Theorie aufs Griffbrett bringen

Piwo
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Hi zusammen,

ich spiele schon eine Weile und wollte mich nun doch mal etwas mehr mit Musiktheorie befassen... Insbesondere zur Improvisation von Solos habe ich dazu ne Menge Tutorials gefunden, die fast allesamt die (Am)-Pentatonik anhand ihrer Pattern erklären... Soweit so gut Pattern nun rauf und runter gespielt, teilweise auswendig gelernt und an nem Jamtrack ausprobiert... klang einfach grässlich :igitt:

Nun meine Frage, wie habt ihr den Anfang gemacht um das Wissen über die Musiktheorie auch aufs Griffbrett und damit in die Praxis zu bekommen?
Habt ihr einfach ganz "stumpf" die Pattern auswendig gelernt und "verschiebt" sie einfach je nach Tonart?
Nutzt ihr außer Pentatoniken andere Tricks/Techniken zum improvisieren?
Und vorallem: hatten ihr irgendwelche Eselsbrücken um die Theorie mit der Praxis zu verbinden?

Ich stehe diesbezüglich nämlich trotz allem noch etwas auf dem Schlauch und würde mich über ein paar Tipps, Ratschläge oder Literaturempfehlungen sehr freuen :)
 
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naja dass es grässlich klingt, kann , soweit du die richtige Pentatonik verwendest, einfach an (noch) magelnder Erfahrung.



Schließlich passt auch bei einer Pentatonik nicht jeder Ton über jeden Akkord gleich gut. Das beantwortet auch gleich deiner Frage nach zusätzlichen Tricks. Ab einer gewissen komplexität kommst du in der Regel nur mit einer Pentatonik nicht mehr sehr gut zurecht bzw. es klingt anders einfach oft besser. Daher ist es wichtig sich irgendwann auch mit ganz klassischen Dingen wie Akkordaufbau zzu beshcäftigen und Stimmführung zu beschäftigen um sinnvolle Lines spielen zu können . das solieren mit Akkordtönen ist ein höchst brauchbare Fähigkeit. Die Schwierigkeit auf der Gitarre besteht natürlich darin dass es jeden Ton mehr als einmal gibt und nicht alles wie auf dem Piano schön logisch vor einem liegt.

In Sachen Griffbrettorientierung gibt es viele Übungen, ich würde dir aber erstmal vorschlagen folgendermaßen vorzugehen:

- Nimm "einfache" Musik wie Blues / klassischen Rock und hör dir Solos raus. Oder zunächst mal einfache Passagen die dir gut gefallen. Spiel sie nach und variiere sie dann.

Dadurch schulst du dein Gehör und bekommst ein Gespür dafür welcher Ton wann passt. Du brauchst um überzeugend zu spielen eine genaue innnere Vorstellung von dem was du gleich machen wirst (musst es im Kopf quasi voraushören). Du lernst dabei aber auch implizit die Regeln.

Du kannst dann hinterher auch, wenn du ein Lick rausgehört hast, versuchen es zu analysieren. Welches Tonmaterial wurde verwendet. Was passiert an Kritischen Stellen wie einem Akkordwechsel ? Was passiert rhytmisch etc. Wie kann ich diese Grundidee abstrahieren und in einem neuen Gewand erstrahlen lassen.



Ich habe es auch so gemacht: Die erste Zeit habe ich nur alles rausgehört ( prä-Internet Zeiten/ internet gabs zwar schon, aber nicht wie heute) Dann wollte ich irgendwann mehr wissen und habe Harmonielehre-Bücher gekauft. Das wäre auch meine nächste Empfehlung. Aber das ganze muss immer auf einer praktischen Grundlage stehen.

parallel dazu: versuche zu verstehen wie Musik tatsächlich funktioniert: Eine Pentatonik ist eigentlich ein spezielles Phänomen. selbst Blues kommt mit Pentatonik allein nicht aus. Unsere westliche Musik basiert in erster Linie auf Dreiklangsharmonik und dem Dur-Moll- System. Da musst du früher oder später ran, aber es ist auch wirklich nicht so schwer...



grüße B.B.
 
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Nutzt ihr außer Pentatoniken andere Tricks/Techniken zum improvisieren?

Heute nach über 35 Jahren Erfahrung nutze ich jede Menge Techniken und manchmal auch Tricks.
Auch die Pentatonik kommt mal zu Einsatz. Ist aber einfach kein Allheilmittel wie immer wieder behauptet.

Bei meinen Anfänge auf der E Gitarre hab ich eigentlich nur die Molltonleiter oder die Molltonleiter mit großer Sext
( = Dorisch aber das wusste ich damals nicht) in 2 oder 3 Lagen und ab und an mal eine Durtonleiter genutzt.
Ich wusste aber was diatonisch bedeutet und mit der Zeit merkte ich immer schneller, wann ein Song die Diatonik verlässt.
Und ich hörte das man darauf irgentwie angemessen reagieren sollte .......?? Intensiveres nutzen der Pentatonik kam
erst viel viel später. Es ist mMn viel wichtiger die harmonische Struktur eines Songs zu verstehen/verinnerlichen,
und darauf hin auch auf die starke Akkordtöne einzugehen/aufzulösen, als um 2 Dutzend Ecke gedachte
verschobene Pentatoniken einzusetzen. Dann entstehen nämlich oft Improvisationen denen es an
melodischer Tiefe fehlt.
Und der 2. Punkt warum eine Pentatonik langweilig klingen kann, ist mMn fehlende interessante Rhythmik.

Ohne gutes Rhythmusfeeling ist es schwer cool und sexy zu klingen !! :opa:
 
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Die Patterns zeigen, welche Töne man über einer bestimmten Tonart jedenfalls verwenden kann, ohne dass es ganz falsch klingt (jedenfalls gilt das für die Pentatonik). Damit Musik draus wird, muss man halt auch wissen, in welcher Reihenfolge bestimmte Töne bestimmte Effekte erzeugen.
Der erste Schritt ist vermutlich, zu erkennen, dass man für eine Phrase nicht einmal die fünf Töne der Pentatonik braucht und schon gar nicht die sieben Töne der Tonleiter, sondern meistens nur zwei oder drei. Und da kann oft genug auch ein und derselbe Ton drei oder vier oder fünf Mal hintereinander gespielt werden. Jedenfalls gilt das für alles, was im aller- allerweitesten Sinn Blues ist (also eh für fast alles, was wir heute so allgemein auf Gitarren spielen).
Bei mir hat das am Anfang auch nicht nach Musik geklungen, weil ich so froh war, die Patterns alle zu kennen, dass ich auch ständig alle Töne daraus verwendet habe. Das ist genau der Anfängerfehler, das klingt immer nach Tonleitern.
Am Beispiel "erste Position" der Am-Pentatonik: Verwende einmal stur nur 1. Saite 5. Bund und 2. Saite 8. Bund und dann vielleicht noch 5. und 7. Bund auf der 4. Saite, und das mit vielen Variationen in der Länge der Noten. Wird auch noch nicht toll klingen, aber mehr nach Musik, als wenn man immer alle 12 Tonhöhen spielt, die das Griffbild hergibt.
Und Pausen, immer wieder Pausen zwischen den NOten, gern auch einmal einen ganzen Takt lang. Viel BB King hören hilft, selbst wenn diese Art der Musik nicht das ist, wo man selbst hin will. Aber der Mann wusste einfach ebenso wie Miles Davis, dass es oft wichtiger ist, was man nicht spielt, als was man spielt.
 
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Danke euch allen, waren auf jedenfall einige sehr hilfreiche Tipps dabei :)
Eine Frage hätte ich dazu noch, habt ihr gelernt die Pattern auswendig zu spielen/greifen oder habt ihr tatsächlich alle Noten auf dem Griffbrett intuitiv greifen gelernt? Zu letzterem kann ich zwar immer sagen welche Saite in welchem Bund welche Note ist, muss aber ne ganze Weile lang nachdenken und Bünde zählen :D
 
Danke euch allen, waren auf jedenfall einige sehr hilfreiche Tipps dabei :)
Eine Frage hätte ich dazu noch, habt ihr gelernt die Pattern auswendig zu spielen/greifen oder habt ihr tatsächlich alle Noten auf dem Griffbrett intuitiv greifen gelernt? Zu letzterem kann ich zwar immer sagen welche Saite in welchem Bund welche Note ist, muss aber ne ganze Weile lang nachdenken und Bünde zählen :D

Das kommt darauf an, welcher Lern-Typ man ist. Da gibt es große Unterschiede, bis hin zu den Besten der Besten. Jimmy Page und John McLaughlin haben vermutlich die gesamte europäische und die halbe indische Musiktheorie zumindest im Hinterkopf, wenn sie etwas komponieren oder improvisieren und für sie steht sicher in jedem Bund auf jeder Saite in Riesenlettern die jeweilige Note. Eric Clapton hat dagegen einfach seine Finger automatisiert, also der Klang, den er sich vorstellt, ist direkt mit einer bestimmten Bewegung verdrahtet, eher so wie bei einem Sänger.

Es ist interessant zu lesen, mit welcher Hochachtung diese Leute dann übereinander reden, obwohl sie meinen, sie könnten das niemals auf die Art tun, wie der jeweils andere das tut:

https://jazztimes.com/features/eric-clapton-extra-cream/

Ich persönlich muss immer alles auch behirnen, das heißt wissen, WARUM das funktioniert und nicht nur (aus Erfahrung) wissen, dass es funktioniert. Ich kann zumindest bis zum 12. Bund alle Noten auf dem Griffbrett auswendig, weil ich das als Kind im klassischen Gitarrenunterricht gelernt habe (lernen musste) und zwar mit der Methode, die Nick Minnion aka Secret Guitar Teacher als "Chromatic Chanting" bezeichnet.



Muss man das können und wissen?
Es ist sicher nicht notwendig, die Positionen von allen Cis auf dem Griffbrett auswendig zu kennen. Aber was zumindest extrem hilft, ist zu wissen, an welcher Stelle in bestimmten Griffmustern jeweils die 4., 5., 7. Stufe dieser Tonleiter ist und mit welchen Tonfolgen man Spannung und Auflösung erzeugt. Und da reicht es dann eben, das einmal zu wissen, weil es ja dann für alle Tonarten gleich ist.
Aber auch das ist nicht nötig, denn es gab Hunderte grandiose Gitarristen, die einfach nur wussten, was passiert, wenn sie auf der 3. Saite 7>8>9 sliden und dann die 2. Saite im 10. und dann 13. Bund spielen, ohne irgendeine Ahnung zu haben, wie die Noten heißen oder welches Verhältnis sie zum Grundton haben. Die sind halt einfach durch ewiges Herumprobieren draufgekommen.
Und bei mir ist das eigentlich auch so, wenn ich versuche, zu improvisieren. Ich kann mir auf dieser Basis schon vorher theoretisch überlegen, was in einem bestimmten Musikstil ein wirkungsvoller "Lick" sein könnte, aber wenn ich es dann spiele, weiß ich nicht jeweils, welche Note das jetzt ist und ich merke mir für das nächste Mal auch eher die automatisierten Fingerbewegungen. Wenn ich beim Spielen auf etwas komme, was gut war, denke ich aber nachher schon auch darüber nach, was das eigentlich war, was ich da gespielt habe und schreibe es mir dann auch auf, aber wieder eher als Stufen der Tonleiter und nicht als tatsächliche Töne.

Zu dem, was ich in meiner ersten Antwort geschrieben habe ("weniger ist mehr"):
Wenn man dort (bei den Bünden 10 und 13) einmal angelangt ist, kann man in dieser Position dann auch mit nur 3 Tönen etwas spielen, was von Bach über Clapton und Knopfler bis Slash alle verwenden:



Und ebenfalls zum Thema einfache Dreiklänge, auch noch etwas Schönes von dem Salzburger Jazzgitarristen und -lehrer Wolfgang Pointner:



Also zusammengefasst:
Durch Herumprobieren selbst draufkommen, wie du am besten lernst, ist einmal ganz wichtig.
Und beim Spielen zu Jamtracks versuchen, mit ganz wenigen Tönen auszukommen, Pausen machen, laaaaange Töne spielen und wirken lassen.
 
Ich weiß was du meinst. Mein Gitarrenlehrer hat mit mir Pentatonik auf Ex gelernt. Heute bin ich ihm aber dankbar dafür und hab die letzten Jahre den größten Teil meines Übens der Improvisation und Pentatonik gelegt.

Habt ihr einfach ganz "stumpf" die Pattern auswendig gelernt und "verschiebt" sie einfach je nach Tonart?

Ja und ja. Es war in der Tat am Anfang ein stumpfes auswendig Lernen. Und das ist leider nötig um irgendwann gut darin zu werden.


Nutzt ihr außer Pentatoniken andere Tricks/Techniken zum improvisieren?

Ja natürlich und ich wette, dass genau das dein Problem ist: Das du nur weißt, dass es da irgend so ein System gibt, bei dem man nur 5 Noten spielt und damit in alle Modes der Dur Tonleitern reinpasst, aber nicht weiß, was es alles für Tricks gibt und was man damit alles anstellen kann. Am Anfang klingt es ja zugegebenermaßen auch wirklich stumpf und einfallslos. Das liegt aber nicht daran, das die Pentatonik nutzlos ist, sondern daran, das man nicht weiß, was man damit machen muss. Hier mal ein paar Sachen, was ich so kenne und finde, was man können kann/sollte:

- Bendings, Du musst gut benden können, damit das ganze lebhaft klingt.
- erweitere auf die volle A moll /C Dur Tonleiter. Je länger man 5 Töne spielt, desto weniger reichen 5 Töne aus. Irgendwann sollte man die restlichen 2 Töne der Tonleiter dazu nehmen.
- dasselbe gilt für die Töne, damit man im mixolydisch, lydisch, dorisch und wie der ganze Kram heißt, spielen kann. Wie oben gesagt, mit der Pentatonik kann man in allen Modes spielen und es hört sich immer harmonisch an. Mit der vollen Am C Tonleiter geht das je nach Mode nicht mehr. Dafür braucht man andere andere Noten. Du solltest wissen, wo welche Töne wo reinpassen.
- Arpeggios, Arpeggios bringen eine ganz neue Form der Melodik rein.
- Du musst wissen, dass man nicht einfach irgendetwas planlos runter rattern sollte, sondern das die Noten prinzipiell diejenigen des Akkords sind, über den du grade spielst.
- Du musst wissen, das man Nichts andauernd machen sollte! (D.h. eine bestimmte Technik oder Spielweise/Spielart andauern verwenden.) Alles was man andauernd macht, wird langweilig. Da ist es egal, ob das was man macht technisch gut ist. Selbst das stumpfe Runterrattern der Pentatonik kann für den Zuschauer in einer bestimmten Konstellation durchaus gut sein, nämlich wenn du grade über Minuten hochkomplexes und hochrythmisches Zeug gespielt hast. Das Gehirn kann diese Sachen nur ungefähr 30 - 60 sek erfassen. Anschließend wird ihm langweilig, und dann braucht das Gehirn eine Abwechslung. Achtung: Das gilt nicht unbedingt für entspannte Jazzimprovisationen. Da will man diesen Effekt grade nutzen.
- Du musst lernen die Geschwindigkeit und die Verzerrung bzw. Dynamik variieren zu können. Dynamik ist ein sehr mächtiges Instrument abwechslungsreich zu klingen. Viele Backing Tracks arbeiten ja auch nach einem Strophe Refrain Schema, bei dem der ,,Vers" eher ruhig ist und die ,,Strophe" laut und aufregend. Dem sollte man sich anpassen, also die Strophe ebenso "laut" zu spielen und Vers "leise". Wenn du ein Footswitch hast, kannst du den bei sowas prima einsetzen.
- lerne den Mut zur Lücke und mal ne Pause zu lassen.
- lerne rythmisch zu spielen. Pentatonik und Skalen heißt nicht nur Melodie, sondern auch Rythmus zu haben. Und Rythmus zu haben heißt nicht nur alles zu vierteln oder achteln. Beschränke dich um das mal zu üben auf 4 Noten. Weil du dir damit die Einschränkung in der Melodik gemacht hast, musst du nun auf rythmische Spielereien ausweichen. Bei mir funktioniert das ganz automatisch. Dann nehme Bendings dazu um das ganze auf die nächste Ebene zu heben. Und irgendwann kannst du dann mal 6 Noten spielen, und irgendwann daraus ganz ausbrechen.
- lasse mal Noten ausklingen. Bei vielen Songs/Backing Tracks gibt es Stellen die einen Akkord ausklingen lassen. Das sollte man prinzipiell bei der Improvisation auch machen. Prinzipiell kommt es gut, wenn die Note die man ausklingen lässt, der Grundton des Akkords ist.
- Freimachen. Der Anfang ist deswegen auch so schwer, weil man sich als schlechter Improvisateur fühlt und meint, seine schlechten Improvisationskünste vor anderen verstecken zu müssen. Es erfordert Überwindung wirklich aus sich rauszukommen. Als ich das erste Mal mit Leuten gejammt habe, hatte ich so ein Gefühl gehabt, als würde ich tiefe Geheimnisse von mir preis geben. Das muss man zulassen, denn tut man das nicht, blockiert man und Blockaden sind unglaublich hinderlich. Das Gefühl habe ich auch heute noch immer wieder, wenn ich mit neuen Leuten was zusammen mache.
- Zwischendurch sollte man immer wieder Wiederholungen seiner Licks haben. Wiederholungen implizieren, dass man weiß was man gespielt hat, was eine Professionalität suggeriert.
- Lerne zwischendurch Akkorde oder Teile von Akkorden zu spielen. Und zwar angepasst an den Akkord, den dir der Song vorgibt.
- Lerne Triolen und triolisch zu spielen. Ich glaube das gilt unbegründet als Selbstverständlichkeit?
- Wenn du Fortgeschrittener Gitarrist bist, kannst du dich ja mal an der Three Notes per String Technik probieren.
- und und und. Darüber gibt es soooo viel zu erzählen.


Wenn man manches (oder besser alles:D) davon kann, dann hört sich das r i c h t i g gut an! Viele von diesen Sachen sind große Lektionen. Man lernt nicht einfach mal innerhalb eines Monats perfekt Arpeggios zu spielen und perfekt einzusetzen. Ich denke mit all den Sachen hat man Stoff für die nächsten Jahre, wollte man sie bis zu einem halbwegs stattlichen Level bringen.

Und vorallem: hattet ihr irgendwelche Eselsbrücken um die Theorie mit der Praxis zu verbinden?

Ich weiß jetzt leider nicht, was du mit Eselsbrücken meinst. Vielleicht ist das ja schon, dass was du suchtest.

Eine Frage hätte ich dazu noch, habt ihr gelernt die Pattern auswendig zu spielen/greifen oder habt ihr tatsächlich alle Noten auf dem Griffbrett intuitiv greifen gelernt?
Hatte ich in der Tat gemacht und man hat denke ich auch keine andere Möglichkeit als auf diese Weise anzufangen. Die Intuition was man greifen muss, stellt sich erst mit sehr viel Erfahrung ein. Und wer diese Intuition hat, der ist ein sehr guter und vor allem sehr fortgeschrittener Improvisierer.

PS: Ein Videohinweis hab ich noch:



Viel Erfolg und viel Spaß beim Üben! :great:

PPS: Bevor mir irgendeiner wegen der direkten Ratschläge und Verallgemeinerungen reingrätscht: Ich weiß. Aber ich kann nicht für jede erdenkliche Situation das passende Verfahren beschreiben, sonst säße ich das nächste Jahr noch hier dran.:guilty::embarrassed:
 
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Danke euch allen, waren auf jedenfall einige sehr hilfreiche Tipps dabei :)
Eine Frage hätte ich dazu noch, habt ihr gelernt die Pattern auswendig zu spielen/greifen oder habt ihr tatsächlich alle Noten auf dem Griffbrett intuitiv greifen gelernt? Zu letzterem kann ich zwar immer sagen welche Saite in welchem Bund welche Note ist, muss aber ne ganze Weile lang nachdenken und Bünde zählen :D

Naja, wenn mich jemand fragt, welche Note auf dem 9. Bund der h-Saite liegt, muss ich mmer noch nachdenken, auch nach 25 Jahrem. Bei mir findet die Griffbrettorientierung eher in Intervallen statt. Wenn ich beispielsweise vom A auf der E-Seite ausgehe, und dann eine Quinte eine Oktave höher spielen will, dann funktioniert das instantan. Wenn mich jemand fragt welcher Bund auf welcher Saite das ist, muss ich grübeln. Die eigentliche Note ist ja auch egal, wenn ich eine Melodie spiele, dann ist die ja erst einmal mehr oder weniger unabhängig von der Tonart, interessant sind ja nicht die tatsächlichen Notenwerte, sondern die Intervalle zwischen den Tönen.

Also, ja, ich kann Töne ohne nachzudenken greifen, aber die Positionen nicht ohne nachzudenken benennen.
 
Es sei denn du willst irgendwann mal notenlesen dann ist es nicht mehr egal..

Grüße b.b.
 
Warum? Verstehe ich nicht.
 
@nerdbitch Ich vertehe nicht was es da nicht zu verstehen gibt...

Wenn du Noten liest ist es schon wichtig zu wissen dass im 9. Bund auf der H-Saite ein G#/Ab liegt. Und daher ist auch der Unterschied wichtig ob es ein Gis ist, zum Beispiel als Terz eines E-Dur-Dreikangs oder ob es nicht vll doch ein Ab ist wie in einem F-Moll Dreiklang....

grüße B.B.
 
Natürlich braucht man Anhaltspunkte auf dem Griffbrett, aber auch wenn ich vom Blatt spiele, dann spiele ich vor allem Intervalle, und so lese ich die Noten auch beim Spielen. Da mag es ja unterschiedliche Herangehensweisen geben, aber mir fällt es sehr viel leichter Intervalle zu lesen und ohne nachzudenken auf das Griffbrett zu übertragen als das mit absoluten Notennamen zu tun.

Und dann bleibt ja auch noch das, was ich im vorigen Beitrag geschrieben habe: Ich kann ein A ohne nachzudenken in jeder Lage greifen, aber ich brauche deutlich länger um mir klar zu machen, der wievielte Bund es ist, den ich da greife.
 
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ja, es gibt wohl verschiedene herangehensweißen... Bloß wie fängst du an? und was machst du wenn du wegfliegst und irgendwo wieder einsteigen musst?

letztlich will ich aber das Thema nicht ins Off-Topic führen denn diese Sache ist hier vom TE erstmal nicht gefragt denke ich...

grüße B.B.
 
Ich kann die Verwirrung und den Frust gut verstehen, mir ging es einige Jahre so. Mittlerweile kann ich frei improvisieren und mir das ganze Griffbrett zu Nutze machen.

Ich habe mir erstmal angeschaut, woraus eine ganz normale C-Dur Tonleiter besteht. Du hast ja prinzipiell sieben Töne (die Oktave, also den nächsthöheren Grundton, nicht mitgezählt).
Das ist der erste Modus im Ionischen System (was das ionische System bedeutet ist erstmal vielleicht garnicht so wichtig, aber auch garnicht so schwer zu verstehen).
Bei einer C-Dur Tonleiter ergeben sich folgende Töne:
C - D - E - F - G - A - H -> und schlussendlich wieder die Oktave, also C. Das wäre C-Ionisch (Ionisch ist quasi Dur). Startest du auf einem anderen Ton in dieser Tonfolge, so ergibt sich ein anderer Modus.

Startest du also auf D, dann hättest du als Tonfolge:
D - E - F - G - A - H - C -> und wieder deinen Ausgangston, also D.

Trotz Allem sind das die Töne der C-Dur Tonleiter. Da sich die Intervalle, also die Tonabstände, allerdings in ihrer Reihenfolge verschieben, nennt man das nun D-Dorisch. Dorisch klingt eher nach Moll als nach Dur, trotz allem spielst du aber den Tonvorrat, der aus der C-Dur (also Ionisch) Tonleiter entsteht. Das kannst du für jeden Ton der C-Dur Tonleiter so wiederholen.

Ausgehend von D ergibt sich also der zweite Modus, Dorisch. Die nachfolgenden Modi wären:
E-Phrygisch
F-Lydisch
G-Mixolydisch
A-Äolisch (was gemeinhin unter Moll verstanden wird)
H-Lokrisch

Diese Modi können also alle aus der C-Dur Tonleiter gebildet werden. Dabei klingen manche eher nach Moll (Lokrisch, Äolisch, Dorisch, Phrygisch), der Rest dagegen eher fröhlicher, also nach Dur.
Probiere einfach mal auf dem Griffbrett aus, wie sich das anhört, wenn du auf unterschiedlichen Tönen startest und dann immer die sieben darauffolgenden Töne spielst.

Was ich damit jedoch sagen möchte: Du kannst dir diese einzelnen Modi in Patterns über das gesamte Griffbrett legen. Sobald du die Patterns verinnerlicht hast, dann weißt du automatisch: Okay, ich habe ein Stück in E-Moll, also kann ich in diesen Patterns solieren. Mit der Zeit wirst du deinen Tonvorrat auswendig in den Fingern haben und du wirst merken, was gut klingt und was nicht.

Zu den Patterns habe ich gerade diesen Thread gefunden: https://www.musiker-board.de/threads/die-5-pattern-fingersaetze-der-dur-ionisch.652226/

Was hat das jetzt mit der Pentatonik zu tun?
Nur bedingt etwas, die Pentatonik leitet sich ja aus den ionischen Modi ab, besteht allerdings immer nur aus 5 Tönen. Ist quasi "beschnitten", wenn man so möchte.
Ich habe mit Pentatonik nie viel gearbeitet, wenn man sich allerdings im Rock bewegt, so kann das schon sinnvoll sein. Die Pentatonik klingt halt genau danach.


Übrigens: Du kannst z.B. einen Backing Track zum üben der Patterns nehmen. Manche Backingtracks zeigen dir sogar, welche Töne bzw. Patterns zu spielen kannst, wie beispielsweise hier:


Die Patterns sind da einmal als Pentatonik (obere Zeile), einmal als vollständige Tonleiter (untere Zeile). Leider weißt du jetzt ja nicht, welches Pattern welchem Modus entspricht.
Dafür habe ich mal vor Jahren die angehangene Excel-Tabelle gemacht.

Falls du fragen hast, einfach her damit.

Grüße
Daniel


Edit: Du kannst den schwarz markierten Grundton natürlich einfach verschieben, wohin du möchtest. Ich habe als Bezugspunkt hier F# (2. Bund) gewählt, beziehe mich allerdings nicht auf Dur (ionisch), sondern Moll (also äolisch).
Möchtest du gerne in E-Moll spielen, oder A Moll, dann verschiebe die Patterns so wie sie sind einfach z.B. auf den 5. Bund.
Für den oben geposteten Backingtrack müsstest du den Grundton/die Prim, also einfach auf den 4. Bund verschieben.

Hoffe, mein Beitrag war einigermaßen verständlich und nicht noch verwirrender. Notenkenntnis ist übrigens schön und gut, aber das würde ich erstmal hinten anstellen. Rein um das Tonmaterial auf dem Griffbrett nutzen zu können, finde ich das erstmal nicht erheblich.

Und eins noch: Phrygisch Dominant, Melodisch/Harmonisch Moll sind erstmal andere Geschichten. Da sind nämlich ein bzw. zwei Intervalle anders.
 

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  • Patterns.pdf
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AAAAARRRRGGGGHHHHHH......:eek: tu es nicht......... ;)

gleich mal @dubbel 's Grafik verwenden.....

C00F9407-3835-4A40-A5D2-724586371C30.jpeg



grüße B.B.
 
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Ist halt denke ich die Frage, worum es geht. Wenn man nur improvisieren möchte, braucht man ja nicht "Alles" von Grund auf zu wissen.
Sicherlich ist das wichtig, das bestreite ich nicht.

Aber wenn ich z.B. auf einer Rennstrecke mit dem Auto fahren möchte, und nur dort, dann brauche ich auch nicht die Vorfahrtsregel innerorts zu kennen. Falls das Beispiel etwa hinkommt :D
 
Je mehr ich davon sehe, umso besser gefällt mir für Anfänger oder leicht Fortgeschrittene der Ansatz von Christoph Fässler (bluesguitartube auf youtube und auf eigener Website). Er zeigt von der Theorie genau das, was am Wichtigsten ist und schlägt meiner Ansicht nach sehr schön den Bogen zur Praxis.
 
Was mir persönlich beim "klassischen" Ansatz immer gefehlt hat war der Blick aufs "Große Ganze".
War ja schön und gut zu wissen, welche Intervalle meine Dur-Tonleiter mitbringt.
Aber was heißt das auf dem Griffbrett? Was bringt mir der Quintenzirkel für die freie Improvisation?

Als ich dann mal die Patterns gesehen habe und recht schnell verstanden hab, warum diese so aussehen, bin ich viel schneller auch beim Rest der Theorie durchgestiegen.

Um zu wissen, welche Töne wo liegen bzw. welchen Tonvorrat ich bei einem gewissen Stück auf dem Griffbrett zur Verfügung habe, muss ich meines Erachtens nach nicht wissen, was ein Maj7 Akkord oder ein anderer Vierklang ist. Zumindest ICH hab das vorher nie wirklich alles verbinden können.

Aber Menschen sind ja durchaus unterschiedlich und jeder kommt vermutlich mit einem anderen Ansatz besser klar. Wie gesagt, ich habs damals genau so verstanden, wie ich das oben geschrieben habe.
 
Der klassische Ansatz geht so sehr aufs "große Ganze" wie sonst fast nichts...

Ich glaube 90 Prozent der User hier könnten keine klassische I IV V Kadenz ( mit korrekter Stimmführung ) aufschreiben. Das ist schon ein problem. Den gerade die Stimmführung sagt einem über die Akkordsymbole ( I , IV, V oder z.b. G, C, C, ) noch einiges aus. Nämlich etas über die Bewegung einzelner Töne und deren Bedeutung. Was kann liegenblieben, wo hab ich gemeinsames Tonmaterial. Welche Töne ziehen wo hin und müssen daher korrekt aufgelöst werden, bzw unterstützen durch die korrekte Auflösung eine harmonische Bewegung. Das ist alles Wissen dass einem die Akkordskalentheorie nicht sagt. Die Bedeutung von Stimmführung und der fortschreitung von Akkordtönen von Harmonie zu Harmonie ist elementar wichtig.


natürlich bringt dir daher der Quintenzirkel was für die Improvisation und eine Intervallstrukur aufs Griffbrett selbst zu übertragen kann man ja wohl vll vorraussetzen .... oder nicht?

Wenn du der Meinung bist du musst nicht Wissen was ein Vierklang ist (wie z.b. ein maj7 ) dann frage ich mal ganz blöd? Worüber spielst du denn dann ?

1. Ein Solo orientier sich an der Harmonie. 2. Der größte Teil der Musik besteht aus Akkordverbindungen. ( außer vll irgendein "Grunzmetal" ) ....

Oder spielst du einfach ohne Bezugspunkt vor dich hin und spielst ausßschließlich über modale Vamps.... ?

grüße B.B.
 
Natürlich sollte man wissen was ein Vierklang ist. Aber man sollte nicht alle Dinge auf einen Schlag lernen, sondern irgendwo beginnen. Und womit jeder Mensch am besten klar kommt ist nunmal unterschiedlich.
Der eine will Mercedes fahren, der andere Opel. Ist einer davon im Unrecht? Nein.

Jeder lernt und begreift anders. Daher gibts ja auch zig Bücher darüber. Wenn das bei jedem gleich wäre, müsste man ja nur ein Fachbuch schreiben.

Abgesehen davon besteht Improvisation für mich vor allem aus zwei Dingen: Gefühl und Erfahrung.
Ich persönlich sitze nicht da und denke mir "jetzt muss ich entweder so oder da spielen", sondern tue das, was mein Instinkt mir in dem Moment sagt. Geht zum einen schneller, zum anderen klingts meist auch besser ;)

Abgesehen davon gehts hier nicht darum, ob du im Recht bist oder Ich, sondern darum, dem TE bei seinem Problem zu helfen.
 

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