Hallo!
Als Neuling im Forum widerspreche ich nicht gerne "alten Hasen", aber als klassisch ausgebildeter Sänger und Gesangslehrer würde ich sagen: das ist ziemlich eindeutig keine Kopfstimme, sondern ein Mischregister. Ich kann Dir mal (stark verkürzt und deshalb anatomisch nicht 100% korrekt, aber für Übezwecke völlig ausreichend- schließlich sind wir keine Ärzte) kurz Deine Kehlkopfmuskeln vorstellen, zumindest die, die für Dich wichtig sind. Als erstes hast du zwei paar Muskeln, die den Kehlkopf heben und senken, als nächsten zwei Muskelringe, die den Kehlkopf bzw. die Stimmlippen öffnen, schließen und formen.
Wenn du mit der Bruststimme singst, benutzt Du im extremsten Fall nur den äußeren dieser Ringe. Der ist außerdem besonders aktiv bei offenen Vokalen. Du kannst das ausprobieren, wenn du einen deiner tiefsten Töne möglichst locker aber knackig auf dem Vokal "A" zu singen: Das ist 100% Bruststimme.
Bei der Kopfstimme tut der äußere Ring gar nichts, sondern nur der innere - hier schwingen nur die Spitzen der Stimmlippen. Da diese Schwingungen natürlich schneller sind, als wenn sich der ganze Apparat bewegt, geht Kopfstimme nicht bei den tiefsten Tönen, sondern je höher und dunkler der Klang, desto besser. Außerdem ist sie relativ leise. Versuche, leise und entspannt einen hohen Ton auf "U" zu singen, dann kriegst Du wahrscheinlich deinen Kopfsound. Der wird relativ leise sein und, wenn Du nicht trainiert bist, vielleicht ein bisschen heiser. Auf jeden Fall klingt Kopfstimme eher wie eine Flöte oder bei tiefen Stimmen wie eine Eule oder so was, aber nicht so hell wie auf Deiner Aufnahme.
Was Du da vermutlich machst, ist folgendes: Du willst ja in der hohen Lage deine Töne mit Power und (nenne ich mal so) "Metal-Druck" rüberbringen. Das machst Du nicht mit der Bruststimme, entweder weil der Muskel nicht genug trainiert ist, Deine natürliche Bruststimme alleine für diesen Ton einfach zu tief liegt oder Dir die Klangfarbe, die Du dann hättest, nicht gefällt. Also spannst Du zusätzlich noch den inneren Muskel an, der Kopfstimme macht. So kriegst du eine gemischte Klangfarbe, die hoch ist, aber noch nach Brust klingt.
Das ist aber nicht das einzige, was Du tust: Du bist am Anfang so auf "hoch" fixiert, dass du mit Deinem ganzen Gesangsapparat mit nach oben gehst: Deine Hebemuskulatur zieht den Kehlkopf mit nach oben, und für das richtige Power-Gefühl spannst Du Dein Zwerchfell stark an. Dadurch wird dein Hals etwas enger, aber etwas anderes passiert auch: wenn Dein Kehlkopf nach oben wandert, schließt sich irgendwann der Kehldeckel - das ist ein Knorpel, der oben auf dem Kehlkopf sitzt und normalerweise dicht macht, wenn etwas nicht in die Luftröhre soll. Wie sich das anfühlt, merkst du im Extrem beim Trinken, wenn du schluckst. Beim Singen ist es natürlich weniger ausgeprägt, aber kostet immer noch Kraft.
Da liegt das eigentliche Problem, warum Du nach den hohen Tönen nicht runterkommst, würde ich sagen: Du spannst an: Zwerchfell, Hebemuskel, Senkmuskel (sonst würde Deine Stimme sich überschlagen), äußeren Ringmuskel, inneren Ringmuskel, Kehlkopfdeckel - eigentlich alles, was nur geht, vielleicht sogar noch Zunge und Unterkiefer. Wenn Du dann nach unten willst, löst sich diese Masse von Anspannung nicht schnell genug, und Deine Töne verwackeln.
Ich würde Dir erst mal folgendes raten: Versuche, solche Stellen erst mal so locker wie möglich zu singen - egal, wie es klingt. Merke Dir das Körpergefühl, wie sich die tiefenTöne anfühlen, wenn sie gut klingen. Versuche, dieses Gefühl bei der hohen Stelle auch hinzukriegen - zumindestens so weit, dass Du direkt nach dem letzten hohen Ton in dieses Feeling reinrutschen kannst. Achte darauf, dass Du beim Atmen immer alle Muskeln im Hals loslässt - was sollen die auch noch in den Sekunden arbeiten, wo Du sie gar nicht brauchst? Schau mal auf Deine Schultern und Deinen Unterkiefer - wenn Du den Unterkiefer bewusst beim Singen nicht nach vorne schiebst und darauf achtest, dass die Schultern nicht nach oben gehen, lösen sich viele falsche Anspannungen bereits.
Wenn das dann klappt, kannst Du vorsichtig wieder Spannung draufgeben, bis Du die Klangfarbe kriegst, die Du haben willst.
Probier mal ein bisschen - und lass Dir von keinem Gesangslehrer erzählen, was Deine Stimme angeblich ruiniert. Das ist alles nur eine Trainingsfrage der Muskulatur, und ich kenne einige Metal-Screamer, deren Stimmen wesentlich intakter sind als die von erfolgreichen Opernsängern. Solltest Du allerdings Halsschmerzen nach dem Singen haben, ist das ein ernstes Warnsignal, denn der Kehlkopf hat an sich keine Nerven - wenn da was wehtut, ist der Schmerz schon außen herum. Aber ansonsten: Irgendwie singen ist, wenn's Spaß macht, immer besser als gar nicht singen!
Ich hoffe, der kleine "Roman" hilft ...