Verkauf mir alles - und zwar dreimal. Zum Sinn von FRFR-Gitarrenboxen

W
wary
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
07.10.25
Registriert
30.10.03
Beiträge
5.938
Kekse
24.309
Eines vorab: Viele Wege führen zum Ziel und wer mit seinem Tonex Cab, Fender ToneMaster FR, Line6 Powercab (...) happy ist: Glückwünsch. Natürlich sind das gute Produkte mit einem Anwendungsbereich.

Aber ich finde es wird gerade sehr deutlich, wie die Hersteller mit uns Schleifen drehen.

Am Anfang gab es einen analogen Amp und klassische Gitarren-Speaker. Abseits von professionelle Acts wurden häufig Cabs auch noch als Backline geteilt, nicht selten spielten man ohnehin, was da war.

Mit dem digitalen Modelling war es irgendwann möglich, eine Vielzahl von Amps zu simulieren. Weil aber auch der Speaker einen erheblichen Einfluss auf den Sound hatte, wurde der gleich mitsimuliert. Gefühlt waren die Speaker-Simulationen nicht viel mehr als EQ... Das Ampmodelling wurde besser und besser (und irgendwann kam noch Profiling hinzu), die Speaker-Models wurden m.E. erst mit dem Aufkommen von Impulse-Responses wirklich brauchbar.

Das waren dann aber komplette Abbilder aus Speaker, Mikrofon, Raumanteil und Preamp. Gleichermaßen verhalten sich die Speakerprofiles. Damit konnte man dann hervorragend recorden und live dem Mischer ein "fertiges" Signal geben. Die Anreise war dann mit Gitarre und einem Handtaschengroßen Modeller und Gitarre möglich, wenn ausreichendes Monitoring vorhanden war.

Was man über die Monitore hörte, entsprach klanglich wesentlich dem, was auch das Publikum hörte. Soweit so sinnvoll. Man könnte meinen, man hätte damit technisch den Idealfall erreicht.

Aber man wäre ja nicht Gitarrist, wenn man nicht irgendwas zu meckern hätte. Das fertige Signal fühlt sich nicht an wie der gewohnte Amp.

Man könnte ja - wenn man das will - einfach eine Gitarrenbox nehmen und die Speakersimulation für dieses Signalpfad auslassen. (Viele Modeller können das, ansonsten kauft man halt für den FOH-Sound noch nen günstigen IR-Loader). Dann ist man halt auf die Gitarrenbox festgelegt und man hört nicht dass, was an FOH geht. Weniger Kontrolle, bei gut eingestellten Presets und einem fähigen Mixer aber auch kein Problem.

Aber das wäre ja zu praktikabel. Stattdessen also eine "spezielle" FRFR-Box für Gitarristen, die gerne einen Hochtöner enthält, obgleich doch keine der simulierten Gitarrenboxen einen Hochtöner drin hat. Das führt dann wieder zu Laufzeitunterschieden, denen man mit Koxiallautsprechern o.Ä. begegnet. Und überhaupt, ist so ein Hochtöner für Gitarristen eher ungewohnt.

Und wofür? Am Ende macht die FRFR doch wieder nur das Signal aus Amp, Cabinet, Raum und Mikrofon laut. Also gerade kein "amp in a room", weil schon das Ausgangssignal kein Amp in the room ist. Wenn es also "ampiger" als über einen guten PA-Monitor klingen soll, dann geht das nur dadurch, dass die FRFR eben garnicht so FRFR ist. Sonden eben deutliche akustische Abweichungen mit sich bringt.

Oder man überspringt dir IR/Cab-Profile und nimmt wie den Kemper Cone einen Speaker, der mittels Imprints verschiedene Gitarrenspeaker simuliert (also dann ohne Mikrofon, Raum etc). Hat sich aber offensichtlich auch nicht so zwingend durchgesetzt. Vielleicht, weil am Ende die für das Spielgefühl charakteristischen Unterschiede zwischen Gitarren-Speakern auch gerade auf mechanische Unterschiede zurückzuführen sind und man eben doch nicht wirklich mit einem Speaker das Ansprech-Verhalten eines Greenbacks, eines EV12L und eines Jensen P12N wirklich nachbilden kann, sondern am Ende auch nur den Sound halbwegs in die Richtung biegen?

Und so drehen wir uns im Kreis und kaufen Lösungen für Probleme, die vielleicht nie welche waren.

Liege ich falsch, bei dem Eindruck, dass FRFR-Gitarrenspeaker eigentlich weder Fisch noch Fleisch sind? Sie können mit IR/Profiles weder wirklich wie Amp und Box klingen noch können sie wirklich FRFR sein, weil sie sonst keinen klanglichen/gefühlten Mehrwert gegenüber PA-Speakern liefern.

Also bestenfalls beruhen sie auf gut designten akustischen Unzulänglichkeiten, die einen näher an das Amp-Gefühl bringen. Oder sie sind einfach im Wesentlichen die nächste Marketing-Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Am Ende schafft man sich damit offenkundig wieder eine Menge technischer Probleme in der Abstimmung ins Haus...
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Interessant
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Wie willst du Opas hässliche Röhrenamps mit deinem geilen Handy verbinden ? Die Generation Hirnprothese als Zielgruppe will doch eher was mit Apps und Abos zum rumdaddeln.
 
  • Gefällt mir
  • Haha
Reaktionen: 2 Benutzer
Warum machen wir hier im Forum die Schleifen selbst auch und diskutieren das Problem Modeller plus FRFR-Boxen vs Röhrenamp plus Box in the Room Sound so oft. Und warum machen wir das für jeden x-beliebige Modeller-FRFR-Boxenkombination und jede Amptyp immer wieder.

Da werden sich die beiden Fraktionen nicht einig darüber. Der eine sagt, daß kann nicht, der andere sagt aber sicher. Das brauchen wir hier nicht tausendfach aufwärmen.

Und wieder so Einer der den Unterschied zwischen PA-Box und FRFR-Box nicht begriffen hat. Der einzige Unterschied ist der Aufkleber.

Und sage jetzt keiner ... aber die Headrush FRFR ist aber für Gitarre optimiert und klingt anders als die nahezu baugleiche ALTO ... klar, deswegen klingt die ja auch im Vergleich zu einer PA-Box so anders. Da wurde der Frequenzgang für die Gitarre etwas verbogen und damit ist sie eigentlich auch keine FRFR-Box mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Als ich wieder anfing, Stoner zu machen, kam nur der Kemper (unser anderer Gitarrist spielt 'n Helix) in Frage, weil er einfach gut klingt und keine Tonne wiegt.
Bei den ersten Gigs spielten wir nur über Floormonitore und PA. Das kann man machen, ist aber trotzdem irgendwie merkwürdig, weil von hinten nix kommt.
Ich hab dann überlegt, wie man das ändern könnte. So kam ich auf die Idee, eine Billo-HB-Endstufe in ein Headshell einzubauen und dieses immer zu Gigs mitzunehmen (wiegt next to nothing). Also Headshell und Endstufe gekauft, Frontplate ebenso. Dann habe ich die Kabel der Regler der Endstufe verlängert und in die Frontplate eingebaut, auch mit Vintage Potknöpfen versehen.
In der Regel stehen bei Gigs mindestens 2 4x12" Boxen rum (hat man vorher natürlich gecheckt). Da kommt dann mein "Amp" drauf, ich hab fetten Sound von hinten, alle sind happy.
Ich hab ihn "Valley Forge 72" getauft, ist noch nicht ganz fertig (Logo und Beschriftungen fehlen noch), war aber schon oft mit mir on stage.
Valley Forge.JPG
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Glücklicherweise entscheidet ja jeder selbst, von welcher Sau er sich durchs Dorf treiben lässt.

Ich mag das Gefühl, das mir eine 4x12 mit einem potenten Röhren-Top bietet. Nützt mir das zuhause in der Etagenwohnung beim (möglicherweise nächtlichen) Üben? Möchte ich das Halfstack zur wöchentlichen Probe oder zu gelegentlichen Sessions schleppen? Oder bringt mir das etwas beim nächsten Kneipengig (Stichworte: "Bin ich zu laut genug?" oder "This one goes to eleven!")?

Gut, wenn ich eine Wahl habe und entweder nur den schlanken Treter und die Gitarre mitbringen kann oder maximal eine aktive Monitorbox mitnehmen muss, die auch noch klingt, wenn sie nur halb aufgedreht ist.

Und zuhause schließe ich falls nötig den Kopfhörer an und lasse meine Familie und Nachbarn schlafen, wenn mich nachts die Muse küsst.

Es gibt soviel echt gutes Zeug heute. Das Einzige, was wir beklagen können, ist, dass wir von der Auswahl überfordert sind.

Jede Mode muss man nicht mitmachen. Bis vor Kurzem war ich noch mit einem PODxt zufrieden, bis mich der Wunsch nach etwas Neuem (Generation Helix) überkam. Und damit klingt sogar der Bass richtig gut (über 15er PA Aktivmonitor mit nominell bis zu 2500W).
 
Die Generation Hirnprothese als Zielgruppe will doch eher was mit Apps und Abos zum rumdaddeln.
Die Generation Hirnprothese hat in der Mehrheit dafür genug Kenntnis von Netiquette, dass sie Leute nicht einfach aufgrund anderer Ansichten als hirnamputiert beschimpfen. Und das gerade bei einem so subjektiven Thema, wo erlaubt ist, was gefällt. Als ob es den einen Sound gäbe, den alle exakt erreichen müssten. Und jetzt spiele ich eine Runde an einem iPad mit iRig und einen Ampsimulation und habe Spaß dabei, und du kannst nichts dagegen tun ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Für mich ist die Frage: Will ich Technik oder "meinen" Sound?

Diese Frage kann man in viele Einzelfragen zerlegen: Wird ein Sound besser, wenn man immer mehr Technik aufrüstet? Ist ein Sound besser, wenn er sich nach einer Vorlage anhört? ...

Ich habe einen Sound oder genauer ein Lick in einem Sound im Kopf und schaue/höre, was ich mit meinen Gitarren und Combos erreiche - alles immer noch analog. Ich bin bisher noch nie auf der Strecke geblieben (hab ja auch ca. 15 E-Gitarren, darunter die Hälfte "Hauptgitarren", und ca. 20 Combos). Ich möchte sogar behaupten, dass ich wahrscheinlich mit 3 Gitarren und 3 Combos die Sounds, die ich suche/will ausreichend befriedigend hinkriege.

Publikum kriegt eh die Details nicht mit, die ich höre (Unterschiede im direkten Vergleich hört es zwar, kann aber nicht eindeutig sagen, was "besser" ist und sieht keine nachteiligen Unterschiede zu "bekannten" Vorlagen). Das gilt für ca. 98 oder mehr % der Bevölkerung: Sie achten gar nicht drauf oder es ist ihnen egal. Lediglich ein paar Musikerkollegen können Sounds fundiert kommentieren.

Für mich sind neue Geräte nur insoweit interessant, als damit gänzlich neue Sounds erzeugt werden können, und das ist schwer, weil es einfach schon so viele Sounds gibt und ich in meinem Alter auch schon immens viele Sounds gehört habe.

Ich muss NUR meinen Geschmack erfüllen und bin schon gar nicht im Wettbewerb zu irgend etwas oder irgend wem. Aber es ist schön, dass es genügend Musiker gibt, die den Sound-Erkenntnissen von morgen nachlaufen, weil die Hersteller dann immer eine ausreichend große Käuferschicht haben - das ist gar nicht böse gemeint.

Sorry, aber mir verkauft inzwischen niemand mehr irgend einen Hype oder etwas, mit dem ich nicht besser dran bin als mit dem Equipment, das ich habe (zugegebenermaßen schon sehr ordentlich), zu erzeugen ist.

Selbst von der Synth-Seite her (ich bin ja in erster Linie Keyboarder) hat mich nichts noch so leistungsfähiges Neues vom Hocker gehauen. Noch 1000 Wellenformen mehr? Was höre ich denn davon Neues? Ich staple einfach drei meiner Maschinen und hab irgendwas mit 40 Oszillatoren zur Klangerzeugung. Da blicke selbst ich nicht mehr durch und bin froh, dass ich die Geräte, die ich habe, bedienen kann, was schon geistiger overkill ist. Die meisten tollen Sounds kriege ich eh durch try and error.

Neu ist (automatisch) besser ist jedenfalls absolut nicht meine Devise.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Früher haben wir uns geschämt, wenn unser Amp unter 50 Watt hatte und keine Röhren. Heutzutage ist alles möglich.

In 40 Jahren habe ich soviel unnützes Zeug gekauft. da kam es auf die digitalen, für mich: Zwischenlösungen, auch nicht mehr an.

Bin wieder Purist geworden...

Jeder soll nach seiner Fasson selig werden! Und ja, die Industrie hat uns immer wieder neue Dinge "geschenkt", egal ob notwendig oder nicht...

Viele Grüße

Ray
 

Ähnliche Themen

ChasmofmySoul
Antworten
27
Aufrufe
6K
ChasmofmySoul
ChasmofmySoul
SixStringAddict
Antworten
23
Aufrufe
7K
DirkS
DirkS
Basti[NESAIA]
Antworten
27
Aufrufe
5K
elkulk
elkulk
DrScythe
Antworten
4
Aufrufe
5K
TomsRockHouse
TomsRockHouse

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben