Unlackierter Hals bei Streichinstrumenten

Fiedl
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Hallo zusammen,
warum ist der Hals bei Streichinstrumenten eigentlich nicht lackiert? Ich vermute ja, es hat etwas damit zu tun, den Hals angenehmer beim Spielen zu machen, so dass er weniger klebrig wird, evtl. Schweiß und ähnliches aufgesaugt wird, etc. Das einzige was mich an dieser Hypothese irrtiert: Der Hals meines Yamaha SVC-50 ist zwar nicht farbig lackiert, aber dennoch mit einer Schicht Klarlack überzogen. Hier fällt mir wirklich keine sinnvolle Begründung ein!?

Vielen Dank
:)
 
Eigenschaft
 
Ich denk mal, weil der hauchdünne Schellack sich dort sowieso gleich abnutzen würde.
 
Hi Fiedl,

es ist richtig, daß ein normaler Geigenlack auf dem Hals nicht lange dem Handschweiß standhalten würde.
Der zweite, auch richtige, Punkt ist die Haptik - es flutscht einfach besser.

Dennoch sind die Hälse behandelt, um das Holz vor Verunreinigungen zu schützen.
Diese besteht aus einer dünnen Grundierung, danach eine leichte Beitze und eventuell ein Finish aus einer sehr dünnen Schicht Lack, oder ein aushärtendes Öl, wie z.B. Leinölfirnis. Hier gibt es, wie beim Lack, unterschiedliche Rezepte.

In Mittenwald wurde (wird?) z.B. mit Wasserglas grundiert.
Manche verwenden Ei-Tempera oder Gelatine als Grundierung, wie für den normalen Lack.
Danach folgt meist eine schwache Beitze udn anschließend das finish.

Diese Schichten versiegeln das Holz, geben dem Holz mehr Tiefe (Flammung), verhindern, daß sich durch Feuchtigkeit
Holzfasern aufstellen (wird rauh) und härten die Oberfläche.


cheers, fiddle
 
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Interessant, mir sind da auch immer Unterschiede aufgefallen... Ich meine mich zu erinnern, dass bei meinen Leih-Kindergeigen der Hals mit dickem Klarlack lackiert war. Waren vermutlich einfachste Preisklasse, aber 10 Jahre hat der Lack bis damals mit Sicherheit schon ausgehalten gehabt, ohne sich zu lösen und soweit ich weiß, sind die bei der Musikschule heute noch im Einsatz. Gut, normale Kinder üben natürlich auch keine 2h täglich, und haptisch herausragend war das alles auch eher nicht. Was ich bei meinen Orchesterkollegen so sehe, scheint irgendwie glänzend beschichtet, wohl in der Art, wie Fiddle es beschreibt.
Meine 4/4 habe ich seinerzeit u.A. deshalb ausgesucht, weil der Hals superweich und herrlich glatt ist, meines Erachtens ist da tatsächlich gar kein Lack drauf bzw. wenn dann ein matter. Da der Lack bei dieser Geige auch an den Zargen in Halsnähe fehlt, wäre es aber auch plausibel, dass da durchaus mal welcher drauf war, er sich aber durch intensives Spielen eines Vorbesitzers abgeschliffen hat. Da ich wohl vergleichsweise wenig darauf spiele und auch kaum an der Hand schwitze, werde ich das aber auf jeden Fall vorerst nicht ändern lassen, denn es fasst sich wesentlich schöner an als an den Geigenhälsen meiner Satzkollegen.
 
Hi! - Völlig unbehandelte Hälse werden sehr schnell schmutzig-grau und unansehlich, Handschweiß hin oder her. Eine sorgfältig vorgenommene Behandlung mit z.B. Leinöl und Zwischenschliffen ist so gut wie unsichtbar und unfühlbar, dicke Leinölschichten bleiben klebrig. Unlackierte Hälse von E-Gitarren und E-Bässen werden auch mit Wachs behandelt, Warwick hat so etwas im Programm https://www.thomann.de/de/warwick_beewax.htm , hat sich bei mir aber nur auf dunklen Hälsen (Ibanez K5 E-Baß) bewährt, helle Hälse dunkeln stark nach. Rohe Holzgriffe von Werkzeugen habe ich auch schon mal mit verdünntem farblosem Acryllack matt behandelt, geht schnell und fühlt sich noch immer sehr "holzig" an. - Grüße, Thomas
 

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