Ultimate Drive / OCD Mods

Bastelliese
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Hallo zusammen,

hat hier schon jemand an o.g. Pedalen rumgelötet und hat ggf. Tipps und Vorschläge parat? Ich mache zurzeit einige Versuche, hänge aber gerade verständnismäßig ein bisschen.

Vielleicht erzähle ich erstmal was ich bereits ausprobiert habe und warum.

Vor eingen Monaten bin ich bei Youtube mehr oder weniger zufällig über das OCD-Pedal gestolpert und dran hängen geblieben. Vorher kannte ich das Teil gar nicht, und was soll ich sagen, ich war zunehmend begeistert. Kurzum es wurden Begehrlichkeiten geweckt.
Da ich aber ein Sparfuchs bin, geh' ich nicht einfach los und kaufe so ein Ding für 150 €, es ist ja auch nicht so, dass ich nicht schon genug Kram hätte. Stattdessen habe ich im Internet recherchiert und nach Schaltplänen, Anleitungen und Bausätzen gesucht. Dabei stieß ich auch auf einige mehr oder weniger ähnliche Clones. Der praktikabelste Weg schien mir einen davon zu besorgen und auf OCD-Spezifikationen umzulöten.
Nach Durchsicht der Schaltpläne entschied ich mich für den Ultimate Drive von Harley Benton (Joyo), den Gleichesten unter den Gleichen. Klanglich habe ich das, Youtube sei Dank, auch noch mal gegengecheckt. Zum Jahreswechsel habe ich den UD dann bestellt, für unter 30 € inkl. 3 Jahren Garantie kann man definitiv nichts falsch machen, und zwei Tage später konnte ich das Teil dann auspacken und testen. Ich war und bin begeistert, mein schabbeliger 15W-Transistor-Verstärker klingt damit tatsächlich nach Amp.
Dennoch gibt es ein paar bereits bekannte Eigenheiten, die schon noch verbessert werden können. Drive und Level lassen sich nicht besonders schön dosieren, im Prinzip regeln sie nur auf der ersten Hälfte des Wegs, auf der zweiten tut sich nicht mehr viel.
Ähnlich verhält es sich mit dem Tone-Poti, es könnte einfach mehr Reserve haben. Das Pedal klingt relativ dunkel, das kann man auch in veschiedenen YouTube-Vergleich-Videos sehen. Während beim OCD das Tone-Poti auf 12Uhr steht, muss man es beim Ultimate Drive auf 3Uhr aufdrehen, um die beiden aneinander anzugleichen.
Unter Zuhilfenahme eines Schaltplans von Szabo Mate und einiger Hinweise, die ich aus dem Netz zusammengetragen habe, ging es los. Allerdings stimmen die Bezeichnungen auf dem Print nicht mit dem Schaltplan überein, es ist also ein bisschen Suchen und Nachmessen angesagt, und es sind mehr Bauteile verlötet als eingezeichnet. Vielleicht ist ein Ausgangsbuffer dazugekommen, um die bei einigen OCDs vorkommenden Anpassungsprobleme zu beheben. Außerdem ist die Platine nicht von bester Qualität, man kann sich also schon mal drauf vorbereiten am Ende der Aktion die ein oder andere Verbindung mit Draht herstellen zu müssen bzw. Bauteile anzukleben. Aber irgendwie muss der günstige Preis ja Zustande kommen.
Viele Infos über die verschiedenen OCD-Versionen habe ich von der Seite pedalarea.com, die ist aber leider mittlerweile offline, schade.

Ich habe den 10µF Elko am Ausgang der 2. Verstärkerstufe (C7 bei Szabo Mate) gegen 1µF getauscht, sollte den Ton etwas schlanker machen. Eigentlich ist das beim OCD ein Tantal-Kondensator, den habe ich mir allerdings geklemmt. Ich will irgendwie nicht an diese Art von Mojo glauben.
Den Tone-Kondensator (C8 bei SM) habe ich von 100nF auf 47nF reduziert, das schiebt m.E. den Einsatzbereich des Tone-Potis in tiefere Frequenzen.
Beim OCD ist nach dem Eingangs-Kondensator (C1) ein 10k Längswiderstand eingebaut, welcher beim UD fehlt. Ich habe mal einen eingelötet, aber ohne gefiel's mir besser.
Ansonsten habe ich noch mit dem LP/HP rumprobiert. Die Schaltungen unterscheiden sich dahingehend, dass der 22k und der 33k-Widerstand vertauscht sind. Für den HP-Mode macht das keinen Unterschied, da beide Widerstände parallel geschaltet sind und zusammen 13,2k ergeben, aber im LP-Mode ändert sich der Klang je nachdem ob 22k oder 33k aktiv ist. Wie man sich schon denken kann, je kleiner der wirksame Widerstand, desto "higher der Peak". Da mir aber der LP-Mode eigentlich schon zu low erschien und ich immer wieder bei HP landete, habe ich die Widerstände nicht vertauscht. Stattdessen habe ich aber den Schalter gegen einen On-Off-On-Schalter getauscht und einen zusätzlichen 10k-Widerstand eingebaut. Daraus resultieren 3 PeakModes (22k; 13,2k; 6,9k). Den Ultra-High-Peak find' ich ganz schick, wenngleich der normal HP-Mode für mich immer noch die erste Wahl ist. Der einzige Schönheitsfehler ist, dass die Schalterstellung nicht mit dem Mode korrespondiert (LP in Mittelstellung), für Vorschläge bin ich offen. Diese grandiose Idee habe ich übrigens vom Titan Overdrive von aion electronics entlehnt. Man kann natürlich mit dem Wert des zusätzlichen Parallelwiderstands experimentieren, ich habe aber festgestellt, dass der Unterschied nicht mehr besonders groß ist, wenn man 15k, 10k oder 7k9 einsetzt und der Gesamtwiderstand somit unter 10k fällt. 10k ist also ein guter Ausgangspunkt.
Zu guter Letzt habe ich noch alle drei Potis getauscht. Da die Potis direkt auf die Platine gelötet sind, hat es mich schon einige Mühe gekostet passende zu finden.
Das Vol-Poti habe ich gegen ein logarithmisches getauscht (B500k->A500k). Es herrscht ja die weit verbreitete Meinung, dass man für Level-, Gain-, Drive-Regler und dergleichen grundsätzlich log. Potis nehmen soll. Diese These stütze ich.
Daher habe ich auch den Drive-Regler gegen einen log. ausgetauscht. Allerdings den Wert von 1M auf 500k reduziert (B1M->A500k). Die ursprünglichen OCDs hatten wohl 500k und im Lauf der Zeit wurde auf 1M umgestellt, was etwas mehr Bass verursacht. Aber die Mehrheit der Leute die sich dazu äußern findet die alten Versionen besser. Dem schließ ich mich an.
Das Tone-Poti habe ich von logarithmisch auf linear getauscht (A10k->B10k). Wie bereits erwähnt, störe ich mich daran, dass man beim UD den Tone-Regler übermäßig weit aufdrehen muss, und dachte, dass diese Veränderung Abhilfe schafft. Außerdem habe ich mit B10k bei meinem Boss SD-1 gute Erfahrungen gemacht. Ich habe gar nicht erst versucht einen Regler mit W-Kennlinie zu besorgen. Zum Tone-Poti gleich noch mehr.
Darüber hinaus habe ich gelesen, dass eine zusätzliche Germanium-Diode in der Clipping-Stufe ab OCD-Version-4 dazu kam, die ist im UD auch drin. Viele beklagen sich darüber und brücken die Diode oder machen sie zumindest schaltbar. Obwohl ich grundsätzlich nichts gegen Ge-Dioden und asymmetrisches Clipping habe, wollte ich es selbst mal hören und habe die Diode testweise gebrückt. Dabei musste ich feststellen, dass nichts festzustellen war. Im Klartext, es macht überhaupt keinen Unterschied, ob die Ge-Diode gebrückt ist oder nicht. Also hab' ich mich gewundert und sie einfach dringelassen und das Teil wieder zusammengebaut und war glücklich...

...wenigstens ein paar Tage. Denn, obwohl ich jede Veränderung einzeln AB-verglichen habe, und alles vorläufig schaltbar (ja, auch die Potis) ausgiebig getestet habe, kamen mir irrationale Zweifel, ob das wirklich alles so gut war, wie ich mir einbildete. Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass ich den umpf, den ich an dem Pedal ja direkt geliebt habe, weggemoddet habe und der Mojo weg wäre. Und das obwohl mir mein Ultimate-OCD immer noch deutlich besser gefällt als alle mir zur Verfügung stehenden Pedale.
Der einzige Weg aus diesem Dilemma war, mir noch einen UD zu besorgen und beide miteinander zu vergleichen. Hab' ich auch getan, sonst hätte meine Seele nie mehr Ruhe finden können. Die Conclusio aus diesen Tests ist eindeutig, nämlich: Es kommt drauf an!
Tatsächlich klingt der original UD zu Hause an meinem Übungsverstärker besser als die gepimpte Version. Man kann sogar sagen, er haucht meinem doch eher mäßigen 15W Verstärker Leben ein und lässt ihn schon irgendwie nach Gitarren-Amp klingen, und der hat's wirklich nötig. Und das halt noch mehr als mein Selfmade-Clone, einfach weil er untenrum fetter ist und obenrum nicht so harsch oder kratzig.
Wenn ich beide Teile aber an meinem JCM800 mit 4x12er vergleiche, wendet sich das Blatt. Der Ton der modded Version ist definierter und klarer ohne dabei nennenswert dünner oder fisselicher zu sein. Es lässt sich leichter damit spielen. Lediglich die Wirkung des Tone-Reglers scheint beim Original besser zu sein, so dass ich diesbezüglich zu einer Zwischenlösung tendiere. Vielleicht hat ja jemand eine Idee.

Zwischenzeitlich bin ich auf die Internet-Seite von Stephen Prentiss gestoßen, auf der er eine Ultimate Drive Mod vorstellt. Im Wesentlichen handelt es dabei um die sogenannte Alpha Drive Mod ergänzt mit seinen eigenen Erkenntnissen. Auf seiner Seite schreibt er, dass auf allen Platinen mit einem bestimmten Datum die oben bereits erwähnte Germanium-Diode verpolt eingebaut ist, weil die Platine falsch bedruckt ist. Natürlich haben meine beiden UDs das entsprechende Datum, und genauso natürlich kann man die Diode einfach umdrehen. Aber stimmt diese Behauptung überhaupt?
Also habe ich ein bisschen recherchiert und rumprobiert und hier ist jetzt, wie eingangs erwähnt, Hängen im Schacht.
Folgendes habe ich rausgefunden, bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege:
- in einer asymmetrischen Clipping-Stufe werden drei Dioden gleichsinnig (also Anode der einen an die Kathode der nächsten) sozusagen im Kreis verschaltet und dann zwei der drei möglichen Verbindungen (welche beiden ist prinzipiell erstmal egal) zwischen zwei Verstärker-Stufen einerseits und Masse oder halber Betriebsspannung andererseits eingefügt, wie in diesem Fall oder auch in einer Gegenkopplungsschleife, wie beim Super Overdrive oder ähnlichen. Das Ganze ähnelt einem Brückengleichrichter, nur eben mit 3 Dioden. Wenn man die Pläne anschaut, wird glaube ich klarer, was ich meine.
- der in dieser Schaltung anstelle einer normalen Diode verwendete 2N7000 ist ein MOSFET mit der Eigenschaft, das sich zwischen Source und Drain eine Diode ausbildet, wenn man Gate und Drain miteinander verbindet. Die Kathode dieser Diode liegt an der Drain-Seite.
- alle mir zur Verfügung stehenden Schaltpläne, auch der von Szabo Mate, stimmen darin überein. Es gibt kleinere Abweichungen, wie z.B. ob sich die Ge-Diode über oder unter dem MOSFET befindet, dass ändert m.E. aber nichts an der Funktion.
- die Schaltpläne sind richtig
- das Nachmessen mit Dioden-Tester ergab, dass die Kathode der Ge-Diode mit der Kathode des oberen, näher am Netzteil-Anschluss liegenden MOSFETs, m.E. Q2, verbunden ist. Die Anode der Ge-Diode mit der Anode des unteren MOSFETs, Q1. Demnach hat Stephen Prentiss recht und die Diode müsste gedreht werden.
- mit dem Durchgangsprüfer habe ich rausgefunden, dass die jeweils inneren, näher beim LP/HP-Schalter liegenden Anschlüsse der MOSFETs mit den mittleren Anschlüssen verbunden sind, und somit Gate und Source und nicht wie oben unterstellt Gate und Drain kurzgeschlossen sind, zumindest wenn das Datenblatt von Reichelt stimmt. Davon gehe ich aber aus.
- ich nehme an, dass sich die Schaltung, wenn die Ge-Diode tatsächlich verpolt eingebaut ist, so verhält als wären die Ge-Diode und Q2 gar nicht vorhanden

Soweit die theoretischen Überlegungen, aber ich hab's auch praktisch versucht. Beim unverbastelten UD habe ich die Ge-Diode rausgelötet und durch Stecksockel ersetzt, so dass ich die Diode einfach hin und her drehen konnte.
Und jetzt kommt's: Der Sound ändert sich überhaupt nicht! Egal wie rum die Diode eingesteckt, entfernt oder gebrückt wird.

Dies wirft folgende Fragen auf:
Was geht da vor sich?
Sind meine Überlegungen richtig?
Kann es sein, dass sich ein großes, internationales Unternehmen wie Joyo dermaßen vertut? Zumal der Klang ja mehr als ordentlich ist!
Und jetzt?

Mittlerweile habe ich Stephen Prentiss diesbezüglich kontaktiert. Er meint, dass zumindest auf meinen Platinen die FETs falschrum eingebaut seien, ich solle sie einfach um 180 Grad drehen. Da ziere ich mich allerdings ein bisschen, da, wie bereits erwähnt, die Platine bzw. Lötaugen nicht alzu viele Aktionen überstehen. Ich hab' ein bisschen Angst, dass ich die Platine am Ende nur noch in die Tonne treten kann. Das wäre dann wohl der Preis der Erkenntnis, aber vorher hätte ich schon ganz gern ein wenig Zuspruch.

Die anderen Mods von Stephen habe ich bislang noch nicht getestet, werde das aber noch nachholen sobald die Diode/FET-Sache erledigt ist. Die Alpha-Drive-Mod ist auch ein bisschen einfacher zu machen, und laut Stephen lohnt sich insbesondere die geänderte Tone-Sektion.
Vielleicht komme ich damit meiner angestrebten in-between-Lösung noch näher.

So wie ich mich kenne, läuft das darauf hinaus, dass ich mir noch einen Ultimate Drive besorgen muss.


So, das was's erstmal.
Jetzt seid ihr dran.
 
Eigenschaft
 
Grund: Text unvollständig
Zuletzt bearbeitet:
-kleines Update-

Inzwischen habe ich noch so manche Quellen und Informationen gefunden und bilde mir zumindest ein, dass ich die Zusammenhänge jetzt einigermaßen begriffen habe.
Bei einem n-Channel Mosfet bildet sich immer eine Diode zwischen Source (Anode) und Drain (Kathode), die sogenannte Body- oder Invers-Diode. Diese wird genutzt, wenn Gate+Source miteinander verbunden werden. Schließt man jetzt zwei Mosfets auf diese Weise antiparallel zusammen, hat man es mit zwei antiparallel geschalteten Body-Dioden zu tun, die sich genauso verhalten wie normale Silizium-Dioden. Diese Kombination entspricht also einer ganz normalen Tubescreamer-Schaltung mit symmetrischem Clipping. Wenn man zu einer diese Body-Dioden eine weitere normale Germanium- oder Silizium-Diode in Reihe schaltet, bekommt man das ebenso seit Jahren bekannte asymmetrische Clipping, z.B. vom Boss SD1.
Will man allerdings das berühmt-berüchtigte-super-duper-magical-mystical Mosfet-Clipping muss man aber Drain+Gate miteinander verbinden und der Mosfet wirkt dann wie eine Diode mit soft knee und erhöhter Schwellspannung (gate-source threshold). Die so entstehende "Diode" liegt mit entgegengesetzter Polung parallel zur Body-Diode, also antiparallel.
-Man möge mir diese technisch etwas fadenscheinige Erklärung verzeihen!-
D.h. also, schon mit einem Mosfet allein hat man eine asymmetrische Clipping-Stufe, die beide Halbwellen begrenzt. Asymmetrisch deswegen, weil der gate/source threshold wesentlich höher ist (2-3 Volt, je nach Typ) als die Schwellspannung einer Silizium-Diode.
Wenn man jetzt aber zwei Mosfets auf diese Weise antiparallel miteinander verschaltet, hat man letztlich 4 Dioden antiparallelgeschaltet. Zwei Body-Dioden und zwei "Mosfet"-Dioden, und da die Schwellspannung der Body-Dioden, wie bereits erwähnt, deutlich niedriger ist als der gs-threshold, werden die Body-Dioden das Signal schon lange clippen, bevor die Mosfets in Erscheinung treten können. Oder mit anderen Worten, die Body-Diode des ersten Mosfets überbrückt die "Mosfet"-Diode des zweiten Mosfets und umgedreht. Im Resultat hat man es also wieder mit dem herkömmlichen Si-Dioden-Clipping der Body-Dioden zu tun, also nix Mosfet-Clipping, nix magical, nix mystical!

Zurück zum Ultimate Drive:
Tatsächlich ist es so, dass die Mosfets im Gegensatz zum Schaltplan (D+G verbunden) andersherum eingebaut sind (S+G verbunden). Das macht allerdings aus o.g. Gründen überhaupt keinen Unterschied., so oder so sind allein die Body-Doden für das Clipping verantwortlich, und die verhalten sich wie ganz normale Silizium-Dioden. Das gilt natürlich nicht nur für den UD, sondern auch für das OCD und alle anderen Pedale, die diese Schaltung verwenden.
Ohne Frage ist die Ge-Diode des UD verpolt eingebaut, die Bedruckung auf der Platine ist falsch. Wenn man also darauf Wert legt, dass der UD wie der OCD V4 geschaltet ist, sollte man diese drehen, oder überbrücken für OCD Versionen 1-3.
Ich habe ja, wie im ersten Post bereits erwähnt, mit der Ge-Diode experimentiert und keine großen Unterschiede feststellen können. Das legt zwei Vermutungen nahe. Entweder hatte ich die Finger in den Ohren und nicht an den Saiten, oder der Sound/das Clippingverhalten des OCD/UD hängt hauptsächlich vom verwendeten OP-Amp (TL082) und dessen Beschaltung ab, und weniger von der Clipping-Stufe.

Der Vollständigkeit halber, sei noch erwähnt, das es noch zwei weitere Möglichkeiten gibt das Mosfetclipping zu nutzen.
-wie oben erwähnt, ein Mosfet allein
-zwei Mosfets plus jeweils eine Diode in Reihe antiparalle. Die Polung der seriellen Diode muss entgegen der Polung der Body-Diode sein, und diese somit blocken.
-zwei Mosfets gegenpolig in Reihe. Hier blockiert die eine Body-Diode die andere und umgekehrt. Außerdem addiert sich die Schwellspannung der einen Body-Diode zum gate-source-threshold des anderen Mosfets und umgekehrt. Das Konstrukt clippt also etwas später.



Kommentare sind übrigens ausdrücklich erwünscht. Es hat mich schon ein wenig irritiert, dass auf meinen ersten Post keiner reagiert hat. Habe ich unbeabsichtigt gegen die Etikette verstoßen, oder bin ich schlicht im falschen Unterforum gelandet?
Aber selbst, wenn...


Gruß Sascha
 
Hallo Sascha,

kein Grund frustriert zu sein - nach derartig viel Mühe !!!

Ich bin gerade erst auf deinen für mich sehr interessanten Artikel gestoßen.

An dem UltimateDrive habe ich ebenfalls bereits experimentiert.
Letztlich habe ich es aber bei einer Modifikation der ersten Gainstufe belassen.
Dadurch wird der Regelweg verbessert und der Sound wird dynamischer und "kerniger".

Ich habe diese sehr einfache Mod bereits im Forum der "Gitarrenbude" unter Effekte beschrieben,
daher möchte ich jetzt hier nicht alles wiederholen.

Beste Grüße
Richard
 
Hi Richard,

endlich hat sich einer erbarmt! Danke.
Ich bin bereits einge Tage dabei die verschiedenen Clipping-Konfigurationen zu testen. Am Anfang habe ich noch versucht die Unterschiede zu benennen, da sie aber relativ marginal sind, versuche ich jetzt nur noch zu entscheiden , was mir besser gefällt und das ist schon schwer genug. Wenn ich damit durch bin, werde ich aber gerne berichten. Dieses Youtube-Video sagt aber schon einiges aus.
Deinen Tipp, die erste Gain-Stufe zu modden (das wäre wohl R3), werde ich auf jeden Fall probieren, kerniger ist schliesslich immer gut! Aber eins nach dem anderen, die Freakish Alpha Mod ist auch noch dran.
Einig sind wir uns offenbar darüber, was das Gain-Poti angeht. Logarithmische Charakteristik ist m.E. Pflicht und die Halbierung des Wertes auf 500k entfettet das Pedal, was ich auch als Verbesserung ansehe. Der 1M Parallelwiderstand tut ja genau das. Ich habe ja direkt alle 3 Potis getauscht. Die Frage ist, ob die eine oder die andere Methode zu bevorzugen ist. Einen Parallelwiderstand an die vorhandenen Potis anzulöten ist auf jeden Fall einfacher. Vielleicht kann ich mehr dazu sagen, wenn ich die Freakish Alpha Mod probiert habe.

Viele Grüße
Sascha
 
Schicke Mods. Du machst dir auf jeden Fall viele Gedanken über Leben und nicht Leben im Sound und akzeptierst, dass Transistoren und Dioden unterschiedlich klingen.

Dann lass mich doch das Thema Kondensatoren auch in die Runde schmeißen: Je höherwertiger die Kondensatoren sind, desto besser klingt das Pedal. Ersetzt du also einen billigen braunen Folien-Cap/Tantal/Keramik-C mit Styroflex/Paper-in-Oil/MKP/FKP, wird das Pedal hochwertiger klingen. Das hat auch nichts mit Hokuspokus zu tun, sondern einfach mit dem unterschiedlichen Dielektrika, die in den verschiedenen Kondensatoren benutzt werden. Keramiks und Elkos sind mit die verzerrungsstärksten Cs die es gibt. Bei Elkos kann man mit Bipolar und höheren Spannungswerten (63V) ebenfalls höherwertigere Dielektrika finden.

Sollte der Ehrgeiz nach besserem Sound dich also nochmal ergreifen: Tausch die kleinen C alle gegen MKP/FKP/Styroflex/Silver Mica.... und die großen 10uF kannste mit MKS/MKT ersetzen. Das sollte den Sound nochmal dreidimensionaler werden lassen. Die 100nF neben den 100uF am Netzteil, sowie die Koppelkondensatoren an Ein- und Ausgang sollten gute Anfangspunkte sein.

Wer ein Schelm ist und entdeckt, das der TL082 Chip ebenfalls wahnsinnig viel ungewollte, unklare und matschige THD Verzerrung hat, kann auch OPA2134 in selbiger Position ausprobieren. Der ist 20 Jahre neuer, erheblich Verzerrungsarmer (ist wie eine Decke vom Amp zu nehmen) im normalen Bereich. Er clippt selbstverständlich als doppel-JFET auch sehr ähnlich. Allerdings auch Geschmacksfrage.
 
Danke für die Blumen und auch die Tipps.

Allerdings sehe ich das mit den Kondensatoren und Chips etwas anders. Grundsätzlich spricht natürlich nichts dagegen bessere oder hochwertigere Bauteile zu verwenden, wenn man sowieso etwas austauscht. Aber dass direkt die Sonne aufgeht, würde ich nicht erwarten. Ich habe an einem Boss SD1 diesbezüglich experimentiert und so ziemlich alles getauscht, was sich tauschen ließ und letztendlich keinen signifikanten Unterschied zu meinem ungemoddeten SD1 feststellen können.
M.E. lohnt es sich viel mehr ein bisschen mit den Werten herumzufummeln, also die ein oder andere Kapazität zu verdoppeln oder halbieren, mal statt 10kOhm 8k oder 12k zu probieren, probeweise einen Trimmer einzusetzen, usw..
Anregungen diebzüglich gibt es ja im Netz zuhauf.
Beim SD1 habe ich übrigens den JRC runtergelötet und einen Sockel eingebaut, um verschiedene Chips zu testen. Auch hier sind die Unterschiede eher marginal, letztlich klangen alle OpAmps okay. Den OPA fand ich ein bisschen steril, am besten hat mir der TL082 gefallen.

Beim SD1 habe ich
Aus diesen Gründen habe ich beim UD auf solche Spirenzchen verzichtet, zumal die Platine tatsächlich sehr empfindlich ist.

Man muss sich darüber im Klaren sein, dass man das Rad nicht neu erfinden wird und dass der geneigte Zuhörer vermutlich überhaupt nichts von den ganzen Bemühungen mitbekommt. Wahrscheinlich wird es schon schwer genug den engsten Vertrauten solche Mods näher zu bringen.

Die ursprüngliche Problematik mit den Clipping-Dioden und die Freakish Alpha Mod habe ich übrigens seither noch nicht weiter verfolgt, habe es aber immer noch auf der To-Do-Liste.
 
OK? Cool!

Ja jedem das seine. Ich hör das mit den Kondensatoren sehr klar raus. Aber so unterschiedlich sind ohren und Geschmäcker!
 
@Bastelliese , obwohl dem Thread schon ein ganz schöner Bart gewachsen ist, hier ein Tipp von mir.
Bau dir doch den, z.B. OCD als DIY Kit selbst, da kannst du einbauen, wechseln, modden und probieren wie du willst ohne vllt einen originalen zu " beschädigen ".
Die Bausätze, oder nur Platinen, dafür gibt es überall in den allseits bekannten Shops zu kaufen.
 
Aufgewärmtes schmeck ja oft besser...

Nun ja, ich habe mittlerweile drei Ulimate Drives, wovon einer schon auf OCD umgebaut wurde. Der zweite ist meine Clipping-Dioden-Test-Station, da will ich unbedingt nochmal dran und sollte ich damit mal durch sein, teste ich mit dem die Freakish Alpha Mod von Stephen Prentiss. Der dritte bleibt ungemoddet für Vergleichszwecke. Schließlich hört man das, was man hören will und ich trau mir null über den Weg.
Einen OCD-Bausatz brauche ich daher nicht, zumal der UD billiger ist als der Bausatz.
Über einen Distortion+ denke ich schon eher nach, zum einen sind die in der Anschaffung teurer, außerdem könnte man dann auch direkt ein Tone-Poti implementieren.
 
Hi,

ich hätte jetzt auch vorgeschlagen mal einen Bausatz oder nur eine Platine aus dem DIY Bereich zu kaufen - die lassen sich in der Regel einfacher modden :)
Aber du bist ja schon ganz gut unterwegs im Experimentier Bereich uuuund .. ich find es total gut, dass du da einfach ausprobierst.
Ich hab das mal vor vielen Jahren gemacht auf Basis eines Tube Screamers - und auch diversen anderen Schaltungen, wo ich einfach wissen wollte, wie verändert sich WAS, wenn ich hier oder da die Bauteile verändere.

zum Thema Clipping Dioden habe ich persönlich folgende Erfahrung gemacht:

die Standard 1N4148 oder 1N914 sind ja so die Brot und Butter Dioden in den meisten Overdrive Schaltungen, oder auch Distortion (also SD-2 / TubeScreamer / Ratte / BigMUFF)

Germanium Dioden.. hier habe ich die Erfahrung gemacht.. es wird weicher und leiser (kann das nicht besser beschreiben)

mehr Kante/Biss wiederum habe ich mit roten LEDs erfahren (hatte mal meine ProCo Ratte dahingehend umgerüstet gehabt) - die 1N4148 raus und dafür ein Päärchen rote LEDs rein.
Ergebnis war.. mehr Level insgesamt und wesentlich agressivere Zerre.

Bei meinem gekauften und original belassenen BlackArts Toneworks Pharaoh Fuzz (ist ja ein leicht abgewandelter BigMuff - Rams Head) kann man zwischen Germanium und normalen Dioden schalten..
bei dem speziell gefallen mir Ge Dioden überhaupt nicht (ist aber Geschmacksache) - deckt sich auch hinsichtlich - dass mir bei Mods bei TS oder ähnlichen Overdrives, wo GE Dioden genutzt werden, ist nicht mein Sound...

gibt da auch ein interessantes vergleichs Youtube

Gruß
OLLI
 
Moin moin,

jetzt nimmt der Thread ja doch noch ein bisschen an Fahrt auf, freut mich!

Ich versuche meine eigenen Schlüsse zu ziehen und sozusagen meine Ansichten zu formen, anstatt einfach alle Mythen und Weisheiten zu glauben oder sogar selbst weiterzuverbreiten.

Sicherlich sind Experimentierplatinen und Bausätze gut dazu zu gebrauchen eigene Tests durchzuführen, mein Ansatz ist halt vorhandene Büchsen, die ich sowieso nicht schlecht finde, zu "optimieren" bzw. an meine Vorstellungen anzupassen. Bei Geräten von der Stange brauche ich mich dann auch nicht mit dem Layout und Gehäuse abzurackern und Pedale von Fame, Harley Benton, Joyo, TC usw. gibt es schon für unter 30 €, da muss ich nicht lange überlegen. Glücklicherweise gibt es im Internet Anregungen und Vorschläge zuhauf, die sind dann der Ausgangspunkt
Außerdem mache ich immer direkte AB-Tests. Das ist zugegebenermaßen umständlich und zeitraubend, zumal ich nicht gerade kurzentschlossen und entscheidungsfreudig bin, aber meine Erfahrung ist, dass man hört was man hören will und man längst nicht so unvoreingenommen ist, wie man sich einbildet bzw. sein sollte. Nach dem Motto, meine schwarze Strat klingt viel aggressiver als meine rosafarbene...

Meine Erfahrungen mit Clipping-Dioden decken sich ganz gut mit Ollis Beschreibung.
Germanium-Dioden sind irdendwie weicher, leiser, zurückhaltender. Für mich ist da ein bisschen der Witz weg!
Ich habe auch verschiedenfarbige LEDs ausprobiert, ich bevorzuge rote. LEDs machen mehr Zerre sind aber gleichzeitig "glatter", grundsätzlich nicht schlecht.
Ich selbst bevorzuge es aber kantiger und daher Si-Dioden. Ich bilde mir sogar ein, dass Leistungsdioden der Reihe 1N400x nochmal etwas besser klingen als die kleinen gläsernen 4148er. Ein kleiner Rest Mojo und Voodoo muss schon noch sein!!! Oder hat jemand eine technisch-wissenschaftliche Erklärung?

Zum Mosfet-Clipping kann ich immer noch nichts sagen, aber ich bleib dran...

Der Vollständigkeit halber sei hier noch einmal erklärt, dass ich asymmetrisches Clipping (3 Dioden à la SD1) etwas besser finde als symmetrisches.
Allerdings habe ich auch mal an einem verchromten Fame TS-Clone rumgespielt. An dem kann man nicht nur ganz einfach den Op-Amp tauschen, sondern auch die Dioden-Konfiguration 3-stufig umschalten. Die Classic-Variante zusammen mit dem TL082 gefiel mir am besten. Das Teil wird leider nicht mehr verkauft, würde ich mir aber glatt auch noch holen...


So, jetzt muss ich mal mein Tagewerk beginnen.

Sascha
 
Nabend :)

Ich habe mich in letzter Zeit auch viel mit 'Zerre' beschäftigt, allerdings nicht für Gitarre, sondern fürs Rhodes. Ich bin letztlich beim ToneCity 'Sweet Cream' gelandet, welches ja ein quasi 1:1-Clone vom Mad Professor 'Sweet Honey' ist.

MadProfessor_SweetHoney_OD.png


Interessant finde ich da den Ansatz, 2 unterschiedlich 'empfindliche' Zerrstufen zu kaskadieren. Die zuerst einsetzende Zerre ist wie beim UD ein Hard-Clipper am Ausgang eines OpAmps mit 2x 1N4007. Wird ein bestimmter Eingangspegel überschritten setzt zusätzlich die Zerre des mit LEDs (= höhere Schwellspannung) aufgebauten Soft-Clippers in der Gegenkopplung des ersten OpAmps ein. So verhält sich die 'Zerre' sehr dynamisch und kommt immer 'aus den Dioden', nicht durch einen übersteuerten OpAmp.

Und jetzt die Frage: Die UD- Schaltung hat am ersten OpAmp ja keine Dioden (die daraus bei entsprechend Pegel einen Soft-Clipper machen würden)... Wie stellt man da sicher, dass nicht der OpAmp selber schon das clipping erzeugt (denn da wird ja mit 519K gegen 2k2 schon unheimlich Verstärkung gemacht), so dass es dann völlig egal ist, ob die beiden 'Mosfet-Dioden' noch drin sind oder nicht?

Jenzz
 
Hallo Jenzz,

du hast im Prinzip mathematisch begründet, was ich durch Versuch festgestellt habe. Die Verzerrung und m.E. auch der spezifische Klang des UD (natürlich auch OCD) kommt vom übersteuerten TL082. Dabei ist die Clipping-Dioden-Konfiguration von untergeordneter Bedeutung. Veränderungen der Dioden bewirken nur subtile Klangänderungen, der Charakter bleibt immer erhalten.
Das erklärt auch, warum die verpolte Ge-Diode (de facto asymmetrisches Clipping mit einer Body-Diode) nicht weiter stört und der UD unverändert weiterverkauft wird, obwohl der Fehler längst bekannt ist.
Ich habe die Ge-Diode trotzdem gedreht (asymmetrisches Clipping mit drei Dioden, wie man es kennt), weil es mir nach einer gewissen Einhörphase doch besser gefiel. Aber es ist eine kleine Verbesserung, die nicht unbedingt notwendig ist.


Sascha
 
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