Viertel auf Offbeats/Synkopen notieren?

Toxxi
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Wieder mal eine Frage zur Notation. Ich bin in letzter Zeit immer wieder auf Notationen gestoßen, bei denen eine Viertelnote in einem 4/4-Takt auf einem Offbeat notiert ist. Hier ein Beispiel:

Beispiel 1a:

viertel offbeat 1a.jpg

Im ersten Takt steht eine Viertel auf 2+, im zweiten auf 3+. Am Anfang bin ich da ziemlich drüber gestolptert und musste mehrmals hinschauen. Mittlerweile erkenne ich diese Figuren beim Lesen, empfinde sie aber als immer noch als unübersichtlich und eine Art von schlechtem Stil.

Ich selbst würde das eher mit Achteln und Haltebögen notieren, das finde ich eingänger und intuitiver:

Beispiel 1b:

viertel offbeat 1b.jpg

Ich habe in bisschen im internet recherchiert, aber keine so wirklich Aussage gefunden, ob die Notation in Beispiel 1 erlaubt ist. Im 4/4-Takt mag das ja noch gehen, aber in längeren Takten verliert man doch irgendwie die Übersicht.

Und eine konkretes Beispiel habe ich noch aus meinem eigenen Spiel. Eine Viertel auf 4+ geht natürlich gar nicht (weil der Takt zu Ende ist), da muss zwangsläufig ein Haltebogen hin:

Beispiel 2:

viertel offbeat 2.jpg

Daran gemessen scheint mir die Notation in Beispiel 1a mindestens unglücklich, wenn sogar nicht statthaft.

Was sagen denn erfahrenere Musiker dazu?
 
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Die Notation aus Beispiel 1a ist nicht nur nicht verboten und damit "statthaft", sie ist sogar die bessere - wobei zugegebenermaßen eine gewisse Eingewöhnungszeit und Noten-Lese-Erfahrung nötig ist.
Der Grund ist ganz einfach: Im Beispiel 1b sind viel mehr Notenköpfe vorhanden, die Augen müssen also mehr Informationen verarbeiten. Bei nur zwei Takten mag das noch wenig relevant sein und keinen nennenswerten Unterschied ausmachen, aber gerade wenn diese Viertel-Synkopen sich über noch mehr Takte erstrecken, wird es den erfahrenen Notenleser mehr behindern, wenn es mehr Notenköpfe gibt um dasselbe auszudrücken. Er wird die Notation wie in Beispiel 1a über kurz oder lang als flüssiger empfinden.
Mache mal die Probe und notiere den "One Note Samba" auf beide Arten, ich denke, dann wird mein Argument deutlich.

Am besten ist die ´sparsamste´ Notationsweise, die aber alles präzise ausdrücken muss, z.B. muss der Beat immer ausreichend gut erkennbar sein.
In dem Sinne wäre der erste Takt der Beispiele 1a und 1b ein Grenzfall, weil in 1b durch die 8-tel-Überbindung auf die 3 der 3. Schlag genau zu erkennen ist und in 1a nicht so genau (dazu gibt es in der Tat eine Regel wonach die 8-tel-Überbindung auf die "3" vorzuziehen ist).
Aber 1a ist immer noch nicht wirklich unübersichtlich und der Rhythmus ist insgesamt gut zu erfassen (für mich jedenfalls), und damit kann es auch so notiert werden.
Im übrigen würde das weder als Ordnungswidrigkeit noch gar als zu bestrafende Tat geahndet ;).
 
Man kann sich in der Taktmitte eines 4/4-Taktes einen unsichtbaren Taktstrich vorstellen, den nur halbe oder ganze Noten überschreiten dürfen.
Man erhält dann exakt 8 rhythmische Grundmuster, mit denen mehr oder weniger alles, was nicht triolisch ist, in Noten dargestellt werden kann. Wenn man diese 8 Grundmuster verinnerlicht hat, erfaßt man rhythmisch das allermeiste sehr schnell, vor allem auch deshalb, weil sich die Zählzeit 3 so immer schnell erkennen läßt.

Diese 8 Grundmuster habe ich hie mal aufgeschrieben:

rhyth-konv-jpg.356256


Ausnahmen sind Clave oder Offbeat.

Richtig wäre das Beispiel 1a so:
upload_2021-1-8_23-41-0.png


Im übrigen würde das weder als Ordnungswidrigkeit noch gar als zu bestrafende Tat geahndet ;).
Da sich der Delinquent im ersten Takt von Beispiel 1a nicht daran gehalten hat, wird er verurteilt zum Tonleiterüben über 4 Oktaven nicht unter 4 Vorzeichen in 16tel bei Tempo ♩=150 oder wahlweise in ganzen Noten bei Tempo ♩=30.


















:evil:
Viele Grüße,
McCoy
 

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@LoboMix - nee, echt jetzt? :weird: Was ist mit diesem Beispiel, das ich so spiele:

Beispiel 3 - oben mit möglichst wenig Noten, unten mit Haltebögen:

achtel offbeat 2.jpg

Beim Spielen ist das ja Wurst, ich spiele das einfach so und gut. :) Aber ich wollte mir ausgedachte Sachen endlich mal notieren, um sie nicht zu vergessen. Únd da stolpere ich immer wieder über solche Fragen. Okay, McCoy scheint das beantwortet zu haben - die untere Variante ist vorzuziehen, weil sonst eine Note die Taktmitte überstreichen würde.

Aber was wäre, wenn der Haltebogen woanders stünde, so wie hier (theoretich ausgedacht):

Beispiel 4:

achtel offbeat 3.jpg

Die obere Variante verstößt nicht gegen die Regel, dass die Takmitte nicht überschritten werden darf. Trotzdem fände ich es ziemlich bescheuert, die 16tel-Gruppen auseinanderzureißen.

Mache mal die Probe und notiere den "One Note Samba" auf beide Arten, ich denke, dann wird mein Argument deutlich.
Das sagt mir so gar nichts. Ich habe im Interet gesucht, hier:

https://www.sheetmusicdirect.com/de-DE/se/ID_No/14131/Product.aspx

Da werden offenbar beide Arten der Notation gemischt... Okay, damit hält man sich an das, was McCoy schreibt (Taktmitte):

@McCoy - dieses Bild hatte ich schon beim Suchen in den Tiefen des Formus gefunden. :great: Die rechte Spalte ist mir sehr geläufig, kann ich quasi vom Blat spielen. Die mittlere ist mir neu, aber irgendwie logisch. Ich finde das nur nicht übersichtlich, weil Viertel keine Balken haben. Dagegen verstößt der erste Takt in Beispiel 1a, aber den hast du schon korrigiert. Das gefällt mir schon besser.

Okay, du findest Beispiel 1a noch nicht unübersichtlich. Wie ist das bei längeren Taktmaßen? 5/4, 6/4 ? Irgendwann ist das doch nicht mehr intuitiv erfassbar... Und bei 6/8-, 9/8- oder 12/8-Takt? Sollte da nicht das Taktmaß (also die Dreiergruppen) noch irgendwie erkennbar sein, auch bei Offbeats?

Bei einem 5/4- oder 9/8-Takt gäbe es ja auch gar keine Taktmitte... :tongue:
 
@LoboMix - nee, echt jetzt? :weird: Was ist mit diesem Beispiel, das ich so spiele:
Miene Aussagen aus Post #2 beziehen sich ausdrücklich auf die Beispiele 1a und 1b aus Post #1. Die neuen Beispiele 3 und 4 aus deinem letzten Post sind anders gelagert, da es um deutlich kleinere Notenwerte geht, die per se schnell unübersichtlich sind. Da würde auch dringend empfehlen, sie so zu notieren, dass die Taktschläge immer gut zu lokalisieren sind.

Bei einem 5/4- oder 9/8-Takt gäbe es ja auch gar keine Taktmitte... :tongue:
Diese Takte können zwar nicht in der Mitte aufgeteilt werden, aber sie haben selbstverständlich eine Aufteilung.
5-er-Takte haben entweder die Aufteilung 2+3 oder 3+2. Die 8-tel-Takte gruppieren sich notationsmäßig immer an der übergeordneten Einheit der punktierten Viertel. Der 9/8-tel Takt ist also in drei mal drei 8-tel-Gruppen unterteilt (Betonung beim Zählen 1 2 3 4 5 6 7 8 9). Das sollte bei der Notierung dann auch wenn möglich nachvollziehbar erkennbar bleiben.
 
Die obere Variante verstößt nicht gegen die Regel, dass die Takmitte nicht überschritten werden darf. Trotzdem fände ich es ziemlich bescheuert, die 16tel-Gruppen auseinanderzureißen.
Zu Beispiel 4: Bei Sechzehntel/Achtelgruppen ist dieser unsichtbare Taktstrich im Grunde nach jeder Viertel vorzustellen. Man sieht schön im unteren Beispiel, wie die Viertel im Takt erkennbar sind. Der Anfang eines jeden Balkens sind Zählzeit 1, 2, 3 oder 4. Die Balken zeigen den Beat. Das gilt dann entsprechend für 6/8, 9/8 und 12/8.

One Note Samba.
Das sagt mir so gar nichts.
Bildungslücke. :D Nach dem Komponisten ist immerhin der Flughafen von Rio de Janeiro benannt.

Gitarristen hören sich aber lieber diese Verion an:


Das wichtige ist eben, daß man sich diese 8 Grundmuster einprägt. Damit wird so etwas wie der One Note Samba sofort spielbar.

Bei einem 5/4- oder 9/8-Takt gäbe es ja auch gar keine Taktmitte... :tongue:
Deswegen schrieb ich ja: 4/4-Takt. Ein 6/4 wird behandelt wie 2x 3/4. Der 5/4 je nach Unterteilung (3+2 oder 2+3).

Viele Grüße,
McCoy
 
Beispiel 3 - oben mit möglichst wenig Noten, unten mit Haltebögen:



[...]

Beispiel 4:


Wenn mir die Versionen ohne Haltebögen in Noten begegnen würden, dann würde ich fluchen und hätte das Gefühl, dass mir jemand mit Absicht das Lesen/Leben schwer machen will.

Allgemein erwarte ich eine Gruppierung, die es mir ermöglicht, aus dem Notenbild den Beat zu erkennen. Das wird sehr erleichtert, wenn Noten in einem Raster beginnen, dass ihrer eigenen Länge entspricht. Davon gibt es idiomatische Ausnahmen, die aber trotzdem Ausnahmen sind. (Beispiel: Kurz-Lang-Kurz, etwa 1/16-1/8-1/16.)
 
Danke für die ganzen Anmerkungen. :)

5/4 und 6/4 - okay, eine Viertelnote darf nicht die gedachte Teilungslinie überschreiten.

Bei den 8tel Takten (6/8, 9/8, 12/8) - eine halbe Note wäre ja länger als eine Dreiergruppe, aber auch nicht so lang wie zwei Dreiergruppen. Ist das erlaubt? Im 3/4-Takt ja, im 6/8 nicht? Eine punktierte halbe sind 2 Dreiergruppen, sollte also erlaubt sein. Ich habe es zu Illustration aufgemalt:

Beispiel 5:

34-68 halbe.jpg

Ist das so korrekt notiert?

Und dann noch eine Frage zu einem konkreten Stück von mir.

Beispiel 6:

punktierung auf 2.jpg

Im 3. Takt die punktierte Viertal auf 2. Sie steht zwar nicht auf einem Offbeat, dürfte da aber nicht so notiert werden, weil sie über die Taktmitte hinweggeht, was nur halbe und ganz Noten dürfen. Richtig?
 
Ist das so korrekt notiert?
Absolut korrekt, im Beispiel 5 sind beide Tatarten von der Notation her gut zu erkennen (man wüsste die Taktart sogar, wenn die Taktangabe am Anfang der Zeile fehlen würde).

Im 3. Takt die punktierte Viertal auf 2. Sie steht zwar nicht auf einem Offbeat, dürfte da aber nicht so notiert werden, weil sie über die Taktmitte hinweg geht, was nur halbe und ganz Noten dürfen. Richtig?
Im ´bürokratischen´ Sinne könnte man fordern, dass an dieser Stelle eine angebundene 8-tel auf der 3 zu notieren sei. Aber Musiker sind keine Finanzbeamte (meistens jedenfalls), und es geht auch stets um den Kontext.
Die Phrase ist rhythmisch nicht verwirrend oder gar überkomplex. So wie du es notiert hast, kann es sicher jeder, der Noten lesen kann, problemlos nachspielen. Ich sehe da keine Notwendigkeit, es im ´bürokratischen´ Sinne präziser zu notieren. Ich kann das flüssig lesen.
Sinnvoll ist auf jeden Fall, die Stelle immer gleich zu notieren, wenn sie sich im Stück wiederholt, denn denselben Rhythmus jeweils anders zu notieren würde nur unnötig verwirren.

Wenn es aber so richtig komplex wird, sollte bzw. muss man sich aber den Kopf wirklich zerbrechen, wie die Rhythmen optimal notiert werden. Hier ein zugegebenermaßen recht extremes Beispiel:
 
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Aber ich wollte mir ausgedachte Sachen endlich mal notieren, um sie nicht zu vergessen.
Wenn es nur für dich selbst ist, nicht an andere (z.B. Bandmitglieder) weitergegeben werden soll, würde ich es an deiner Stelle so notieren, dass du sofort siehst, um was es sich handelt, ohne groß nach "erlaubt" oder "nicht erlaubt" zu fragen. Wenn es weitergegeben werden soll, sieht die Sache natürlich anders aus ...
 
Am übersichtlichsten wird es, wenn man (im 4/4-Takt) vier Achtelnoten unter einem Balken zusammenfasst. Der Balken darf die Taktmitte wiederum nicht überschreiten. Außerdem kann man sich überlegen, ob die erste Note anstelle einer Achtel mit Achtelpause nicht besser als Viertelnote mit Staccatopunkt geschrieben wird.

Das sähe dann so aus:

upload_2021-1-9_13-45-43.png

Ausnahmen bestätigen die Regel. Bei Franz Liszt gehen sogar manchmal Balken über den Taktstrich(!) hinaus. Aber das muß dann musikalische Gründe haben.

Das sind die üblichen Notationskonventionen, die in der Regel von allen namhaften Verlagen und Notensetzern eingehalten werden. Bei mir landen Noten, die aus Unwissenheit nicht nach diesen Konventionen gesetzt wurden, direkt im Altpapier. Unter gar keinen Umständen landet so etwas auf dem Notenpult meiner Schüler. Ich habe leider sogar schon Lehrwerke gesehen, die davon abweichen. Aber bei solchen Werken merkt man schon beim ersten Durchsehen, daß die pädagogische Qualität genauso zu wünschen übrig läßt wie das Notenbild.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Am übersichtlichsten wird es, wenn man (im 4/4-Takt) vier Achtelnoten unter einem Balken zusammenfasst.
Auf jeden Fall.
Neben dem ordnenden Sinn der Notationsregeln, die die gute Erkennbarkeit der rhytmischen Strukturen sicher stellen sollen (und die man nicht hoch genug schätzen kann für die Musikausübung), hat das Notenbild auch einen starken suggestiven Anteil.

Zum Beispiel würde ich in der Fassung mit nicht mehr als zwei Achteln unter einem Balken (Beispiel 6 aus Post #8) mich spontan angeregt fühlen, ein langsameres Tempo zu wählen als in der mehr zusammenfassenden Notation im Beispiel aus Post #11 von @McCoy.
Daher gehört zur Wahl der idealen Notation auch, den Kontext zu beachten.
 
Die Wahl der Balkenunterteilung ist auch instrumentenabhängig. Bei Gesangsnoten wird z.B. üblicherweise nach Textsilben unterteilt:

upload_2021-1-9_15-41-45.png


Viele Grüße,
McCoy
 
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@lil : Im Moment nur für mich. Spätere Weitergabe ist aber nicht ausgeschlossen, deshalb möchte ich es gleich ordentlich machen. Mein Tagebuch soll keine Rechtschreibfehler enthalten.

Am übersichtlichsten wird es, wenn man (im 4/4-Takt) vier Achtelnoten unter einem Balken zusammenfasst.
Darüber hatte ich nachgedacht, war aber unsicher. Ich hatte sogar nachgelesen in "J. Gedan - Notenschrift". Da steht was über Verbalkung, aber nur über 16tel, 32tel und noch deutlich kürzere Werte. Achtel waren dem wohl zu trivial...

Außerdem kann man sich überlegen, ob die erste Note anstelle einer Achtel mit Achtelpause nicht besser als Viertelnote mit Staccatopunkt geschrieben wird.
Gute Idee! :) So wie du es notiert hast, finde ich es optisch auch gefälliger.

Taktverbindende Balken gibts übrigens auch bei Chopin.

Zum Beispiel würde ich in der Fassung mit nicht mehr als zwei Achteln unter einem Balken (Beispiel 6 aus Post #8) mich spontan angeregt fühlen, ein langsameres Tempo zu wählen als in der mehr zusammenfassenden Notation im Beispiel aus Post #11 von @McCoy.
Daher gehört zur Wahl der idealen Notation auch, den Kontext zu beachten.
Ich habe es nie wirklich ausgezählt, aber es dürften so um die 110 bis 120 bpm sein. Was hätte dir dein Gefühl gesagt?

Im Rockbereich habe ich diese Verbalkung von 4 Achteln nicht so oft gesehen. Aber vielleicht haben die auch alle keine Ahnung von Notation (mich eingeschlossen) und nur die Voreinstellung diverser Setzprogramme genommen.

Oder die Setzprogramm sind auf 16tel-Gruppen ausgelegt. Da verbalkt man ja in Vierergruppen = 1 Viertel.
 
Wieder mal eine Frage zur Notation. Ich bin in letzter Zeit immer wieder auf Notationen gestoßen, bei denen eine Viertelnote in einem 4/4-Takt auf einem Offbeat notiert ist. Hier ein Beispiel:

Beispiel 1a:

Anhang anzeigen 777490

Im ersten Takt steht eine Viertel auf 2+, im zweiten auf 3+. Am Anfang bin ich da ziemlich drüber gestolptert und musste mehrmals hinschauen. Mittlerweile erkenne ich diese Figuren beim Lesen, empfinde sie aber als immer noch als unübersichtlich und eine Art von schlechtem Stil.

Du bist drüber gestolpert, weil es deinen Lesegewohnheiten widerspricht. Ich auch. Keine weltbewegende Sache, wir alle hier wissen, welcher Rhythmus gemeint ist - aber unsere Lesegewohnheiten sind nun mal das Resultat von Regeln, die sich in der Notenschrift etabliert haben: es gibt Notationskonventionen für Rhythmen. So wie du und ich drüber gestolpert sind, werden auch andere Musiker kurz drüber stolpern, denen du die Noten vorlegst.

Ich persönlich rate sehr dazu, die Notationskonventionen einzuhalten. Nicht als Dogma, sondern um an die Gewohnheiten der Mitmusiker anzuknüpfen und um effizientes stolperfreies Proben und Musikmachen zu ermöglichen. Genau aus dem gleichen Grund, warum wir uns in der Sprache i.d.R. um Rechtschreibung bemühen, aber gleichzeitig über die Fehler, die andere Schreiber machen, hinwegsehen. Wenn ein Sender (=der Notenschreiber) verstanden werden will, sollte es sein eigenes Interesse sein, sich an die Standards der Kommunikation zu halten - und gleichzeitig sollte der Empfänger (=der Notenleser) fehlertolerant sein.

Es gibt dazu mehr oder weniger klare Aussagen in Büchern: Albert C.Vinci, "Die Notenschrift", S.50:"Entsprechend müssen Noten oder Pausen, deren Werte das Taktzentrum kreuzen, in zwei Noten mit Haltebogen oder in zwei Pausen gebrochen werden, damit eine optische Identifikation der Taktmitte möglich wird" und Peter Gieger, "Die Kunst des Rhythmus", S.48: "Eine weitere Erleichterung beim Lesen bildet die Darstellung der Taktmitte bei dem so viel angewandten 4/4-Takt. Hier sind wieder schwer lesbare und richtig proportionierte Beispiele gegenübergestellt: [...]". Auch das hier ist lesenswert: http://musictheory.pugetsound.edu/mt21c/CommonRhythmicNotationErrors.html und https://notes.noteflight.com/nfbehindthenotation-beat-clarity/.

Ich habe insofern mit der Situation zu tun, als dass ich Schüler auf Aufnahmeprüfungen an Musikhochschulen vorbereite, worin die Einhaltung der Konventionen geprüft wird. Der Thread hier ist natürlich keine, aber wenn du nach Einschätzungen und klaren Maßstäben fragst, ist bei strenger Auslegung der Takt 1 deines Beispiels 1a falsch und in 1b richtig. Takt 2 in Beispiel 1a ist richtig und kann so bleiben.
 
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Ich persönlich rate sehr dazu, die Notationskonventionen einzuhalten. Nicht als Dogma, sondern um an die Gewohnheiten der Mitmusiker anzuknüpfen und um effizientes stolperfreies Proben und Musikmachen zu ermöglichen. ... und gleichzeitig sollte der Empfänger (=der Notenleser) fehlertolerant sein.
Das ist sehr treffend und schön formuliert!

Das Einhalten der Regeln minimiert auf jeden Fall schon mal die Fehlerquellen, aber ohne eine gewisse Fehlertoleranz auf Seiten der ausführenden Musiker geht es in der Praxis auch nicht, denn eine Eindeutigkeit ist in der Musik nicht immer gegeben, es gibt auch Graubereiche. Hinzu kommt, dass sich manches historisch über die Zeit ändert. So gilt die Aufteilung der Balken/Achtelfähnchen korrespondierend mit den Textsilben für die Zeit des Barock und der Klassik uneingeschränkt, im Pop/Jazz-Bereich habe ich das aber noch nie so gesehen. Dort kenne ich auch bei unterlegtem Text nur die Balkensetzung wie sie für Instrumente gilt.

Wenn man in den Avantgardebereich schaut, sieht es naturgemäß noch ´wüster´ aus. Natürlich gibt es doch auch schon lange Standards, aber die waren in den 80-er Jahren, als ich studierte erstens noch nicht ganz so weit entwickelt, und zweitens gibt es aus unvermeidlichen Gründen immer auch ganz individuelle Besonderheiten bei der Notation, z.B. Geräusche und geräuschhafte Klänge betreffend.
Ich habe seit meinem ersten Studium an der Dortmunder Musikhochschule (die leider nicht mehr existiert), später an der Folkwang-Hochschule in Essen und seitdem immer wieder "Neue Musik" gespielt, da trainiert man zwangsläufig eine gewisse Flexibilität, die ganz allgemein nur vorteilhaft sein kann.
Meine Antworten auf die Fragen des TE waren daher auch stets Praxis-bezogen. So ist der 1. Takt aus Beispiel 1a in der ursprünglichen Fassung für jeden routinierten Spieler problemlos erfassbar und spielbar, obwohl die korrigierte Fassung die ´offiziellere´ und damit auf jeden Fall die richtigere ist.
Die oberen Takte in den Beispielen 3 und 4 sind hingegen vom Bezug zum Taktschlag nicht mehr gut zu erfassen und verstoßen damit nicht nur gegen die Notationsregeln, sondern sind nur schlecht sicher beherrschbar. Das wären üble Stolperfallen.

Ich habe es nie wirklich ausgezählt, aber es dürften so um die 110 bis 120 bpm sein. Was hätte dir dein Gefühl gesagt?
Im Rockbereich habe ich diese Verbalkung von 4 Achteln nicht so oft gesehen.
Das hatte ich nicht quantifiziert, und nachdem ich jetzt deine bpm-Vorstellung kenne, bin ich zu sehr voreingenommen um eine sinnvolle bpm-Zahl zu nennen.
Wobei ich auch gar nicht meine, dass der Tempounterschied allzu groß sein würde. Bei der Fassung mit unterbrochenen Balken würde ich einfach jedem Beat mehr Gewicht geben, also auch den unbetonten Zeiten 2 und 4 als in der zusammengefassten Fassung. Es würde dann irgendwie mehr "rockig" klingen und in der Fassung mit den langen Balken fließender, ´jazziger´, mehr in Richtung Alla Breve.

Vielleicht mag das der Grund sein, dass man im Rockbereich die aufgeteilten Achtelbalken öfter sieht.
Wie gesagt, wirkt das Notenbild auch immer auf eine subtile Weise suggestiv, auch unbewusst.
 
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@LoboMix : Interessant. Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, weil ich entweder nur die Tabs notiert hatte, oder das Gespielte einfach aufgenommen.

Ich habe ein bisschen rumprobiert. Nach alla breve hört sich das nicht an, was ich spiele. Es ist eher so, dass die Schläge auf 1, 2, 3 und 4 betonter sind als die auf den Zwischenzeiten, sofern keine Synkope vorkommt. Insofern würde die Notation mit zwei verbalkten Achteln eher dem entsperchen, was ich spiele. Wobei ich es rein optisch mit vier verbalkten Achteln schöner und übersichtlicher finde.

Sofern aber noch 16tel dazu kommen, können die Balken bei einer Verbalkung 4-4 durchaus auch sehr lang werden. Dazu eine konkrete Frage. Hier ist dreimal das gleiche notiert (5/4-Takt, Teilung 2+3). Wie wäre es denn korrekt? Am besten gefällt mir persönlich der erste Takt:

verbalkung kurze noten.jpg

(Anmerkung - die Viertelnote H auf der 3. Zählzeit spiele ich mit einem Ganztonbending vom A, habe das aber der Übersichtlichkeit halber in diesem Beispiel nicht notiert.)

Und dann noch mal eine Frage. Wäre im 4/4-Takt eine Verbalkung 3-3-2 erlaubt?

verbalkung 3-3-2.jpg

Diese Art Verbalkung würde eher der Rhythmik entsprechen. Schaue ich unten auf die Tabs, dann sehe ich das sofort. Verbalke ich oben entweder 4-4 oder 2-2-2-2, dann ginge die Rhytmik verloren.

Und im 7. Takt - da kommen ein tiefes und ein hohes Fis vor. Die brauchen beide ein Kreuz, richtig? Das erste Kreuz auf der 3. Hilfslinie gilt nicht automatisch zwei Oktaven höher?

Was würden Musiklehrer wie @McCoy und @HaraldS dazu sagen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Im 5/4-Takt finde ich die erste und die dritte Lösung gleichwertig. Die dritte Lösung geht aber nur, wenn der 5/4-Takt in 3-2 aufgeteilt ist (≙ Take Five). Bei 2-3 würde ich die erste Variante vorziehen. Den Haltebogen im zweiten Beispiel unter einem Achtelbalken empfinde ich als unnötig.

Die 3-3-2 im 4/4-Takt ist bei entsprechender Rhythmik üblich (insbesondere im Latin) und entspricht in meiner Aufzeichnung in Post #3 dem Beispiel Clave ganz unten.

Viele Grüße,
McCoy
 
Zuletzt bearbeitet:
Was sagen denn erfahrenere Musiker dazu?
Mir ist diese Schreibweise auch schon gelegentlich begegnet. Und sie führt regelmäßig zu Verwirrungen ;-)

Neben den vielen interessanten Anmerkungen hier ziehe ich Schreibweisen vor, bei denen man auch sieht, wo die Vierteltakte, und damit einhergehend Achtelpausen, liegen. Nach dem Motto: "Ein Blick, alles klar", oder dessen Gegenteil "Wer denkt, verliert" :)

wobei zugegebenermaßen eine gewisse Eingewöhnungszeit und Noten-Lese-Erfahrung nötig ist.
Genau: Das ist auch eine Sache der Gewöhnung.
 

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