[Violinsaiten] E-Saite

suamor
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Ich spiele auf meiner akustischen Geige sehr gerne Darmsaite und habe bis heute keine echte Alternative dazu gefunden. Von Zeit zu Zeit schaue ich Entwicklungen auf dem Saitenmarkt, da immer mal wieder ein neues Produkt erscheint. Ich hatte schon vor längerer Zeit eine Diskussion zu Viola-Saiten angefangen, aufgrund der sehr unterschiedlichen Instrumentgrößen. Dieses Thema ist deutlich komplexer.

Ich hatte früher häufig viele Probleme mit Hornhautrissen. Wenn ich mehr E-Geige spiele, dann ist bisher dieses Problem mir immer mal wieder passiert (ich habe allerdings keine E-Saiten mit Umspinnung auf den Instrumenten)

Durch Zufall bin ich beim Nachbarforum (Geigen-Forum) auf einen Benutzer gestoßen, der sehr viele E-Saiten ausprobiert hat. Dort gab es viele Hinweise darauf, was Hersteller zu ihren Saiten schreiben.

Geschichte: Seit ca. 100 Jahren (Quelle dazu habe ich bisher keine gefunden) gibt es E- (und anderen) Saiten aus Stahl für Streichinstrumente. Dies hat u.a. zu einer Weiterentwicklung der Bögen geführt, da es schwierig war, die höhere Spannung der Saiten mit den deutlich leichteren Bögen (bis zu 15g!) virtuos zu beherrschen. Erst in den letzten Jahren (ca. 10-20 ?) haben die Hersteller begonnen, die typischen Probleme (v.a. Pfeifen der Saite) zu verbessern. Früher wurden Darmsaiten eingesetzt (wie lange es bereits Nylonsaiten gibt, habe ich bisher nicht herausgefunden, für Gitarre sind es aber ca. 70 Jahre).

Ich würde mich freuen, wenn ihr eure Erfahrungen schildern könntet mit E-Saiten. Besonders bei akustischen Instrumenten hört man häufig (tw. abhängig von Aufnahmequalität und Alter der Aufnahme) zwischen A- und E-Saite einen dynamischen (und/oder klanglichen) Bruch. Dies gilt unabhängig vom E-Saiten-Material.

Bei E-Geigen und E-Bratschen (bei letzteren muß man noch die Instrumentengröße berücksichtigen!) gelten mitunter nochmals andere Regeln, wenn man jede Saite einzeln abnimmt bzw. wenn man die Equalizer-Einstellung (soweit das Sinn macht wegen Lagenspiel) auf dieses Problem hin abgestimmt hat.

Meine Kriterien für die Wahl einer E-Saite sind daher (bezogen auf eine normale 4/4 Geige)

- Materiel (bekannt: Darm, Stahl, Kohlefasterstahl, unbekannt: Nylgut (Aquila), Nylon, Synthetik Core)
- Dicke bzw. Schärfe der E-Saite (Hornhautrisse)
- Umspinnung der Saite (blank, verzinnt, Alu)
- Stärke der Saite (weich, mittel stark)
- Sound der Saite (brilliant, warm, neutral)

Ein paar Hersteller bieten E-Sondersaiten an (die man nicht im Satz erwerben kann), bspw. Pirastro und D'Addario. Darüberhinaus finden sich Tabellen, die E-Saiten nach den o.g. Kriterien teilweise beschreiben. Diese habe ich - soweit mir bekannt - in den Quelle verlinkt (Angaben von Testern und Herstellern). Eine Sonderstellung hierbei nimmt (anscheinend) die neu entwickelte Warchal Amber E-Saite ein, die ich zur Zeit mit der E-Geige verwende. Es gibt aber nach dem Bericht einiger Geiger auch noch die Westminster oder Oliv E-Saite. Ob man hier eine weiche oder mittelstarke verwenden sollte, hat sich mir noch nicht erschlossen. Beide Saiten (vor allem Oliv) sind bereits mit Darmsaiten eingesetzt worden.

Insgesamt muß ich feststellen, daß sich auf dem E-Saiten-Markt einiges getan hat in den letzten Jahren. Mir fällt es immer noch schwer, ob die verfügbaren moderneren Saiten eine echte Konkorrenz zur Darmsaite sind. Da hilft wohl nur probieren.

Bei der Suche einer E-Saite für elektrische Instrumente sollte ein Hersteller verwendet werden, der weiche Saiten in ggf. größerer Länge anbietet, wenn man eine E-Bratsche mit E-Saite spielt (geringere Saitenstärke). Akustische Bratschen mit E-Saiten sind mir bisher nicht begegnet, werden aber manchmal diskutiert. Wenn das Instrument gut gebaut wurde, dann würde ich vermuten, daß eine weniger starke E-Saite damit einen brauchbaren Klang erzeugt.

Am Rande sei bemerkt: Das Instrument und der Bogen spielen eine sehr große Rolle bei der Einschätzung der E-Saiten-Thematik. Wenn ihr mit der Hornhaut keine Probleme habt, dann solltet ihr beim Geigenbauer oder Freunden bzw. hier auch mal kundig
machen, ob man das Instrument besser einstellen (bspw. Steg, Stimmstock, Saitenhalter) und beim Geigenhändler oder Geigenbauer (oder Freunden) mal ein paar andere Bögen ausprobieren. Mit einem anderen Kolofonium kann man ebenfalls den Sound in Richtung warm, schrill, neutral, komplex stark beeinflussen.

Hier noch ein Hörbeispielvideo:


Quellen:
http://www.pirastro.de/public_pirastro/pages/de/E-Saiten-Programm/
http://www.savarez.com/sites/default/files/public/kcfinder/files/Corelli.pdf
http://www.warchal.com/amber.html
http://www.gerbeth.at/Fachartikel_Neuerungen.htm
http://forum.geigen-forum.de/forum-0-10147-0_E-Saite-reloaded
http://www.violinist.com/discussion/archive/27363/
http://www.violinstringreview.com/history.html
 
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Ich spiele viel mehr Gitarre und weniger Geige, insofern wird die Hornhaut mehr vom "Gitarre spielen" als vom "Geige spielen" erzeugt. Da die Saitenwinkel an den Fingerkuppen unterschiedlich sind, habe ich bei der Geige bisher keinerlei Probleme mit rissiger Hornhaut gehabt, kann aber das Einschneiden und den unterschiedlichen Klang auch bei meiner A-Geige feststellen und nachvollziehen. Sie hat ja einen zu flachen Halswinkel und dadurch eine zu hohe Saitenlage.
Ich spielte früher immer Pirastro Eudoxa (Darmkern), habe mit den Pirastro Violino (Kunststofffaserkern) aber nun klanglich einen noch schöneren Klang und eine bessere Ansprache bei weniger "Wetterfühligkeit" gefunden.
Bei ihnen ist die E-Saite aber blank.
Auf meiner E-Geige spiele ich nun die umsponnene Thomastik Dominant in der "soft"-Variante. Hier ist mein Review dazu: klick
Die würde sich auch gut auf meiner A-Geige machen und hat einen weniger harten Übergang von der A-Saite her.
 
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