IMO gibt es zwei sehr unterschiedliche „Elemente“ in der Improvisation, die beide IMO irgendwo essentiell sind.
Töne sind letztlich „Buchstaben“ und Tonleitern grenzen die „richtigen“ Buchstaben ein. Der Talentierte/Erfahrene/Profi ist damit eigentlich schon am Ziel und wer weiß, zu welchen Harmonien, welche Tonleitern passen, „kann“ (theoretisch) leicht alles ausdrücken, was im Kopf „entsteht“.
Wer dann weiß, welcher Akkord gerade gespielt wird, aus welchen Tönen, der auch noch besteht und weiß, wo diese Töne auf dem Griffbrett zu finden sind, hat noch mal Trümpfe in der Hand, besonders harmonische Melodien zu spielen.
Doch wer kann das schon und wer hat das Talent, z,B. einen Speedrun über mehr als 5 Töne „vorzudenken“?
Hier nutzen auch Profis eben Licks, also kompletten “Wörter“ oder gar „Sätze“, die sie zitieren und die besonders ausdrucksstark sind.
Jetzt sind eben diese beiden Elemente essentiell, damit Improvisationen nicht langweilig werden. Licks sind idR sehr „shape orientiert“. Wer z.B. die Pentatonik Shapes lernt, lernt gleichzeitig den optimalen Fingersatz für zig tolle Licks. Der weiterer riesen Vorteil von Shapes ist: Die Shapes gelten für jede Tonlage! Verschieben und fertig.
Doch Licks alleine, sind in ihrer Aussage und Spannung auch schnell erschöpft, bzw. schränkt das Spielen/Denken in Shapes die Kreativität auch sehr ein -> man spielt immer nur das selbe…
Da hilft dann die Kenntnis des Aufbau von Harmonien, Tonleitern und deren Position auf den Griffbrett, um auch „selber“ Melodien zu entwickeln.
Deshalb gibt es für mich hier kein „sollte ich statt Shapes lieber die Tonleitern auf dem Griffbrett lernen“, sondern, beides ist hilfreich/notwendig, um am Ende coole „improvisierte“ Soli abfeuern zu können.
Shapes sind IMO zunächst mal relativ einfach auswendig zu lernen (und zu behalten!).
Das CAGED-System ist dann eine relativ einfache „Eselsbrücke“ (oder eher Pferde-Autobahn…), um zumindest die wichtigen Akkordtöne in den Shapes zu „sehen“ (auch hier hilft wieder die Verschiebbarkeit der Akkordshapes…).
Alternativ geht es natürlich auch, sich die Tonleitern auf den Saiten horizontal einzuprägen. Das ist IMO aber wesentlich mehr Lern-/Denk-Aufwand, um sich auch in den unterschiedlichen Tonlagen zurecht zufinden. Aber auch hier hilft es wieder, die „Shapes“ schon zu kennen und „nur“ noch auch die Notenwerte zu kennen und zu nutzen.
Doch den Schritt zu gehen, von „blindem“ Shape-rauf-runter, zu “wo bin ich und wo will ich hin“, ist für eine gute Improvisation gewiss hilfreich! (so schwierig und anstrengend, der auch ist…)