Soo, gestern kam endlich das ersehnte Paket aus den USA an. Die Frage eines Freundes, ob die Teile gebeamt wurden, ist durchaus berechtigt, denn die Versandbestätigung kam vorgestern.
Nachdem ich die Zollgebühr direkt beim UPS-Boten bezahlt hatte, konnte ich endlich die Teile in Augenschein nehmen. Die Warmoth Qualität ist 1A. Das F - Hole, die Bindings und die Lackarbeiten sind sehr sauber. Da gibt es nichts zu meckern. Der Korpus ist Chambered. Ich war erstaunt, wie leicht er ist und hatte ein wenig Bedenken, ob dies eine Kopflastigkeit zur Folge haben könnte, zumal die Schaller Locking Tuner für mein Empfinden doch recht schwer sind. Schonmal vorab: natürlich spürt man eine leichte Kopflastigkeit, die ich von meiner mexikanischen Tele mit Standardtunern nicht kenne, aber es ist alles im erträglichen Rahmen.
Hier seht ihr den Korpus und den Hals nach dem Auspacken bzw. nach dem Besuch eines Tischlers, der die beiden Bohrungen für die Potis und die Bohrungen für die Gurtpins erledigt hat.
Dann ging es an das Zusammenbauen. Ich habe dabei Unterstützung von einem Freund bekommen. Das kann ich wirklich nur empfehlen, vor allem, wenn man zum ersten Mal eine Gitarre zusammenbaut. Es gab einige knifflige Stellen, die sich zu zweit einfacher lösen ließen.
Wir haben als erstes die Pickups sowie den Toggle eingebaut und die Kabel in das rückseitige und geräumige Elektronikfach gezogen. Bei dem Anschrauben der Brücke musste ich zunächst alle Saitenreiter demontieren. Ich wollte sie zunächst zur Seite drehen, doch das gelang mir leider nicht bei allen. Nach diesem Arbeitsschritt sah das Ganze dann so aus.
Bei dem Einbau der Klinkenbuchse gab es einige Probleme, da der Kanal bzw. das Loch ein bisschen zu klein war. Mit ein bisschen Schleifpapier, einem Schraubenzieher und einer kleinen Modifikation der Klinkenbuchse wurde auch dieses Problem gelöst.
Dann haben wir die Potis eingebaut und alle Steckverbinder an Ort und Stelle gebracht. Die Geräumigkeit der rückseitigen Kammer zahlte sich dabei wirklich aus. Außerdem ist auf diese Weise noch mehr vom schönen Wallnussholz der Decke zu sehen, die übrigens heller ist als erwartet und einen kleinen rötlichen Einschlag hat.
Jetzt kam der spannende Moment der "Hochzeit" von Korpus und Body. Mein Hals ist die Warmoth Pro Variante mit 2 Stellschrauben. Das heißt, dass die Grobe Einstellung des Halses vor dem Einbau erfolgen muss, da der Zugang zur "Hauptstellschraube" danach durch den Korpus verdeckt ist. Die Schraube für die Feinjustierung befindet sich an der Seite des Halses (Höhe des Cutaways).
Die Montage war mit 2 Personen kein großes Problem. Einer hält den Hals in der richtigen Position und der Andere zieht die Schrauben fest (Neckplate nicht vergessen).
Jetzt aber angestöpselt das Teil und...Brummen. Die Mundwinkel gingen ganz schnell nach unten. Hatten wir was vergessen? Also alle Kabel nachgeprüft. Nichts. Schnell war klar, dass es sich um ein Erdungsproblem handelte. Wenn man z.B. die Saiten berührte, hörte das Brummen auf. Nun ist es so, dass das der Neckpickup ein extra Kabel besitzt und der Bridgepickup eigenlich durch eine Kupferschicht auf der Bodenplatte des Pickups über die Schrauben geerdet sein sollte. Dies schien zunächst nicht der Fall und ich befürchtete, doch den Lötkolben einsetzen zu müssen (was ich ja durch den Kauf einer Steckvariante verhindern wollte). Heute morgen habe ich dann aber angefangen, die Gitarre einzustellen. Dabei habe ich die Pickups höher geschraubt und siehe da, das Brummen ist weg. Offensichtlich hatten die Schrauben noch nicht genug Kontakt zu der Kupferschicht.
Ein Problem bleibt noch. Kinman nutzt Logarithmische Volumepotis. So weit, so gut. Mein Volumepoti funktioniert allerdings wie ein 3-Way-Swith.Aus(Regelweg zwischen 0-1)-leise(1-9,5)-laut (9,5-10). So soll das sicher nicht sein. Ich habe also eine Aufnahme von dem Phänomen gemacht und sie zu Kinman geschickt. Ich konnte gar nicht so schnell gucken, da bekam ich eine Versandbestätigung eines Volumepotis sowie eine NAchricht, dass das sicher nicht normal sei und sie sich entschuldigen. Wow, das nenne ich Kundenfreundlichkeit. Jetzt muss ich natürlich wieder warten. Trotzdem ist die Gitarre im "laut"-Modus einsetzbar. Man hört 0 Nebengeräusche. Die Pickups halten, was sie versprechen (zumindest über GUitar Rig). Der Test am Verstärker erfolgt heute Abend.
Die Gitarre liegt super in der Hand und der Hals spielt sich wie Butter. Ich werde noch an ein paar Schrauben drehen, um die perfekte Einstellung zu finden.
Zum Sound möchte ich unter Vorbehalt etwas sagen, da ich Guitar Rig nicht so gut kenne wie meinen Amp. Jeder Pickup hat seine Daseinsberechtigung. Manchmal wird ja der Neckpickup bei Teles ein wenig stiefmütterlich behandelt. Hier ist es wirklich so, dass er einen tollen, warmen Klang erzeugt, der durchaus zum Jazz taugen sollte. In der Mittelposition kann man knackige Offbeat-Skanks für den Reggae hervorzaubern, die trotzdem genug Mitten haben und deshalb auch nicht dünn klingen. Die Brücke knurrt und twangt richtig. Ich glaube fast, dass ich die Einstellungen der Pickups so lassen werde. Das wird sich bei einem Test am Amp zeigen.
Die Gitarre hat ein tolles Sustain. Nicht, dass ich dahingehend mit meiner Mexican Tele unzufrieden gewesen wäre, aber ich denke, dass der Ton hier doch ein wenig länger steht.
So weit, so gut. Ich muss wirklich sagen, dass dieses Projekt durchaus auch für ambitionierte Laien machbar war (auch, wenn das professionelle Gitarrenbauer vielleicht anders sehen). Ich beschäftige mich schon seit längerem mit Gitarren, aber dies war mein erster Zusammenbau und ich bin wirklich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Natürlich haben die Leute von Warmoth und Kinman perfekte Vorarbeit geleistet. Ich würde euch aber wirklich empfehlen, jemanden dazuzuholen. Solltet ihr selber löten, solltet ihr natürlich ein wenig Erfahrung haben. Ansonsten gilt der Grundsatz eines Gitarrenbauers, den ich vor kurzem angeschrieben habe: " Wenn du ein IKEA Regal zusammenbauen kannst, kannst du auch eine Tele zusammenbauen". Er hat recht behalten.
An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal bei meinem guten Freund bedanken, der mir mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat und das hier vielleicht liest. DANKE!