Singen und Emotionen

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romeo1
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Guten Tag!

Ich möchte hier mit euch über ein Thema diskutieren, über das ich mir schon länger Gedanken mache..

Viele Leute sagen ja, dass man einen Song nur glaubhaft rüberbringen kann, wenn man ihn auch fühlt.. Also wenn man sich in das Thema hineinversetzt. Doch was ich mich frage ist: Ist es wirklich notwendig sich in einen Song reinzufühlen, um ihn glaubhaft und gefühlvoll zu interpretieren. Ist es wirklich nötig, bei einem traurigen Song auch real traurige Emotionen zu empfinden und hervorzurufen; bei einem wütenden Song auch reale Wut zu empfinden??

Die meisten von euch werden diese Frage spontan wahrscheinlich mit "Ja" beantworten.. Und das hätte ich eigentlich auch, wenn ich nicht etwas genauer darüber nachgedacht hätte.

Denn mir z. B. ist aufgefallen, das bei mir die großen Gefühle und die Glaubhaftigkeit nicht dadurch entsteht, dass ich mich in den Song hineinversetze, als würde ich das gesungene tatsächlich erleben. Es entsteht eher durch die Leidenschaft zu singen, man könnte sagen durch den Spaß daran diese Emotionen auszudrücken aber sie dennoch nicht wirklich zu fühlen... Es ist eher eine Distanz zwischen mir und der Emotion. Es ist wie gesagt einzig und allein die Leidenschaft für das Singen, die die Emotionen transportiert!

Was meint ihr dazu? Wie ist es bei euch??

Freue mich über Antworten!

mfg
 
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Viele Leute sagen ja, dass man einen Song nur glaubhaft rüberbringen kann, wenn man ihn auch fühlt..

Das ist eher so eine Art Redewendung. Du musst nicht selbst tottraurig sein, wenn du eine Ballade singst.

Gemeint ist, dass du dennoch in der Lage sein solltest, dieses Gefühl zu vermitteln - ähnlich wie ein Schauspieler.

Und um ein Gefühl zu vermittlen, muss man halt - einfach formuliert - nachempfinden können, wie Trauer "klingt"... aber muss dazu nicht selbst zwingend traurig sein.
 
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Daß ein Sänger/in mit Emotionen handelt, ist eine klare Sache. Da brauchen wir garnicht drüber zu reden. Aber, ich bin im Laufe meines Gesangsunterrichtes (insgesamt 3 1/2 Jahre) auf eine Sache gestoßen, die mir bei schwierigen Passagen sehr geholfen hat und die auch das sein könnte, was du ansprichst.
Ich habe das immer (für mich) faked emotions genannt.
Das hat am Anfang so funktioniert: Ich benutzte ein eigentlich lächerliches Pathos, weil auf diese Weise die Töne klarer und kräftiger kamen. Meine Gesangslehrerin fand das zwar schrecklich, aber sie meinte, wenn es dir hilft, ist es okay, bloß mußt du das hinterher auch ohne falsches Pathos können. So ist es dann auch gekommen.
Später habe ich, frei improvisierend auf Endlosschleifen mit Akkorden wie z.B. "C7 F7" oder "dm G7" Vokale geübt, so etwas wie Ma Me Mu usw. Da habe ich dann auch "künstliche", an den Haaren herbeigezogene Emotionen in die Vokale gelegt. Das hat mir auch sehr geholfen, ich konnte plötzlich Passagen singen, die ich mir vorher nicht zugetraut habe. Ich hatte das Gefühl, daß der Körper diese Töne oder Phrasierung von sich aus singen will und sich nicht dagegen sperrt.
Ich finde es sehr schwierig das auszudrücken, aber ein Ton, der von einer Emotion unterstützt wird, kommt viel besser als einer, der rein akademisch dahergesungen wird.
Na, hoffentlich versteht man das, was ich meine
 
hi leute, hätte zum thema noch eine frage:
ist ein i-tüpfelchen fry, also nur vereinzelt ein fry zu machen ein muss in sachen emotionen reinbringen?
oder ist das nur ein gutes hilfsmittel oder kann ganz weggelassen werden?
 
Ich würde sagen, die Erinnerung an eine Emotion reicht völlig aus. Oder auch die Erinnerung an die Erinnerung :gruebel:. Will sagen, so ziemlich jeder Song handelt von einer Situation, in der sich so ziemlich jeder irgendwann einmal in irgendeiner Form befunden hat. Beispiel Herzschmerz: man weiß, wie's einem beim ersten Liebeskummer ging, also erinnert man sich daran und voilá. Mit zunehmender Erfahrung genügt auch schon die Erinnerung daran, wie man solche Sachen singt und schon ist man drin. Klingt seltsam, ist aber so - naja, vielleicht nicht bei jedem. Man braucht sich also nicht in diesen speziellen Song hineinzuversetzen, sondern erinnert sich einfach an eine eigene Episode - das ist authentischer und wesentlich einfacher noch dazu. Die echte Hineinfühl-Variante wird spätestens dann schwierig, wenn man ein Programm mit 40 verschiedenen Songs singen muß und quasi ruckzuck durch die verschiedensten Emotionen hüpfen müßte...

Bei Songs, die wirklich emotional interessant sind, lohnt es sich auch mal, das volle Programm durchzuziehen - aber diese Songs sind eher selten. Und bei eigenen Songs kommt es in der Regel sowieso von alleine...


p.s. ich habe festgestellt, daß echte Emotionen beim Singen oftmals gar nicht die erhoffte Wirkung erzielen. Es wirkt nicht echt, obwohl es echt ist und dann hat man praktisch doppelt verloren. Das ist ähnlich wie beim Film, wenn z.B. nachts mit künstlichem Licht gedreht wird, weil es auf der Aufnahme echter aussieht als Sonnenlicht :weird:. Oder in der Rattenszene vom 3. Indiana Jones Film hat man Hühnergegacker aufgenommen und schneller abgespielt, weil die Ratten selbst keine Geräusche gemacht haben und das hat unecht gewirkt, obwohl es echter gar nicht sein konnte :rolleyes:. Es geht also auch um die Erwartungshaltung des Publikums - wenn ich meine Emotionen so ausdrücke, wie's keiner erwartet, weil ich evtl. eher ruhig wirke aber dann laut rumflenne, dann kauft's mir keiner ab. Also muß man faken, damit es echt wirkt, weil das Echte wie ein Fake wirkt :p und die Wirkung ist letztlich das was zählt.




@xXCyXx: es gibt kein Muß.
 
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