Stilsicherheit vs Klischee - Leadgitarre

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Hallo zusammen,
da ich mich gerade mit einem neuen Genre beschäftige ist bei mir die Frage aufgetaucht wo eigentlich die Grenze ist zwischen Stilsicherheit und dem Abspulen von Klischees?
Warum klingen z. B. viele Pentatonik-spieler nicht nach Blues, obwohl ja "alle Töne richtig sind"? Mit der Pentatonik oder auch mit kompletten Tonleitern könnte man sich ja harmonisch in jedem Genre sicher bewegen. Aber es kommt ja schließlich auf das WIE an.
Andererseits kann man ja auch durch das Spielen von genretypischen Licks sich dem Thema nähern. Aber wo liegt da die Grenze zum seelenlosen Nachplappern von Klischees?
Mich würde mal Eure Meinung zu diesem Thema interessieren.
Beste Grüße
 
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Warum klingen z. B. viele Pentatonik-spieler nicht nach Blues, obwohl ja "alle Töne richtig sind"?
Weil sie u.a. nicht gut für Dominant 7 Akkorde geeignet ist, da sie keine großen Terzen enthält.


View: https://www.youtube.com/watch?v=8a0pqi437oI

Ansonsten ist an Klischees nichts falsches. Nur das man, oft automatisch, sie nicht ewig 1:1 nachspielt
sondern weiter entwickelt, verändert also dem eigenen Geschmack oder Rhythmusfeeling anpasst.
 
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Moin,

m.E. ist die Grenze fließend. Genauso fließend wie die Grenzen zwischen Genres: z.B. die Grenze zwischen Blues und Jazz, oder zwischen Rock und Metal.

Gruß
P.
 
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n von genretypischen Licks sich dem Thema nähern. Aber wo liegt da die Grenze zum seelenlosen Nachplappern von Klischees?
mMn. mehr eine psychologische Frage. Wenn man versucht wie dieser oder jener zu klingen bleibt man selbst aussen vor.
Man fordert geradezu heraus mit anderen "verglichen" zu werden. Es ist schon klar, daß in jeder Stilistik sich bestimmte Abläufe wiederholen
und oft zu hören sind. Es ist dann eine Frage der persönlichen Interpretation. Viele Bluesgitarristen z.B. spielen ja im Grunde das Gleiche oder zumindest ähnliches. Trotzdem unterscheiden sie sich, weil sie eben ihre "eigene" Auslegung in ihr Spiel einbringen. Ist in anderen Musikrichtungen doch ja auch ähnlich. Es ist eine Sache sich von diversen Gitarristen beeinflussen zu lassen, eine andere, daraus sein eigenes Spiel zu entwickeln. Für den Hörer auch interessanter, i.A., denke ich. Nur meine Gedanken dazu,
schönen Feiertag noch,
Micky
 
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Mir fielen spontan 2 Sachen ein:

Blues (oder jeder andre Stil) besteht halt nicht nur aus Tönen, sondern auch daraus, wie man sie spielt (, und aus Pausen ;) , Rhythmik, Betonungen, Lautstärke und alle möglichen anderen Betonungen).

ALLE haben mit Nachspielen begonnen (egal ob Clapton, Page, Blackmore und und und), haben keinen Hehl daraus gemacht und machen das auch heute noch. Aber Ihr persönliches Spiel macht halt etwas Neues aus den Vorlagen.

Also: Übe ruhig, was Dir von anderen gefällt und dann lege Dein Gefühl rein.
 
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Ich behaupte, da gibt es keine. Oder doch. Nämlich exakt so viele, wie es Spieler (oder sonstige Leute) gibt, die dazu eine Meinung haben.

Ich würde mir da aber auch so oder so keinen Kopf zu machen: Wenn ich etwas geil finde, dann mache ich das und höre nicht deswegen auf, weil Andere das in irgendeiner Weise negativ finden.
 
wo eigentlich die Grenze ist zwischen Stilsicherheit und dem Abspulen von Klischees?
Eigentlich hast Du schon die wichtigen Antworten genannt.
Warum klingen z. B. viele Pentatonik-spieler nicht nach Blues, obwohl ja "alle Töne richtig sind"? Mit der Pentatonik oder auch mit kompletten Tonleitern könnte man sich ja harmonisch in jedem Genre sicher bewegen. Aber es kommt ja schließlich auf das WIE an.
Weil man am Anfang erst mal die Basic übt, das ist wirklich sehr "statisch", nicht recht virtuos, man spielt die Pentatoniken, oder Scalen in allen Lagen rauf und runter. In diesem Stadium ist der Lernende eben noch nicht soweit, das Wissen anwenden zu können, obwohl man die Pentas und Scalen beherrscht. Ab hier muss man selbst kreativ werden, hier kommt das WIE ins Spiel.
Andererseits kann man ja auch durch das Spielen von genretypischen Licks sich dem Thema nähern. Aber wo liegt da die Grenze zum seelenlosen Nachplappern von Klischees?
Im Grunde sind die Licks das WIE, man kann aus dem Tonpotential (das man sich angeeignet hat) seine eigene "Melodie", eigene Licks spielen. Das Tonptential ist quasi das Alphabet, mit den Buchstaben kann man Worte, Sätze "nachplappern", oder eine eigene Geschichte erfinden.

Btw, wenn Fragen solcher Art auftauchen, werden immer Pentatoniken und Scalen genannt, aber nie die Bluestonleiter. Die ist quasi das Bindeglied von Pentatonik und Modi (Two Cents).
 
Danke für Eure bisherigen Beiträge.
Ich denke teilweise wurde meine Frage etwas mißverstanden. Mir geht es hier nicht um Tips wie ich genretypisch spielen kann, ich denke ich krieg das ganz gut hin. Auch die Sache mit Blues und Pentatonik war hier nur als Beispiel gedacht wie man vielleicht musikalisch, aber trotzdem nicht genretypisch spielt.
Meine Frage war mehr philosophischer Art. Wo seht Ihr die Grenze zwischen zum einen Stilsicherheit, sprich das Gitarrenspiel hört sich tatsächlich nach dem erwünschten Genre an, trägt aber Eure Handschrift, und andererseits der Aneinanderreihung von Klischeelicks? Was sind Eure Gedanken dazu? Wie sehen das die Coverband-Spezies?
 
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Auf der Schauspielschule waren wir immer sehr bemüht nicht in Klischees zu verfallen. Irgendwann hat mal ein Dozent gesagt wir sollten nicht soviel Angst vor Klischees haben. Die sind schließlich nicht ohne Grund zu Klischees geworden. Die Frage ist, ob man das Klischee einfach wiederholt oder ihm auf den Grund geht und erforscht wodurch es entstanden ist. Ich glaube das lässt sich ganz gut auf die Musik übertragen. Auch hier haben die genre-typischen Klischees ja einen Hintergrund auf dem sie entstanden sind. Wenn man den Schritt zurück geht kann man das Klischee quasi für sich selbst neu erfinden. Im Blues wird das ja oft gefordert, zurück zu den Quellen zu gehen. Aber das selbe funktioniert sicher auch in Metal, Funk oder Rock.
 
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Am Ende ist doch immer wieder auch Talent oder Musikalität. Klar kann man sich mit Standard- oder Klischeelicks durch ein Solo „retten“. So richtig cool und befriedigend finde ich das nicht. Momentan muss ich bei einigen Stücken, Country Styl bedienen, obwohl das nie so meine Tasse Tee war. Da kann ich so ein paar G-bend Licks und wechsle auch von Pentatonik zur Dur Tonleiter, aber dennoch bin ich weit vom Country Player entfernt. Also genresicher hier eher nicht, sondern eher „so klingen wollen wie“. Damit habe ich aber auch letztlich kein großes Problem, weil Country mich nun auch nicht sooo sehr bockt.
Im Blues finde ich mich schon eher zuhause und da investiere ich auch mehr Zeit und Herzblut. Aber auch da gehören Standard Licks IMO dazu. Gleichzeitig möchte ich auch immer Gilmourisch sein und Melodien spielen. Ob ich da genresicher bin? Keine Ahnung. In der Coverband entwickeln sich jedoch im Laufe der Zeit idR. aus improvisierten Soloparts, feste, „durchkomponierte“. Die gefallen mir dann so weit und fertig. Da wo die Soli im Original klasse und „ikonisch“ sind, spiele ich die eh auch nach.
 
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in was arbeitest du dich denn grade rein?
 
@B.B ... ich?
Momentan kommt wenig neues dazu.
Aber bei folgenden Stücken bin ich mehr am Original als an einem "eigenen" Solo.
-Rocking all over The World - Status Quo
-The Last Time - Rolling Stones
-Because the night - Patty Smith
-I saw her standing -Beatles
-Smoke on the Water -Deep Purple
-Black Magic Woman - Santana
-Proud Mary - CCR
-Bad Moon Rising - CCR
-Rock Around the Clock - Bill Haley&the Comets
-Simple Man - Lynyrd Skynyrd

auf der Todo Liste steht
Driving toward Daylight - Joe Bonamassa
 
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die Grenze ist zwischen Stilsicherheit und dem Abspulen von Klischees?
Ein Klischee ist Stilsicherheit, die sich soweit durchgesetzt hat, dass sie zum Standard geworden ist.

Ich behaupte mal, wenn man besser in den Standards/Klischees wird, hilft das ungemein, stilsicher/eigenständig zu werden.
 
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Hi @B.B ,
danke der Nachfrage.
Ich versuche mich gerade ein wenig im Country Style. Habe mit ein paar netten Leuten zwei Gigs mit einem doch sehr countryeskem Programm hinter mir. Ist zwar keinem negativ aufgefallen, dass ich eigentlich kein Country Gitarrist bin, aber da stellen sich mir einfach solche Fragen.
 
Ich glaube Dir bleibt nichts anderes übrig als erstmal zu kopieren und Dich ins Thema reinzuhören, wenn der Stil fremd ist.
Gelebte Musik kommt nicht über Nacht, die saugt man ein Leben lang auf und kann sie dann authentisch widergeben.
Die zugrunde liegende Skala macht auch nicht so den Stil aus, mehr die Phrasierung, Rhythmus, Melodiestruktur und Verzierungen in den Songs wie Vibrato, spezielle Spielweisen und die Tonart u.s.w.
 
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Ich versuch das Ganze spielerisch zu machen, ich hör mir das Repertoire an und spiele mit. Dabei versuche ich das Gehörte zu imitieren und die Charakteristika rauszuarbeiten. Das, vermischt mit meiner eigenen musikalischen Vergangenheit gibt denke ich eine gute Melange zwischen Kopie, Interpretation und Kreativität.
 
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Mir gefällt ehrlich gesagt nur das was sich bis heute aus den Wurzeln entwickelt hat und sich in verschiedene Genres aufgesplittet hat - angepaßt an eine zeitgemäße Instrumentierung und Lebensgefühl.
Sehr gut vereint das Alan Jackson in seinen Upbeat Songs. Instrumente wie das Akkordeon (auch im Cajun nicht wegzudenken), die Fiddle, Banjo, Harp und die Pedalsteel haben immer noch ihren festen Platz in seinen Songs.



View: https://www.youtube.com/watch?v=Eo2OIUpWznY

Ich geb zu, das Beispiel ist schon sehr Cajun, wobei der auch zu den Wurzeln gehört.
 
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