Vierklänge Quintenzirkel abwärts

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Moin,

ich stehe gerade irgendwie auf dem Schlauch.
Die Aufwärtsbewegungen im Quintenzirkel sind ja einleuchtend. Anhand der Modi hat man auch die Akkordgeschlechter und -funktionen parat, wie sieht das aber bei der Gegenbewegung aus? Nach dem ersten Fall auf IVmaj7 kommen b7, b3, b6 und b2, die nicht diatonisch sind. Wie bildet man darauf naheliegene Akkorde und was für Funktionen haben/hätten die? Am "Besten" klingen da maj7s, wäre ja auch ein passender Spiegel zu den m7 auf der "anderen Seite". Aber was macht man damit?
 
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Ich verstehe Deine Frage so:

Für die Dur-Tonika C im Quintenzirkel auf 12 Uhr fragst Du nach dem Tonartbezug der nichtdiatonischen Akkorde Bb7, Ebj7, Abj7, Dbj7, F#m7b5 (linksherum im Zirkel):

bVII7, bIIIj7, bVIj7 sind MI-Akkorde aus dem gleichnamigen Moll, bIIj7 der verselbständigte Neapolitaner, und #IVm7/b5 fällt unter "Sonstiges" :D - schau mal hier.

Aber zu Deiner wichtigsten Frage - was macht man damit? : man reharmonisiert und bildet alternative Kadenzen zur harmonischen Variation. Dazu muss man wissen, dass Bb7, Ebj7, Abj7, Dbj7 in C-Dur Subdominantfunktion haben.
 
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Witzig ist doch, dass man zumeist den Quintfall verwendet (wenn es Dominantfunktionen sind) von daher ist das eher der Normalfall. Also Quinte abwärts statt Quarte aufwärts. Die Quinte aufwärts nutzt man eher in der Popmusik ohne schräge Alterationen.

Harmonisch oder melodisch Moll
Am7 Dm7 G7 Cj7 Fj7 Bm7b5 Esus4 E7


Oder Dorisch
Dm7 G7 Cj7 Fj7 Bm7b5 E7 Am A7

Hier sind die Modis / Funktionen leicht zu bestimmen.

Jeder der Akkorde kann zu einer (Zwischen-)Dominante werden.

Ich hoffe du kennst dich ein wenig mit der Notation von Jazz-Akkorden aus.

Äolisch-Dominant:
Am7 Dm7 ==> A(7)b13 Dm7 (b13 optional)

Dorisch-Dominant (mixolydisch)
Dm7 G7 ==> D7 G7

Dominante (mixolydisch)
G7 Cj7 bleibt wie es ist

Ionisch-Dominant
Cj7 Fj7 ==> C7 Fj7

Lydisch-Dominant
Fj7 Bm7b5 ==> Fj(7)#11 Bm7b5
weiß aber nicht, ob das überhaupt gebraucht wird. Lydisch Dominant kenne ich nur von Blues, R'n'R etc.

Locrisch-Dominant
Bm7b5 Em (E7) ==> B7(9b) E7

Phrygisch-Dominant
Em7 Am7 ==> E(7)9b Am

Beim melodischen und harmonischen Moll kommen noch einige andere Optionen hinzu.
Hier findest du so was wie
E9b Amj7
Die große Septime G# vom Amj7 hängt dem Am noch von der Durterz (G#) des E7-Akkord an. (mel. o. harm. Moll)

Die ganzen Optionen ergeben sich zumeist aus markanten Intervallen des ursprünglichen Modus bzw. der ursprünglichen Molltonart (nat. harm. mel.)

A13b hat eine große Sexte aber keine kleine None also Äolisch-Dominant.
E9b hat eine kleine Sekunde (bzw. None) also Phrygisch-Dominant
F11# hat eine übermäßige Quarte also Lydisch-Dominant

G13 D13 und C13 sind alle rein mixolydisch. Hier sind die Nachbarn entschiedent.

Alles sehr verkürzt und extrem grob vereinfacht anhand der C-Dur und Am-Tonleiter dargestellt. (Fehler nicht ausgeschlossen)

Viele mögliche Optionen (mj7, 9b, 11#, 13b) lassen sich von dem ursprünglichen Modus ableiten. Also ist die Frage, wie der Ausschnitt klingen soll, um eine mögliche Entscheidung zu treffen. (mehr wie seichter modaler Jazz, mehr nach Blues, mehr nach slawischen / spanischen / orientalischen Moll oder sonst wie)

Aber man muss (vor allem beim Jazz, Blues und lateinamerikanische Stilen) immer damit rechnen, das zwischendrin der Modus der diatonischen Tonart (nur eine Tonart mit ein paar Zwischendominanten) unvermittelt ändert, so dass auf einmal Optionen bzw. Alterationen auftauchen, die nicht ins klassische Schema passen. (modal interchange oder irgendwelche chromatische Bewegungen)

Die meisten Optionen komponiert man aber nicht, sondern man bedient sich aus einer Fülle an Akkordprogressionen (Klischees), die man bei vorgegebenen Geläufigkeitsübungen am Instrument gelernt hat. (Jazz-Etüden, Jazz-Realbook, Bossa-Nova-Stücke, Blueslicks etc.) Was einem gefallen hat, verwendet man.

Sollte ich mich grob vertan haben (oder ich den TE missverstanden haben), korrigiert oder ergänzt mich ruhig. Ich lerne selbst gerne noch dazu.
 
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Auf deine Frage gibt es keine eindeutige Antwort.

Wenn du den Quintfall über den diatonschen Bereich hinaus machst, verlierst du schnell den Bezug zum Grundton C. Möglichkeiten wären dabei z.B. eine Dominantkette (Bb7-Eb7-Ab7-Db7-...) oder II-V-Verbindungen (Bbm7-Eb7-Abm7-Db7-...) mit anschließender Auflösung oder deine Variante mit aufeinanderfolgenden maj7-Akkorden bei der du die Funktionsharmonik verlässt, weil es kein Spannungsverhältnis gibt.

Wenn du den Grundtonbezug zu C beibehältst, indem du immer wieder zu einem Akkord mit C als Grundton zurückkehrst, passiert folgendes: Du startest bei C-ionisch nimmst dann statt der j7 die b7, erhältst also C-mixolydisch. Wenn du weiterhin b3 statt 3 nimmst, erhältst du C-dorisch und auf ähnliche Art und Weise C-äolisch, C-phrygisch (und der Vollständigkeit halber schließlich C-lokrisch... hier wirst du aber C schwerlich als Grundton beibehalten können). Die Fortschreitung geht von den "helleren" Modi zu den "dunkleren". Die Akkorde der jeweiligen Modi auf den neu hinzukommenden Stufen wären Bbmaj7 (mixolydisch), Ebmaj7 (dorisch), Abmaj7 (äolisch) und Dbmaj7 (phrygisch). Im Sinne des Modal Interchange kannst du diese und weitere Akkorde aus den Modi auch einfach als Austauschakkorde zur harmonischen Anreicherung verwenden. Das alles führt aber weg von deinem Ursprungsplan, den Quintfall einfach zu verlängern.
 
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