Tabulatur & Noten Zusatzzeichen

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Hallo zusammen,

kann mir jemand bei folgenden Noten helfen? Die Markierte Stelle passt so nicht in meinen Kopf :weird: Was bedeuteten die beiden römischen Zahlen im 7. Takt an der ersten und letzten Note? Der Takt passt doch garnicht zusammen, die Notenlänge passt doch garnicht in eine 3/4 Takt? . In der dazu gehörigen Hörprobe spielt er es aber einfach durch. Also 1. und 2. bzw. 3. Version bei der jeweiligen Wiederholung sind es nicht. Es werden im Original alle Noten gespielt und diese auch in jeder Wiederholung.

Wie lese ich solch eine Stelle in den Noten also richtig?

Schon mal vielen Dank für eure Hilfe. Ich hoffe für jemand ist nur der Song an sich Spanisch :m_git_a:
 
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Die römischen Zahlen stehen für die Lage der linken Hand, also im Grunde den Bund in dem sich der Zeigefinger befindet.
Du sollst also in dem markierten Takt zunächst (bei "III") einen kleinen Barré-Griff im dritten Bund mit dem Zeigefinger machen und kehrst dann (bei "I") in die erste Lage, also den ersten Bund zurück für das Cis mit dem zweiten Finger.

Die Notenlänge passt durchaus in einen 3/4 Takt: Es ist ein mehrstimmiges Stück. Übrigens nicht nur in dem Takt, sondern auch schon die ganze Zeit. Die Noten mit den Hälsen nach oben gehören zur Melodie-Stimme und die Noten mit dem Hals nach unten gehören zur Begleitung. Achte auch z.b. auf die Pausenzeichen in anderen Takten. Zum Beispiel direkt am Anfang des ersten Taktes spielt nur die Melodie, die Begleitung hat gleichzeitig Pause. Daher steht ein Pausenzeichen unter der Note d. Man kann ja nicht gleichzeitig spielen und Pause machen ;-)

Ansonsten: Denke dran die tiefe E-Saite auf D umzustimmen, sonst klingt es seltsam, bzw die Tabulatur stimmt nicht..
 
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Hallo Musicrush,

mein Internet war gerade weggebrochen und @Disgracer ist mir zuvorgekommen.
Deshalb habe ich meinen (nun überflüssigen) Text wieder gelöscht, möchte aber einen Aspekt nochmals verdeutlichen, weil er so grundlegend wichtig für die Notation von Gitarrenmusik ist:

Die polyphone Notation (mit der entgegengesetzten Halsrichtung zur Unterscheidung der Stimmen) ist in der Gitarrenmusik allgegenwärtig, weil alle Stimmen gemeinsam in einem einzigen Notensystem geschrieben werden.

In Takt 7 fällt es besonders auf bzw. hatte Dich verwirrt, aber bei genauerer Betrachtung siehst Du, dass dieses Prinzip durchgängig und von Anfang an verwendet wird.
Wenn man jede "Stimme" in ein eigenes Notensystem schreiben würde, sähe das so aus:

1628724574537.png


Die Pausen stehen immer auf der Höhe der mittleren Linie und die Hälse richten sich nach Konvention platzsparend entweder nach oben oder unten - abhängig von den Positionen der Notenköpfe.

Bei der Gitarre ist es aber üblich, alles in einem einzigen Notensystem zusammenzufassen und die Halsrichtungen bzw. aus der neutralen Mittellage nach unten oder oben versetzen Pausen erlauben es, die separaten Stimmen auseinanderzuhalten.



Zum Abschluss noch zwei Klugscheißer-Hinweise, die ich mir aber nicht verkneifen kann:

Ich hoffe für jemand ist nur der Song an sich Spanisch :m_git_a:

Nach den Regeln der spanischen Grammatik müsste es allerdings "canarias" heißen, nicht canarios, denn der Tanz folía, um den es geht, ist eindeutig weiblich.
Außerdem möchte ich auf Georg Friedrich Händels berühmte Sarabande (HWV 437) hinweisen, die eine gewisse Ähnlichkeit mit diesem alten Volkstanz nicht leugnen kann.

Viele Grüße
Torsten
 
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Nach den Regeln der spanischen Grammatik müsste es allerdings "canarias" heißen, nicht canarios, denn der Tanz folía, um den es geht, ist eindeutig weiblich.

Die Nummer schwächelt nicht nur in der ortografía: Als Paraphrase über eine barocke Folia (im Stil von Gaspar Sanz & Co.) hat das Stück musikalisch absolut nichts mit den Folias canarias zu tun!
 
hat das Stück musikalisch absolut nichts mit den Folias canarias zu tun
Nach den Regeln der spanischen Grammatik müsste es allerdings "canarias" heißen, nicht canarios, denn der Tanz folía, um den es geht, ist eindeutig weiblich.

Möglicherweise ist das einfach ein Wortwitz?
"Canarias" = Kanarische Inseln
"Canarios" = Kanarienvögel

Nehmen wir einfach mal an, dass Silvio Schneider, der seit Jahren Gitarrenkurse auf Mallorca gibt, zumindest grundlegend spanisch spricht.
Also möglicherweise einfach ein kleiner Witz, dass er hier den Namen eines relativ bekannten Tanzes nimmt und für sein Übungsstück abändert?
Man muss ja nicht gleich immer annehmen, dass die anderen Leute keine Ahnung haben, von dem was sie tun..
 
Möglicherweise ist das einfach ein Wortwitz?

Warum sollte ein musikalisch völlig witzloser Folia-Aufguss einen witzig gemeinten Titel bekommen, der zudem in jedem Fall grammatikalisch falsch ist?

Canario
ist nicht nur "Kanarienvogel", sondern auch Bezeichnung für einen männl. Einwohner der Kanaren, für den Dialekt (eine Variante des español atlántico), und einen schnellen Tanz im Tripeltakt (im Gegensatz zur langsamen Folia canaria der Folklore). Wenn das gemeint sein sollte, müsste der Titel "F. del canario bzw. F. de los canarios" lauten. Da z.B. Gaspar Sanz sowohl Folias, als auch Canarios für Barockgitarre komponiert hat, kann man beide Stücke in Folge spielen und dann als "Folias y Canarios" ankündigen, was hier aber auch nicht gemeint ist.

Nehmen wir einfach mal an, dass Silvio Schneider, der seit Jahren Gitarrenkurse auf Mallorca gibt, zumindest grundlegend spanisch spricht.

Das bedeutet noch nicht, dass jemand eine Ahnung von der kanarischen Folklore hat, zumal die autochthone Musik der Balearen (z.B. der Bolero mallorquín) völlig anders ist.
 
Können wir jetzt bitte wieder zum Thema zurückkommen? ;)

Es ist für das Spielen des Stückes völlig unwichtig, wie es heißt und was der Hintergrund sein könnte ....

Danke!
 
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Warum sollte ein musikalisch völlig witzloser Folia-Aufguss einen witzig gemeinten Titel bekommen, der zudem in jedem Fall grammatikalisch falsch ist?
Warum denn nicht?
Für mich sieht das aus, wie ein kleines Übungsstück, das in verschiedenen Varianten gespielt werden soll (siehe "Variation 1" unter den Noten) um gewisse Techniken zu üben.
Da wird der Arrangeur jetzt nicht wochenlang über den Titel sinniert oder sich Gedanken gemacht haben, ob das nun traditionell korrekt kanarische Folklore ist.
Das scheint ja auf irgendeiner traditionellen Melodie zu beruhen (zumindest interpretiere ich das "Traditionell" so) und einfach ein eigenes Arrangement zu sein.
Wenn ich jetzt die Melodie von "Hänschen klein" ein wenig ändere und eine kleine Begleitung dazu erfinde, damit ein paar Gitarrenschüler da ihre Technik dran üben können und ich nenne das "Hänschen kleiner", dann ist der Titel auch grammatikalisch falsch und das Stück in sich witzlos und nicht traditionell, aber das tut doch keinem weh?
Ich seh hier überhaupt nicht den Anspruch da irgendwelchen Traditionen gerecht zu werden oder sonst etwas...
Vielleicht ist es auch einfach ein Rechtschreibfehler..

Wie Peter sehe ich aber auch die Relevanz des Titels hier nicht wirklich. Aber wenn es wen interessiert wie der Titel zustande kam, kann er ja einfach den Komponisten anschreiben und nachfragen?
 
Es ist für das Spielen des Stückes völlig unwichtig, wie es heißt und was der Hintergrund sein könnte ....

Das ist grundsätzlich keinesfalls unwichtig, weil Titel und sonstige Hintergründe oftmals wichtige Indikatoren "für das Spielen des Stückes", d.h. für eine musikalisch sinnvolle Interpretation sind!
Für den Thread ist die Diskussion in der Tat nicht relevant, weil die Fragen des TO zur Notation beantwortet sein dürften - diesbezüglich stimme ich dir zu.
Für die allgemeine Repertoirekenntnis des TO ist es allerdings langfristig doch nicht ganz unerheblich, dass er ein wichtiges Kompositionsschema (s.u.) unter einem völlig irreführenden Titel vermittelt bekommt.

Das scheint ja auf irgendeiner traditionellen Melodie zu beruhen ...

Mach dich mal zum Thema "Folia" kundig: Das ist nicht "irgendeine traditionelle Melodie", sondern (von Corelli bis Vangelis) ein kompositionsgeschichtlich immens wichtiges Bass- bzw. Akkordschema.
 
Können wir jetzt bitte wieder zum Thema zurückkommen? ;)

Aber die eigentliche Frage (nach der Notation) ist doch schon längst geklärt...

Da könnte man höchstens noch sachdienlich anmerken, dass in anderen (z. B. traditionellen spanischen) Notenausgaben Barré-Angaben noch mit dem Vorsatz "C" (für "ceja") versehen ist oder in französischen Ausgaben mit B (barré).
Manchmal auch mit arabischen statt römischen Ziffern, aber dann meist als Ordinalzahlen (also 2a für "secunda" usw.).



Mach dich mal zum Thema "Folia" kundig: Das ist nicht "irgendeine traditionelle Melodie", sondern (von Corelli bis Vangelis) ein kompositionsgeschichtlich immens wichtiges Bass- bzw. Akkordschema.

Das mag schon sein, aber die konkrete Melodie des vorliegenden Stücks, von der @Disgracer spricht, taucht ja durchaus im Zusammenhang mit "Folía" auf und sie ist auch ohne Frage traditionell, nur weisen die Spuren wohl eher in Richtung Portugal (?). Man muss als nicht von Corelli bis Vangelis gehen, ich habe trotzdem nichts Greifbares gefunden. :nix:

Viele Grüße
Torsten
 
Also als aller erstes ein ganz großes Dankeschön für die schnellen Rückmeldungen.

Ja jetzt ist es mir klar und ja es ist nicht nur in Takt sieben so. Ich habe es in GPpro importiert und zufälligerweise hat es erst bei Takt 7 gemeckert und erst dort warf es dann Fragen auf. Aber ein schönes BSp. das Technik nett ist aber nichts über eigentliches Wissen geht.

Also Danke, wieder mal etwas gelernt und das Noten Lesen ist wieder etwas sinniger :juhuu: und auch für Gitarristen gut!

Jetzt muss ich aber nochmal Silvio etwas in Schutz nehmen. Ohne jetzt jemanden Recht oder unrecht zuzusprechen. Meiner Meinung nach ist der Titel des Buches schon super "mein Täglich Warm Up" Denn jeder Hobby Anfänger hat ja wohl das Problem das die Finger noch nicht soooo geläufig sind wie es das eine oder andere benötigen würde. Da kommen die wohl geliebten wie auch gehassten Technik Übungen.

Ich selber würde inzwischen sagen das die reinen Technik Übungen sinnfrei sind, denn der wichtigste Grund, sie sind spaßfrei.
Wir spielen doch weil wir Spaß dran haben und irgendwas runter zu rödeln nur weil es die Technik verbessern soll, rockt mal so garnicht .

Und nun kommt Silvio mit seinen Stücken daher und bringt eine musikalische Übung mit die die Fingerfertig verbessert wird und die Spaß macht. Was will ich also mehr!!! Das Stück dürfte er nennen wie er will. Ich merke bei mir, dass ich nun nach zwei Jahren die ich jetzt spiele und als Warm Up die Stücke von Silvio verwende, merklich besser mit meinen Fingern umgehen kann und Silvio mir dabei weiter geholfen hat.

Aber dennoch auch hier ein Danke für den Denkanstoß. Wenn das Notenlesen dann sitz folgt der Spanischkurs.
 
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... ich habe trotzdem nichts Greifbares gefunden.

Zu welcher Frage? Zur Folia gibt es Literatur bis zum Abwinken, und wenn du ausreichend spanisch kannst, wirst du auch zu den Folias canarias fündig, z.B. auch hinsichtlich der Spekulationen über angebliche portugiesische Einflüsse. Unzählige Musik- bzw. Tanzbeispiele für beide Genres gibt es bei YT - da werden dann auch die gravierenden musikalischen und stilistischen Unterschiede deutlich.

Das Stück dürfte er nennen wie er will.

Darf er natürlich - allerdings ist bei feststehenden Bezeichnungen immer ein gewisses Maß an Sorgfaltspflicht gegenüber Anfängern gefordert. Wenn du nämlich in deinem späteren gitarristischen Leben über andere Folias stolperst (z.B. von Gaspar Sanz - vielleicht schaffst du es irgendwann sogar bis zu den Variations sur ""Folia de España" et Fugue von M.M. Ponce), dann solltest du nicht irritiert sein, wenn diese in der Regel nur als "Folia" bzw. "Folia de España" betitelt sind - niemals aber als "Folias canarias" (weil das eben musikalisch etwas völlig anderes ist).
 
Zu welcher Frage?

Die Frage nach diesem konkreten Thema (also quasi nach einer Original-Notenausgabe zu Schneiders Bearbeitung).
Man nennt dieses Thema in Spanien wohl gemeinhin "Folía de Portugal" oder "Folía tardía" als oft genutzter Prototyp.

Es gibt da von Fernando Sor "Les foilies d'Espagne" mit deutlichen Ähnlichkeiten (und den alten Händel natürlich).
Danke für den Hinweis mit Ponce, das kommt doch schon sehr gut hin!
 
Ah okay. Das sind ja wirklich gravierende Unterschiede und da muss ich dir Recht geben wenn es dort feste Begrifflichkeit gibt sollte man diese auch verwenden. Ich hätte jetzt verleitet werden können nach Canarias zu suchen, um weitere Stücke zum Üben zu haben, wäre aber nicht so recht fündig geworden bzw. hätte mich über die Suchergebnisse gewundert.
Da wäre z.B. Bezeichnung des Stückes "Folio de Espana - Warm Up von Silvio" in der Tat besser gewählt gewesen und ich weiß wonach ich suche, wenn mir die Stücke von Silvio ausgehen.

Danke für die Richtigstellung.
 
Man nennt dieses Thema in Spanien wohl gemeinhin "Folía de Portugal" oder "Folía tardía" als oft genutzter Prototyp.

Beide Bezeichnungen sind "gemeinhin" ungebräuchlich und entstammen offenbar dem spanischen Wikipedia-Artikel zur Folia, der unzulänglich belegt ist, und der im Ggs. zum englischen Artikel z.B. nicht einmal eine einzige der grundlegenden Arbeiten von Hudson anführt (diese sind teilweise z.B. auf JSTOR frei zugänglich).

Die Bez. "tardía" beschreibt lediglich einen historischen "Spättyp", "F. de Portugal" ist eine Übersetzung des englischen "Follies of Portugal", was jedoch nur als Bezeichnug für Bairrada-Rotweine der Region Beiras (Portugal) üblich ist!

Zur Lektüre empfohlen:
G. Fiorentino: Música española del Renacimiento. Entre tradición oral y transmisión escrita: el esquema de folía en procesos de composición e improvisación. Tesis Univ. Granada (2009), 786 S.

Ich hätte jetzt verleitet werden können nach Canarias zu suchen ...
Da wäre z.B. Bezeichnung des Stückes "Folio de Espana (...)" in der Tat besser gewählt gewesen ...

Suche nach "Canarios", dann wirst du fündig - das ist eine flotte Tanzform aus der gleichen Epoche, allerdings meist in Dur und im schnellen 3/8 bzw. 6/8-Takt.
Und bitte nach FoliA suchen, nicht nach FoliO - letzteres bringt zwar ca. 150 Millionen Suchergebnisse, ist aber etwas ganz anderes ;) ...
 

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