Warum bewegen Blockflötisten soviel mit ihrem Kopf?

  • Ersteller michaeldewerd
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Übrigens sind die Bewegungen jedes Blockflötisten harmlos gegen die Bewegungsaktionen von Musikern aus dem Rock-/Popbereich. Campinos Klettertouren auf Bühnendächer sind legendär, genauso wie Flakes Laufband bei Rammstein. Im Vergleich zu solchen Show-motivierten Aktionen sind selbst die extremsten Bewegungen von Blockflötisten zurückhaltend und meist zumindest halbwegs musikalisch-inhaltlich motiviert.

Schon mal Maurice Steger beobachtet?
 
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Warum bewegen Blockflötisten soviel mit ihrem Kopf?

Na, sie wollen halt wenigstens halbwegs so cool rüberkommen, wie dieser "Katzendarmzupfer" :rofl:

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Bei Sängern, Gitarristen, Bassisten, Saxophonisten und Drummern (nicht nur im Rock)


View: https://www.youtube.com/watch?v=G0apCZxeqaM
(Einfach weitere Besispiele zu "Mad Drummer" bei youtube anzeigen lassen :D )
fragt doch auch keiner, warum die herumhampeln, headbangen, ...

Während Sänger, Gitarristen und Saxophonisten gerne auch schon mal auf die Knie gehen, begnügen sich Bassisten oft mit einen "Sparwackler" (von einem Fuß auf den anderen. Und Blockflötisten tragen halt bei, dass sie optisch mit der Musik mitgehen. Hier kann man erkennen, auf wen man mehr achtet: die sich bewegenden oder die unbewegten


View: https://www.youtube.com/watch?v=drc-H_1S6sk

das Klavier und meine Lehrerin hat mir immer eingeschärft alle unnötige Bewegungen zu vermeiden. Anscheinend bewegte ich am Anfang ziemlich viel, aber ich habe mir seitdem abgewöhnt.
Na ja, kommt auf Musik, Lehrerin und Ausbildungsstand an oder sie hatte Angst um ihr Klavier


View: https://www.youtube.com/watch?v=lLKRXb-wW8U

oder um Dich


View: https://www.youtube.com/watch?v=uSm5IQFaTZA

Soweit meine Meinung.
 
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Hi

Ich habe das in der Tat so im Unterricht gelernt (Barockmusik 90%), und zwar insbesondere im Zusammenhang mit Duos spielen. Schon der Einsatz wird mit Blickkontakt und einem Schwung gegeben. Und im weiteren schwingt man auch um dem Partner einen zusätzlichen visuellen Hint für Groove und Phrasierung zu geben. Es sind also quasi auch Mikro-Dirigier-Bewegungen.

...wenn der Körper den Gesamtausdruck ein bisschen Mittanzen darf verdeutlicht man sich auch selbst den Rhytmus und kann sich ggf. mehr gehen lassen. Man erlaubt sich vielleicht automatisch etwas mehr zu "übertreiben" weil eben der Körperausdruck und der musikalische zusammen passen. Du spielst das Theater mit dem Körper mit und überzeugst dich so auch selber von deinem Ausdruck und bist mehr im Moment.

Relativ extreme Phrasierungen sind und waren ein Merkmal das die hip Praktiker von der eher klassisch geschulten Wiedergabe von Barockmusik (heute komplett überformt/vermischt, gab es bis etwa in die 90iger eher) getrennt hat. Ob das immer ästhetisch gut ist ist eine Geschmacksfrage, es ist aber im allgemeinen eine Sache die doch so überzeugt hat dass man sie heute zwar manchmal abschwächt aber fast nie ganz radikal weglässt.

Stichwort dabei auch Rhetorik/ Klangrede und so weiter also das wurde oft so als Gedanke transportiert dass man sich eine bewusste und sehr viel überdeutlichere Phrasierung aneignen muss wenn man als Klassiker alte Musik spielt da diese Musik von Natur aus "rhetorischer" bzw. mehr auf der Phrasierungsebene rednerisch gedacht sei.

Gutes Beispiel für modernen "Barockgroove" - das ganze Album hier.


View: https://www.youtube.com/watch?v=2CeFgw1W_eg&list=RD2CeFgw1W_eg&start_radio=1

Ich weiß nicht ob sich das jeder vorstellen kann aber- wenn man die Noten für diese Stücke einfach so irgendwelchen sehr fähigen Hobbymusikern austeilen würde- am krassesten noch sagen wir das hätte man 1970 oder so getan- ohne dass diese etwas mit "moderner barocker" Phrasierung vertraut wären- man würde ein absolut drastisch anderes Ergebnis haben- viel ruhiger und statischer.

Man muss mit Lust in die Synkopen reingehen und die Noten extrem ungleich gewichten wenn man so klingen will. Auch ganz typisch ist dass Phrasen oder Melodien aus 8/16 Takten einen wichtigen Vordersatz haben in dem harmonisch irgendwas passiert und wo man sich mit Kraft hineinlehnt und dann "bloß" eine Art Klausel dahinter bei der man die Noten wesentlich mehr verkürzt wegen ihrer vergleichsweisen "Banalität"/ weil sie eben nicht das selbe Gewicht haben müssen. Phrasierungs- und Tonlängendynamik.
 
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Es sind also quasi auch Mikro-Dirigier-Bewegungen.
Die sind wichtig und allgemein Standard.
Ich glaube, hier im Thread geht es eher um die Makro-Bewegungen ;)

Oboen machen das auch ganz gerne mal. Ich finde sowas auch übertrieben.
Andererseits ist es wahrscheinlich ein körperlicher Ausdruck dessen, was man musikalisch empfindet.

Einem Typ mit E-Gitarre nimmt man es ab, wenn er über die Bühne springt und Headbanging macht. Für die Interpreten einer barocken Blockflötenperformance sind die Emotionen vielleicht ähnlich, aber optisch passt es halt nicht so richtig zusammen ;)
 
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Noch ein Beispiel für "modernen Barockgroove".


View: https://www.youtube.com/watch?v=1_euKRCT120&list=RD1_euKRCT120&start_radio=1

Es weiß niemand ob das damals im Rahmen gewesen wäre oder ob es zu sehr durch Popmusik überformt ist und eher Befremden geerntet hätte, aber trotzdem... guckt wie die Geiger, der Gittarist und die Sänger und auch die bassierende Cellistin mit dem Körper mitgehen. Das ist zu 0% künstlich.

Wobei das sogar nicht mal extremer Alte-Musik-Groove ist sondern nochmal gebrochen indem der erste Sänger mit der sprachnäheren Stimme gerade nicht in die Überbetonung der schweren Zählzeiten einstimmt um "durch Formung anzugeben" sondern im Gegenteil durch die augenzwinkernd naive Breite seiner Performance das gleiche Ziel erreicht. Dazu spreizt er die Hände aus als Äquivalent dazu wie er grade die Phrasierung breit macht. Keine Ahnung ob das jemand nachvollziehen kann aber es geht in dem Stil ums Angeben, ums locker Rausschütteln mit perfektem Rhythmus. Und dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine davon ist die Betonungen ganz deutlich machen, eine andere die parallel dazu super zieht ist bewusst "dumm und breit" auf dem Rhythmus schwimmen. Also pseudonaiv- ich habe die volle Kontrolle aber trete meinen Part etwas breit.

Alle solche bewussten Abweichungen von einer gemäßigten Phrasierung kommen ganz oft damit einher dass die Musiker das auch körperlich irgendwie mit vermitteln, wie gesagt vielleicht auch um sich selbst "einzulocken".

PS Gesichtsausdruck des Gambisten bei 2:18 😀 das sagt aus " he he jetzt wir es deftig und ich bin voll drin" oder auch eine Art leicht diabolische aggressive Freude. So im Sinne "jetzt wird Schaden angerichtet, und ich weiß dass ich das kann, hört her!". Das kann man manchmal auch vor einem wichtigen Einsatz sehen. Das zeigt halt wie involviert die Musiker sind und dabei spielt die Körpersprache eben als Dramatisierung für dich selber gewiss eine Rolle.
 
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oder ob es zu sehr durch Popmusik überformt ist und eher Befremden geerntet hätte
Ich denke schon, dass sich da die Grenze zwischen dem, was man als "musikalisch mitgehen" und "künstlich übertrieben" empfindet, sicher verschoben hat.
Weltliche Barockmusik, zB Tänze sind da auch wieder anders als sakrale Musik.
Und jeder empfindet das anders.

Bei Lang Lang sagen aber 90% der Leute, dass es künstlich rüberkommt. Also irgendwo ist dann die Grenze des "üblichen" wahrscheinlich überschritten.

Eine gleiche Diskussion kann man ja über Gesichtsausdrücke führen. Ich kann bei manchen Interpreten auch nicht hingucken, entweder bei starrem unnatürlichem Grinsen oder sekündlich wechselnden schmerzverzerrten Grimmassen, aber wenn ich nicht hinschaue, ist es dann doch total schöne Musik.

Oder letztens ein klassisches Orchesterkonzert, ich fand die Art, wie der Dirigent die Sache geleitet hat, furchtbar. Im ruhigen Satz zackicke Bewegungen, Einsätze durch Stechen mit dem Taktstock in Richtung der Musiker, und dazu noch zu spät, .... Ich machte die Augen zu, war deutlich besser. Das Orchester hat schön musiziert.

Eine Frage, die sich für mich daraus ergibt: Bewerten wir die Musik, wie wir sie ohne Bild hören würden? Oder wenn es mit Bild ist, die Gesamtperformance Bild/Ton? Meine Erfahrung ist, dass viele Nicht-Musiker zu einem großen Teil über das Bild urteilen, der visuelle Reiz ist halt stärker entwickelt. Mich dagegen stört manchmal das Bild regelrecht, zB bei Musikvideos wo versucht wird eine parallele Geschichte zu erzählen, die mit der Musik eigentlich nichts zu tun hat.

Bei Flöten und hauptsächlich alter / barocker Musik, die ja hier scheinbar im Fokus steht, würde ich sagen, das klangliche Ergebnis zählt erstmal. Bei bewusst aufgenommenen Musikfilmen schon anders.

Allerdings hat sich das, wie sich Musiker bewegen, ja in den letzten vielleicht 30 ..50 Jahren auch nochmal deutlich verändert. Wenn man sich mal zB die Johannespassion von Karl Richter geleitet anhört/schaut, dann mal Harnoncourt und dagegen eine aktuelle Version, sind da schon Welten dazwischen.
 
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... guckt wie die Geiger, der Gittarist und die Sänger und auch die bassierende Cellistin mit dem Körper mitgehen. Das ist zu 0% künstlich. …
Nicht dass es dramatisch wäre… aber ich empfinde es im Gegenteil als extrem künstlich.

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wurde dieses Bewegungs-Theater schlicht mit dem Ziel einer entsprechenden Wirkung des Videos choreografiert und versanstaltet. Wenn das nun vom Betrachter als „… nicht künstlich …“ empfunden wird, dann haben die Damen und Herren ihren Job wohl gut gemacht - oder, treffender formuliert: der Regisseur. ;)
 
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
Sehr unwahrscheinlich, dass Du oder wir anderen beurteilen können, was im Innenleben der Künstler vorgeht.
Vielleicht könntet Ihr Euch auf 50% einigen ;)
 
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Da muss es m. E. keine einheitliche Meinung geben - jede(-r) vertritt einfach die eigene. :)

Das Video sieht halt - jedenfalls für mich - offensichtlich inszeniert aus. Das ist kein spontaner kleiner Mitschnitt, sondern eine professionell inszenierte, aufgenommene und geschnittene Videoproduktion.
 
sondern eine professionell inszenierte, aufgenommene und geschnittene Videoproduktion.
Deshalb muss das Verhalten der Musiker aber nicht ge-faked sein.
Da muss es m. E. keine einheitliche Meinung geben - jede(-r) vertritt einfach die eigene.
Ja, dann wäre es allerdings gut, wenn Du das auch so formulierst ;)

Es ist ein Unterschied, ob jemand sagt "Das ist so" (== mit an Sicherheit grenzender W.) oder "ich denke" / "mir kommt es so vor" ...
Vielleicht bin ich da auch zu empfindlich, was die Formulierungen angeht ... aber in Zeiten von Fakenews und Co. halte ich es schon für extrem wichtig, zwischen Tatsachen und Meinungen zu unterscheiden.
 
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… dann wäre es allerdings gut, wenn Du das auch so formulierst ;) ,,,
Schau mal oben: Dort hatte ich mein persönliches Empfinden betont - und benötige auch keine Belehrungen über die deutsche Sprache. :rolleyes:

Wie auch immer - so wichtig ist mir die Diskussion nun wirklich nicht.
 
Mal eine andere Perspektive:
In der Biomechanik ist eine geschlossene kinematische Kette ein System von verbundenen Körperteilen, bei dem sich das äussere Ende nicht frei bewegen kann, da es fixiert ist.
Mit anderen Worten: bei vielen Instrumenten kann man rumhampeln, wie man will, bei einer Flöte bleibt einem nicht viel mehr übrig, als mit dem Kopf zu wackeln.
 
und benötige auch keine Belehrungen über die deutsche Sprache.
Darum geht es doch nicht, sondern um die Unterstellung, die Bewegungen seien "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" künstlich.

Deine persönliche Empfindung ist 100% sicher, und die Empfindungen der Musiker kennst Du nicht und auch sonst kein Außenstehender. Das wollte ich damit ausdrücken.

Wie auch immer - so wichtig ist mir die Diskussion nun wirklich nicht.
(y)
 
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Aus meiner Erfahrung haben viele vermeintlich unnötige Bewegungen sehr wohl einen Sinn, weil sie die Muskeln in Bewegung halten wodurch diese spielbereit bleiben und Verspannungen verhindert werden.
 
Wer steif seine Musik spielt fühlt sie nicht.
Von steif war ja überhaupt nicht die Rede.

Viel rumwackeln == großes Gefühl und umgekehrt ... Ich glaube, so einfach ist es nicht.

Andreas Schiff zB macht sehr wenig derartige Bewegung, und Du wirst ihm sicher nicht unterstellen, dass er kein Gefühl für seine Musik hat.

Lang Lang dagegen, ohne jetzt auf ihm rumzuhacken, bewegt sich viel und gerne, kommt aber bei sehr vielen als extrem gekünstelt rüber.

Edit: zwei Sätze ergänzt, zur Erläuterung
 
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Allerdings hat sich das, wie sich Musiker bewegen, ja in den letzten vielleicht 30 ..50 Jahren auch nochmal deutlich verändert.
Vielleicht ja deshalb, weil heute alles mit allen Mitteln ausgeschmückt oder überladen werden muss, damit es wahrgenommen wird oder man sich entsprechend präsentieren kann. Von Rumgefuchtel beim Gespräch bis zu Starallüren in musikalischer Nebenrolle.

Meine Nachbargeigerin war auch so eine Flitzpiepe. Ausladenste und unangebrachte Bewegungen, damit sie hervorsticht. Passte überhaupt nicht und der Dirigent fand das damals gar nicht witzig (weil er dirigiert, nicht sie).

Heute wäre sie mit ihrem Rumgeeier bestimmt positiv aufgefallen, hätte YT-Kommentare wie "die hat Persönlichkeit und ist besser als der Dirigent" und würde damit Geld verdienen:D

Natürlich gibts tausend Spandpunke, was nun passt oder nicht. Das Doofe an diesem Thread ist mMn, dass man jetzt besonders auf die Bewegungen achtet und öfters als vorher kacke findet:ROFLMAO:
 
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Viel rumwackeln == großes Gefühl und umgekehrt ... Ich glaube, so einfach ist es nicht.
Und ich glauben Du verstehst es nicht.

Wenn Du z. B. mit Partner oder Partnerin intim bist bewegst Du Dich auch anders als beim renovieren Deiner Wohnung.

Für mich ist die Musik Ausdruck meiner Gefühle. Logischerweise regt das meine Motorik an und ich bewege mich automatisch, den Emotionen der Musik folgend.

Rumwackeln gehört definitiv nicht zu meinem Repertoire.
 

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