Warum ist das Griffbrett am Sattel schmaler?

  • Ersteller Kannix*
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... wobei man davon ausgehen sollte, dass der Hals sich nur kaum merklich durchbiegt und der Saitenzug fast parallel zum Hals verläuft, also kaum Hebelwirkung, wenn man die Projektion betrachtet.
Wenn ich einen Hals biegesteifer machen möchte, dann vergrößere ich in erster Linie seine Dicke, das ist sehr viel effizienter: d³ im Verhältnis zu nur b, wenn d die Dicke und b die Breite ist.
... wobei die Praxis allerdings zeigt, dass der Saitenzug durchaus ausreicht, um unter Umständen selbst bei einem Saitenwechsel auf eine andere Stärke die Halskrümmung nachstellen zu müssen ;)

Du hast natürlich recht, den Hals dicker zu machen hätte weitaus größeren Einfluss als ihn breiter zu machen. Aber der Hals wird ja auch nicht nur breiter, sondern auch etwas dicker ... der Querschnitt ist auf jeden Fall ein Stück größer, und es erhöht sich die Biegesteifigkeit, wenn auch nicht so stark wie bei einer deutlich größeren Dicke.
Aber sorry, so einen Hals möchte ICH dann nicht spielen ... womit wir dann wieder bei der Praxis wären :)

Ok, waren nur paar so Gedanken zur Frage des Threads - ist für mich kein Thema, eine technisch/wissenschaftliche Abhandlung draus zu machen.
 
Zu den ägyptischen Lauten:

[Pletrum an Fangschnur]
Ich verstehe gar nicht, warum sich diese Erfindung nicht erhalten hat...
Ja, das verstehe ich auch nicht, vor allem, wenn man die Schalllöcher bei Akustikgitarren (oder noch schlimmer: F-Löcher bei Halbakustischen) als plektrenfressende Ungeheuer kennengelernt hat. :D


Das ist so "Woodstock" mässig.
Vor allem die bunten Strickliesel-Würste des linken Instruments...
Weiß allerdings nicht, ob das sooo historisch korrekt ist (kenne mich in dem Bereich aber auch nicht aus, das war eine andere Baustelle).

Sieht für mich wie die antike Version des Gitarrengurtes aus.
Eigentlich waren das Schnüre, die zum Stimmen (!) benutzt wurden und mit denen die Saiten am Hals befestigt waren. Keine Ahnung, wie das genau ging.
Wolle oder Filz hätten da nicht funktioniert. Kann aber sein, dass es zusätzlich solcherlei Zierat gab. Wie gesagt: keine Ahnung, andere Baustelle.
Die bei Harmosis (so hieß der genannte Musiker Hatschepsuts) gefundene Laute war jedenfalls deutlich unbunter, die Schnüre waren andererseits auch dekorativ. Jedenfalls keine Gurte - das sieht man auch auf bildlichen Darstellungen.

Edit: Hier ein Ausschnitt aus einer Prozessions-Szene im Luxor-Tempel (also auch aus der Zeit des Neuen Reichs):
1632428423997.png

Bei aller künstlerischen Freiheit (sprich: Ungenauigkeit) kein Gitarrengurt in Sicht. Diese Lauten wurden offensichtlich am Hals und in der Armbeuge gehalten bzw. auf den Unterarm aufgelegt.


Ok, waren nur paar so Gedanken zur Frage des Threads - ist für mich kein Thema, eine technisch/wissenschaftliche Abhandlung draus zu machen.

Ich wollte es auch nicht übertreiben und lasse es damit endlich gut sein. :)
Solch einfache mathematisch-physikalische Abschätzungen helfen mir aber oft dabei, ein Gefühl für Größenordnungen zu bekommen.

Am Beispiel meiner Konzertgitarre: Hals am Sattel ca. 50 mm breit und insgesamt ca. 20 mm dick:
Für die erhöhte "Biegesteifigkeit" (Flächenträgheitsmoment) bringen 2 mm mehr Dicke mehr als die um 10 mm vergrößerte Breite am Korpusübergang.
Da wäre ich rein vorstellungsmäßig und aus dem Gefühl nie draufgekommen und hätte mich komplett verschätzt.

Viele Grüße
Torsten


Noch'n Edit: Ich lach mich schlapp - ein arabischer Filmbeitrag, ausgerechnet über unsere Bundeshauptstadt Berlin bzw. Susanna Schulz, die sich mit der Rekonstruktion ägyptischer Musikinstrumente beschäftigt. :rofl:

 
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Wenn das ein "remake" eines Museum ist dann haben die sicher Belege dafür.

Im Prinzip würde ich Dir recht geben, aber die gezeigten Instrumente stammen - soweit ich weiß - aus einem Workshop u. a. für Kinder.

Quasten als Verzierungen sind belegt, z. B. hier aus dem Grab des Djeser-Ka-Re-seneb (TT38). Hier eine Rekonstruktion aus dem New Yorker Metropolitan Museum of Art.
Leider ist im Original ausgerechnet der Bereich der Laute komplett zerstört, aber die Quasten direkt über dem kleinen Mädchen sind erhalten:

1632435052494.png
Zerstörtes Original:
1632435289339.png


In alten Ägypten war Stricken aber nicht bekannt, das gab es erst in der griechisch-römischen Periode, im Neuen Reich aber noch nicht.
Wolle jedoch ist belegt, die heißt sogar im Koptischen noch genauso (Erman/Grapow: Wörterbuch der ägyptischen Sprache, Band IV):

1632436985354.png

"Nä." bedeutet hier: belegt in neuägyptischen Papyri und Inschriften

Filz war in Ägypten ebenfalls unbekannt (falls die roten Bändel bei der rechten Laute aus Filz sein sollten, das sieht für mich so aus).

Daher meine Skepsis gegenüber den bunten Verzierungen. Vielleicht müsste man einfach mal in Würzburg nachfragen, aber so wichtig ist das auch wieder nicht. Vielleicht gibt es mittlerweile ja auch neue Erkenntnisse?

Viele Grüße
Torsten
 
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Eine total nette Entgleisung des Threads ist das geworden.
Da haben wir mal wirklich was gelernt. Danke. :hat:
 
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Was für ein Zufall, beim wegdösen am Sonntag wurde mir das vorgeschlagen:

 
Sorry dass ich mich nicht mehr beteiligt habe, aber ich dachte die Antwort wäre ziemlich simpel und ich doof.:p
 

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