Statt Vorspann nur ein Abspann

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Jongleur
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statt Vorspann nur ein Abspann
Mitten in meiner tĂ€glich Trumpshow ĂŒberkam mich soeben dieses Text. Eigentlich kein Gedicht., Oder eigentlich doch ein Gedicht?😉

Abspann und Anfang

Tritte hallen nachts und Stimmen raunen
Schwere Luft. Wie hÀmmert mir das Herz.
Irgendwo erklingen die Posaunen.
Schicksal fĂ€hrt – als Flamme – himmelwĂ€rts

Mauern schwanken, Staub beginnt zu tanzen.
PlastiktĂŒten fliehen mit dem Wind
heute lÀuft statt Vorspann nur der Abspann
Schatten spielen Gott, mit mir dem Kind

Ich erinner mich wieder
Zeit vergeht und bleibt ein Traum
Wieder klingen die Lieder
Und verÀndern sich kaum


Mama, wird der Papa einmal gehen

Warum weinst du Mama, bin doch lieb
Mama bitte lasse doch das Licht an
Sing noch mal das Königskinder-Lied

Alle Worte sind wie Treppenstufen
bergab da wĂŒnscht ich mir es ging bergauf
Und dann geht‘s bergauf und Retter rufen
Bleib auf dem Boden, und lauf und lauf

Ich erinner mich wieder
Zeit vergeht und bleibt ein Traum
Wieder klingen sie, die Lieder
Und verÀndern sich wohl kaum


MUSIK

Tritte hallen quer durch leeren Gassen.
Schwere Luft. Wie hÀmmert mir das Herz.
Irgendwo erklingen die Posaunen.
Schicksal fĂ€hrt – als Flamme – himmelwĂ€r

Ich erinner mich wieder
Zeit vergeht und bleibt ein Traum
weiter klingen die Lieder
Und verÀndern sich kaum
Und verÀndern sich kaum
 
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SprĂŒnge in der (Lebens) Zeit des LI von zurĂŒckliegend nach hier und dann wieder zurĂŒck. So wie ein Daumenkino, das nicht chronologisch aufgebaut ist. Das ist ein in sich bewegter Text - und mir gefĂ€llt der auffĂ€llige Wechsel der Metrik von Strophe zu Chorus, was zu einem deutlichen (musikalischem) Rythmuswechsel fĂŒhren könnte.

Die ErzÀhlung darin, die ich lese? Es sind nicht die einzelnen Begebenheiten, sondern die Summe all dessen, die ein Bild ergeben... wie ein Kaladeiskop.
 
Herzlichen Dank fĂŒr den ersten nĂ€chtlichen ⭐
SprĂŒnge in der (Lebens) Zeit des LI von zurĂŒckliegend nach hier und dann wieder zurĂŒck.
Richtig! Ein Vorgang, den jeder Mensch kennen dĂŒrfte. Es muss GrĂŒnde geben, warum der Mensch Vergleiche mit der Vergangenheit anstellt.

Plötzlich kam mir die Idee, dass der Weg in die Vergangenheit Stufen Àhnelt. Stufen, mit denen nicht nur Texter, sondern auch Musikern arbeiten. Tonstufen.

Das ist ein in sich bewegter Text - und mir gefĂ€llt der auffĂ€llige Wechsel der Metrik von Strophe zu Chorus, was zu einem deutlichen (musikalischem) Rythmuswechsel fĂŒhren könnte.
Richtig, lieber @streamingtheatre, genau DAS ist hier der Vater des Gedanken. In allen Wortstufen sind auch automatisch Tonstufen verborgen. Es hat automatisch Folgen fĂŒr die Melodie einer Zeile, ob sie betont oder unbetont beginnt. Ich nehme mir einfach das Recht, solche ZusammenhĂ€nge zwischen Sprache und Musik zu beachten!

wie ein Kaladeiskop.
Ein sehr schönes Bild fĂŒr den Weg, den meine Melodie beim Texten ging.
 
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Ich mag das schicksalhafte Aufleuchten von Anzeichen des Drohenden verbunden mit erinnerten BruchstĂŒcken, die erahnen lassen, wie das Lyrische Ich die Zeichen deutet und als Vorahnung fĂŒr Kommendes (was im Grunde eine Wiederholung des schon Erlebten darstellt) interpretiert - ohne sich dessen wirklich bewußt zu sein. Wir werden dadurch Zeugen einer schicksalhaften Verstrickung und einer Gegenwart, in der Vergangenes neu inszeniert wird.

Wo ich mich persönlich etwas schwer tue, ist das Ende, das kaum Luft fĂŒr VerĂ€nderung (um nicht von Wandlung zu sprechen) offenlĂ€ĂŸt. Immerhin verĂ€ndern sich die Lieder kaum - das heißt ein bißchen schon. Aber wohl nicht genug, um ein Kapitel oder eine grundlegende Erfahrung abzuschließen - so meine Deutung. Ich wĂŒnschte mir mehr Öffnung, vielleicht eine Frage (Wann Ă€ndern sich die Lieder? oder etwas Ă€hnliches), vielleicht ein Spalt mehr Öffnung (Lieder Ă€ndern ihre Weise) oder gar ein Hauch von Hoffnung (Es kommen neue Lieder) - aber das ist natĂŒrlich meine persönliche Sichtweise, die ich hier zum Besten gebe.

Kann ich mir gut als Songtext vorstellen, durchaus auch in ganz unterschiedlichen musikalisch-gesanglichen Umsetzungen.

Herzliche GrĂŒĂŸe

x-Riff
 
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Ich mag das schicksalhafte Aufleuchten von Anzeichen des Drohenden verbunden mit erinnerten BruchstĂŒcken, die erahnen lassen, wie das Lyrische Ich die Zeichen deutet und als Vorahnung fĂŒr Kommendes (was im Grunde eine Wiederholung des schon Erlebten darstellt) interpretiert - ohne sich dessen wirklich bewußt zu sein.
Mich berĂŒhrt deine Art der Wahrnehmung. Ich sehe die Welt, indem ich sie höre. Und ich höre die Welt, in dem ich sie sehe. Das wird wohl der nĂ€chste Text!
Wir werden dadurch Zeugen einer schicksalhaften Verstrickung und einer Gegenwart, in der Vergangenes neu inszeniert wird.
Ja! So wie auch mich Fremde berĂŒhren, vor allem, wenn sie ihrer ureigenen PrĂ€gung folgen. Ich mag zurĂŒckhaltend sein
 dafĂŒr bin ich aber auch meiner Selbst sehr bewusst. ;)
 
Guten Morgen lieber Jongleur,
ich fĂŒhle mein Herz. Ich fĂŒhle Verzweiflung, Flashbacks die das lyrische Ich einholen. FĂŒr mich beschreibt es den Moment des Gefangenseins. Ich denke ein jeder kennt es. Man kann nicht vorwĂ€rts gehen und wenn man rĂŒckwerts geht, begegnet man den Bildern der Vergangenheit. Das lyrische Ich hat dadurch die Möglichkeit sich diese nochmal ganz genau anzugucken, zu fĂŒhlen, diesen Ort noch einmal zu besuchen. Vielleicht wird es dadurch erkennen, dass dies die Vergangenheit ist und nicht die RealitĂ€t des Jetzt. Aber diese Auflösung spĂŒren wir noch nicht, weil das lyrische Ich sie in dieser Situation vermutlich selbst auch noch nicht spĂŒrt. Und das ist der Moment des Gefangenseins. BerĂŒhrend, wahr, nah
Danke fĂŒr diesen Text, wenn ich eines Tages mit meinen Texten nur ansatzweise die Dinge derart auf den Punkt bringen kann, werde ich sehr sehr dankbar sein!

Eine Anmerkung allerdings noch: Irgendwie passt der Titel fĂŒr mich persönlich nicht so ganz. Den Anfang spĂŒrt man in dieser beschriebenen Situation noch nicht. Man mag dies den Abspann nennen, aber wird auch nicht ganz klar, dass dies ein Ende von etwas altem ist. Das mag in einen Gesamtkontext gebettet so ein, doch in diesem kleinen winzigen Ausschnitt eines Lebens, den du beschreibst, erspĂŒre ich mehr den/die Gefangene/n.

Die Neugier ist geweckt, die Geschichte weiter zu verfolgen. Vllt verfolgen wir sie aber auch alle schon in uns drin, denn irgendwann in unserem Leben sind wir alle mal die Gefangenen. Wie entscheiden wir uns? Gehen wir weiter, oder bleiben wir stehen? Anregend

Ganz liebe GrĂŒĂŸe! đŸŒș
 
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Eine Anmerkung allerdings noch: Irgendwie passt der Titel fĂŒr mich persönlich nicht so ganz. Den Anfang spĂŒrt man in dieser beschriebenen Situation noch nicht. Man mag dies den Abspann nennen, aber wird auch nicht ganz klar, dass dies ein Ende von etwas altem ist. Das mag in einen Gesamtkontext gebettet so ein, doch in diesem kleinen winzigen Ausschnitt eines Lebens, den du beschreibst, erspĂŒre ich mehr den/die Gefangene/n.
Hm, liebe @Naduna ..na ich schreibe oft den Titel, damit ich wĂ€hrend des Schreibens nicht mein Ziel aus den Augen verliere. Aber zugleich gebe ich dir Recht. Was wĂŒrde Dir denn besser
Guten Morgen lieber Jongleur,
ich fĂŒhle mein Herz. Ich fĂŒhle Verzweiflung, Flashbacks die das lyrische Ich einholen. FĂŒr mich beschreibt es den Moment des Gefangenseins. Ich denke ein jeder kennt es. Man kann nicht vorwĂ€rts gehen und wenn man rĂŒckwerts geht, begegnet man den Bildern der Vergangenheit. Das lyrische Ich hat dadurch die Möglichkeit sich diese nochmal ganz genau anzugucken, zu fĂŒhlen, diesen Ort noch einmal zu besuchen. Vielleicht wird es dadurch erkennen, dass dies die Vergangenheit ist und nicht die RealitĂ€t des Jetzt. Aber diese Auflösung spĂŒren wir noch nicht, weil das lyrische Ich sie in dieser Situation vermutlich selbst auch noch nicht spĂŒrt. Und das ist der Moment des Gefangenseins. BerĂŒhrend, wahr, nah
Danke fĂŒr diesen Text, wenn ich eines Tages mit meinen Texten nur ansatzweise die Dinge derart auf den Punkt bringen kann, werde ich sehr sehr dankbar sein!
Herzlichen Dank, liebe @Naduna. Ich freue mich sehr ĂŒber deine Phantasie! Denn ohne die Phantasie meiner Leser bin ich hier, wie ich erkennen muss, aufgeschmissen, ;) Gleichzeitig mit meinem Zwinkerns meine ich das bitter ernst!
 
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damit ich wÀhrend des Schreibens nicht mein Ziel aus den Augen verliere.
Das und den Sinn dahinter verstehe ich đŸ€—

Was wĂŒrde Dir denn besser
Vielleicht "einfach nur": Ich erinner mich

Denn ohne die Phantasie meiner Leser bin ich hier, wie ich erkennen muss, aufgeschmissen, ;) Gleichzeitig mit meinem Zwinkerns meine ich das bitter ernst!
Ich finde ja Phantasie anzuregen, auf der einen Seite, und diese angeregte Phantasie, auf der anderen Seite, zurĂŒck zu schenken, mit das Kostbarste, was man sich im Kontext der KreativitĂ€t ĂŒberhaupt schenken kann. Was wĂŒnschst du dir denn von deinen Lesern?
 
Ja, der Titel!
Was lÀsst dich denken, dass sie verschlossen sind?
Eine gute Frage! Es zeigt sich.,, :unsure: Ich erlebte es mal am eigenen Körper..,

Ich schrieb einmal vor vielen Jahren auf eine schöne Melodie. Aber SÀnger wollte den Text nicht. Der handelte von meiner Heimat, die der Komponist und SÀnger nicht kannte. Traurig akzeptierte ich den Einwand. Doch die CD hatte Endtermin und dem Produzenten gefiel mein Text. Kurz: Noch heute lÀuft der Song gelegentlich in den Medien als Evergreen.

40 Jahre zurĂŒck. Ich trat damals gelegentlich selber auf. Mit einer eigenen Komposition. Wir waren halt jung und dickköpfig.

Und wurden Ă€lter und Ă€lter
. Unser Streit nahm erst ein Ende, als ich nach langer Zeit ein Konzert des SĂ€ngers besuchte und von dem Veranstalter an einen Tisch gefĂŒhrt wurden. Dort saß eine Gruppe Russen, die jedes Jahr zum Konzert kam, um bei unseren Song gemeinsam ihre russische Heimat zu beweinen! :cheer: Das versöhnte dann endgĂŒltig auch Komponisten und Texter..,

Ja, der Grad der Offenheit kennzeichnet wohl den KĂŒnstler. :unsure:
 
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Ich versuche deine AusfĂŒhrungen zu folgen, verstehe den Zusammenhang zur Offenheit deines Publikums leider nicht wirklich
 

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