Synthesizer-Schule von Grund auf

  • Ersteller Jabberwack
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Aber mal im Ernst: Ich _würde_ ihn benden und mit Vibrato und mehrstimmig spielen.
Dann mach mal folgendes:

Einen Oszillator auf Sinus. Einen zweiten Oszillator auf Sägezahn, 7 oder 19 Halbtöne über den ersten gestimmt, gegen den ersten hardgesynct. Filter komplett offen, Envelope Amount auf 0. Verstärkerhüllkurve auf Orgel, also Attack 0, Decay egal, Sustain auf Maximum, Release auf 0. Im Mixer beide Oszillatoren gleich laut oder den ersten Oszillator (Sinus) etwas leiser. Keine Effekte.

Und dann spiel damit drei- oder vierstimmige Akkorde.

Wenn dir das noch gefällt, dann stimm den zweiten Oszillator wieder zurück und lege eine Modulation an, daß du mit dem Modwheel (oder Stick oder was auch immer) die Frequenz des zweiten Oszillators "stufenlos" (im Rahmen des mit dem Synth Möglichen, aber nicht in Halbtonschritten oder gröber) um 24 Halbtöne nach oben verbiegen kannst. Wie ich schon sagte: Wenn eine Modulationsverknüpfung nur für 12 Halbtöne reicht, wird eine zweite identische angelegt, dann hat man 24 Halbtöne. Vibrato-Verknüpfung des Modwheels wird natürlich abgeschaltet.

Dann spiel einen dreistimmigen Akkord und fahr die Frequenz des zweiten Oszillators rauf und runter.

Das kann ich übrigens jedem empfehlen, das mal auszuprobieren; daran kann man auch erkennen, wie scharf und aggressiv der eigene Synth klingen kann.


Martman
 
Hmmm... also Master ist Sinus, der den mit Sägezahn laufenden Slave synct. AN1x klingt da nicht sonderlich aggressiv. Mit ner Sync Pitch von 19 hat es sogar ne latente Note von Kirchenorgel (ein "statischer" Sync ist polyphon durchaus spielbar), den Sinus hab ich allerdings nur auf halbe Lautstärke - es nervt sonst. Erst wenn der Slave mittelstark von einem der zweieinhalb Oszillatoren moduliert wird, kommt Schärfe rein (insbesondere bei OSC1-Slave).

Mit Modulationsrad wird's in den hohen Lagen (gen 24 Halbschritten) klanglich eher dünn statt aggressiv :gruebel: Kann man aber mit Feedback und Unison wieder andicken.

Electribe EMX1 ist da präsenter, aber irgendwie bin ich da auch noch unzufrieden mit - ich glaub', ich brauch noch nen rein analogen Synth zum gegenchecken ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hmm, ich glaub ich geh dann wieder Keyboard spielen und stell da meine Synthpresets ein. So ein paar Grundlagen vom Soundbasteln hab ich mir ja schon angeeignet, nur damit das ganze einen Sinn hat muss ich mir erstmal die Stücke/Patterns suchen wo ich das alles sinnvoll anwenden kann. Der Sinn des ganzen ist für mich doch Musiker zu sein. Ich werd die Presets mal etwas detaillierter erkunden, da wo es nötig ist dran rumschrauben. Und vielleicht komme ich, wie du sagst, an den Punkt wo mir die Presets nicht mehr ausreichen und ich was ganz neues bauen muss. Aber bevor ich da nicht auch wirkliche Ideen von was neuem habe brauch ich das nicht zu machen.

Ich bin zu dem Schluss gekommen dass der wirkliche Fortschritt des Synthies die Performances sind. Einzelne Stimmen sind zwar deren Grundlage zusammen mit Arpeggios und Drums, aber den ultimativen Sound erreicht man nur durch die Mischung mehrerer Voices. Dadrch ergeben sich auch eine grosse Anzahl von Kombinationen und somit Vielfalt. Zusammen mit den Arpeggios einzelner Stimmen ergibt sich eine weitere Vielfalt, sodass allein bei den Voicesounds genügend Material zum Spielen vorhanden ist. Ich habe allein von den versch. Performance Presets der versch. Geräte über 1000 Performances zur Verfügung, die ich nochmals editieren kann. Wenn man dann noch neue Voices ins Spiel bringt so wird die Sache langsam unübersichtlich.
Das Problem besteht in der Tat die Übersicht zu behalten und die versch. Voices und Perf. in den Synthie zu laden, da nur eine begrenzte Anzahl davon gepeichert werden kann. Es wäre ein Segen wenn zumindest die Mididateien vom Stick aus aufgerufen werden können, ohne sie jedes Mal in den internen Speicher zu laden. Yamaha jedoch lässt dies nicht zu obwohl es bei seinen Keyboards zumindest bei Styles und anderen Midifiles üblich ist.
 
Stimme ich dir in dem Sinne zu, dass Synthesizer nicht dazu gemacht sind beidhändig ähnlich wie beim Klavier komplette Stücke zu spielen. Mit dem Performancemodus bin ich persönlich noch nicht so richtig warm geworden (vielleicht auch weil ich ihn zu wenig ausprobiert habe). Ich hab dann schon eher Spaß am improvisieren über selbst aufgenommene Patterns, in meinem Fall z.B. die Hook aus "Kids" von MGMT. So kann man sich durch "loopen" auch einen ganzen Song aufbauen, wie z.B. hier (daher habe ich die Idee mit Kids):

Die Nutzung des Arpeggiators ist auf jeden Fall eine weitere typische Synthanwendung.
 
Muss das jetzt in eine Streiterei a la Software/Digitalsynths aus den 80gern vs. "richtige" analoge Synths ausufern??

Ich denke zum eigentlichen Thema mit der Synth-Schule ist noch nicht alles gesagt worden! Klar Martman, du kennst dich sehr aus, das merkt man, und das ist auch sicher sehr gut. Allerdings fehlt mir da ein Gegenpol, der mit gleichen Wissensstand gegenargumentieren könnte. Ich bin mir sicher, man könnte da schon ein bisschen was machen. Das sieht man ja auch an dem Tutorial von Synthmania. Das bringt mir mit meinem Microkorg erstmal überhaupt nix, aber lässt mich einfach grundlegende Dinge in der Materie besser verstehen.

Das ist mein erster Beitrag in unserem schönen Forum, also nehmt es mir nicht krumm...
Ich verfolge eure Diskussion sehr aufmerksam, muss aber leider feststellen das immer häufiger, einfache Fragen, "um thematisiert"
werden.
Es geht hier nicht um irgendwelche Soundprogrammierungen etc. unser Freund Jabberwack ist Musiker, welcher sich mit der Thematik der elektronischen Klangerzeugung auseinander setzen möchte!!
Ich muss dazu noch einmal, die vorhergegangene Thematisierung des eingestaubten, klassisch studierten Klavierspielers aufgreifen.
Es gibt meines Wissens nach kein 2tes Instrument auf dem es möglich ist, das ein Mann (respektive, Frau) eine komplette Orchestration mit zwei Händen spielt! Ich bin ebenfalls mit dem Klavier aufgewachsen und kann nur sagen, das mechanische Klangerzeugung und elektronische Klangerzeugung aufeinander aufbauen!
Ich für meinen Teil, spiele Synthesizer manuell (eine Hand am Expander und die andere auf den Tasten).
Programmieren ist mir zu langweilig... muss aber jeder selbst wissen.
Ich könnte mir vorstellen, Jabberwack möchte auch manuell spielen, den experimentellen Spaß, das verbinden von verschiedenen Grooves und Feelings mit den verschiedensten abgefahrenen Sound's.
Und hier sind wir genau an dem Punkt angekommen, experimentieren ist das wohl sinnvollste was ich dir raten kann.
Es geht nicht um richtig oder falsch, es geht auch nicht darum "bekannte" Sound's nach zu bauen, es geht darum deine eigenen fetten Sounds zu erzeugen und eine Menge Spaß dabei zu haben.
Um dich in der Thematik der elektronischen Klangerzeugung besser zurecht zu finden, empfehle ich dir ein Buch von Florian Anwender.
SYNTHESIZER so funktioniert elektronische Klangerzeugung (7.Auflage).
Es ist sehr angenehm zu lesen und man kann während des lesens direkt am eigenen Synthesizer das gelernte umsetzen.
Ich hoffe ich konnte dir etwas weiter helfen!
 
Hm, ich bin wohl schon länger vom Stand weg, in dem ich mich als "Anfänger" in der elektronischen Klangwelt bezeichnen würde.
Meine Frage war rein aus wissenschaftlichem Interesse gestellt. Aber ich hab das Gefühl, dass die meisten Antworten nicht wirklich den Kern der Frage treffen. Das kann vllt auch einfach daran liegen, dass die Frage vllt zu unpräzise, zu schwammig gestellt ist. Macht aber jetzt erstmal nix. Ich denke, Martman und andere haben zu dem Thema schon einiges gesagt, sodass der Thread vllt so manchem weiterhilft.

Es ist nicht so, dass ich Anfänger bin, vom Klavier komme, keinen Überblick und zu wenig Lust auf Soundprogrammierung usw. habe. Die Frage, ob es nicht möglich sei, verschiedene Spieltechniken - evtl. gekoppelt an den jeweiligen Sound, der für diese unablässig ist - ein wenig genauer zu belichten und Übungen zu Sammeln, die sinnvoll erscheinen.

Macht das denn gar keinen Sinn?
Wenn ich Fingerübungen mit dem E-Bass machen will, dann finde ich einige Bücher, die genau darauf zugeschnitten sind, genauso Klavier. Die Übungen da drin sind auf die Eigenheiten des Instruments angepasst. Natürlich kann man auch einfach so mit dem Bass spielen. Aber solche Fingerübungen sind einfach klar effektiver.

Kann das auf Synthesizern deswegen nicht funktionieren, weil sie zu jung sind, und es noch nicht genug technisch anspruchsvolle Musik mit Synthesizern gibt?
Kann ich mir fast nicht vorstellen. Synthesizer haben ja auch keine gewichteten Tasten. Da werden Klavierfingerübungen doch nicht das Wahre sein, oder?
 
Fingerübungen nach gewissen Regeln auf ungewichteten oder leicht gewichteten Tastaturen würde ich auch eher im Keyboard-Bereich sehen und nicht so sehr spezifisch verknüpft mit Synthesizern.

Die ganz grundlegenden Sachen, die ausschließlich das händische Spiel auf der Klaviatur umfassen, kann man schwerlich im Synthesizer-Umfeld trainieren. Ich meine, wie sind denn die Leute da rangegangen, die schon erfahrene Synthesizerspieler sind? Entweder haben die vorher ein anderes Tasteninstrument gelernt oder zwei und mußten sich nur auf eine Tastatur einstellen, die sich anders anfühlt. Oder sie haben sich da selbst reingefuchst. Allerdings nicht nach System und Regeln und "das muß man jetzt so-und-so machen" und so weiter, das wär zu dogmatisch, sondern frei Schnauze. Sie haben gespielt, sie haben es sich angehört, und entweder war es geil, oder es war nicht geil.

Niemand hat sich je einen Kopp darum gemacht, wie er oder sonstwer jemand anderem das Klaviaturspiel synthesizerspezifisch beibringen sollte. Einem hat's ja auch keiner beigebracht.

Kann das auf Synthesizern deswegen nicht funktionieren, weil sie zu jung sind, und es noch nicht genug technisch anspruchsvolle Musik mit Synthesizern gibt?
Nein, das liegt daran, daß kaum jemand auch nur auf die Idee kommen würde, "Synthesizeretüden" in der Tradition der Klavieretüden eines gewissen Komponisten aus Warschau zu komponieren, die ein klanglich so vielfältiges und auch so vielfältig spielbares Instrument wie den Synthesizer auf das Klaviaturspiel reduzieren und alles (!) andere ausklammern würden.

Bei ausgefuchsteren Sachen ist es noch schlimmer. Denn die kann man mitnichten auf allen Synths gleichermaßen spielen. Und das betrifft alles, was über Klaviatur ohne Velocity und ohne Aftertouch hinausgeht.
  • Velocity? Die meisten der geilsten Analogsynthesizer überhaupt haben überhaupt keine Velocity. Die braucht man da nicht, und darauf trainieren kann man sie auch nicht.
  • Aftertouch? Noch schlimmer. Den gibt's heutzutage fast nur noch in den ganz großen Workstations und den ganz großen VA-Synths. Bei den klassischen Analogen ist er ebenfalls noch dünner gesät als Velocity.
    Außerdem gibt's Aftertouch und Aftertouch: Manche Keyboards wie die Roland XP-80 haben einen festen Anschlag und einen kurzhubigen Aftertouch, wo man besonders die schwarzen Tasten sehr stark drücken muß, bis sich was tut. Feinfühlig dosieren kann man vergessen. Dann gibt's noch so Geräte wie Roland D-50 oder Kurzweil K2000 mit ihrem langhubigen, leichtgängigen Aftertouch, den man unweigerlich auch bei größeren Velocity-Werten mit auslöst.
    Dann wiederum gibt's Poly Pressure, das ist polyphoner Aftertouch. Wenn du einen Akkord greifst und drückst eine Taste, dann modulierst du auch nur diese eine Note und nicht alle. Der ist richtig selten, aber wenn du auf Fingerübungen und Etüden angewiesen bist und mal an einem alten Ensoniq oder einem Yamaha CS80 zum Sitzen kommst, wirst du Übungen für polyphonen Aftertouch brauchen. Die wirst du allerdings dann auch nur da anwenden und trainieren können, denn z. B. eine Yamaha Motif hat nur konventionellen Channel Aftertouch, und alles unterhalb (MoXF, MX) hat überhaupt keinen.
  • Pitch Bender und Modwheel. Ist doch Standard. Alle Synths seit dem Minimoog haben die beiden Räder, richtig? FALSCH.
    • Roland hat die seit Ewigkeiten nicht mehr, statt dessen gibt's einen "Stick", der in drei Richtungen geht, mit Pitch Bend in der Horizontalen und zurückfedernder Modulation nur nach oben.
    • Der Teisco/Kawai SX-240 hat nur den horizontalen Bender mit Griff dran, und der sitzt oberhalb der Tastatur.
    • Korg hat auch bei einigen Modellen einen einzelnen gefederten Stick, der geht aber nach oben und unten.
    • Clavia hat den horizontalen Holzbender am Federstahlstab, allerdings ein konventionelles Modwheel aus Granit.
    • Beim Minimoog hat das Pitchwheel keine Rückstellfeder, tja.
    • Einige Alesis-, Akai- und Yamaha-Geräte haben drei Wheels. Und nun?
    • Und der Alesis Micron hat ein horizontales konventionelles Pitchwheel und zwei horizontale Mod-Fader.
    • ARP hat einen Pitch-Knob ohne Rückstellung, ich bin mir nicht mal sicher, ob der mittengerastet ist oder per Auge "gemittelt" werden muß, wahrscheinlich letzteres; die späten Odyssey und Axxe haben überhaupt keinen Bender mehr.
    • Die SEM-basierten Oberheim-Synths (Two-Voice, Four-Voice etc.) haben als Bender höchstens den ungerasteten Poti, mit dem der ganze Synth gestimmt wird (so blödsinnig die Funktion auch ist bei einem Gerät, das sich aus mehreren autarken Monosynths in jeweils einem eigenen Gehäuse zusammensetzt).
    • Bei den späteren Oberheim-Synths oder auch beim Chroma Polaris gibt's zwei Hebel in einem Schacht, die ähnlich wie die zwei Wheels funktionieren, sich aber anders anfassen: Die spielt man für gewöhnlich mit dem Zeigefinger auf dem Modhebel und dem Mittelfinger auf dem Bender und läßt die Hand entweder schweben oder stützt sie mit Daumen, Ringfinger und kleinem Finger auf dem Paneel ab.
    • Last but not least seien die USB-Spartastaturen erwähnt, die Taster statt Wheels haben, und die Keytars, die sich auch teilweise sehr unterschiedlich spielen.
    Fingerübungen für eine Art Bedienelement/e können somit beim nächsten Synth wieder komplett für den Arsch sein.
  • Ganz zu schweigen vom direkten Rumschrauben an der Klangerzeugung mit entsprechenden Reglern. Das ist noch verschiedener.
    • Stell dir beispielsweise eine Fingerübung zur Vorbereitung auf "Lucky Man" vor – und mehr als 90% derjenigen, die das nachspielen sollen, scheitern daran, daß ihr Synth keinen dedizierten Portamento-Regler hat.
    • Oder Filterschrauberei in Echtzeit. Klar, fast alle Rompler können das, gute VAs können das und die meisten Analogen können das. Die Leute am Micron oder Miniak oder auch am Mopho oder Tetra müssen sich das erst mappen, die King-Korg-Fraktion muß mit der Linken ganz nach rechts rübergreifen, weil da die Regler sitzen, am Little Phatty darf man den einen Filterregler ständig zwischen Cutoff und Resonanz hin- und herschalten, am Source ist es ähnlich, der hat nur einen Regler für alles, und an so manchem 80er-Jahre-Analog- oder Hybridsynth ändert sich die tatsächlich gehörte Cutoff-Frequenz erst, wenn man den Sound gespeichert hat, Echtzeitschrauben fällt also aus. Derweil gucken die M1-, Wavestation- und 01/W-User bedröppelt auf ihre Maschinen mit komplett resonanzlosem Filter, das sie nur übers Menü zu fassen kriegen, mehr noch diejenigen, die sich einen alten FM-Synth zugelegt haben, der gar kein Filter hat, und ein paar andere Leute sind happy, weil sie Fader haben und Cutoff und Resonanz einhändig gleichzeitig regeln können, was aber alle Handhaltungsübungen ad absurdum führt.
  • Und dann gibt's noch die Bedienelemente, die man nur bei einem oder einigen wenigen Modellen in der Form mit der Funktion findet. Joystick bei der Korg Wavestation oder beim Roland D-50, Ribbonwalze beim Korg Prophecy (wo Übungen sogar gerechtfertigt wären), die zwei Ribbons bei der Kurzweil K2500, X/Y-Pad beim Korg Z1 oder Minimoog Voyager, Hubschrauberlandeplatz™ beim Roland V-Synth, D-Beam bei so ziemlich jedem Roland des 21. Jahrhunderts, Triggerpads bei den Fantoms ab S, der Korg M3, einigen Controllern und diversen Drummachines sowieso, Animate-Pads beim Mininova, Morph-Taster beim Nord Lead 4...
Guter Tip: Geh mit deinem Anliegen mal in unser Nachbarforum™, das Synthesizerforum, und präsentier da mal deinen Vorschlag. Da sind die Leute nämlich voll auf Synthesizer gepolt, und da wirst du auch Koryphäen wie Florian Anwander persönlich treffen.


Martman
 
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Auch wenn ich mit dem Beispiel evtl. etwas abschweife: Ich war jetzt gerade auf einem Konzert von "Me & Kat Frankie & My drummer" (Songbeispiel: http://www.youtube.com/watch?v=5rIR02zr-Gc. Ein Drummer und zwei Sängerinnen, die abgesehen von ab und zu E-Gitarre/Bass einen Microkorg und ein Clavia Nord Stage 2 (glaube ich Nord wars definitiv) gespielt haben. Der Synth (die Synths) waren oft sehr dominant im Klangbild, aber was ich beobachtet habe ist dass da, vor allem beim Microkorg, absolut nichts spektakuläres von den Händen gemacht wurde. Ab und zu eine Hook, aber vor allem Flächen, und zwar neben den üblichen sanften Streicherpads auch viele fette Bassflächen, die oft schon stark an Rauschen gegrenzt haben. Mir ist natürlich klar dass die Musik recht speziell ist und es eine eine Spielart von vielen ist.
Was ich damit sagen will: Es hat mir noch einmal mehr gezeigt, dass für jemanden der an Klavier und/oder Orgel fingerfertig ist die Beherrschung der speziellen Soundeigenschaften, beim Erstellen oder bei den Presets sowie im Einbinden der Controller ins Spiel (Pitch/Modulation, Potis, Aftertouch, ...) das ist was es was man noch lernen muss. Von der Spieltechnik mit den Händen ist meiner Meinung nach das Klavier das anspruchsvollste Instrument, was man da übt sollte einem auf einem Synth auch von Nutzen sein.
 
Ich geh einfach mal davon aus, dass die Masse, die sich für das Threadthema interessieren, keinen der großen klassischen Analogsynths wie Arp, Oberheim OB... (außer 12) oder gar Chroma rumstehen hat. Eher VA, Rompler oder einen der modernen Analogabkömmlinge. Viele Deiner Einsprüche greifen da nicht, weil die Geräte/Klänge konfigurierbar sind.

Die technischen Beschränkungen sind aus meiner Sicht dort interessant, wenn man die Hintergründe einer bestimmten Spielweise verstehen will.

Und nun zu den Punkten
Velocity
Wenn sie nicht gebraucht wird, wird sie abgeschaltet - entweder im Preset selbst oder bei den Keyboardeinstellungen

Aftertouch
Wenn es nicht gebraucht wird, wird es abgeschaltet - bei den Keyboardeinstellungen. Wenn ich allerdings mit links eine Baßnote anspiele und mit rechts einen Akkord greife bin ich froh, wenn ich darüber noch etwas Abwechslung in den Klang reinbringen kann.

Pitchbend / Modulationwheel
Ist bei den modernen Synths vorhanden, wenngleich, wie Du richtig schreibst, unterschiedlichst umgesetzt. Aber wer benden will/muss, der kann das heutzutage auch. Modulationsrad vs. Roland Stick: beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile und sorgen beim freien Spielen für unterschiedliche Ergebnisse. Und beim SY99 z. B. sind die drei Wheels kein Problem: Pitchbend, klassisches Modwheel (und genauso belegt) und Modwheel2 mit Standardstellung Mitte.

Lucky Man
Ich versteh immer noch nicht, warum das am dedizierten Portamento-Regler hängt (falls man ihn wirklich braucht und das eigene Keyboard nicht mithilft - Midi macht's möglich): Emerson hat das Solo dem Hörensagen nach in unzähligen Variationen gespielt und wenn ich mir youtube-Videos anschaue klingen die Nachspielversuche oft auch ausreichend gut. Und da sind die Finger nur auf den Tasten, nicht auf den Reglern.

Der Exkurs zu den FM-Synths ist spannend - mein SY99 hat auch mit FM nachgebildete Analogklänge mit simulierter Resonanz auf Lager. Und die klingen analoger als ein naiv programmierter VA mit Filter und Resonanz...

Groschenfall
Nicht böse sein, aber ich glaub' das Problem bisher in der Diskussion ist die Verwechslung von Werkzeug und Methode. Martman konzentriert sich auf das Werkzeug und läuft da in die Probleme der unterschiedlichen Möglichkeiten der bisweilen musealen Ausführungen... und der Rest wartet auf die Methoden, um die dann auf ihrem jeweiligen Werkzeug (Novation, Yamaha, Access) umzusetzen. Wie gesagt - wenn ich Lucky Man oder genauer im Stil von Lucky Man das Solo spielen will, dann interessieren mich zuerst ob und welche Regeln da hinterliegen (Grundlegende Soundeinstellung, Tonart, bestimmte Sprünge zu Steigerung der Spannung). Wie ich das dann auf meinem Synth oder Tischhupe (auch auf dem VA5 kann man gut Synthesizer spielen) umsetze ist dann erst mal mein persönliches Problem oder ein Thema für nen gesonderten Thread.

Also - ich hätte gerne die Theorie/Methoden des Spiels. Für die Praxis sorge ich selber ;)

Viele Grüße
TiAl
 
Macht das denn gar keinen Sinn?
Wenn ich Fingerübungen mit dem E-Bass machen will, dann finde ich einige Bücher, die genau darauf zugeschnitten sind, genauso Klavier. Die Übungen da drin sind auf die Eigenheiten des Instruments angepasst. Natürlich kann man auch einfach so mit dem Bass spielen. Aber solche Fingerübungen sind einfach klar effektiver.

Kann das auf Synthesizern deswegen nicht funktionieren[...]?
Der Punkt ist einfach, dass das eigentlich zwei verschiedene Dinge sind. Auf der einen Seite steht die reine Spieltechnik, also platt gesagt wie man seine Finger bewegen muss, und auf der anderen Seite steht die primäre Eigenschaft von Synthesizern, Klangbearbeitung zu ermöglichen.

Wenn du Spieltechnik üben willst, hat das mit einem Synthesizer erstmal nicht so wahnsinnig viel zu tun, sondern viel mehr mit Musikstilen. Natürlich spielt sich ein klassisches Stück anders als Boogie Woogie, und der wiederum anders als Salsa. Will man einen dieser Stile erlernen, kann man entsprechende Übungen machen, die stiltypische Figuren, Läufe usw. beinhalten. "Synthesizer" ist aber kein Musikstil.
Ansonsten könnte man auch versuchen, sich über das Klangverhalten bestimmte Spieltechniken anzueignen. Klänge mit natürlichem Ausklang (z.B. Klavier, E-Pianos) werden anders gespielt als Klänge, deren Lautstärke nicht mit der Zeit abfällt (z.B. Orgel). Besondere Spielweisen gibt es auch für andere Charakteristika, z.B. sehr perkussive Klänge (Clavinet).

Genau diesen Zusammenhang zwischen Instrument und Klangcharakteristik gibt es beim Synthesizer aber nicht. Wenn man nicht enorm viel rumbastelt wird ein Klavier immer ausklingen, eine Orgel nicht, und ein Clavinet wird immer perkussiv klingen. Ein Synthesizer kann das aber alles, wodurch es unmöglich ist, ihm eine spezifische Spielweise zuzuordnen. Die Spielweise ergibt sich erst aus dem erzeugten Sound und sind dann auch häufig wieder mit anderen Instrumentengruppen vergleichbar. Und einen Musikstil hat mir auch noch kein Synthesizer vorgeschrieben... ;)

Wenn man synthesizerspezifische Übungen machen möchte, dann muss man sich von der Tastatur weg bewegen, hin zu den Bedienelementen des Synthesizers. Man kann z.B. versuchen, sich saubere Pitch-Bendings anzugewöhnen, oder sein Spiel auf der Tastatur durch die Veränderung von Synth-Parametern wie Filter Cutoff oder Portamento zu ergänzen.

Um das in dein Bass-Beispiel einzubinden: Die Fingerübungen am Bass entsprechen Spieltechnik-Übungen, wie es sie für Klavier oder Orgel gibt. Synthesizer-spezifische Übungen wären vergleichbar mit dem Drehen am Amp oder an den Effekten.

Selbstverständlich kannst du jetzt wieder fragen "muss das so sein, oder geht das nicht auch anders?". Offensichtlich hat es aber noch keiner geschafft, es anders zu machen. Also, wenn du eine Idee hast, könnte das für uns auch interessant sein.


Synthesizer haben ja auch keine gewichteten Tasten. Da werden Klavierfingerübungen doch nicht das Wahre sein, oder?
Warum? Ich persönlich bin ja nach wie vor der Meinung, dass jemand, der gelernt hat, richtig auf einem Klavier zu spielen, ziemlich leicht auf alle anderen Tasteninstrumente umsteigen kann, und zwar unabhängig von der Gewichtung. Als Pianist hat man nämlich ein Gefühl dafür, wie man mit der Gewichtung und der damit möglichen Dynamik umgeht, und deshalb kommt man auch damit klar, wenn die Dynamik durch eine ungewichtete Tastatur eingeschränkt wird. Umgekehrt ist das nicht so einfach.
Und auch viele andere Übungen, die man vom Klavier kennt, angefangen bei der Haltung für ermüdungsfreies Spielen über sinnvollen Fingersatz, sauberes Treffen der Tasten, rhythmisch präzises Spielen von Läufen bis zur Unabhängigkeit der Hände, Füße und Finger, sind doch zweifelsfrei beim Spielen auf einem Synthesizer hilfreich.
 
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Velocity
Wenn sie nicht gebraucht wird, wird sie abgeschaltet - entweder im Preset selbst oder bei den Keyboardeinstellungen
Und was macht man, wenn man einen Synth ohne Velocity unter den Händen hat und Velocity braucht?

Aftertouch
Wenn es nicht gebraucht wird, wird es abgeschaltet - bei den Keyboardeinstellungen.
Und wie soll jemand auf einem MicroKorg die Aftertouch-Fingerübungen nachspielen?

Wenn ich allerdings mit links eine Baßnote anspiele und mit rechts einen Akkord greife bin ich froh, wenn ich darüber noch etwas Abwechslung in den Klang reinbringen kann.
Wenn du zwei unterschiedliche Klänge spielst, wäre das ganz hundsordinärer Channel Aftertouch.

Polyphoner Aftertouch ist, wenn du z. B. einen F♯m greifst, stärker aufs F♯ drückst, fürs F♯ geht das Filter auf, für C♯ und A aber nicht.

Leider gibt es heute weder Rompler noch VAs mit polyphonem Aftertouch, und auch sonst findet man ihn kaum.

Pitchbend / Modulationwheel
Ist bei den modernen Synths vorhanden, wenngleich, wie Du richtig schreibst, unterschiedlichst umgesetzt. Aber wer benden will/muss, der kann das heutzutage auch. Modulationsrad vs. Roland Stick: beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile und sorgen beim freien Spielen für unterschiedliche Ergebnisse. Und beim SY99 z. B. sind die drei Wheels kein Problem: Pitchbend, klassisches Modwheel (und genauso belegt) und Modwheel2 mit Standardstellung Mitte.
Unterschiedliche Anordnungen stehen trotzdem Fingerübungen im Wege. Wenn du Fingerübungen brauchst und deine Finger auf zwei Wheels trainierst, kannst du dir das Training am Roland-Stick in die Haare schmieren und darfst von vorne anfangen – mit einem ganz anderen Training.

Lucky Man
Ich versteh immer noch nicht, warum das am dedizierten Portamento-Regler hängt (falls man ihn wirklich braucht und das eigene Keyboard nicht mithilft - Midi macht's möglich): Emerson hat das Solo dem Hörensagen nach in unzähligen Variationen gespielt und wenn ich mir youtube-Videos anschaue klingen die Nachspielversuche oft auch ausreichend gut. Und da sind die Finger nur auf den Tasten, nicht auf den Reglern.
Kommt drauf an, was du spielen willst: Willst du improvisieren? Willst du eine konkrete Live-Version nachspielen? Oder willst du – wie nicht gerade wenige – dieses berühmte erste und einzige Take spielen, das Keith Emerson seinerzeit spontan auf seinem Moog IIIc gespielt hat, nicht wissend, daß Greg Lake und Carl Palmer gerade einen Song für ihr Debütalbum aufnahmen und sein Solo mit aufgezeichnet wurde?

Für die originale Studioversion brauchst du einen Portamentoregler, definitiv, und du brauchst ihn oft. Okay, im Grunde mußt du am Ende die Oszillatoren auf einen zweiten Signalweg mit Tiefpaßfilter und idealerweise Hallgerät überblenden (wobei der Hall im Original meines Wissens beim Mix nachträglich reingedreht wurde), und das können nicht viele Synths, und dann die Resonanz aufdrehen.

Der Exkurs zu den FM-Synths ist spannend - mein SY99 hat auch mit FM nachgebildete Analogklänge mit simulierter Resonanz auf Lager. Und die klingen analoger als ein naiv programmierter VA mit Filter und Resonanz...
Das ist aber mit ziemlicher Sicherheit keine klassische puristische 6OP-FM à la DX7 nur mit sechs Sinusoperatoren, ein paar Hüllkurven, einer Feedbackschleife und sonst nix. Die SY99 hat nämlich AFM – alle sechs Operatoren können acht Waveforms, darunter eben auch Sägezahn und Rechteck, und Filter gibt's auch. Die SY99 kann also tatsächlich "richtig VA" mit zwei gemischten, gegeneinanderverstimmten Sägezahnoszillatoren, die dann durch ein Tiefpaßfilter laufen. Zum Beispiel.

Wie gesagt - wenn ich Lucky Man oder genauer im Stil von Lucky Man das Solo spielen will, dann interessieren mich zuerst ob und welche Regeln da hinterliegen (Grundlegende Soundeinstellung, Tonart, bestimmte Sprünge zu Steigerung der Spannung). Wie ich das dann auf meinem Synth oder Tischhupe (auch auf dem VA5 kann man gut Synthesizer spielen) umsetze ist dann erst mal mein persönliches Problem oder ein Thema für nen gesonderten Thread.

Also - ich hätte gerne die Theorie/Methoden des Spiels. Für die Praxis sorge ich selber ;)
Dann mußt du aber auch damit klarkommen, daß solche Erläuterungen mit Schwerpunkt Synthesizer kommen. Gerade für einen Song, den Keith Emerson gespielt hat auf einem Synthesizer, den er vorher erst noch in sich verkabeln mußte.

Grundlegende Soundeinstellung wäre dann nicht Preset soundso oder "Wähle ein Preset, das soundso klingt", sondern der Soundbauplan zum Selbernachbauen. Nicht bei einem ausgefuchsten Preset anfangen, das so ähnlich klingt, sondern beim spartanischen Init-Sound, damit nicht soviel Müll rausgedreht werden muß.

Oszillatoren (man bedenke, der Moog IIIc hat acht VCOs, die werden wir zum Glück nicht alle nachbauen müssen), Wellenformen, Oktaveinstellung, Tiefpaßfilter (24 dB/Oktave; wenn es ein spezielles Moog-Filter gibt, wird das genommen), das später zugedreht werden soll (Wert merken, auf den es zurückgedreht wird!) und entsprechend gleich Hüllkurveneinstellungen kriegt, aber zunächst voll aufgedreht bleibt, Resonanz auf null, Filter-Keyfollow auf null, Envelope Amount des Filters justieren, Verstärkerhüllkurve, Mono-Einstellung (falls möglich, Priorität wählen – das Problem ist hier, daß die meisten Synths im monophonen Betrieb festgelegt sind auf Last Note und Moog damals Lowest Note hatte, das spielt sich komplett anders), jeglichen Einfluß von Velocity und Aftertouch rausdrehen, sofern noch vorhanden (sollte ein Initsound eigentlich nicht haben).

Nicht ganz so grundlegend wäre: Pitchbend komplett abdrehen, Vibrato vom Modwheel weg, außerdem falls möglich, die Portamentozeit aufs Modwheel, sofern der Synth keinen eigenen Regler dafür hat. Grundlegend wäre: Finger weg von Pitchbend und Mod. Wie gesagt: Keith Emerson mußte an seinem Synth erst Oszillatoren, Filter, Verstärker und Hüllkurven miteinander verkabeln, bevor er spielen konnte, und es geht hier immer noch um Synthesizer. Folglich wird nicht mit einem Preset gespielt, sondern der Sound von Grund auf per Hand aufgebaut, auch damit der Spieler – auch das gehört zur Synthesizerschule, ob der Spieler das will oder nicht – weiß, woher der Sound überhaupt kommt und wie er funktioniert.

Tonart könnte man ansagen (E-Dur), wäre aber Makulatur, wenn man es in einer Band spielt, die den Song transponiert.

Grundlegende Spielweise wäre definitiv wichtig. Das stelle ich mir dann mit Portamento-Einstellungen ungefähr so vor:

Empfohlen wird an dieser Stelle eine Tastatur mit mindestens 61 Tasten. Bei kleineren Tastaturen ist die Verwendung der Oktavschalter notwendig. Anschlagstärke spielt keine Rolle; die Moog-Modularsynthesizer haben keine anschlagdynamische Tastatur.

Am Anfang wird der Synth am Master-Volume-Regler auf null und das Portamento aufs Minimum gedreht. Die Akkordtöne werden in der zweiten Oktave von unten anfangend gespielt, und zwar legato – es muß immer mindestens eine Taste gedrückt sein. Dabei ist die Mono-Priorität zu beachten, die an einigen Synthesizern fest eingestellt, an anderen wiederum wählbar ist:
  • Last Note (in diesem Fall empfohlen): Es ist immer die letzte gedrückte Taste zu hören, egal, ob sie tiefer oder höher als die vorige ist.
  • Low Note (original Moog): Es ist immer die tiefste gedrückte Taste zu hören, egal, wann diese gedrückt wurde.
  • High Note (eher unpraktisch in diesem Fall): Es ist immer die höchste gedrückte Taste zu hören, egal, wann diese gedrückt wurde.
Je nach Priorität geht das also so:
  • Last Note: Spiele das H zur richtigen Zeit mit der linken Hand. Halte das H, spiele das F♯ darüber zur richtigen Zeit mit der rechten Hand (wir wollen uns ja nicht verrenken, und manche Leute haben kleine Hände, also spielen wir diese Figur am Anfang zweihändig), lasse das H los, während du das F♯ hältst. Halte das F♯, spiele das E unter dem H zur richtigen Zeit mit der linken Hand, lasse das F♯ los, während du das E hältst. Mit der nun freien rechten Hand drehst du langsam den geschlossenen Master-Volume-Regler deines Synth auf und fange von vorne an.
  • Low Note: Spiele das H zur richtigen Zeit mit der linken Hand. Halte das F♯ mit der rechten Hand, nachdem du das H gedrückt hast, aber bevor es erklingen soll. Sobald das F♯ erklingen soll, lasse das H los, so daß du nur noch das F♯ hältst, das damit auch erklingt. Halte das F♯, spiele das E unter dem H zur rechten Zeit mit der linken Hand, lasse das F♯ los, während du das E hältst. Mit der nun freien rechten Hand drehst du langsam den geschlossenen Master-Volume-Regler deines Synth auf und fange von vorne an.
  • High Note: Spiele das H zur richtigen Zeit mit der linken Hand. Halte das H, spiele das F♯ darüber zur richtigen Zeit mit der rechten Hand, lasse das H los und halte wiederum mit der linken Hand das E unter dem H, während du das F♯ hältst. Sobald das E erklingen soll, lasse das F♯ los, so daß du nur noch das E hältst, das damit auch erklingt. Mit der nun freien rechten Hand drehst du langsam den geschlossenen Master-Volume-Regler deines Synth auf und fange von vorne an.
Wenn du das E zum dritten Mal hältst, sollte der Synthesizer wieder auf die gewünschte Lautstärke aufgedreht sein; gegebenenfalls regle, während du die Grundtöne spielst, mit der freien Hand die Lautstärke nach.

Nun kannst du mit dem eigentlichen Solo beginnen. Mit der rechten Hand drehst du das Portamento etwas länger und spielst dann das H in der vierten Oktave. Du wirst hören, wie der Ton schnell, aber nicht schlagartig aufs H steigt. Lasse, während du das H hältst, das E los und drehe mit der nun freien linken Hand das Portamento wieder zurück.

Das Solo selbst wird zunächst durchgehend und ohne Absetzen legato gespielt. Es ist immer mindestens eine Taste gedrückt. Achte dabei auf die Mono-Priorität, damit die Noten zur richtigen Zeit ausgelöst werden. Punktuell wird die Portamentozeit vorübergehend erhöht, aber nie vor schnellen Figuren. Im Gegensatz zum übrigen Song ist das Synthesizersolo, wenn man von einem ¾-Takt ausgeht, nicht in einem geraden Achtelraster gespielt, sondern in Achteltriolen geshufflet, pro Viertelnote gibt es also entweder eine Triole bestehend aus einer Viertel- und einer Achtelnote oder eine Triole bestehend aus drei Achtelnoten.

Die Sprünge zwischen den Es – beim ersten Mal über zwei Oktaven zwischen dem zweiten und dem vierten E, beim zweiten Mal über eine Oktave zwischen dem dritten und dem vierten E – werden je nach Priority wie folgt gespielt:
  • Last Note Priority: Spiele aus dem zuvor gespielten Ton heraus erst das tiefe E, wenn es erklingen soll, und halte es, während du das hohe E spielst, wenn es erklingen soll. Es bleibt dir selbst überlassen, welches E du nun durchgehend hältst und welches du "einwirfst", also drückst und wieder losläßt. Am einfachsten ist es, das hohe E zu halten und das tiefe "einzuwerfen".
  • Low Note Priority: Spiele aus dem zuvor gespielten Ton heraus erst das tiefe E, wenn es erklingen soll, und drücke danach, aber vorzeitig, das hohe E und halte es. Lasse das tiefe E los und drücke es rhythmisch wieder nieder.
  • High Note Priority: Drücke das tiefe E nieder, während du einen höheren Ton noch hältst. Lasse den höheren Ton los, wenn das tiefe E erklingen soll. Das hohe E wird dann "eingeworfen", also rhythmisch niedergedrückt und wieder losgelassen.
Dabei kann man übrigens gern das Portamento ein bißchen verlängern – über eine Oktave auch ein bißchen mehr, weil das Portamento keinen so langen Weg zurückzulegen hat.

Wenn die Begleitung aufhört und nur noch das Schlagzeug spielt, darf erstmals die Tastatur kurzzeitig vollständig losgelassen werden. Letzte Note ist idealerweise das E in der zweiten Oktave. Portamento ist wieder heruntergedreht. Gut einen Takt später (wir gehen immer noch vom ¾-Takt aus) geht es mit dem H in der fünften Oktave weiter.

Das Finale beginnt mit dem E in der ersten Oktave mit der linken Hand; währenddessen dreht die rechte Hand die Cutoff-Frequenz des Filters auf den anfangs getesteten und entweder gemerkten oder notierten Wert zurück dreht. Es folgt das H in der dritten Oktave mit der rechten, ebenfalls mit der rechten das F♯ darüber – während dies gehalten wird, dreht die linke Hand das Portamento sehr weit auf – und dann das G – während dies gehalten wird, wird das Portamento wieder etwas zurückgenommen, aber nicht vollständig, und die Resonanz hörbar, aber nicht ganz bis an die Selbstoszillation aufgedreht. Das folgende tiefste E wird als letzte Note legato gespielt und dann mehrfach kurz losgelassen und für gut einen bis zwei Takte gehalten. Dabei sollte sehr gut hörbar sein, wie die Filterhüllkurve die Frequenzspitzen der Resonanz bewegt.


Ich denke, die Sprünge sind damit auch behandelt.

Wär das so vorstellbar?


Martman
 
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@martman

für mich wäre das soo nicht interessant, aber wie wäre es denn z.B. mit folgendem:

Wenn Du einen Leadsound wie z.B. In Lucky Man spielst, versuche einmal während des Spiels die Portamentozeit zu modulieren, indem Du sie auf die Notenwerte und Intervalle abstimmst.

Spiele bewußt legato oder eben auch nicht um den Neustart der Hüllkurven zu verhindern bzw. zu erzwingen.

Etc.

Ich denke so etwas verallgemeinert kann man durchaus wichtige Synthesizer-Tipps geben jenseits des Klaviaturspiels.
 
Velocity/Aftertouch: sind - extrem technisch betrachtet - nur Controller zum Beeinflussen von Parametern. In dem Fall würde ich schauen, ob die Parameter über andere Controller (Pedal, Ribbon, Poti) ausreichend beeinflussbar sind. Ist aber zugegeben nicht das Gleiche.

Aftertouch: ich war sogar nur auf nen monophonen Aftertouch aus. Beim Polysynth-Sägezahn-Sound spiele ich mit der linken Hand den Grundton eine Oktave tiefer und die rechte Hand macht die Melodie. Aftertouch bringt dann bei Bedarf etwas Vibrato rein... ist also in dem Fall ne Komfortfunktion, um nicht noch nebenbei mit Modulationsrädern etc. rumzuhühnern. Anders ist's bei Pad-Sounds, bei denen die verschiedenen Controller unterschiedliche Nuancen reinbringen bzw. Klangaspekte ausblenden - da ist es eine weitere Möglichkeit, Farbe in den Klangteppich reinzubringen.

Kurzer FM-Exkurs: die "analogen" Wellenformen kommen nicht direkt aus den Operatoren, sondern werden über FM erzeugt - speziell für einen Sägezahn geht das über die Feedback-Verschaltung von Operatoren. Der normale Sägezahn mit dem Filter klingt beim SY99 ziemlich lasch...
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Zum Lucky Man: also ich selber will Improvisieren - allerdings so, dass es durchaus als eine der möglichen Variationen durchgehen kann. Wobei mir so langsam aufgeht, dass ich dazu wohl auch das Original beherrschen oder besser verstehen sollte :gruebel:

Zur Ausführung:
Ich würd' sagen, ja für die Spielweise eines konkreten Sounds ist das so gut vorstellbar - die Anforderungen des Songabschnitt sind mit Spieltipps aufgeführt. Die Frage der Verfügbarkeit der einzelnen Funktionen ist dem Anwender überlassen. Ich werd' am Wochenende mal versuchen, mit der Anleitung den Abschnitt nachzuspielen. Die Anleitung ist doch zu gehaltvoll, um sie mal eben zu beurteilen ( :great: ), z. B. wenn's um die Auswirkungen der Mono-Prioritäten auf die Spielweise geht.
 
Danke danke Distance! Die Antwort ist ziemlich genau das, was mich interessiert hat :)!
 
Arpeggio Arpeggiator Synthesizer

Darf ich eine weitere Frage zu TiAls Katalog hinzu fügen? Vielleicht ist meine Frage auch völlig sinnentleert, da ich keinerlei Ahnung von Synthesizer habe. Aber ich besitze einen TONE2 - NEMESIS FM in Verbindung mit CUBASE 7.5.
Nun habe ich im NEMESIS FM einen Arpeggiator entdeckt. Was der kann, habe ich GOOGLE entnommen.
Ist es nun ein großer Unterschied, ob ich

- einen langstehenden Akkord mit diesem Arpeggio in eine rhythmische 16tel Bewegung zerlegen lasse? Oder
- selber die 16tel Noten in CUBASE in einer Midi-Spur eingebe? Ich würde also den Arpeggiator händisch nachbilden. Das würde eine größere Kontrolle ermöglichen. Zum Beispiel bei einem Auftakt.

Gibt es zwischen diesen beiden Vorgehensweisen einen klanglichen Unterschied? Ich habe jetzt so viele Tonspuren gebastelt, dass ich gar nichts mehr höre ;-)
Vielleicht hat der Arpeggiator noch einen ganz anderen Vorteil gegenüber dem Einzelnoten-Eingeben?

- eine dritte Möglichkeit: ich nehme eine fertige (Geigen-)fläche und lasse die rhythmisch von CUBASE zerhacken. Das gibt natürlich ein anderes Ergebnis, da jeder Ton-Event gleich dick ist (bestehend aus Grundton, Terz, Quinte).

Ein Arpeggio hingegen besteht durchaus auch aus einzelnen Tönen.

Hoffe es lacht hier keiner über meine Frage
kuss der muse
 
Ein Arpeggiator ist in erster Linie ein Performance-Werkzeug, d.h. um eingehende MIDI-Noten (egal, ob die jetzt über MIDI-In reinkommen oder aus einer MIDI-Spur) in Echtzeit in Arpeggien zu zerlegen. Urpsrl. hatten Synthesizer nur recht einfache Arpeggiatoren, die einfach einen Polyphon gespielten Akkord in eine Abfolge der Noten des Akkords nach simplen Rauf-Runter-Schema mit gleichmäßiger Notenlänge (z.B. 8tel oder 16tel) verwandelten. Vielseitigere Arps, wie man sie heute auch oft in Software-Synths findet, haben kompliziertere rhythmische Pattern, oder erlauben sogar, eigenen Pattern zu erzeugen.

Der Unterschied zu z.b. einem Step-Sequenzer ist aber, dass das Notenmaterial, das der Arpeggiator benutzt, immer durch die eingehenden (MIID-)Noten bestimmt wird und das er darauf dynamisch reagiert. Greife ich am MIDI-Keyboard ein A-moll wird daraus durch den Arpeggiator bei einem up-down-Pattern ein a-c-e-c-a-c-e-c usw., greife ich dann ein D7 wird daraus ein d-f#-a-c#-a-f# usw., d.h. das Pattern wird nicht nur einfach transponiert, sondern die Intervalle, die Anzahl der Noten und damit die Länge des Pattern verändert sich je nachdem, welche und wieviele Noten gleichzeitig am Input anliegen. Dabei kann man auch Noten hinzufügen oder wegnehmen und das Pattern ändert sich dynamisch und durch die Längenänderung auch oft der Rhythmus.

Mit diesen Möglichkeiten dynamisch zu spielen, macht den eigentlichen Reiz eines Arpeggiators aus und das geht am besten, wenn man den Input durch Live-Spielen am Eingabe-Keyboard macht. Natürlich kann man den Inpuut auch in eine MIDI-Spur in der DAW einzeichnen, aber das ist umständlich und führt wahrscheinlich zu langweiligeren Ergebnissen.


Chris
 
Danke strogon14 für die Antwort. Dann würdest Du einen Arpeggiator eher live einsetzen und im Studio selber die Noten einzeichnen/einspielen/quantisieren? Das ist ja schnell gemacht, wenn ich einen Takt mit einem interessanten Muster habe. Diesen Takt kann ich beliebig oft kopieren und transponieren.
Ich dachte, vielleicht würde der Klang mit Arpeggiator anders sein. Vielleicht, weil der Sound nicht bei jeder Note neu gestartet wird. Denn der Klang-Befehl wird ja nur am Anfang des Taktes als ganze Note gesendet. Um dann im Arpeggiator zerlegt zu werden.
Ich habe mir gerade meine Versuche von gestern angehört und ich meine, irgendwie klingt ein Arpeggiator amtlicher und runder als einzeln eingegebene Noten. Kann das Einbildung sein?
ein schwieriges Spezial-Gebiet.
Zur Zeit bietet die Firma audio-fabrik Tutorials zu ermäßigten Preisen an. Vielleicht ist da etwas für mich dabei?

kuss der muse
 
Der Arpeggiator ist nicht Teil des Synthesestrangs, greift also nicht in den Klangformungsprozeß selbst ein. Der Arpeggiator spielt nur Noten, ähnlich wie ein Sequencer, nur in den allerseltensten Fällen programmierbar und meistens nur mit wenigen Mustern. Auf jeden Fall wird der Sound mit jedem Ton komplett gestoppt und neu gestartet.

Daß es unterschiedlich klingt, könnte daran liegen, daß du im Gegensatz zum Arpeggiator die Noten nicht durchgehend bündig programmiert haben könntest, also ohne Pause. Oder kann es sein, daß die Noten in Cubase unterschiedlich lang ausfallen?

Ein amtliches Gate, also rhythmisches Zerhacken, funktioniert übrigens nicht so. Es gibt bei einigen Arpeggiatoren Gate als Figur, daß also alle Noten gleichzeitig neu angeschlagen werden, aber das ist 'ne Krücke. Ein amtliches Gate sitzt hinter der Klangerzeugung wie ein zusätzlicher Verstärker (oder im Synth selber in Form des eh am Ende der Kette sitzenden Verstärkers, der dann rhythmisch moduliert wird) und schaltet das fix und fertige Audiosignal aus dem Synth zwischen null und laut um.


Martman
 
Martman: eine interessante Auskunft, die ich so nicht bei GOOGLE gefunden habe: wann greift der Arpeggiator in die Synthese ein? Der Ton wird also nicht neu getriggert!
Mein NEMESIS von TONE2 hat ziemlich weitreichende Möglichkeiten, die Tonabfolge zu beeinflussen, aber ich werde nun doch lieber auf selber geschriebene Noten zurück greifen. Einfach wegen der besseren Kontrolle.

Ein Gate ist eine ganz andere Sache. Der NEMESIS hat ein Gate, das sogar links und rechts gesondert behandelt.

Aber ich denke, diesen An-Aus-Effekt kann auch die DAW liefern. Da kommt dann der Zeichenstift in der Spur zum Einsatz. Das hat den Vorteil, dass ich theoretisch jeden Takt anders gestalten kann.

(Das ist mal etwas anderes, als immer Gitarre zu spielen).

kuss der muse
 

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