Stagepianos - nur ein (schlechter) Kompromiss?

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JoKey
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Hallo,

ein weiterer Beitrag zum Thema Stagepiano und um der möglichen Grundsatzdiskussion vorzubeugen: Ich kenne den Unterschied zwischen einem Digitalpiano, Klavier und Flügel. Und trotzdem bin ich auf der Suche nach einem Digitalpiano (mögliche Übungszeiten und ab und an Vintage Sounds). Da ich nicht unbedingt an eingebauten Lautsprechern interessiert bin und mich die Home-D-Pianos eher abgestoßen haben, hoffte ich, bei Stagepianos fündig zu werden. Meine Wünsche waren klar, das Budget zunächst egal:
  • Bestmögliche Tastatur (Piano-Spielgefühl)
  • Möglichst authentischer Klavier- / Flügelklang
  • Eventuell gute Vintage-Piano-Sounds
Eigentlich kein Problem, oder? Doch von den Top-Modellen bin ich eher enttäuscht:

GEM Promega 3 und CLAVIA Stage haben zwar alle Vintage-Sounds, die mir gefallen, in sehr guter Qualität, aber es gibt deutlich bessere akustische Piano-Samples und vor allem bessere Tastaturen. Das RD 700 SX hat den besten Pianosound (wie das Fantom), gute E-Pianos aber erst mit Nachrüstboard und die Tastatur, na ja. Das MP 8 hatte die beste Tastatur, aber im Vergleich zum Roland schlechtere Samples und wie alle Top-Modelle Unmengen Sounds, die ich nie benutzen würde.:confused:

Wer so ein Piano Abend für Abend auf die Bühne schleppen muss und möglichst alle Sounds in einem Gerät haben will, könnte einen (faulen) Kompromiss eingehen (wäre dann für mich das RD 700 SX). Aber, wenn ich hier so mitlese, bin ich doch nicht der Einzige, der etwas anderes sucht (und B3 definitiv nicht mit Hammermechanik spielen möchte).Warum gibt es kein wirkliches professionelles und puristisches Stagepiano mit guter Tastatur und Top-Samples, beschränkt auf die, die man mit Hammermechanik spielen kann und will? Dieses Stagepiano dürfte auch durchaus einen angemessenen Preis haben. Aber ein MP 8 wegen der Tastatur kaufen, Fantom XR + Expansion Board wegen der eigentlich und ausschließlich interessanten 5-6 Piano-Sounds zusätzlich erwerben und dabei 500 unnötige Sounds mitbezahlen? Abgesehen von der Bedienung? Und spätestens für B3- oder Synthi-Sounds braucht man eh ein 2. Keyboard (leicht gewichtet oder Waterfall), da ist die Auswahl und das Angebot ja groß und gut.:confused:

Alternativen wie Masterkeyboard mit VST-Instrumenten scheitern bei den mir bekannten Lösungen an der hörbaren Latenz und den miesen Tastaturen. Das Doepfer hat doch nur Fatar-TP-10-Tastatur, oder? Und, falls es wirklich nur Kompromisse gibt, wäre doch ein P 90 (wenn man noch eins kriegt) sicherlich die günstigste Variante (zwar nur zweitbeste Tastatur und Samples, aber zumindest nicht zu teuer).:confused:


P.S. Bevor die Frage auftaucht, ich spiele von Klassik über Blues, Jazz und Rock so ziemlich alles, wozu ich brauchbare Noten finden kann (über 90 % also beim eventuellen D-Piano mit akustischem Piano-Sound).:great:
 
Eigenschaft
 
Also ich frag mich, was ihr am Roland Sound so dolle findet. Ich hab den ja jetzt schon mehrmals gehört und beim Forumstreffen haben den noch mehr gehört und der Sound hat keinen richtig überzeugen können, soweit ich das im Kopf habe!
 
Hi -
eine Frage die sich mir nicht komplett erschlossen hat - Du willst das Stagepiano auch für die Bühne oder nicht?

Wenn ja, fällt meines Erachtens das MP-8 und der Promega-3 raus - die beiden sind einfach aufgrund Ihres grossen Gehäuses und des Gewichts einfach zu unhandlich - zumindest wenn Du sie alleine schleppen musst, wirst Du eine Entscheidung für eines dieser Teile deshalb sehr bald verfluchen.

Der Fantom hat, wie Du ja auch schreibst, eigentlich eine andere Zielgruppe als den Pianopuristen - ich kann nachvollziehen, das man sich dann wegen der zuviel vorhandenen Sounds erstmal über-bedient vorkommt - andererseits ergeben sich daraus dann natürlich heute und vorab noch nicht bedachte Möglichkeiten und auch des (musikalischen) Spasses. Problematisch erscheint mir bei diesem die Werthaltigkeit.... was schlussendlich wieder für ein akustisches Klavier mit Silent-Funktion und Midiausgang sprechen könnnte, was Du gar nicht in Erwägung gezogen hast.

Falls Du beim digitalen bleibst (was mir wohlüberlegt klingt) geht mein Rat zum Nord Stage oder RD, wobei hier beim Roland auch davon auszugehen ist, dass dieses mittelfristig erheblich schneller an Wert verliert als das Stage - bei dem ich auch noch bessere Samples erwarte - der Sprung von Release 1 auf Release 2 war doch signifikant - und Clavia baut langfristig auf diese Plattform und hat eine sehr rigide Presipolitik, was einen Preisverfall in absehbarer Zeit nicht möglich zu machen erscheint.

Zusammengefasst also mein Input: überlege Dir, ob Du auf aktustisches Klavier mit Silentfunktion und Midiausgang (zwecks Sounderweiterbarkeit) gehst - diese Möglichkeit könnte sich aber über einen angedachten Bühneneinsatz disqualifizieren - bei einigermassen starkem Bühneneinsatz - Fantom (mit Soundspässen) oder RD (beide Wertverlust absehbar) oder Stage als das ulltimative Kompromissboard - meine Meinung.

Und jetzt mach was damit ;)

ciao,
Stefan
 
JoKey schrieb:
(...) bin ich auf der Suche nach einem Digitalpiano. Meine Wünsche waren klar(...):
  • Bestmögliche Tastatur (Piano-Spielgefühl)
  • Möglichst authentischer Klavier- / Flügelklang
  • Eventuell gute Vintage-Piano-Sounds
Noch so ein Abuser ;) .

Das, was Du Dir wünscht, läßt sich doch ganz einfach realisieren: Für die bestmögliche Tastatur und möglichst authentischen Klavier-/Flügelklang brauchst Du ein Klavier resp. Flügel und für gute Vintage-Piano-Sounds ein ebensolches Vintage-(E)-Piano. Wo liegt das Problem?

Warum willst Du das mit einem Synthesizer - und letztlich nichts anderes sind Stage-Pianos - lösen? Vielleicht, weil diese Stagepianos sowohl akustisch als auch haptisch sehr akzeptabel und verdammt nah an den Drahtkästen dran sind? :D

EDIT: Noch was - warum sollte ein Hersteller EINE eierlegende Wollmilchsau entwickeln, wenn er möglicherweise zwei oder drei Tastenleisten/Geräte verkaufen kann? Und, mal ehrlich, Du würdest sicher auch nicht auf den Gedanken kommen, in einem 420.000,- EUR Maybach-Benz ein Getriebe mit 16 Geländegängen zu fordern, oder? ;)
 
Da das RD-700 SX imho die geilste Tastatur unter den transportablen (also nicht-MP8) Stagepianos hat, würd ich dir zu dem raten, ich weiß ja nich, wieso du die Tastatur so furchtbar findest!?!:confused:
Und mit der Ultimate Keys-Expansion solltest du bei deinen Ansprüchen eigentlich gut glücklich werden können.
 
Ich gründe den offiziellen Club der Abuser. :D

Promega, Nord Stage, RD700SX bzw. SRX11 und S90ES haben allesamt gute Pianosamples, die schon sehr nah am Original sind. Aber es sind eben nur Samples und all diesen Geräten fehlt das Spielgefühl und die Wärme eines echten Flügels. Und dafür, daß man da reine Elektronik kauft, sind sie schweineteuer! Pille hat mal davon berichtet, daß er sein MP9500 aufgemacht und sich die Mechanik angeguckt hat - verglichen mit jedem billigen Gebrauchtklavier war das wohl mickrig.
Auf all diesen High End-Teilen kann man auf der Bühne je nach Genre und Bühnenlautstärke ordentlich bis problemlos spielen, aber so ein Heidengeld für etwas "totes" lohnt sich mE nur für Profimusiker, die damit ihr täglich Brot verdienen.
Für zuhause stellt es zumindest für mich persönlich erst recht keine Option dar, weil sich trotz hochauflösenden Tonnen-Samples nicht das Feeling und die Lebendigkeit eines echten Klaviers einstellen kann.

Was Vintage-Sounds angeht: Wurli, Clav, CP und DX werden von den meisten Geräten anständig simuliert, aber beim Rhodes siehts richtig schwach aus. Den typisch fetten, schmatzenden 70er-Jahre-Herbie Hancock-Sound habe ich keinem Key vollständig entlocken können, Nord Electro und Promega sind nah dran, aber ihnen fehlt immer noch die "Fettheit" des Rhodes-Sounds, denn ohne die verliert das Rhodes seinen Reiz und klingt quäkig. Daher halte ich im Netz regelmäßig Ausschau nach dem Real Thing.

Mein Tip @JoKey:
Ich hab jetzt wie stefan auch nicht verstanden, wofür das Key sein soll. Wenn's für die Bühne ist, und du genug Geld hast, dann nimm das Nord Stage! Der Klavierklang ist mE der beste von allen, das ist genau der Sound, wie er auf den meisten aktuellen Jazz-Aufnahmen zu finden ist. Die Tastatur ist angeblich sehr leicht, aber eben für die Bühne, wo eher Schnelligkeit zählt, optimiert.

Soll's für zuhause sein, kauf dir n Klavier mit Silent-Funktion. Wenn das nicht geht, nimm n gebrauchtes Kawai MP9500, n schnellen Rechner dazu und deck dich mit VSTs ein.
 
Wegen nem Rechner: Nimm gleich einen Mac. :p
Gehört zu den besten und problemlosesten Computerprodukten die man als Musiker kaufen kann.
 
@JoKey:

Es ist nun mal leider momentan so, dass es kein wirklich puristisches Stage-Piano für Pianisten gibt. Wenn man gute Klavier-Samples und eine gute Mechanik haben will, ist man gezwungen auch viele andere Funktionen und Sounds mitzukaufen. Gewicht und Sperrigkeit hängen allerdings primär mit der Hammermechanik zusammen und wären somit bei einem puristischen Stage-Piano auch nicht geringer. Also wäre für mich die Tatsache, dass zu viele Sounds drin sind die ich nicht brauchen kann, nicht wirklich ein Argument gegen ein Stage-Piano.

Apropos Mechanik: Es herrscht hier eine gewisse Tendenz, die Qualität einer SP-Mechanik danach zu beurteilen wie schwergängig sie ist - je schwerer desto besser. Die hochgelobte vom MP8 finde ich persönlich ziemlich schrecklich und krampffördernd - und sie ist einer echten Doppelrepetitionsmechanik auch nicht ähnlicher als die der Mitbewerber. Am besten gefällt mir im Moment die Mechanik vom RD700SX, die finde ich sehr angenehm.

An deiner Stelle würde ich (davon ausgehend, dass du wirklich eine transportable Variante willst) für Klavier und E-Piano das RD700SX mit SRX-7(Ultimate Keys) denn die E-Pianos im RD700SX sind wirklich nicht sehr gut, nehmen. Und für B3 sind die Möglichkeiten grenzenlos - von Hammond-Suzuki Orgeln über Nord Electro oder Voce V5+ Soundmodul mit Doepfer D3M-Orgeltastatur.

VSTs klingen natürlich auch sehr gut, erfordern aber einen ziemlich mächtigen PC, sind nur eingeschränkt transportabel (Bühne!) und es ist auch etwas nervig dass man jedesmal den PC hochfahren und ein Programm starten muss, wenn man Klavier spielen will.

@toeti:
Wenn dir die Samples vom RD700SX nicht gefallen, welche FINDEST du dann eigentlich gut. Sag bloß du findest irgendwelche Yamaha-Samples besser?
 
Na da habe ich wohl ein paar Detailinformationen für überflüssig gehalten...;)

Das D-Piano ist nur als Ergänzung für vorhandene reale Instrumente gedacht (eigentlich eine komfortable Situation, aber dadurch wird man eben auch sehr wählerisch...;)). Da ich zur Zeit aus beruflichen und privaten Gründen (Kind) und daher vermutlich auch in den kommenden Jahren (fast) nur dann Zeit zum Spielen habe, wenn man die realen nicht so gut nutzen kann (am späten Abend), gibt es nur die Wahl zwischen D-Piano und gar nicht spielen. Silent-Piano scheidet aus, da ich das vorhandene Modell weder mit Silent-Mechanik nachrüsten noch durch ein Silent-Piano ersetzen möchte und wozu 2 "Richtige"??? Auf die Bühne muß es nicht, das Gewicht spielt folglich keine Rolle und ins Wohnzimmer muß es auch nicht passen (Doepfer-Optik würde mich nicht wirklich stören, wenn es das mit besserer Tastatur gäbe).

Stagepiano also nur deshalb, weil ich kein nachgemachtes (D-)Piano fürs Wohnzimmer suche, und wenn schon D-Piano, dann wenigstens mobil (in verschiedenen Räumen oder Orten) nutzbar und mit ein paar Zusatzsounds (Vintage-Pianos). Stagepiano auch deshalb, weil ich hier höhere (Profi-) Qualität als bei Homepianos erwartet hatte. War ein Irrtum;). Vielleicht hätte ich auch eines der Top-Modelle begeistert gekauft, wenn sie nicht alle direkt nebeneinander gestanden hätten (die klingen wirklich gut bzw. haben brauchbare Tastaturen). Aber im direkten Vergleich ist das RD700SX eben ein Keyboard mit tollem Klavierklang (ist zumindest beim Anspielen so, vielleicht wäre ich ja in 2 Monaten enttäuscht), das Stage ein etwas schlechteres Keyboard mit tollen Vintage-Sounds und das MP 8 (fast) ein gutes Piano mit etwas schlechteren Samples. Spielt einfach mal Klassik auf den Modellen (die Kommentare dazu kann ich mir denken;)), dann wird das ganz deutlich. Das geht eben nur (und auch nur sehr bedingt) auf dem MP 8, bei allen anderen ist das Gefühl besch...

In allen Modellen steckten mir zu viele (für mich) unnütze Effekte, dafür Defizite in entscheidenden Bereichen. Mich störte also genau die Tatsache, daß die Stagepianos als "Eierlegende Wollmilchsau" konzipiert werden. MP 8 Tastatur, Roland Pianosamples und Stage Vintage-Pianos (ohne Synth und B3-Sounds), also eine verschärfte und verbesserte (!) Version des Clavia Electro 73 - das wäre meine Kombination! Und ich wäre auch eher ein Kunde für mindestens 2 Instrumente (puristisches D-Piano für Piano-Sounds und Waterfall für den Rest!).

VST-Instrumente scheitern für mich vor allem an den verfügbaren Masterkeyboards. Zwar würde Doepfer auch eine Fatar-TP-Wood einbauen, aber empfohlen wurde das nicht und ohne das anspielen zu können, ist mir das zu riskant. Und dann die Latenz, bei einer Kirchenorgel OK, aber bei einem D-Piano? Und ohne spürbare Latenz kenne ich das noch nicht, das wird sich vermutlich erst in einigen Jahren ändern.:great:
 
cordesavide schrieb:
@JoKey:

Apropos Mechanik: Es herrscht hier eine gewisse Tendenz, die Qualität einer SP-Mechanik danach zu beurteilen wie schwergängig sie ist - je schwerer desto besser. Die hochgelobte vom MP8 finde ich persönlich ziemlich schrecklich und krampffördernd - und sie ist einer echten Doppelrepetitionsmechanik auch nicht ähnlicher als die der Mitbewerber.
Teilweise Zustimmung! Auch ich glaube, daß die MP8-Tastatur etwas überbewertet wird, vorallem , wenn man sich mal anschaut, wie "billig" sie aufgebaut ist. Allerdings fühlt sie sich schon einfach gut an, trotzdem! Die dort angewandt sehr einfache Technik vermittelt halt dennoch so etwas wie eine echte Auslösung beim Klavier/Flügel. Repetition kannste natürlich vergessen! Das mit der Schwergängigkeit kann ich nun nicht nachvollziehem, ich finde sie trotz allem noch recht leichtgängig. Bei einigen Yamaha SPs fand ich die Gewichtung -oder hier besser die "Schwergängigkeit"- deutlilch schlimmer. Hast Du nicht nen Bösendorfer? Gut, der repetiert natürlich besser, aber das effektive Tastengewicht ist da doch nicht kleiner, oder?
Man muß halt genau wissen, wozu man das Instrument haben will. Ein Klavierersatz sind die Teile alle nicht! Aber einen Klavierersatz für die Bühne stellen sie schon dar, und auch zum Notenreinkloppenin in der Nacht taugen sie allemal, und da muß man halt abwägen ob einem die Authentizität beim Sound oder beim Anschlag wichtiger ist.
 
cordesavide schrieb:
Apropos Mechanik: Es herrscht hier eine gewisse Tendenz, die Qualität einer SP-Mechanik danach zu beurteilen wie schwergängig sie ist - je schwerer desto besser. Die hochgelobte vom MP8 finde ich persönlich ziemlich schrecklich und krampffördernd - und sie ist einer echten Doppelrepetitionsmechanik auch nicht ähnlicher als die der Mitbewerber. Am besten gefällt mir im Moment die Mechanik vom RD700SX, die finde ich sehr angenehm.
Ahhh, endlich mal einer, mit dem ich meine Meinung teilen kann. :great:

Den MP-8 und P-90 Tastaturbegeisterten erlaube ich mir mal, die Frage zu stellen, wie sie auf Ihren Tastaturen flinke E-Pianoläufe oder gar Orgelglissandos spielen - mit den eisernen Handschuhen des Prinz Eisenherz ? ;)
 
@Sticks:
Ich gebe dir recht. Zumindest, was das P90 angeht, da sind schnelle Läufe höllisch. Auf dem MP8 finde ich das hingegen völlig unproblematisch, das ist von der Gewichtung im Mittelfeld und hat im Gegensatz zu den Yamahas einen "Druckpunkt", sodaß man nicht die maximale Fingerkraft über den ganzen Tastenweg aufbringen muß.
 
Bin ich eigentlich der einzige, dem diese kleinkarierten Grundsatzdiskussionen mittlerweile dermaßen zum Hals raushängen? So einfach Spaß haben am Musik machen ist wohl nicht mehr? :rolleyes:

Sticks schrieb:
Den MP-8 und P-90 Tastaturbegeisterten erlaube ich mir mal, die Frage zu stellen, wie sie auf Ihren Tastaturen flinke E-Pianoläufe oder gar Orgelglissandos spielen - mit den eisernen Handschuhen des Prinz Eisenherz ? ;)
Nein, genauso wie an jedem akkustischen Klavier auch, deren Mechaniken im Übrigen in den selben Bereichen der "Schwere" liegen, weshalb auch tendenziell(!) - und nicht pauschal - schwerer als besser angesehen wird. Viele Stagepianomechaniken sind ziemlich leicht. Und Orgelglissandi an einer Hammermechanik macht halt nicht.
 
Nein, ist nicht mehr, weil nix gut genug ist. :D

Was aber beim Klavier genau so wie bei E-Pianos zutrifft: Die Bandbreite der Originale ist einfach riesig. DIE Tastatur gibts einfach nicht, genausowenig wie DEN Sound.
Manche Klaviere haben eine sehr schwere Tastatur (Seiler - aber irgendwie haben die was), manche, vor allem ältere haben einen ganz butterweichen Anschlag - da ist alles drin. Vom Klang red ich erst gar nicht.
Genauso die viel zitierte Dynamik beim Rhodes. Da hängt auch viel an der Einstellung (und am Erhaltungszustand). Oder auch der Toncharakter, je nach Einstellung am Piano und je nach Verstärker sind die Möglichkeiten auch fast unendlich.
 
Jay schrieb:
Bin ich eigentlich der einzige, dem diese kleinkarierten Grundsatzdiskussionen mittlerweile dermaßen zum Hals raushängen? So einfach Spaß haben am Musik machen ist wohl nicht mehr? :rolleyes:

So einfach Spaß haben am Musik machen ist sehr wohl noch. Aber der Ort dafür ist ganz eindeutig am Instrument, während das Forum ganz eindeutig der Ort für kleinkarierte Grundsatzdiskussionen ist - denn wenn jeder nur posten würde wie viel Spaß er so hat, dann wäre das Forum nicht gerade sehr interessant. Daher finde ich es etwas paradox, im Forum zu posten, dass man auf Diskussionen überhaupt keine Lust hat. Aber das kann bei dir nur ein Ausnahmezustand sein, sonst hättest du kaum über 2.500 Posts zusammengebracht;)

Um also zu unserer kleinkarierten Grundsatzdiskussion über Hammermechaniken zurückzukommen: Echte Flügelmechaniken benötigen natürlich auch einige Kraft, aber die Kraftentwicklung ist irgendwie anders als bei SP-Mechaniken (wie es auch Luc schon gesagt hat). Es gibt bei ziemlich weit gedrückter Taste noch einen Druckpunkt, wenn die Stoßzunge den Hammer wegstößt. Bei SP-Mechaniken ist der größte Kraftaufwand ganz oder ziemlich am Anfang nötig, weil das ganze Hammergewicht von Anfang an anliegt. Das führt bei mir - vielleicht weil ich auf einem Flügel übe und es einfach anders gewohnt bin - bei schwierigen Passagen eher zu einer Verkrampfung. Und relativ extrem ist das für mich bei Yamaha- und Kawai-Tastaturen der Fall.

Wenn ich nur auf einem SP spielen würde, würde ich mir vielleicht aus Trainingsgründen trotzdem z.B. das MP8 zulegen (ist vielleicht auch nur Gewöhnungssache), aber nur für Bandproben und Auftritte wäre mir das RD700SX deutlich lieber.

Ach ja, Jay, derzeit benutze ich als Master-Tastatur ein Korg SP-100, das deutlich zu leicht gewichtet ist und hey, das Spielen macht mir trotzdem einen Riesen-Spaß. Letztlich ist sowohl Sound als auch Technik für die Musik absolut zweitrangig, das heißt aber nicht dass man sich nicht die bestmöglichen Vorraussetzungen schaffen sollte.
 
cordesavide schrieb:
Daher finde ich es etwas paradox, im Forum zu posten, dass man auf Diskussionen überhaupt keine Lust hat. Aber das kann bei dir nur ein Ausnahmezustand sein, sonst hättest du kaum über 2.500 Posts zusammengebracht;)
Mindestens 90 Prozent meiner Beiträge sind Spam oder dumme Kommentare. :p

cordesavide schrieb:
Um also zu unserer kleinkarierten Grundsatzdiskussion über Hammermechaniken zurückzukommen:
Meine diesbezügliche Bemerkung bezog sich nicht auf den Umstand, dass diskutiert wird, sondern wie. Ein Stagepiano ist kein Flügel. Punkt. Aber seit einigen Monaten wird diese Tatsache hier im Forum bis zum/r __________ (bildlichen Vergleich bitte selbst einfügen) ausgeweidet und sich darüber beklagt, dass es ist, wie es ist. Genauso könnten wir hier jammern, dass wir jeden Früh um sieben aufstehen müssen o.ä. Damit ist niemandem geholfen. Vor allem nicht, wenns um Kaufberatung geht.

cordesavide schrieb:
Echte Flügelmechaniken benötigen natürlich auch einige Kraft, aber die Kraftentwicklung ist irgendwie anders als bei SP-Mechaniken (wie es auch Luc schon gesagt hat). Es gibt bei ziemlich weit gedrückter Taste noch einen Druckpunkt, wenn die Stoßzunge den Hammer wegstößt. Bei SP-Mechaniken ist der größte Kraftaufwand ganz oder ziemlich am Anfang nötig, weil das ganze Hammergewicht von Anfang an anliegt.
Das ist schon eher eine Richtung, in die man gehen könnte. Du hast ja den Unterschied des Verhaltens recht genau festgestellt. Also, woran könnte das liegen, und vor allem, wie müsste eine notwendige Änderung der Stagepianohammermechanik aussehen, um sich diesem Verhalten anzunähern? Das ist zugegebenermaßen technisch sehr detailiert, aber schließlich gehts im Kontext darum und dann wären solche Fragen wirklich interessanter als das allgegenwärtige "der Anschlag ist aber heute wieder unnatürlich".

Und zu guter Letzt habe ich diese Bemerkung bewusst drastisch formuliert, um mal auf diesen Umstand aufmerksam zu machen. Vielleicht bin ich auch der einzige, der so empfindet. Kann ja alles passieren.
 
Es zwingt dich niemand, dir die Grundsatzdiskussionen anzutun. Warum fühlen sich eigentlich alle durch unsere Debatten immer zu irgendwas genötigt? (Schema: "Mir gehen diese endlosen Diskussionen auf die Nerven, aber trotzdem poste ich munter zu dem Thema.") ;)

Aber recht hast du, wenn dir auffällt, daß in diesem Forum Equipment- und Instrument-Diskussionen überproportional im Vergleich zu Spieltechnik- und Musik-Diskussionen liegen. Gute Frage wieso. Ich denke schlichtweg, da viele mit ihrer Equipment/Instrument-Situation unzufrieden sind, bzw. da viel Verbesserungsbedarf sehen. Willkommen in unserer Selbsthilfegruppe! :D

Jay schrieb:
Genauso könnten wir hier jammern, dass wir jeden Früh um sieben aufstehen müssen o.ä.
Was wäre das für eine schreckliche Gesellschaft, in der man über sowas nicht mehr jammern darf?

cordesavide schrieb:
Letztlich ist sowohl Sound als auch Technik für die Musik absolut zweitrangig
Eben nicht. Die Klangfarbe ist äußerst wichtig für die Musik. Neben Harmonie, Melodik und Rhythmik zieht vor allem ein guter Klang mich als Zuhörer in den Bann.

Jay schrieb:
wie müsste eine notwendige Änderung der Stagepianohammermechanik aussehen, um sich diesem Verhalten anzunähern?
Ich befürchte, dann wären MP8 und co noch mal 10 kg schwerer und doppelt so teuer...

Bei SP-Mechaniken ist der größte Kraftaufwand ganz oder ziemlich am Anfang nötig, weil das ganze Hammergewicht von Anfang an anliegt. Das führt bei mir - vielleicht weil ich auf einem Flügel übe und es einfach anders gewohnt bin - bei schwierigen Passagen eher zu einer Verkrampfung.
Ja, das kenn ich als P120-Besitzer auch. Allerdings gibt es auch zahlreiche Klaviere, die in der Hinsicht reine Folter sind.
 
lucjesuistonpere schrieb:
(...), daß in diesem Forum Equipment- und Instrument-Diskussionen überproportional im Vergleich zu Spieltechnik- und Musik-Diskussionen liegen.
Jungs, habt Ihr, nur mal so zum Spaß, einen Blick ins Jammerhaken-Forum geworfen?

Nicht daß ich etwa gedenke, Euch die dort vorherrschenden, pickelpubertierenden Gutturalverben als Zwangslektüre aufzuoktroieren (das könnte jetzt von MartinWPunkt gewesen sein ;) ) aber da gehts - neben Metallica - nur um Equipment. Und das m.E. nicht etwa nur wegen Unzufriedenheit mit seinem Instrument.
 
Jay schrieb:
wie müsste eine notwendige Änderung der Stagepianohammermechanik aussehen, um sich diesem Verhalten anzunähern?

Tatsächlich habe ich mir über diese Frage schon ziemlich viele Gedanken gemacht und habe möglicherweise sogar eine Möglichkeit zur Verbesserung gefunden. Wenn ich mal ein bisschen Zeit hab (hahaha, der war gut) werd ich mal ausprobieren ob das auch in der Realität funktioniert.

Jay schrieb:
und dann wären solche Fragen wirklich interessanter als das allgegenwärtige "der Anschlag ist aber heute wieder unnatürlich".

Da hast du schon recht. Ich glaube, wer über Stage-Pianos redet sollte sich erst bewusst machen, was ein SP, das robust, transportabel und leistbar sein sollte überhaupt leisten KANN. Und dass es wahrscheinlich nie vom Spielgefühl her an einen Flügel herankommen wird, weil es kein Flügel IST. Wenn etwa JoKey die momentanen Top-SPs als keyboardartig bezeichnet, dann geht er einfach von den falschen Voraussetzungen aus.

Mein Klavierstimmer hat mir gesagt, dass eine Renner-Klaviermechanik, wie sie z.B. Bösendorfer verbaut, alleine schon ca. 4.000 EUR kostet. Außerdem wiegt sie kaum weniger als ein ganzes Rhodes-Piano. Das ist einfach mit dem Konzept eines Stagepianos nicht kompatibel.

Allerdings sind alle diese diskutierten Dinge natürlich erstrebenswert und schön zu haben, aber ich bin entgegen Luc's Meinung der Ansicht, dass sie zum Musik machen nur bedingt NOTWENDIG sind. Ob Musik entsteht hängt primär vom SPIELER ab und erst in zweiter Linie vom Instrument. Es kann ein Mensch auf einem Steinway-Konzertflügel total fad spielen. Oder auf einem verstimmten Pianino oder grottigen StagePiano so, dass es den Zuhörer fesselt. Und man hört - überspitzt ausgedrückt - auch auf einer Casio-Tischhupe, ob da ein guter oder ein schlechter Musiker spielt.

Natürlich wollen wir immer und überall den bestmöglichen Klang und das bestmögliche Spielgefühl, sowohl für uns als auch für die Zuhörer. Aber eine bessere Saitenresonanzsimulation oder ein besserer Leslie-Effekt entscheidet ganz sicher nicht, ob die Musik die man spielt fesselnd ist oder nicht. Sonst hätten die Keyboarder vor 15 Jahren überhaupt nicht elektrisch spielen können. Und der durchschnittliche Konzertbesucher kann Feinheiten der Klangfarbe garnicht unterscheiden aber sehr wohl ob "mit Eiern" gespielt wird oder nicht.

@Luc
Ich verstehe absolut deinen Wunsch, auf einem akustischen Klavier zu üben. Aber bei Proben und auf der Bühne mit Band würde ich keinen Fetischismus damit treiben.
 
Sticks schrieb:
Nicht daß ich etwa gedenke, Euch die dort vorherrschenden, pickelpubertierenden Gutturalverben als Zwangslektüre aufzuoktroieren (das könnte jetzt von MartinWPunkt gewesen sein ;) )

Was in aller Welt sind pickelpubertierende Gutturalverben?
 

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