Tiefes cis/fis auf einer Flöte mit Einfachklappe?

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AnneG
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Wie spielt man das tiefe cis (C-Flöte) oder fis (Alt-Flöte) auf einer Flöte mit Einfachklappe? Zur Hälfte schließen geht ja nicht, wenn man das Loch nicht mit dem Finger berührt. Gibt es einen Trick, oder geht es gar nicht?
 
Danke. Ich habe gar keine, aber ich bekam auf eBay eine als Preisvorschlag. Ich frage mich, warum Leute es mal für notwendig gehalten haben, Altblockflöten mit Klappen zu bauen. Vielleicht für sehr kleine Kinder? ESo weit auseinander sind die Löcher auf einer Alt ja nicht. Ich habe in meiner Sammlung eine Tenorflöte ohne Klappen und das geht auch. Und das trotz Handschuhgröße Damen S.
 
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Ich frage mich, warum Leute es mal für notwendig gehalten haben, Altblockflöten mit Klappen zu bauen. Vielleicht für sehr kleine Kinder?

Es gibt auch wirklich Leute mit sehr kleinen Händen und Flöten mit weiter Bohrung, wie z.B. Renaissancemodelle sind da schon manchmal sehr lang. Dazu kommt die Beweglichkeit der Hände/Finger. Manche könnens, manche nicht. Schön, wenn du zurechtkommst. Ich hab aufs Alter inzwischen immer mehr Probleme, da meine Flossen schmerzen und nicht mehr so geschmeidig sind 🤪 Hab gerade eine Moeck Renaissance als Tenor im Netz geschossen, das ist schon Fingerakrobatik für mich da das tiefe C sauber zu treffen.

moeck renaissance tenor.jpg
 
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Mal zur Klarstellung: Ich wollte niemanden runtermachen, der außergewöhnlich kleine Finger hat, Arthrose usw. Aber es ist nun einmal so, dass man zu der Zeit, als die deutsche Griffweise -- die besagte Flöte ist deutsche Griffweise -- viel weniger Rücksicht auf Leute mit körperlichen Einschränkungen genommen hat als heute.

Es fing alles damit an, dass ich heute eine Blockflöte geschenkt bekommen habe. Eine alte Sopran, die mein Bruder in einem heruntergekommenen Haus gefunden hat. Er hat ein Entsorgungsunternehmen, und beim Entrümpeln findet man manchmal noch Sachen, die noch brauchbar sein könnten. Nun, der Pappkarton roch bereits etwas muffig. Und, wie erwartet: Deutsche Griffweise. Ich spiele barock, wie fast alle heutzutage. Nach dem Säubern der Flöte fand ich heraus, dass der Hersteller Hopf heißt, und ich habe mich im Internet umgeguckt. So kam ich auch zu eBay, habe verschiedene alte Blockflöten angeguckt, auch von anderen Herstellern, z.B. Herwiga und Otto. Naja, und dann bekam ich ein Angebot für eine Herwiga in F. Aber eben mit einem großen F-Loch und dieser merkwürdigen Einfachklappe.

Ich vermute mal, die Flöte aus der entrümpelten Wohnung taugt nichts mehr, wenn sie denn je etwas getaugt hat, aber ich habe mich immer gefragt, ob die verpönte deutsche Griffweise wirklich so übel ist. Und ich glaube Peter Harlan nicht, dass bei ihm ein Lehrling aus Versehen ein Loch zu groß gebohrt und daraus dann die deutsche Griffweise geworden ist. Unzählige Blasinstrumente werden, zumindest im untersten Register, wie die deutsche Blockflöte gespielt. Ich vermute mal, Peter Harlan hatte, genauso wie sein Bruder Veit, ein Problem mit Verantwortung und der Wahrheit.
 
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Mal zur Klarstellung: Ich wollte niemanden runtermachen, der außergewöhnlich kleine Finger hat, Arthrose usw. Aber es ist nun einmal so, dass man zu der Zeit, als die deutsche Griffweise -- die besagte Flöte ist deutsche Griffweise -- viel weniger Rücksicht auf Leute mit körperlichen Einschränkungen genommen hat als heute.

Nee, alles klar, aber das stimmt nur bedingt. Da habe ich einige Beispiele in meiner Sammlung.

Bin gerade mal meine Sammlung durchwühlen gegangen, denn ich habe da ein sehr spezielles Teil. Eine Herwiga Chor Altflöte der Firma Max König von ~ 1935-40. Die wurde irgendwann mal umgebastelt für kleine Hände. Seehr speziell und noch nicht mal gleiche Klappen, aber die Arbeit wurde professionell ausgeführt. Da hatte wohl wer sehr kleine Hände...

Herwiga Chor Alt für kleine Hände.jpg


aber ich habe mich immer gefragt, ob die verpönte deutsche Griffweise wirklich so übel ist.

Nee, ist sie nicht, deswegen plädiert auch Peter Thalheimer dafür, dass man sie einfach als eigenständige Variante der Blockflöte respektiert. Aber da stößt du z.T. an Betonköpfe... Ich habe inzwischen einige tolle Blockflöte aus dieser Zeit, welche Herr Thalheimer mit zu den Spitzeninstrumenten dieser Zeit zählt. Ich spiele inzwischen beide Griffweisen und komme gut zurecht. Hab ja auch noch diverse Flageolets, die haben noch wildere Griffweisen 🤪

Auch z.B. Hopf und so manch andere Blockflötenbauer haben nach 1950 es noch versucht Spitzeninstrumente in deutscher Griffweise zu liefern, ich habe einige davon in meiner Sammlung, genial gute Blockflöten in Spitzenqualität... Selbst Küng hat es auch noch probiert, hab ich einen tollen Tenor und ne Alt davon wo echt Wumms haben ☺️
 
Wow, das ist wirklich eine ungewöhnliche Blockflöte. Aber auch mit Einfachklappe auf dem Fußteil, sowie es aussieht. Brauchte man damals nicht so oft diese sogenannten "halben Töne"? Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, haben wir im Blockflötenkreis Musik mit bis zu 4 Kreuzen gespielt.

Ich werde mal sehen, ob die Hopf was drauf hat. Ich habe sie gereinigt, geölt, und jetzt muss sie erst einmal Öl aufsaugen, wenn sie denn welches aufnimmt. Ich habe sie mit anderen Flöten von Hopf auf eBay verglichen, und es sieht aus als ob die mit dem Bild eines Wiedehopfs drauf (so wie meine) in den 1960ern hergestellt wurden.
 
Brauchte man damals nicht so oft diese sogenannten "halben Töne"

Zu Beginn der neuen Blockflötenbwegegung zwischen 1920 und 1945 wurde die Blockflöte überwiegend eher für einfache "Volksmusik" eingesetzt, da war das Bedürfnis nach einer Doppelklappe/loch am Fuß wohl nicht so groß, aber es gibt auch welche wo man sie schon hat. Es wurde ziemlich viel auch auf Kundenwunsch gebaut. Auch wurden zu dieser Zeit Blockflöten mit "historischer" Bauweise gebaut, die moderne "barocke" welche ja fast gleich ist kam erst so um ca. 1936 ins Spiel. Bei Sopranflöten und manchmal auch bei den Alt findet man aber auch Doppellöcher bei den zwei unteren Löchern. Hier Herwiga Solist in Deutsch und barock, Sopran und Alt, beide etwa um 1935-40 gebaut:

König; Herwiga Solist.jpg


Hier dieselbe Werkstatt mit Heinrich Royal Sopran, deutsch und barock, mit Doppelloch:

König; Alexander Heinrich Royal Sopran.jpg


Hier eine Bärenreiter Tenor gebaut ca. 1935 von Max Hüller in historischer Griffweise und in deutscher, ein Doppelloch bei D bei der historischen:

bär.jpg
 
Sehr schöne Flöten! Ich habe mir mittlerweile die Seite von Peter Thalheimer angeschaut. Eine seiner Blockflöten scheint auch eine Einfachklappe auf dem Fuß zu haben.

Als ich Blockflöte gelernt habe, ein paar Jahrzehnte nach 1945, war es nicht direkt Volksmusik, was wir gemacht haben, es war Kirchenmusik. Gespielt wurde direkt aus dem Gesangbuch. Meine Flöte war eine Moeck Tuju, deutsch, ohne Doppellöcher. Beim Dorforganisten Bockflöte zu lernen war die einzige Möglichkeit für mich, Musik zu machen. Eine der Konsequenzen, Arbeiterkind auf dem Land zu sein. Meine Eltern konnten mir nicht eine Gitarre, eine Querflöte oder eine Klarinette kaufen, war einfach so. Wahrscheinlich wurde ich deshalb als Erwachsene eine extreme Multiinstrumentalistin. Blockflöten, Tin Whistles, eine Ocarina, dann kam ein Clarineau dazu, dann eine Klarinette, eine Ukulele, schließlich eine Gitarre.

Etwas Weiteres, was ich auf diese Weise gelernt habe: Kostenlos ist nicht dasselbe wie umsonst. Der Unterricht bei dem Herrn an dessen Tür "Organist und Kantor" stand, war kostenlos -- er nahm kein Geld dafür. Umgekehrt erwartete er aber auch, dass man sich revanchierte. Adventsgottesdienste begleiten -- ich war nicht einmal in der Kirche -- und auf Silber- Gold- und eisernen Hochzeiten spielen, das gehörte mit dazu, wenn man im Flötenkreis kam. Dazu kam auch ein gewisser Druck, entweder auf der Sopranflöte besser zu werden oder auf ein tieferes Instrument umzusteigen. Das hätten mir meine Eltern allerdings kaufen müssen und ...siehe oben.
 
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Meine Flöte war eine Moeck Tuju, deutsch, ohne Doppellöcher. Beim Dorforganisten Bockflöte zu lernen war die einzige Möglichkeit für mich, Musik zu machen. Eine der Konsequenzen, Arbeiterkind auf dem Land zu sein. Meine Eltern konnten mir nicht eine Gitarre, eine Querflöte oder eine Klarinette kaufen, war einfach so. Wahrscheinlich wurde ich deshalb als Erwachsene eine extreme Multiinstrumentalistin. Blockflöten, Tin Whistles, eine Ocarina, dann kam ein Clarineau dazu, dann eine Klarinette, eine Ukulele, schließlich eine Gitarre.

Etwas Weiteres, was ich auf diese Weise gelernt habe: Kostenlos ist nicht dasselbe wie umsonst. Der Unterricht bei dem Herrn an dessen Tür "Organist und Kantor" stand, war kostenlos -- er nahm kein Geld dafür. Umgekehrt erwartete er aber auch, dass man sich revanchierte. Adventsgottesdienste begleiten
Wie sehr sich doch die Biografien ähneln, nur, dass ich durch das Angebot der Gemeinde endlich Gitarre lernen konnte. An dem vom selben Lehrer zeitlich direkt davor angebotenen Flötenunterricht habe ich dann (aus heutiger Sicht leider, aber es gab auch damals schon Nachmittagsunterricht) nicht teilgenommen. Und meine Frau hatte ihre Flötenkenntnisse ebenso in der Gemeinde erworben. Unabhängig vom Geld gab es auf dem Land auch deutlich weniger Personen, die Unterricht angeboten haben.
Das frühe Spielen im Ensemble hat mir auch Jahrzehnte später wieder viel beim Nach-Kinderpause-Einstieg in ein Ensemble geholfen.
 
Meine Flöte war eine Moeck Tuju, deutsch, ohne Doppellöcher. Beim Dorforganisten Bockflöte zu lernen war die einzige Möglichkeit für mich, Musik zu machen. Eine der Konsequenzen, Arbeiterkind auf dem Land zu sein. Meine Eltern konnten mir nicht eine Gitarre, eine Querflöte oder eine Klarinette kaufen, war einfach so.

Ich hatte nicht das Glück eine Flöte oder Unterricht zu bekommen. Auch Arbeiterkind und eins von fünf Kindern, da war nix übrig für Instrumente, dazu gab es keinen Unterricht, weder Schule noch Kirche. Glücklicherweise schenkte mir eine Freundin mit 13 ihre Tuju, auch Einfachloch und deutsch und ab da begann ich zu musizieren und es mir selbst beizubringen und spiele immer noch ☺️

Wahrscheinlich wurde ich deshalb als Erwachsene eine extreme Multiinstrumentalistin.

Das kenn ich nur zu gut.

Ich habe mir mittlerweile die Seite von Peter Thalheimer angeschaut. Eine seiner Blockflöten scheint auch eine Einfachklappe auf dem Fuß zu haben

Bei Thalheimer würdest du alles finden, das, was man sieht, ist eine winzige Auswahl. Er ist Sammler und "Bewahrer" alter Instrumente und hat wohl weit über 3000 Block- und Querflöten, dazu noch Flageolets, Czakane usw...

Apropos Klappe, eine oder mehrere zusätzliche Klappen kosten auch zusätzlich. Auch Doppellöcher muss man zahlen. Das fällt nur beim Kauf eines neuen Instrumentes nicht auf, da es ja eingepreist ist. Für Geld bekamst du auch früher schon vieles gebaut, z.B. hier ein vogtländischer Csakan Tenor in D (im Prinzip eigentlich eine deutsche Low Whistle 😁 ) mit einer beklappten C Fuß Erweiterung, gebaut um 1900. Damit war auch Cis und Dis möglich...

vogtl. csakan.jpg


Nach 1950 wurden aber eindeutig mehr beklappte Instrumente gebaut, wohl vielleicht auch, weil man sie sich einfacher leisten konnte...

Heinrich Bassvariante:

hei3.jpg


Heinrich Meister Alt, mit sehr spezieller Doppelklappe übereinander, lässt sich traumhaft spielen...

IMG_0391.JPG


Die erste eigene Serie von Th. Mollenhauer in Alt, links die "Student" mit einfacher und rechts die "Solist" mit Doppelloch und Doppelklappe im Böhmflötenstil...

mo.jpg
 
Ich hatte nicht das Glück eine Flöte oder Unterricht zu bekommen. Auch Arbeiterkind und eins von fünf Kindern, da war nix übrig für Instrumente, dazu gab es keinen Unterricht, weder Schule noch Kirche. Glücklicherweise schenkte mir eine Freundin mit 13 ihre Tuju, auch Einfachloch und deutsch und ab da begann ich zu musizieren und es mir selbst beizubringen und spiele immer noch ☺️
Ich hatte auch vier Geschwister. Die Flöte gehörte ursprünglich meiner älteren Schwester, die sie nach einigen Jahren aufgegeben hatte. Und einer meiner jüngeren Brüder hatte mal, um mich zu ärgern, Hühnerfrikassee reingespuckt. Verglichen mit den Bedingungen, unter denen manche anderen Leute aufgewachsen sind oder in anderen Ländern immernoch aufwachsen, ist das Jammern auf hohem Niveau. Gibt Leute, die hatten nicht einmal Hühnerfrikassee. Zu Essen hatten wir übrigens immer. Aber es muss für viele Menschen ein Drang sein, später Sachen aufzuholen, die sie als Kind nicht hatten.
 
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