Trotz Abschirmens zweierlei "Brumm" an Strat - abh. von Position u. Umgebung?

Zergio
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Hallo Forum,

kürzlich gab es hier zwei Threads mit dem Thema Brummen bzw. Abschirmung. Einer der Threads wurde von mir ausgegraben, weil meine neue Strat mit Verzerrung unerträglich war. Nach einer kleinen Diskussion war die Sache für mich klar: Abschirmfarbe (Humbrella) und Abschirmfolie fürs Pickguard. Nach zwei Wochen war die Gitarre dann sorgfältigst abgeschirmt (nach meiner Theorie). Das Brummen wurde leicht besser, aber nicht so wie ich mir erhofft hatte. Nach dem Motto "ich habe getan was ich konnte - eine Strat brummt wohl nunmal", habe ich mich damit abgefunden. Heute aber habe ich sie in einer Spielpause horizontal auf meinen Stuhl gelegt, und das Brummen wurde um mehr als die Hälfte leiser. Um zu verstehen warum, bin ich mit der Gitarre durchs Zimmer gelaufen und habe sie um alle Achsen gedreht, um vielleicht irgendeinen Zusammenhang zu erkennen. Ich bin kein Elektrotechniker und weiß auch nicht wie sich Strahlung verhält, aber meiner Auffassung nach konnte ich folgendes feststellen:

- das Brummen setzt sich aus einem tiefen und einem hochfrequenten Brummen zusammen
- das tiefe Brummen wird stärker umso näher man einer freien Steckdose/Steckdosenleiste kommt
- das tiefe Brummen wird stärker wenn die Gitarre mit der Fläche auf eine Quelle gerichtet wird (vertikal gedreht / am Hals getragen). Hierbei ist es egal ob Vorderseite (Pickups) oder Rückseite (Federkammer)
- das tiefe Brummen wird aber schlagartig schwächer, wenn die Gitarre seitlich zur Quelle gedreht ist, etwa bei 45°
- das hohe Brummen wird stärker, wenn ich sie im Radius von 1/2m an meinen PC halte. Ansonsten habe ich keinen Zusammenhang gefunden, bei dem es stärker wird
- das hohe Brummen wird schlagartig schwächer, wenn ich die Gitarre etwa horizontal halte
- im richtigen Winkel gehalten verschwindet das Brummen fast gänzlich

Ob die Zusammenhänge nun richtig sind oder nicht, mein Fazit ist dass die Aussage "eine Strat brummt nunmal" nicht richtig ist. Mit perfekter Abschirmung dürften Humbucker theoretisch kaum weniger brummen als Singlecoils. Die Frage ist bloß, ob eine solche "perfekte Abschirmung" möglich ist. Mich würde interessieren ob ihr schon ähnliche Gedanken hattet, die evtl. zu einem besseren Ergebnis geführt haben. Nach meinen Recherchen ist Abschirmung ja eigentlich keine große Wissenschaft, oder lohnt es sich hier perfektionistisch zu sein? :confused:
 
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Moin!

Bevor hier alle herum raten, eine Gegenfrage: Ist dein Schirm auch auf Masse gelegt und hast du auch ein Multimeter, um das zu überprüfen?

Schicken Gruß,
Etna
 
Danke, die Info wäre wichtig gewesen :great:
Mit der Abschirmung denke ich alles richtig gemacht zu haben, hatte mich vorweg gut informiert. Fürs E-Fach habe ich Humbrella genommen, fürs Pickguard die Göldo Abschirmfolie aus Alu, was beides laut Bewertungen hervorragend funktioniert. Beides hängt natürlich vollständig an Masse was ich mit Multimeter auch nachgemessen habe. Allerdings messe ich beim Übergang von Abschirmfarbe zu Draht einen Widerstand von etwa 70 Ohm. Ich denke aber dass das nicht erwähnenswert ist, oder doch?

Die Gitarre, der Amp und sämtliche Kabel sind m.E. Problemfrei und klingen wie sie sollen. Erwähnenswert ist halt eben das brummen bei Verzerrung (Boss DS-2). An meinem Übungsplatz (direkt vorm PC) scheint die Strahlung halt leider am größten, aber auch damit kann ich eigentlich leben. :D Mir geht es hier bloß um das Phänomen dass das Brummen wirklich bis zu 70% weniger wird, je nachdem wie und wo ich die Gitarre halte.
 
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Das hochfrequente Brummen kommt vom Zeilentrafo des Bildschirms. Merke: Bildschirm und Gitarre gehören WEIT auseinander.
Das tieffrequente Brummen ist das Netzbrummen und kommt von unserem Wechselstrom mit 60 Hz. Du hörst möglicherweise die Oberwellen bei 120 und 240 Hz. Dieses Brummen kommt von elektromagnetischen Feldern im Raum, und wie Du bereits gemerkt hast, haben diese Felder eine Art Vorzugsrichtung. Bzw. die Pickups der Gitarre (denn diese sind auch sehr gut darin, solche Felder aufzufangen) haben bevorzugte Aufnahmerichtungen.

Es gibt die Mär, dass Steve van Zandt, bekannt als Little Steven und lange Jahre der Gitarrist von Bruce Springsteen E-Street-Band, einmal ein Bett in ein Studio hat bringen lassen - er musste das ganze Album im Liegen einspielen, sonst wäre das Brummen auf seiner Gitarrenspur zu laut gewesen.

Was kann man noch tun? Die Tonabnehmer durch Humbucker im Single-Coil-Format ersetzen. Allerdings klingt das dann nicht mehr ganz so frisch und dynamisch wie Single-Coils. Die neueste Generation der Fender Lace Pickups soll da recht gut sein - kaum Brummen bei fast hundertprozentigem SC-Sound. Aber selbst getestet habe ich das nicht.
 
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Moin!

Das hochfrequente Brummen kommt vom Zeilentrafo des Bildschirms.

Ist denn wirklich noch eine Röhre als Mattscheibe im Dienst? :gruebel:

Das tieffrequente Brummen ist das Netzbrummen und kommt von unserem Wechselstrom mit 60 Hz.

Das weißt du so pauschal? Es ist ja nicht so, dass noch andere Störeinflüsse möglich wären. Meine Glaskugel kann mir das von daheim leider nicht beantworten. Vor allem nicht, wenn ich nicht einmal ein Audioschnipsel zur Analyse habe. Außerdem dachte ich, dass wir alle 50Hz eine Welle aus der Dose kriegen.

Die neueste Generation der Fender Lace Pickups soll da recht gut sein - kaum Brummen bei fast hundertprozentigem SC-Sound.

Das Einfachste ist es doch einen SC a la P-Bass zu verwenden. Da hat man 100% SC und das 100% brummfrei. Das sieht auf Strat gemünzt nur meist nicht so schick aus:

COM_HNYBRS_PFMT_BEMP_VTGN_P-1200.jpg


Natürlich haben viele Hersteller es auch geschafft zwei Spulen ins kleine SC Gehäuse zu kriegen. Aber da muss man immer nach technischen Kompromissen schauen.

Das bei der Drehung des Bodys sich wahrnehmbar der Sound ändert sollte eigentlich auch klar sein. Ein Linkshänder darf mir als Rechtshänder nicht die Gitarre stimmen, da sie sonst nach dem Umdrehen verstimmt wäre. Einfach mal ausprobieren und mit dem Stimmgerät überprüfen. Das muss nicht unbedingt an der Störquelle, dessen Strahlung und deiner PU-Ausrichtung liegen. Dann müsste dies bei aufrecht gespielter Gitarre den größten Unterschied ausmachen.

Aber ohne Messinstrumente kann man eh keine Aussage treffen was wie wo und warum strahlt und was sich überhaupt im interessanten Frequenzbereich befindet. Wenn du also schon auf Ursachenforschung bist, warum gehst du es nicht systematischer an und wiederholst deine "Versuche" jeweils nur mit einem eingeschalteten Gerät im Raum. So kannst du wenigstens ausschließen, dass es eins davon ist. Und wenn es keins davon ist, gibt es halt Interferenzen.

Ich weiß aber nicht, ob diesem Forum wirklich noch ein Brumm-Zisch-Knister-Thread gut tut. Wenn ich mal die SuFu nutze, dann sehe ich, dass doch schon so viel zu dem Thema berichtet und gesagt wurde.

Eine Strat ist eine Strat ist eine Strat... Heute strahlt einfach viel mehr als vor 50 Jahren. Aber dazu habe ich bereits im anderen Thread viel geschrieben. Oder war das in einem anderen Thread letze Woche? Es gibt so viele Threads...

Schicken Gruß,
Etna
 
... Nach meinen Recherchen ist Abschirmung ja eigentlich keine große Wissenschaft...

Falsch. Korrektes Abschirmen ist immer ein Thema, denn

- es kommt darauf an, gegen welche Frequenzen, also gegen welches Störspektrum man abschirmen möchte.
- desweiteren: Du kannst die Strat abschirmen, wie Du willst, aber die Haupteinstrahlungsquellen sind schlicht und einfach die Pickups selbst. SC's und noch viel mehr P90s können ein Lied davon singen.
- selbst Humbucker können brummen, wenn sie nicht korrekt, also die beiden Spulen in ihren Werten zu 100% identisch, gewickelt sind. Soll - habe ich mir sagen lassen - gerade bei den handgewickelten Vintätsch-PAF ned so der Fall sein... ;)

...Ich weiß aber nicht, ob diesem Forum wirklich noch ein Brumm-Zisch-Knister-Thread gut tut. Wenn ich mal die SuFu nutze... Eine Strat ist eine Strat ist eine Strat... Heute strahlt einfach viel mehr als vor 50 Jahren...

Japp, vollkommen korrekt.
 
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- desweiteren: Du kannst die Strat abschirmen, wie Du willst, aber die Haupteinstrahlungsquellen sind schlicht und einfach die Pickups selbst. SC's und noch viel mehr P90s können ein Lied davon singen.
Ja, davon kann ich ein Lied singen. Hab meine Strat auch nach bestem Wissen und Gewissen abgeschirmt und optimiert - mit Kupferfolie. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass das gute Ding brummt als wäre da nichts. Und dann dreh ich mich um paar Grad und es ist weg. Blöd, dass man die elektromagnetischen Strahlungen, die in so einem Raum unterwegs sind, nicht sehen kann.
Eine Abschirmung kann immer nur ein Kompromiss sein. Denn die Idee dahinter ist der Faradaysche Käfig und wenn man den komplett machen wollte, müssten die Pickups vollständig in diesem Käfig sein. Sind sie aber nicht, entsprechend kommt es nach wie vor zu Einstreuungen von aussen.
Ein zweites beliebtes Problem ist das Netzbrummen - da handelt es sich meist um eine Brummschleife, die durch korrekte Verkabelung eliminiert werden kann. Aber die scheint ja nicht das Problem zu sein.
 
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Wg.Abschirmungen: Grundsätzlich muß man -stark vereinfacht- unterscheiden zwischen elektrischem (Stör)Feld und magnetischem (Stör)feld. Rein elektrische (Wechsel)Felder sind relativ leicht abzuschirmen (Stichwort: Faraday), magnetische (Wechsel)Felder abzuschirmen erfordert wesentlich höheren Aufwand.

Beispiele: Brummen in nächster Nähe einer "offenen" Steckdose ist hauptsächlich einem elektrischen Feld zuzuordnen, Brummen nahe bei einem Netztrafo eines Verstärkers oder in der Nähe der Drosselspule einer Leuchtstoffröhre hauptsächlich einem magnetischen Feld.(Wieder: Stark vereinfacht)
Allerdings wissen wir seit Maxwell, dass das Eine mit dem Anderen höchst verquickt ist, was die Sache der Abschirmung nicht vereinfacht. Magnetfelder (statische und Wechselfelder) können z.B. durch Abschirmung mit MU-Metall hintangehalten werden oder durch Kompensationsmaßnahmen wie Kompmagneten (bei Lautsprechern üblich) oder Kompensationsspulen (Humbucker).

Die bei Gitarren üblichen Spulentonabnehmer mit offenen Polkernen sind allerdings für Störfelder jeglicher Art geöffnet wie ein Scheunentor. Will man noch deren Funktion erhalten wird immer ein Rest an Störsignal vorhanden sein. Abschirmmaßnahmen wie Schirmleitungen, geerdete Folien etc. sind bis zu einem gewissen Grad wirksam gegen elektrische Felder, gegen einen stark magnetisch störenden Netztransformator nützt das gar nix.
 
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Rein elektrische (Wechsel)Felder sind relativ leicht abzuschirmen (Stichwort: Faraday)
Bei einem typischen SC ist das schon recht viel Aufwand, wg. der offenen Spule und den nicht-geerdeten Pole-Pieces. Und vor allem, weil die Abschirmung -- besonders wenn es gut leitendende Kupferfolie ist -- keine Kurzschlusswicklung bilden darf, weder als ganzes noch lokal, sonst gehen die Höhen flöten (Resonanz-Spitze wird flacher oder gar ganz entfernt).
Sieht dann im Falles eines P90-ähnlichen PUs so aus (ein G&L Big-Size MFD):


PU_Oben.jpg

Man erkennt die Segmentierung, welche die Kurschlussringbildung verhindert aber noch ausreichend Abdeckung liefert.


PU_Unten_Vorbereitung.jpg

Die vorbereitete Unterseite, wo die Segmente nun verbunden werden, aber ohne eine komplette Schleife zu schließen, siehe die linke Seite unten, wo der Ring unterbrochen ist.


PU_Unten_Fertig.jpg

Die Polepieces zu erden ist eine Herausforderung. Ich habe den originalen Keramik-Balkenmagnet entfernt und einzelne Neodym-Pillen verwendet, die leiten und sich (und das Pole-Piece) somit an Masse anschließen lassen, durch Löten (weil sie vernickelt sind)... aber Hitze entmagnetisiert Neodym sofort, also brauchte es weitere dünne Neodym-Scheibchen als Kontakthilfe wo Drähte drangelötet werden mit genug Hitze, damit es die Scheibchen wirklich vollständig entmagnetisiert -- man will ja keine unkontrolliert unterschiedlich starke Magnetwirkung einzelner Poles. Weißblech wäre auch gegangen, aber die Scheibchen passen halt perfekt weil plan und gleicher Durchmesser. Die Erdung bekommt eine extra Leitung, weil ich wollte die PUs flexibel haben (bei dieser Tele zB in Serienschaltung in Mittelstellung).

Nun bevor jemand fragt warum nicht einfach die Kappen innen mit Abschirmlack belegen? Das ist mir zu unsicher, zum einen ist die Leitfähigkeit unkontrolliert (bei Kupferlack zB viel zu hoch) und wie kontaktiere ich das langezeit-zuverlässig (eine nicht mehr angeschlossene Schirmung macht alles nur noch viel schlimmer weil pefekte Empfangsantenne)? Und immer noch sind die Poles dann nicht geerdet.

Viel Aufwand, auch der ganze Rest der Abschirmung der PU-Fräsungen, E-Fach und Kammer der Klinkenbuchse sowie der zuführenden Tunnel (ich wollte keine Kabel an den PUs ändern wegen 100% Rückbaubarkeit). Bei den PU-Fächern darf man auch wieder keine gschlossene Schleife bauen...

Es hat sich aber 100% gelohnt, elektrostatische Einstreuung ist nun zu 99% eliminiert (Saitenerdung praktisch nicht mehr notwendig), und diese dominiert heutzutage das Geschehen. Der magnetische Brumm von SCs ist gar nicht so dramatisch wenn man den elektrischen Brumm erstmal unter voller Kontrolle hat. Bei High-Gain mag es ein Problem sein, aber bei allem bis fettem AC/DC-Crunch nicht.
 
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Moin!

Danke @GeorgeB für deinen Beitrag! Da hst du ja einen haufen an Aufwand hinein gesteckt und zumindest optisch das Gewicht des PUs verdoppelt. Hut ab dafür und das Ergebnis sieht sehr spannend aus. Ich hätte mir gewünscht, dass ich diesen Beitrag bereits sehr viel früher von dir irgendwo gesehen hätte. Ich war bisher der Meinung, dass ein solcher Schirm nichts bringen würde. Daher habe ich in diesem Thread hier auf die Frage, warum man nicht die PU-Kappen abschirmen würde auch folgendes geantwortet:

Moin!

Ganz einfach, weil es nichts bringt. Schirm deine Kappen und berichte hinterher. Du wirst sehen, dass sich nichts getan hat. Es gibt nämlich magnetische Kopplung. Und magnetische Einflüsse sind nur sehr schwer abzuschirmen. Alles was das Magnetfeld deines Tonabnehmers beeinflusst, wird in die Spule induziert. Das lässt sich nicht vermeiden. Und wenn du dann alles dick in Mu Metall packst, hast du so gut wie kein Ausgangssignal mehr, weil du ja die Schwingung deiner Saite aufnehmen möchtest. Da beisst sich einfach der Hund selbst in den Schwanz.

Der Humbucker hat das gleiche Problem. Er nimmt alles in seiner Umgebung ebenso wahr, wie der Signle Coil. Nur, weil beide Spulen gegenphasig zueinander sind und die Störung meist gleichphasig auf beide Spulen trifft, löschen sie sich gegenseitig aus, weil die Amplitude unterschiedliche Vorzeichen haben.

Daher wäre es auch in meinen Augen sinniger sich darüber zu beschweren, warum Gitarren nicht standardmäßig mit symmetrischen Leitungen angeschlossen werden anstatt den Schirm der Tonabnehmer zu hinterfragen. Das brächte nämlich wesentlich mehr. Und wer hier jetzt sagt, dass XLR an Klampfen hässlich aussieht, dem sei gesagt, dass dies auch mit einer Stereo-Klinke gehen würde.

Schicken Gruß,
Etna

Das ist natürlich nicht unbegründet gewesen. Einen Teil kann man ja in meinem Zitat nachlesen. Aber es gibt ja noch andere Gründe. Zum Einen liebe ich meine Lipstick-PUs, die komplett in einer Messinghülse stecken. Diese haben natürlich einen ganz anderen Sound, sind allerdings komplett abgeschirmt. Trotz dickem Schirm bemerke ich ja doch, dass dieser Tonabnehmer definitiv Störgrößen einsammelt, die der Humbucker in der gleichen Gitarre nicht weitergibt. Der Humbucker selber ist durch seine Kappe ja auch komplett abgeschirmt und splitbar verdrahtet. Als Single Coil brummt und zwischt er deutlich mehr. Zum Anderen habe ich vor etlichen Jahren meine eigenen Versuche gemacht, die zu ähnlichem Ergebnis führten:

DSC00343.JPG


Daher schwirren bei mir noch die ein oder andere mit Kupferfolie begklebten Kappen in meiner Schublade herum. Gut, die gezeigte Ausführung ist handwerklich nicht wirklich auf hohem Niveau. Da hatte ich noch mehrere weitere Versuche. Aber die Guten stecken in anderen Gitarren, daher kann ich sie nicht zeigen.

So und nun frage ich mich wer von uns beiden Recht hat und zweifle gerade stark an meiner Meinung zu dem Thema. Bisher ist mMn einzig der oben von mir erwähnte Approach von G&L in Punkto Störarmut bei bleibenden SC-Sound in einer passiven Gitarre zielführend. Der einzig technisch relevante Unterschied den ich nun sehe, ist, dass du deine Magnete auch auf Masse ziehst. Meine Feldtheoriebücher wollen mir aber noch nicht verraten welchen Einfluss das hat. Kerne zieht man ja generell gerne auf Masse, um die Wirbelströme auf Masse abzuleiten. Wie verhält sich das aber mit Dauermagneten... ? Ich möchte dein Gezeigtes gerne ad absurdum führen, kann es aber noch nicht, da ich dazu noch keine Versuche oder klaren Verhaltenshinweis gesehen habe. Spannend! Vielleicht hast du ja eine Begründung, warum deine Idee so gut funktioniert.

Schicken Gruß,
Etna
 
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Man muss streng zwischen E-Feld (elektrostatische, kapazitive Einkopplung) und H-Feld (elektromagnetische, induktive Einkopplung) unterscheiden.

Das H-Feld darf man nicht schirmen weill sonst der PU nicht funktioniert weil die Saite ja das H-Feld moduliert. Also muss man tricksen in dem man die gleiche Menge H-Feld-Störungen gegenphasig einkoppelt, wie beim Humbucker oder mit Dummy Coils (am besten möglichst großen, siehe Ilitch-Noise-Cancelling, wird auch mein nächstes Projekt).

Das E-Feld bekommt man mit leitender 100%-Überdeckung vollständig geschirmt, aber zu gut darf sie nicht leiten weil sonst Wirbestromverluste auftreten, deshalb sind halbwegs klangneutrale PU-Kappen aus dünnem Neusilber was nicht so gut leitet, und nicht aus Messing oder gar Kupfer. Anderfalls muss man die möglichen Pfade der Wirbelströme sowohl um die PU-Wicklung als ganzes wie um das kleine Wechselfeld in Saitennähe so klein wie möglich machen, dazu dient die Segmentierung, deren Spalte deshalb auch auf den Saitenpositionen liegen.

Das Erden der Poles dient einfach dazu, die 100% Überdeckung so gut wie möglich zu erreichen (und die 100% muss man für die *ganze* Gitarre schaffen, schon ein nicht geschirmter Kabeltunnel oder eine Buchsenbohrung machen alles wieder kaputt), wenn/weil die Poles aus dem PU herausstehen und damit als Koppelkondensator dienen zwischen dem Spieler der die Seuche auffängt und dem PU (der sie über den Amp nach Masse ableiten will, auch auf der heißen Seite). Erst bei richtig guter Erdung des Spielers (Saitenerdung und schwitzige Finger) wird aus dir als Antenne dann eine sogar leicht abschirmend wirkende Kondensatorplatte. "Erdung" bzw "Masse" immer im dem Sinne des Potentials welches die Eingangs-Signalmasse des Amps darstellt egal was diese ggü "Welt" (d.h. Schutzerde) darstellt.

Ohne sekundäre Schirmung hat man beim PU die Wahl, entweder die Aussenseite der Wicklung zu erden, das schirmt große Bereiche des PUs "von selbst" ab, aber dafür liegt die empfindliche Seite innen und die Poles als Koppelkondensator können voll wirken. Andersrum schirmt man dann zwar die Poles, aber die Aussenseite mit viel Fläche ist dann die heiße Seite und entsprechend einstreuempfindlich. Also suboptimal egal wie man es macht, und wenn kein Spulenanschluss auf Masse liegt dann wird's noch schlimmer.

Ein kleiner Nachteil der Schirmung nahe am PU ist leicht erhöhte Kapazität und damit Versatz der PU-Reso leicht nach unten, ist aber idR ggü. dem Nutzen irrelvant.

Bei klassischen Humbuckern mit Kappe sind die Rods ja vollständig innerhalb des PU (bei den Lipsticks dto), und die verstellbaren Poles sind über die Baseplate geerdet, da ist das Problem effektiv und clever umgangen.
 
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Moin!

Danke für deine Ausführungen! Mich wundert aber ein Punkt in dieser Betrachtung.

Das Erden der Poles dient einfach dazu, die 100% Überdeckung so gut wie möglich zu erreichen

Aber:

Bei klassischen Humbuckern mit Kappe sind die Rods ja vollständig innerhalb des PU (bei den Lipsticks dto), und die verstellbaren Poles sind über die Baseplate geerdet, da ist das Problem effektiv und clever umgangen.

Und diese fangen sich trotzdem als SC auch Störeinflüsse ein.

Du hast Recht, dass man

streng zwischen E-Feld (elektrostatische, kapazitive Einkopplung) und H-Feld (elektromagnetische, induktive Einkopplung) unterscheiden

muss.

Das heißt also meine Welt ist doch in Ordnung?

Schließlich ist die G&L Variante ein Humbucker mit dem Unterschied, dass die beiden Spulen nur jeweils drei Saiten sehen. So löschen sich die Frequenzbereiche der schwingenden Saite nicht wie bei einem großen HB aus. Die auf beide Spulen induzierte Störung schon.

Schicken Gruß,
Etna
 
Und diese fangen sich trotzdem als SC auch Störeinflüsse ein.
Richtig, aber eben nur noch elektromagnetische, keine elektrostatischen mehr.
Bei der G&L Comanche (geile Gitarre nebenbei, aber als G&L-Fan muss ich das sagen), wie bei vielen anderen Gitarren auch, ist ab Werk das Hauptproblem die mangelnde elektrostatische Schirmung, die im Endresultat den Vorteil von Humbuckern uU zu wesentlichen Teilen wieder zunichte machen, ganz abhängig halt vom Störnebel der vor Ort gerade vorliegt.
Mein Hardcore-Test ist eine nicht schutzgeerdete große dimmbare Stehlampe mit vielen Metallteilen, vor allem dem langen Rohr mit der Zuleitung zur Schüssel oben. Perfekte große Sende-Antenne. Mit der Gitarre am Gurt vor dem Bauch, aber keine Saitenerdung nutzend (nichts berühren an der Gitarre), dann in die Nähe dieser Lampe oder sie sogar anfassen, wenn dann noch absolute Ruhe ist bei genug Gain und Pegel (in Humbucker-Betrieb oder -Stellung), dann ist die Schirmung 100.0%. Ist aus Erfahrung extrem schwer zu schaffen, aber es geht -- nur mit gut gekapselten PUs und penibelster Schirmung der ganzen Gitarre. Und wenn der Schirm des Instrumentenkabels nicht 100% ist (bei den billigen zumeist der Fall) britzelt es dann da wieder rein....
 
...zwischen dem Spieler der die Seuche auffängt und dem PU (der sie über den Amp nach Masse ableiten will, auch auf der heißen Seite). Erst bei richtig guter Erdung des Spielers (Saitenerdung und schwitzige Finger) wird aus dir als Antenne dann eine sogar leicht abschirmend wirkende Kondensatorplatte.

Tzzz - was man sich hier alles sagen lassen muss...

Aber im ernst: Vielen Dank für diese sehr interessanten Beiträge!!!
 
Das E-Feld bekommt man mit leitender 100%-Überdeckung vollständig geschirmt, aber zu gut darf sie nicht leiten weil sonst Wirbestromverluste auftreten, deshalb sind halbwegs klangneutrale PU-Kappen aus dünnem Neusilber was nicht so gut leitet, und nicht aus Messing oder gar Kupfer.
Das dürfte den Herstellern ziemlich egal sein.
Grund für die Verwendung ist viel mehr Neusilber ist deutlich härter, korrosionsbeständig und sieht besser aus als Kupfer/Messing hat aber eine ähnlich niedrige Permeabilität und beeinflusst damit das Magnetfeld und damit den Klang weit weniger als Kappen aus Blech.

Wirbelströme kann man eh vernachlässigen solange man den PU nicht komplett abschirmen will so wie du. ;)
 
Vlt. war es damals tatsächlich eher mechanisch bedingt und die niedrige Leitfähigkeit ein glücklicher Zufall, aber heute ist es kein Zufall mehr. Zumindest begründen heute alle Kappenhersteller wie Wahl von Neusilber damit.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Wirbelströme kann man eh vernachlässigen solange man den PU nicht komplett abschirmen will so wie du.
Oder wie jeder Hersteller von vollständig gekapselten PUs, insbes. jedem klassischem Humbucker.
 
Ehrlich gesagt habe ich auch erst zögern müssen noch einen Thread zum Thema aufzumachen, aber auf genau solche Antworten hatte ich gehofft :great: auch von mir vielen Dank dafür @GeorgeB!

Was mich noch immer wundert ist, dass es keinen Unterschied macht wenn ich die Gitarre mit den Pickups, oder anders herum mit dem Federfach auf eine Störquelle richte. Das E-Fach ist doch geschirmt, müsste das Brummen mit der Rückseite zur Quelle nicht schwächer sein als mit der Vorderseite? Oder sind die Wirbelstromverluste so groß, dass es daran liegt? Dann wären die meisten Abschirmungen ein schlechter Witz, weil ja jeder aus Unwissen sein E-Fach flächendeckend abschirmt. Wie breit dürfte dann eine Fläche/Leiterbahn sein, dass es keine Verluste gibt? Und ändern die Kupferfolie und die Neodym Magnete nicht das Magnetfeld (= Sound) der Polepieces?
 
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Moin!

Was meinst du denn mit Verluste?

Eine Abschirmung kann nur funktionieren, wenn alles abgedeckt ist. Wenn man Lücken hat, funktioniert diese nicht. Daher ist das flächige Auskleiden mit Kupferfolie genau richtig. Lüftungsschlitze in vielen Geräten stellen zwar auch Lücken im Schirm dar, allerdings wurden diese vorher vermessen und besitze eine bestimmte Geometrie, um weder Störsignale zu senden oder zu empfangen. Zumindest bleiben die Geräte innerhalb der EMV-Norm.

Deine Gedanken zu Feldern sind zu einfach gedacht. Viele Felder haben eine Polarisierung diese sind allerdings von Sendern so gewollt. Störer richten sich grundsätzlich nicht daran. Daher gibt es beim DVBT als Beispiel auch horizontale und vertikale Antennen, um gewisse Sender besser empfangen zu können. Aufgrund von Reflexionen und Art des Störsignals kann es sein, dass deine Ausrichtung gar keinen Einfluss auf die Störmenge hat. Oder das genaue Gegenteil ist der Fall. Sehen kann man das leider nur mit geeignetem Messequipment. Was wir hier machen ist leider immer heiteres Störungsraten. Man kann halt nicht fordern, dass jeder mit Gitarre vor dem Bauch auch ET studiert hat.

Die Magnetwahl hat einen sehr großen Einfluss auf den Sound. Viel mehr als die Wicklung das hat. Ich habe beispielsweise grundsätzlich Stabmagnete aus SCs in meinem Neck-HB. Da klingt jede Klampfe sofort wie ein Jazz-Monster. Wobei verteilung der Feldlinien der Magnete erheblicheren Einfluss hat, als das verwendete Material. Allerdings ist die Kupferfolie absichtlich geschlitzt ausgeführt, damit es nicht zu Effekten kommt, wie man die früher bei HB mit Messing-Kappe hatte. Das ist der eigentliche Clou daran. Das hatte der gute Georg aber auch genau in seinen Postings dazu erklärt.

Schicken Gruß,
Etna

P.S.: Ich habe bewusst auf Fachtermini verzichtet und versucht das ganze in Umgangssprache auszudrücken. Nicht, dass ich Rüffel von einem der ETlern hier bekomme. ;)
 
Moin!

Das macht nichts, denn ich habe jetzt Popcorn aus der Mikrowelle und schaue ET. Du bist schuld daran!

Schicken Gruß,
Etna
 

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