Das stimmt - in der serbischen Musik werden größtenteils sechsreihige B-Griff-Instrumente gespielt. Allerdings habe ich jetzt herausgefunden, wie die Töne bei ihr angeordnet sind - im Begleitheft der CD-Box mit Aufnahmen von ihr, die
ich mir bestellt habe, ist das wunderbar erklärt! Und zwar ist es so, dass
die drei ersten Reihen in sich genauso aufgebaut sind, wie beim B-Griff,
also h-d-f-gis, e-g-b-cis und a-c-es-fis, nur dass die zweite und dritte
Reihe (im Verhältnis zur jeweils vorhergehenden) um einen Knopf nach oben
verschoben sind. Ganztonschritte gehen dabei dann nicht schräg nach innen
unten (z.B. f-g-a), sondern nach innen oben! Nach innen unten ergeben sich
dabei Quarten, z.B. h-e-a. Was daran auf jeden Fall unpraktisch erscheint,
ist der große Sprung, der von der dritten Reihe aus zum nächsthöheren
Ganzton gemacht werden muss. Bei einer D-Dur-Skala (in der ersten Reihe beginnend) z.B ist es ein ziemlicher Weg aus der 3. Reihe vom a bis zum h. Die 4. und 5. Reihe sind, wie ich schon vermutet hatte, Klone der 1. und 2., wie bei sonst jedem Fünfreiher auch. Sie sind hier aber nur "drangesetzt" und fügen sich nicht in das beschriebene System ein.
So sieht das Ganze dann ungefähr aus:
H-----fis-------e
----e-------d----
d------a--------g
----g-------f----
f-------c'-------b
----b------gis---
gis----es'-----cis'
---cis'-----h----
h-----fis'------e'
----e'------d'---
d'-----a'-------g'
Allerdings hat Radojka immer nur auf den
ersten drei Reihen gespielt, so wie sie es von dem Instrument gewohnt war,
das sie als Kind bekommen hatte (ein wahrscheinlich russischen Fabrikat, s. Foto). Also: vermutlich gibt es in Russland noch vereinzelt Dreireiher mit diesem alten Griffsystem - die Fünfreiher sind Sondermodelle,
die von Dallape und Guerrini extra für sie angefertigt wurden, wobei die
zwei zusätzlichen Reihen wohl aus rein optischen und/oder
fertigungstechnischen Gründen hinzukamen (z.B. Verwendung von Einzelteilen
wie Griffbrett der "normalen" Knopfgriff-Instrumente).
Ich finde, das beweist wieder einmal, dass man ein und dieselbe
Musikrichtung auf ganz verschiedenen Akkordeontypen spielen kann!