Solo Arrangements improvisieren? (Jazz)

J
Jazzzz
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Hallo :),

Es geht um die Umsetzung von Stücken aus dem Real Book. Ich bin wirklich am verzweifeln...:rolleyes:...und das schon seit einer Ewigkeit. Ständig fange ich neu an und komme iwie nicht weiter.

Aaalso: Ich habe Klavierunterricht und habe angefangen mit: Melodie, Basston, Sieben, Terz. Das klingt auch schon ganz ok, aber nicht "vorspielungsreif". Es ist einfach monoton.
Wie arrangiere ich denn solche Stücke, dass sie solo am Klavier gespielt gut klingen? Mein Klavierlehrer scheint mich nicht richtig zu verstehen...;) Er meint immer Dinge wie: "Du kannst doch alles spielen, was du willst" und "Spiel doch einfach irgendwas"....das hilft mir iwie gar nicht weiter. Wenn er mir dann mal beispielhaft etwas vorspielt und ich nachfrage...heißt es auch manchmal "Das hab ich jetzt gespielt, weil ich es gehört habe/weil es gut klingt"

Ich weiß ja, sowas braucht Zeit und Erfahrung...und da mein Lehrer son richtiger Jazzer ist, ist bei ihm alles unterbewusst abgespeichert.
Aber ich würde das Improvisieren einfach gerne verstehen ;-).

Als ich mit Klavier angefangen habe, habe ich nur nach Noten gespielt...aber ich möchte gerne frei spielen! Nur irgendwie versuche ich das seit mehreren Jahren schon, aber es frustriert mich immter wieder! Manchmal traue ich mich gar nicht ans Klavier :confused:....weil ich weiß, dass ich wieder da sitze und nich weiß, was ich machen soll.

Das klingt jetzt irgendwie ein bisschen wirr...habe so ein ähnliches Problem auch beim Bassspielen (spiele ich eig.)...
Manchmal überlege ich alles hinzuschmeißen und mir ein GAAANZ anderes Hobby zu suchen...:mad:

Habt ihr vielleicht Tipps/Ideen? Gibt es Jemanden, der in einer ähnlichen Situation ist/war?
 
Eigenschaft
 
servus!

also du musst dich sozusagn spalten: 1. linke hand: voicings / 2. rechte hand: melodie + impro.
in der linkn hand nimmst du am besten "rootless voicings". die werdn auch an muhos gelehrt und klingn immer un überall gut. in der rechtn hand spielst du auf den betontn zählzeitn vorerst akkordeigene töne: zB Cmaj7: C, E, G, (H) und spielst die chromatisch an. später kannst du dann auch pattern einübn, die dann sehr professionell klingn und auch von profis benutzt werdn.
bei weiteren fragn: Julius Liebscher bei facebook suchn oda info@barlieb.de . ich geb im raum münchen unterricht für jazzpiano.
jazzige grüße
julius
 
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Das hört sich fast so an, als würdest Du ziemlich hohe - zu hohe - Erwartungen an Dich selbst haben. So in der Art "wenn ich einen Standard spiele, muss der so sein, dass alle nach dem letzten Akkord in begeisterten Beifall ausbrechen".
Das hätte natürlich jeder gern.
Und es hört sich natürlich gleichzeitig so an, als trautest Du selbst den richtigsten Tönen von Dir in Bezug auf ihre Wirkung nicht mehr über den Weg.
Wahrscheinlich sind die aber völlig in Ordnung.
Eine gute Hilfe und sehr erkenntnisgewinnend ist immer ´ne Aufnahme von sich selbst. Da merkt man sofort, was ok ist und was nicht.
Seit wann beschäftigst Du Dich mit dem Real Book? Bis Standards super klingen, braucht es sehr viel Zeit...
Dass Dein Lehrer Dir überlegen ist, ist ja klar, was denn auch sonst! Ob er aber Keith Jarrett ist, bezweifele ich. Auch für ihn gibt es garantiert Grenzen.
Alles also eine Frage der Relationen...
Nicht aufgeben!
 
der junge mann mit der leicht beschlagenen brille.
 
1. Versuche mal, Solos von Oscar Peterson oder anderen Pianisten mitzuspielen. Du wirst draufkommen, dass die gar nicht so komplizierte Sachen machen und, dass das richtige Phrasing, also die richtige Betonung, viel wichtiger als die Auswahl der Töne. Probiere mal das Phrasing total zu übertreiben. Sprich, spiele einfache Achtelketten (das können auch nur zwei Töne sein) und überbetone immer die zweite Achtel, bzw. die dritte in der Triole (also die Achtel am Off Beat). Das Mitspielen von Solos hat mir persönlich am meisten gebracht.

2. Immer wieder kann ich "The Contemporary Jazz Pianist vol.3" von Bill Dobbins empfehlen. Da sind Solos in praktisch allen Stilistiken ausnotiert. Sehr gut!

3. Aebersold. Hier kann ich das Volume "Major&Minor" empfehlen, das für den Einstieg sehr gut ist.

Viel Glück und lass den Kopf nicht hängen! :)

lg
 
Außerdem: Hören, hören, hören!

Es gibt eine Menge Soloalben von großartigen Pianisten - schau mal nach Red Garland, Bill Evans, Wynton Kelly, Ahmad Jamal, McCoy Tyner …
 
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Hallo Jazzzz,

ich habe mir gerade auch Deine Beiträge vom letzten Jahr durchgelesen. Dein Problem scheint demnach ja schon länger zu bestehen. Einerseits habe ich den Eindruck, daß Du schon eine ganze Menge über Skalen, Harmonien etc. weißt, aber auf der anderen Seite nicht richtig ins improvisieren reinkommst. Aber so eine "Ferndiagnose" ist ja immer etwas probematisch.

Ich würde jetzt an Deiner Stelle versuchen, zwei Wege einzuschlagen:

1. Weiter Skalen, Harmonien pauken und üben, wie es im Lehrbuch steht (z.B. Sikora o.ä.), z.B. über einen Standard erst mal nur in Vierteln mit Akkordtönen improvisieren, sozusagen ganz mechanisch, dann in Achteln, so richtig etüdenmäßig. Das Ganze erst nur mit den akkordeigenen Tönen 1 3 5 7 (bzw 1 3 5 6) dann die Optionen dazu (1 3 5 7 b9) etc. Später dann dasselbe mit skaleneigenen Tönen und/oder Achteln. Wenn das einigermaßen läuft, achte darauf, daß Du bei den Akkordwechseln kleine Intervalle spielst. Wenn Du z.B. bei den Changes |Gm7 |C7 | im ersten Takt auf 4 beim F gelandet bist, spiele danach im 2. Takt auf 1 ein E oder ein G.

2. (und das ist im Grunde der wichtigere Teil). Spiele einfach mal drauflos! Vergiss alle Regeln, Skalen, Akkordtöne etc. und spiele einfach drauflos. Singe das mit, was Du gerade spielst (Achtung, das jetzt genau lesen und sprechen: daaa dabdidudndibap, dabldiduu, dap dap daaa, dabndidabndidabndidaa etc.) Achte auf die Rhythmik, die Du von Jazzaufnahmen kennst. Damit meine ich nicht, daß Du jetzt Rhythmen raushören und nachspielen sollts (was natürlich auch gut ist), tue vielmehr einfach so, als hättest Du die Rhythmik schon drauf. Tu so als könntest Du improvisieren wie Herbie Hancock und störe Dich dabei nicht an falschen Tönen. Spiel irgendwas, spiel einfach drauflos, im Notfall einfach chromatisch, Hauptsache, die Rhythmik, der Groove und die Phrasierung stimmen einigermaßen bzw. sind für Dich stimmig. Die linke spielt dabei immer die Akkorde des Standards weiter (z.B. in rootless voicings, man kann aber auch 1 7, 1 3, 1 7 etc. spielen. Singe immer mit, was Du spielst.

Irgendwann werden sich beide Richtungen vereinigen: dh. Deine Finger werden irgenwann automatisch die richtigen Töne, die sie ja schon geübt haben, spielen und dabei die richtigen Jazzgrooves/Phrasierungen vewenden. Irgendwann wirst Du nicht mehr das mitsingen, was Du gerade spielst, es kehrt sich dann um und Du spielst, was Du gerade singst, bzw. singen und spielen passieren einfach gleichzeitig. mit der Zeit wirst Du lernen, das Chaos, das entsteht, wenn Du einfach drauflos spielst, ohne auf richtige Töne zu achten, durch das harmonisch Gelernte und Geübte zu kontrollieren, zu bändigen, zu ordnen. Aber das muß dann von selbst passieren, Du kannst es nicht forcieren. Der Weg, daß Du erst alle Regeln lernst und dann versuchts zu Improvisieren ohne Fehler zu machen, ohne falsche Töne zu spielen, funktioniert mener Ansicht nach nicht (zumindest nicht bei Jedem). Daher: Mut zum Fehler, Mut zum falschen Ton, das korrigiert sich mit der Zeit von selbst. Ein falscher Ton im richtigen Groove klingt besser als ein richtiger Ton im falschen Groove.

Beste Grüße,
McCoy
 
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Hi Jazzzz,

es wurde ja schon einiges Brauchbares in diesem Thread zu Deiner Frage geschrieben und trotzdem möchte ich Dir noch ein paar Tips geben.
Versuche immer "in time" zu üben. Dein linker Fuss sollte dabei den Backbeat auf die Schläge 2 und 4 markieren. Das gibt Dir rythmischen Rückhalt.
Nun zur Linken. Da Du ja Solo-Piano spielen willst, muss die Linke die Harmonien und die Rhythmik repräsentieren. Das beste ist dabei wirklich das, was Dein KL sagte: Grundton und Guidetones (= Terz und Sept eines Akkordes) sind angesagt.
Nun solltest Du dies in ein rhythmisches Konzept bringen. Dabei gibt es viele Varianten. Eine davon ist DIESE.
Hierbei nimmst Du den Grundton als Auftakt zu den Guidetones die auf die Downbeats 1 und 3 fallen. Wenn es Deine Handspanne erlaubt, versuche in Dezimen zu spielen. Der Sound ist wesentlich fetter.
Im Hörbeispiel spiele ich die ersten paar Takte der linken Hand in dieser Weise. Das Ganze hat Halftime Charakter. Es wird für Dich am Anfang klüger sein Dich an dieser Variante zu versuchen. Bei der nächsten Variante bleibt im Prinzip alles gleich, ausser dass die Guidetones nun in Vierteln durchlaufen.
Viele Pianisten gebrauchen diese Technik ohne den Grundton-Vorschlag. Dabei fehlt ihnen natürlich der Bass, den ich eigentlich sehr gerne immer dabei habe.

Also, viel Spass beim Üben!
 
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Dein linker Fuss sollte dabei den Backbeat auf die Schläge 2 und 4 markieren.

Hier möchte ich noch einen Tip von Randy Brecker erwähnen, den er in einem Workshop von ihm erwähnt hat. Viele Musiker klopfen mit dem Fußballen. Klopft man allerdings mit der Ferse, bewegt sich automatisch der ganze Körper mit. Ich war auch einer der Ballenklopfer, der Unterschied ist eklatant!!!

Auch Pianisten können von Trompetenspielern lernen. :D

lg
 
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es gibt noch eine fußklopfvariante dir mir persönlich inzwischen ganz gut gefällt.
ich hab zunächst auch mit ballen auf 2 und 4 geklopft
nun mache ich sozusagen hacke-spitze
also ballen auf 1 und 3
ferse auf 2 und 4
so hat man auf die offs den "schweren" klopfer mit mehr körpereinsatz
ist für viele vielleicht am anfang sogar einfacher als nur 2 und 4..

@cudo
wie genau meinst du das mit den dezimen?
ich mache gerne sowas in der art wie bspw: C7 -> c-b-e
wenn ich den grundton vorweg nehme wo ist dann die dezime die du meinst? oder schlägst du ihn nochmal mit an?

lg
ron
 
Toll, dass es Interessierte gibt!

Also wenn ich Dezime sagte, meinte ich eigentlich gebrochene Dezime.

Ich habe Dir mal den ersten Teil von "MY FOOLISH HEART" mit dieser Art Linke Hand aufgeschrieben.

Wie gesagt, man kann dann jederzeit die Guidetones 2 mal hintereinander als Viertel anschlagen.
 
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