Tonales Zentrum bestimmen

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wurzlsepp
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Hallo,

mir ist unklar, wie man das tonale Zentrum bestimmt. Ich habe erfahren, das man das heraushören
muss. Da bin ich mir aber oft unsicher. Nehmen wir zum Beispiel das Riff von "Sweet Dreams are
made of these". Das geht (bekanntermaßen) auf der Gitarre so:

E : --------------|--------------------||
B : --------------|--------------------||
G : --------------|--------------------||
A : ----5-6--5---|--------------------||
D : 3-3-3--3--3-|-----6-7-----5-6---||
e : --------------|4-4-----3-3--------||

Auf mich wirkt es nun so, als ob diese Melodie mehrere tonale Zentren in sich beherbergt. Das erste ist
für mich gleich die erste Note, also die 3 auf der D - Saite. Im zweiten Motiv der Phrase scheint mir aber
auch die erste Note (die 4 auf der e - Saite) eine Art tonales Zentrum zu sein gefolgt von dem nächsten,
welches die 3 auf der e - Saite wäre.

Seht ihr das genauso ? Bitte mit Begründung.

Viele Grüße,

Michael
 
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Hallo Michael,

ich gehe mal davon aus, dass Du kein Open Tuning benutzt, sondern einfach nur versehentlich die A- und D-Saite vertauscht hast.

Damit man sich musikalisch mehr vorstellen kann, hier noch die Noten darüber (und, ich glaube, man bleibt üblicherweise im 2. Takt bei es-f und d-es auf der A-Saite, dann kann man schön hochrutschen):

sweetdreams.png


Tonales Zentrum hören, aber wie?

Ich habe absichtlich ein Wiederholungszeichen gemacht - stell Dir das einfach in Endlosschleife vor oder, besser noch, spiele es.
Und jetzt überlege Dir, wo Du aufhören würdest bzw. welchen Ton Du als Schlusston nehmen würdest.

Noch einfacher ist es, den Zierat wegzulassen und nur die "Haupt-Basstöne" zu spielen, in diesem Fall sind das die Grundtöne der zugrundeliegenden Harmonien:

sweetdreams2.png


Hast Du nicht das eindeutige Gefühl, dass das C der Ruhepunkt ist und das tonale Zentrum, um das alles kreist und auf das alles zustrebt?
Würdest Du nicht auch das C wählen, um die Schleife zu beenden?

Nun, wenn ja, dann hast Du das tonale Zentrum gefunden: das C.
Ist eigentlich ganz einfach und beruht mehr auf Bauchgefühl als auf Theorie und Berechnung.

Viele Grüße
Torsten
 
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Du kannst das tonale Zentrum übers Hören oder Lesen in Noten bestimmen.

Für ersteres brauchst du ein Gefühl wo der Grundton liegt. Zur Übung könntest du verschiedene Akkorde spielen und die Grundtöne raussingen. Oder suche dir Songs raus, die mit Grundtönen beginnen um eine Klangvorstellung zu bekommen.

In Noten kann man auch Tonarten bestimmen. Dazu mal am besten googeln. Ist auch relativ leicht zu verstehen...
 
@ bluestime: Den Quintenzirkel kenne ich. Hat man die Vorzeichen, kann man die Tonleitern etwas einschränken, die dem Lied zugrunde liegen. Aber wenn
man noch die Kirchentonleitern berücksichtigt, dann hat man ja 6 Paralleltonarten.

@ BE - 3: Sehr vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag ! Du hast recht, ich habe die D - und A - Saite miteinander vertauscht. Kann man denn
die "Haupt - Basstöne", wie du sie genannt hast, als eine Art Zwischen - tonales - Zentrum ansehen ? Irgendwie habe ich das Bauchgefühl, dass
die Melodie auch um diese Töne herumkreist. Diese Zwischenzentren scheinen aber dann dem Hauptzentrum untergeordnet zu sein nach meinem
Eindruck, verschachtelt sozusagen.
 
Aber wenn
man noch die Kirchentonleitern berücksichtigt, dann hat man ja 6 Paralleltonarten.
Ja aber dennoch hast du ja nur eine Grundtonart. Gerade im Popularbereich ist da selten mehr als Ionisch/Äolisch.
 
die "Haupt - Basstöne", wie du sie genannt hast, als eine Art Zwischen - tonales - Zentrum ansehen ? Irgendwie habe ich das Bauchgefühl, dass
die Melodie auch um diese Töne herumkreist. Diese Zwischenzentren scheinen aber dann dem Hauptzentrum untergeordnet zu sein nach meinem
Eindruck, verschachtelt sozusagen.

Hallo wurzlsepp,

ein einfaches Patentrezept, das auf alle Fälle passt, gibt es leider nicht.

Im Grunde ist man immer gut beraten, wenn man auf den Bass hört, der eine im wahrsten Sinne des Wortes tragende Rolle spielt.
Im vorliegenden Fall gab es eben nur die Gitarrentabulatur, die aber auf den betonten Zählzeiten auch die Basstöne spielt, um dann immer "nach oben auszuweichen" mit harmonischem Füllmaterial sozusagen.

Ganz extrem hat man das beim Fingerstyle (heißt das glaub' ich), wo man wie bei der klassischen Gitarre im Prinzip mit dem Daumen die Basstöne spielt und mit den übrigen Fingern die Melodie sowie Akkordtöne zum harmonischen Ausfüllen je nach Möglichkeit.
Auch hier ist es sinnvoll, aus all dem von einem einzigen Instrument gespielten Tönen den Bass herauszuhören. Alle Töne geben im Zusammenklang dann nähere Auskunft über die gespielte Harmonie.

Ich habe mal in der Praxis so einen Extremfall erlebt, wo ich vor einem Stück gefragt habe: "In welcher Tonart spielen wir das?".
Der Gitarrist antwortete voller Überzeugung: "In C-Dur!".
Das konnte ja überhaupt nicht sein, denn das war eindeutig ein Moll-Stück.
Lösung des Rätsels: Es war a-Moll, aber der Gitarrist spielte über dem Basston A einen C-Dur-Akkord.
Aus Gitarristen-Sicht dann gewissermaßen schon C-Dur, aber im Zusammenklang mit dem A im Bass ganz eindeutig A-Moll (sieben).

Um das tonale Zentrum zu finden achte ich also immer zu allererst auf den Bass, der Rest ergibt sich dann (ob Dur oder Moll hört man ja leicht).

Viele Grüße
Torsten
 

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