tops werden anders gefertigt als "normale" Decken etc.
 
Beschäftige mich schon lange mit Gitarren-bei Akustikgitarren kommt es auf die Umsetzung der Konstruktion an. Spannung der Decke in Zusammenhang mit der Lastverteilung über das Stegfutter auf dem X-Bracing usw usw...Das alles muss ein stimmiges Konzept haben-oder eben ein zufällig optimales Zusammenspiel. Das war früher so und ist heute so....und mir gibt es immer noch zu wenig Hersteller, die diesbezüglich die nötige Sorgfalt und das nötige Know How haben...
 
Man fragt sich bei so kritischen Stimmen zur Qualität der aktiven Gitarrenbauer, warum nicht alle Gitarristen ihre Gitarren selber bauen.

Es scheint ja so zu sein, dass sie mehr davon verstehen ....... .
 
Hallo Emptypockets,

es geht nicht nur ums "Verstehen". Mit Ignoranz lässt sich Kohle verdienen, denn es gibt genügend Käufer die das nicht bemerken und viele Verkäufer
die`s nicht wissen und denen es am A... vorbeigehen würde wenn sie`s wüssten-Fazit: der Markt regelt das.

Es ist nicht so wahnsinnig hilfreich alle Kritiker als besserwissende Nörgler darzustellen...

Übrigens gibt es durchaus Hersteller, die die wichtigen Details kennen und konsequent und innovativ einsetzen. Und das sogar in günstigeren Preisbereichen...


Bernie
 
Habe ich "alle Kritiker" als Besserwisser dargestellt?
Ich glaube nicht.

Nur machmal erinnert mich diese Gebashe an das, was man jeden Samstag oder Sonntag auf dem Fussballplatz erlebt: jeder Zuschauer weiß es besser als Mannschaft und Trainer.

Es ist doch schön, dass es Leute wie Dich gibt, die wissen, welche Gitarrenbauer es drauf haben und welche nicht. Das bewahrt Dich vor Fehlkäufen.

Es wäre aber im Sinne eines effektiven Musiker - Forums hilfreich, wenn Du uns Nichtwissende einweihen würdest, damit wir wissen, welche Gitarre wir zukünftig meiden müssen, um nicht Scharlatanen aufzusitzen....
 
Hmm,

die Sache ist nicht so einfach...was du sicherlich auch weißt!

Ich bin Händler mit einem kleinen Laden und suche mir meine "Zulieferer" gemäß meiner Erkenntnisse aus und nicht nach dem "mit was mach ich schnell Kohle"-Prinzip.

Ausnahmslos begeisterte Kunden danken es mir...

Womit wir wieder beim Ausgangspunkt des Threads wären (um nicht zu sehr OT zu gehen):
Es gibt heute einige Hersteller die mit Bewusstsein sehr gute Gitarren bauen. Oft legen sie dabei innovative Weiterentwicklungen zu Grunde.

Beispiel: Lakewood hat vor ca. 7 Jahren die Deckenbeleistung seiner Gitarren geändert. In der Tat konnten wir neulich testen, dass eine D18 von Anfang der 90er Jahre durchs Einspielen richtig gut war aber eine neue mit anderer Beleistung noch besser.

Gruss,
Bernie
 
Aber ehrlich gesagt hat doch Innovationswillen nichts mit der Qualität einer bestimmten Gitarre zu tun.

Ich kaufe mir doch keine Lakewood, weil ich davon ausgehe, dass Herr Seeliger beständig weiter forscht und erfindet.
Und wenn er soweit ist, kaufe ich mir dann eine neue Gitarre?

Das ist doch genau die Spirale, die uns die Waschmittel- und Zahnputzwerbhung seit Jahrzehnten verkauft.

Was vor 10 Jahren als das "nonplusultra" beschrieben wurde, kann ja hgar nicht gut gewesen sein, weil das heutige eben per se schon mviuelo besswer ist( sein muss.

Es ist klar: so läuft die Wirtschaft nunmal. Alles muss immer besser werden, zumindest muss es behauptet werden. Man sollte sich allerdings noch soviel Kritikfähigkeit erhalten, dass man nicht über jedes Stöckchen springt.

Neben Deiner Schilderung von Lakewood gibt es ja auch noch andere "Phänomeme". Ich serlbst habe eine Gitarre, die sich bewusst auf die klassische Belistung zurückzieht, was natürlöich auchz als Werbeaergument herhält: seht her, wenn Ihr eine Gitarre wollte, die so klingt wie früher, dann müsst Ihr die haben.

Ist das jetzt ein Zichen dafür, dass die Gitarren früher besser waren? Oder ist das schon "post - innovativ", "Restauration" quasi....?
 
Übrigens gibt es durchaus Hersteller, die die wichtigen Details kennen und konsequent und innovativ einsetzen. Und das sogar in günstigeren Preisbereichen...
Das eine ist das Wissen über die Konstruktion, das heute sicher im Vergleich zu früher gestiegen ist, das andere aber das verfolgte Klangideal, das auch Moden unterliegen kann. Was nutzt mir ein genial nach den modernsten Erkenntnissen konstruiertes Instrument, wenn dem Hersteller ein Klangbild vorschwebt, das meinen Geschmack nicht trifft, und wenn er das in seinen Produkten konsequent verfolgt? Wie konsequent und innovativ eine Gitarre konstruiert ist, spielt für mich als Gitarrist doch überhaupt keine Rolle, entscheidend ist nur, wie sie sich beim Spielen anfühlt und anhört und ob das meinen Geschmack trifft oder nicht.
 
warum nicht alle Gitarristen ihre Gitarren selber bauen.
Interessanter Ansatz, nur können die meisten das halt nicht so einfach, mich eingeschlossen. Sicherlich, könnte man sich wenn man über das Know How verfügt, sich seine Wunsch Gitarre selber bauen, das wäre der Idealfall natürlich. Ich glaube trotzdem, das wenn man ein wenig Erfahrung hat, und weiß was man möchte, schon eine gute Klampfe erwischen kann. Ob Alte oder Neugebaute, spielt nicht so die Rolle, man muss oder sollte gut auf ihr spielen können. Wenn man Gitarren ob E- oder Akustik ausgiebig testet, dann bekommt man schon was ordentliches.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ist das jetzt ein Zichen dafür, dass die Gitarren früher besser waren?
Ne früher war nicht alles besser, glaub ich net wirklich. Kommt oder kam immer auf die Gitarre an. Haste gut erkannt, ist halt Marketing meist. Bei Gitarren, kommt es aufs Holz an, und ob ne Maschine oder einer per Hand dran war, ist glaube ich egal. Wenn das Holz gut ist, ist es gut, egal wer oder was das dann verarbeitet.
 
Eine Lakewood Gitarre hat einen Bolt on neck. Das ist evtl. innovativer, als eine Dove Tail Verbindung, aber ob es besser ist, sei dahingestellt. Günstiger ist es mit SIcherheit und wohl das Argument dafür bei lakewood.
Eine "innovative" Veränderung der Deckenbeleistung macht den Klang auch nicht (unbedingt) besser, nur anders!
Ich habe jedenfalls von einem renomierten Gitarrenbauer gehört, dass die neueren Lakewoods "overbraced" sind.
 
Zuviel zuwenig Bracing? ;)
 
Eine Lakewood Gitarre hat einen Bolt on neck. Das ist evtl. innovativer, als eine Dove Tail Verbindung, aber ob es besser ist, sei dahingestellt. Günstiger ist es mit SIcherheit und wohl das Argument dafür bei lakewood.

Geschraubte (und gedübelte) Hälse sind ja nicht wirklich neu, Staufer - der Lehrherr von C.F. Martin - hat z.B. auch solche Instrumente gebaut, in den letzten Jahrzehnten im höheren Preisbereich auch Gurian (Dübel), Taylor (Schrauben) u.a. Dabei war aber nicht nur eine einfachere Herstellung Ursache, sondern auch die bessere Wartungsmöglichkeit im Sinne eines einfacheren resets, gerade auch unter der Anpassung an verschiedene klimatische Bedingungen. Das kann für einen mittlerweile sehr exportorientierten und erfolgreichen Hersteller wie Lakewood schon relevant sein. Auf jeden Fall sind Nicht-Dovetail-Verbindungen klanglich nicht per se unterlegen.
 

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