verkabelung Lautstärkepotis so richtig?

molokh
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Hallo!

Ich hab neue Potis (Gibson SG Special) und habe festgestellt, dass man nur nichts mehr hört wenn BEIDE Volumeregler auf 0 stehen, auch wenn ich nur einen PU "angewählt" habe.

Ist das normal so? Bei den Standardpotis wars nämlich anders.
 
Eigenschaft
 
Ein Poti ist nichts weiter als ein veränderbarer Widerstand, das war dein altes Poti und das ist dein neues Poti...Insofern: Nein, nicht normal.
Hast du evtl. auch was am Schalter verändert?
Gruß
 
Ich selbst hab nix verändert, aber der Techniker könnte was verändert haben ;)
 
Vorher hat schon ein Poti auf 0 in der Mittelstellung alles zum Schweigen gebracht, stimmts?

Hast Du jetzt ein "Les Paul 50s wiring" (heißt das so?) bzw. eine Jazz-Bass-Verdrahtung der Potis drin?

Hier ist der PU auf dem Schleifer aund das "heiße Ende" des Poti geht zum Schalter.
Standard wäre PU auf heißem Ende und Schleifer zum Schalter.

Den Vorteil der Schaltung hast Du schon bemerkt: Einmal Vol auf 0 würgt nicht den anderen PU ab.
Nachteil: größere Ausgangsimpedanz bei Zwischenstellungen und kein sauberer Kurzschluß bei Vol=0, rauscht mehr.

Wenn Du davon noch nix bemerkt hast, kannstes ja so lassen.

Gruß Bernhard

Edit:

Hab nicht genau gelesen... Du wählst z.B. den Steg-PU aus und mußt dann trotzdem Steg-Vol UND Hals-Vol abdrehen, damit Ruhe ist?
Da stimmt in der Tat was nicht.

So sollte es aussehen:

http://www.seymourduncan.com/support/wiring-diagrams/schematics.php?schematic=2h_2v_2t_3w
 
Du wählst z.B. den Steg-PU aus und mußt dann trotzdem Steg-Vol UND Hals-Vol abdrehen, damit Ruhe ist?
Da stimmt in der Tat was nicht.

Dewegen meine Frage nach dem Schalter. Wie wärs mit etwas feedback? Hat der Techniker nun was verändert oder weiß mans (noch) nicht...? Kann man sich das so vorstellen, dass grundsätzlich beide PU's an sind, trotzdem nur der Steg angewählt ist, oder ist es nur einer der Krach macht?

Gruß
 
Hallo!

Ich habs noch nicht geschafft es vorbeizubringen :( - wie schonmal an anderer Stelle erwähnt schreibe ich in knapp 4 Wochen Examen und bin momentan sehr sehr sehr mit dem Stoff beschäftigt ;).
 
Oho! Ein Glücklicher, der noch auf Examen studiert!

Jura?
 
Hast Du jetzt ein "Les Paul 50s wiring" (heißt das so?) bzw. eine Jazz-Bass-Verdrahtung der Potis drin?

Hier ist der PU auf dem Schleifer aund das "heiße Ende" des Poti geht zum Schalter.
Halt, halt, da gerät wohl etwas durcheinander.

Der Jazz Bass hatte in der Prototypenphase zwei Lautstärkeregler und einen Klangregler, aber keinen Schalter. Abschalten kann man die Tonabnehmer also nur durch Leisedrehen. Problem beim Leisedrehen: Wenn man einen ganz wegdreht, wirkt das Poti zur restlichen Schaltung hin als Kurzschluss, während es zum Tonabnehmer hin seinen maximalen Widerstandswert annimmt. Damit sind dann beide Tonabnehmer abgeschaltet. So geht es also nicht.

Also wurden die Lautstärkepotis, wie von Dir schon festgestellt, genau umgekehrt angeschlossen, mit dem Schleifer zum TA und dem "heißen Ende" zur Buchse. Da es nur einen einzigen Klangregler für beide Tonabnehmer gab, musste dieser - auch elektrisch gesehen - hinter den beiden Lautstärkepotis sitzen.

Fender stellte dann für kurze Zeit einen Jazz Bass mit vier Potis in Serie her. Ob die nunmehr zwei Klangregler weiterhin hinter oder nun vor den Lautstärkereglern angeschlossen wurden, weiß ich nicht. Machbar ist beides. Jedenfalls kehrte Fender sehr bald zu ihrer Prototypen-Schaltung zurück, die seitdem als die Jazz-Bass-Schaltung gilt, obwohl es zwei Jazz-Bass-Schaltungen gab.

Gibson verwendet auf der Les Paul einen Tonabnehmerwahlschalter, zwei Lautstärkeregler und zwei Klangregler. Die Lautstärkeregler sind stets "normal" angeschlossen, so dass man in der Mittelstellung darauf achten muss, dass man keinen der beiden Tonabnehmer ganz wegdreht. Letzteres erledigt man mit dem Kippschalter, dazu ist er schließlich da. Der Schalter sitzt unmittelbar vor der Buchse. Die Klangregler sitzen also vor dem Schalter, jedoch bei alten Gitarren (wie beim Jazz Bass) hinter den Lautstärkereglern. Das nennt sich dann 50s wiring.

Derartig verkabelte Gitarren sollen brillianter klingen als solche, bei denen die Klangregler vor den Lautstärkereglern sitzen. Bei durchweg voll aufgedrehten Reglern sollte das nach meinen Elektrotechnikkenntnissen eigentlich nicht möglich sein. Klar ist aber, dass der Klangregler beim Zurückdrehen der Lautstärke immer loser an den Tonabnehmer angekoppelt wird, so dass der Klangregler immer unwirksamer wird. Hat man also einen sehr dunklen Klang eingestellt, dann wird dieser beim Zurückdrehen der Lautstärke immer heller, allerdings nicht ganz so hell, wie man jetzt vermuten könnte. Das Lautstärkepoti übt nämlich einen dämpfenden Einfluss auf die elektrische Resonanz des Tonabnehmers aus und sorgt für einen immer weicheren Klang. Dieser Effekt wird aber von der mangelhaften Arbeitsweise des Klangreglers mehr als kompensiert.

Lässt man dagegen Tone voll aufgedreht, dann kommt die nicht perfekte Arbeitsweise des Lautstärkepotis voll zum Tragen, so dass der Klang beim Zurückdrehen tatsächlich dunkler wird. Der Klangunterschied zwischen "Tone ganz auf" und "Tone ganz zu" schrumpft also bei geringerer Lautstärke zusehends zusammen.

Also ordnete man später die Klangregler vor den Lautstärkereglern, gleich hinter den Tonabnehmern, an. Das nennt sich dann 60s wiring.

Die Lautstärkepotis sind in beiden Fällen umgekehrt angeordnet wie beim Jazz Bass. Andernfalls würde sich nämlich die dämpfende Wirkung des Lautstärkepotis beim Zurückdrehen noch stärker bemerkbar machen. Vergessen wir nicht: Ein Teil des Widerstandswerts liegt beim Zurückdrehen in Serie zum Tonabnehmer und damit mitten im Schwingkreis, da er weder zur Tonabnehmerkapazität noch zur Kabelkapazität parallel liegt. Eine gewisse Dämpfung der Resonanz ist also zweifellos da, aber diese muss nicht zwangsläufig extrem groß werden. Nehmen wir an, das Poti hat exakt 500 Kiloohm und ist auf exakt 40 % seines Widerstandswerts eingestellt. Dann liegen 300 Kiloohm in Serie zum Tonabnehmer, unabhängig davon, wie das Poti angeschlossen ist. Der restliche Teilwiderstand, in diesem Falle 200 Kiloohm, hat wie der Tonabnehmer und der Verstärker Masseverbindung und liegt somit zu irgendeinem Teil der Schaltung parallel. Soweit gibt es noch keinen Unterschied zwischen "normaler" Verdrahtung und Jazz-Bass-Verdrahtung. Er liegt parallel zu irgendeinem Teil der Schaltung, aber die Frage ist, zu welchem Teil der Schaltung?

Bei "normaler" Verkabelung liegt er zum Verstärker parallel, und dieses Teilwiderstand-Verstärker-Gespann liegt in Serie zum 300-Kiloohm-Teilwiderstand. Der Tonabnehmer "sieht" also einen Lastwiderstand deutlich oberhalb von 300 Kiloohm. Bei Jazz-Bass-Verdrahtung liegen der Eingangswiderstand des Verstärkers und der 300-Kiloohm-Teilwiderstand in Reihe, und dazu liegt der 200-Kiloohm-Teilwiderstand parallel. In diesem Falle "sieht" der Tonabnehmer einen Lastwiderstand, der selbst im günstigsten Fall unterhalb von 200 Kiloohm liegt. Die "normale" Verkabelung ist also in dieser Hinsicht die weitaus bessere, weshalb Gibson auch immer noch an ihr festhält.

Dennoch empfinden es einige Instrumentenhersteller als Schönheitsfehler, dass man zum Abschalten eines Tonabnehmers stets auf den Schalter angewiesen ist. Einige verwenden deshalb trotzdem "falsch herum" angeschlossene Lautstärkepotis (wie beim Jazz Bass). Das Spektrum derartig verdrahtete Instrumente reicht vom Les-Paul-Nachbau über eigenständige Gitarrendesigns asiatischer Hersteller bis hin zu eigenständigen Bassdesigns asiatischer Hersteller.
 
Oho! Ein Glücklicher, der noch auf Examen studiert!

Jura?

na klar Jura - das einzige Fach das für immer beim Examen bleiben wird :(.

@poor but loud: Vielen Dank und echt Wahnsinnsgute Beschreibung - dafür gibts natürlich direkt ne Bewertung!
 

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