Das Format MP3 hat sich leider so sehr etabliert, dass viele Leute vergessen haben wie guter Sound eigentlich klingt. Dabei verpassen sie die kleinen, feinen Nuancen, die man vielleicht erst nach dem zweiten, dritten oder vierten mal hört und die das Musikerlebnis noch viel reicher machen. (...) Hab mir vor kurzem einen Plattenspieler gekauft und kaufe nun meine Alltimefavourits als LPs nach.
Ok, wenn jemand eine riesige Sammlung an fusseligen 128kbit/s (oder noch weniger) sein "Eigen" nennt
und dann auch noch behauptet, das sei doch "voll gute Qualität", dann kann ich es nachvollziehen.
Aber ab 256kbit/s höre ich zumindest keinen Unterschied mehr zur unkomprimierten .wav-Datei.
Das eigentliche Problem ist aber, dass die "Neuauflagen" zumeist überarbeitet sind. Besonders schlimm ist es,
wenn die heutigen Soundtechniker unbedingt mehr "können" wollen, als die alten

Ein Album, bei dem mir das besonders aufgefallen ist: Simon&Garfunkels Wednesday Morning 3AM.
Dort ist auf Platte viel mehr Dynamik als auf der mp3. Dafür kann der Konsument jedoch wenig.
Ich habe mal einen Satz gelesen (ob er jetzt 1:1 so war, weiß ich nicht mehr), der in etwa besagt, dass
die Qualität der Aufnahmen mit der billigen Verfügbarkeit von Anlagen gesunken ist. Sprich: wenn der
Blödmarkt-Brüllwürfel es nicht schafft laute und leise Passagen gleich gut wiederzugeben... dann macht man
das Leise eben ein bisschen lauter

Es ist also eigentlich die Schuld der Musikindustrie (1) und deren Vorstellungen
der Ausstattung der Kunden (was ja prinzipiell auch gut ist, meistens trifft es ja zu, aber "wir" merken's halt...).
Daraus könnte man aber auch lesen, dass der Anspruch der Hörer an die Musik gesunken ist (2).
Wer kauft sich denn sonst freiwillig billigen (nicht günstigen!) Krempel und sagt am Ende noch "im Vergleich zu dem
xyz-Burmester-McIntosh klingt das doch gleich"? (Natürlich nicht nur auf die Geräte, sondern auch auf die Musikmedien bezogen).
Ich würde jetzt spontan auf die tippen, die sich nicht Zeit nehmen, Musik in jedem Ton zu hören, sondern Musik einfach nur
laufenlassen, um einen Hintergrundteppich zu haben (3).
Theoretisch käme jetzt noch Punkt (4), aber der geht Richtung Musikgeschmack. Und darüber lässt sich bekanntlich streiten

Kombiniert man jetzt (1), (2) und (3), so dürfte eigentlich klar werden, warum es so ist, wie es ist. Überall
möchte man Musik hören, im Bad, Klo, in Bus und Bahn, Wohnzimmer, Schlafzimmer, bei der Arbeit, beim Einkaufen, etc.
Ich persönlich könnte mir nie vorstellen, für jeden Bereich eine hochqualitative Anlage hinzustellen, mitzuschleppen oder
sonstwas zu machen. Das wissen die Produzenten und richten es eben so ein, dass die Musik überall passabel zu hören ist.
Auf dem mp3-Player unterwegs mit den billigen Ohrstöpseln lässt sich ein unbearbeiteter Wagner eben schlecht rüberbringen.
Wäre ja auch irgendwie blöd, wenn der leise Part gerade von den Leuten in der Einkaufsmeile überdeckt wird.
Das hat halt zur Folge, dass an der "guten" Anlage zwar mehr möglich wäre, der Prozentsatz der "high-quality"-Hörer aber
so gering ist, dass es sowieso nichts ausmacht.
Und der obligatorische Teil jetzt (auch mit einem bitteren Beigeschmack geschrieben):
so gute Sachen wie früher gibt es auch nicht mehr in der Masse, als dass sich eine bessere Anlage, ein besserer Kopfhörer
oder eine höhere Bitrate lohnen würde

Abgesehen von den "alten Helden" und diversen Ausnahmen gibt es nämlich was?
Synthetische beats (natürlich bis ans Ende komprimiert), Streichorchester aus der Dose und schlechte Effekte.
Gut, nicht alles ist eine Erfindung der Neuzeit, aber früher war es doch irgendwie besser.
Langer Rede kurzer Sinn: eigentlich will ich damit sagen "stimmt, das Schiff sinkt, keine Rettung mehr für die Musik" (echt jetzt)
und gehe meine schwarzen 12"er noch so richtig
hören und genießen. Mit richtiger Anlage. Und wenn ich keine Lust mehr auf
Staub und Plattenwechseln habe, dann mach ich den PC an und höre meine mp3s. Mit richtiger Anlage. Bis die Musik-Apokalypse kommt.
Irgendwann kommt der Tag der Erkenntnis für so manchen "Hörer". Und vielleicht für die Musikindustrie. Aber alles braucht Zeit.
Mf(und nachdenklichen)G