Warum schreiben die Leute immer "Jazz, Swing..." ?

  • Ersteller wiesenforce
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... Bebop und Cool waren die Musik in den weißen Existentialistenkellern, der weißen Beatgeneration, der weißen Hipster, des weißen Undergrounds wo sich Künstler, Literaten, Philosophen ihrem weißen "Neo Nihilismus" frönten. Man muss sich diesen gesellschaftlichen, Lebensanschaulichen und Philosophischen Hintergrund schon verdeutlichen.
Das ist nicht so leicht nachzuvollziehen und ich kann das nicht so recht belegen. Daher verweise ich auf die Musikwissenschaftler Aaron Copland, Alfred Baresel und Hugues Panassier. Aber auch Max Horkheimer (Musiksoziologe) und Adorno, Satre und die Literaten dieser Zeit. http://de.wikipedia.org/wiki/Beat_Generation ...

...tut es eigentlich sehr weh, wenn man so einen Schwachsinn schreibt???

Zwischen Bebop und Beat-Generation liegen 20-25 Jahre, die direkt zu vergleichen ist wie Äpfel und Learjet in einem Atemzug zu besprechen.

Zumal die Musiker, die maßgeblich am Bebop gebastelt haben (u.a. Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Bud Powell, Thelonious Monk, Kenny Clarke,...) alles grüne Chinesen waren.


Tantrix, wir haben schon lange zur Kenntnis genommen, daß "DEIN" Jazz 1930 auf dem Höhepunkt der Entwicklung aufgehört hat zu existieren - ich hab da nix dagegen, wenn Dir das so gefällt.
Aber bitte verschon uns doch mit Deinen unsäglichen Schmäh-Posts. Schon gar von Sachen, von denen Du nicht mal einen Hauch von Ahnung hast.

...ich würde Dir als Danke-Schön auch eine rosarote Brille schenken.
 
Der Oldtime Jazz war schwarze Musik - Bebop dagegen weiße. (Das war ein Bruch). Auch wenn da Schwarze mitspielten.

Bebop und Cool waren die Musik in den weißen Existentialistenkellern, der weißen Beatgeneration, der weißen Hipster, des weißen Undergrounds wo sich Künstler, Literaten, Philosophen ihrem weißen "Neo Nihilismus" frönten. Man muss sich diesen gesellschaftlichen, Lebensanschaulichen und Philosophischen Hintergrund schon verdeutlichen.

What the hell?? Hast du dir das selbst ausgedacht oder von irgendwo kopiert? In beiden fällen finde ich die Aussagen ziemlich gewagt. Schau dir die Bebop-Pioniere doch mal an. Glaubst du ernsthaft, Charlie Parker hat sich irgendeinen Dreck um den "Nihilismus des weißen Undergrounds" geschert? Er hat gesoffen,gefressen,Drogen genommen und nebenbei den Jazz revolutioniert! Da war keine Spur von pseudointellektuellen Reflektionen
oder ausformulierten Phrasen:rolleyes: Bebop war eine MUSIKALISCHE Revolution des Jazzvokabulars. Die großen Analysen werden dann im Nachhinein gemacht, haben aber nicht mit Parker,Young,Adderley oder Christian zu tun!!!
 
ich muss mich meinen vorrednern voll anschließen, was tantrix da über den bebop redet ist wirklich unsinn!
 
Die Abwertung unterschreibe ich mit voller Überzeugung - und wiederhole mich nochmal: Ein gutes Buch lesen! Ted Gioia oder Joachim-Ernst Behrendt sind richtig gut für den Einstieg.
Am Ende war Charlie Parker noch Norweger oder Italiener oder so... Wie kommt man denn nur auf sowas?
Außerdem darf ich zu der so beliebten schwarz-weiß Trennung noch schnell ein Zitat von Anthony Braxton aus einem Kurs im letzten Semester bringen: "Nobody owns creativity, people!"

Was auch defintiv nicht richtig ist, ist Charlie Parker auf einen drogenabhängiges Genie zu reduzieren. Der Mann war nicht pseudointellektuell, sondern wirklich belesen und interessiert an allen möglichen Dingen - nicht nur Musik. Nachzulesen u.a. in Miles Davis' Buch, Ted Gioias Jazzgeschichte, und wenn ich mich nicht täusche auch Art Taylors "Notes and Tones". Und dass er "nebenher" den Jazz revolutioniert hat...naja, ich wiederhol mich nicht schon wieder. Es ist ja keine Frage, dass ihn wie viele andere die Drogen letztendlich kaputtgemacht haben, aber die Charakterisierung als ständig vollgepumpte Triebmenschen, die ab und zu mal ein paar geniale Ideen haben, ist einfach nicht haltbar.
 
Um die Diskussion mal wieder auf die sachliche Ebene zurückzuführen (normalerweise bin ich da ja auch etwas heißblütiger, nur eben grade ausnahmsweise mal nicht :D ): Charlie Parker und vor allem auch Bud Powell (auch schwarz) sind vielleicht die zwei "Erfinder" des Bebop überhaupt. Und ihr Verdienst war nicht etwa das schnelle Spielen, was mich bei Charlie Parker teilweise auch nervt (bin kein Parker-Fan), sondern das Einführen des Skalenspiels (deswegen auch "Bebop-Scales"), das es bis dahin in dieser Form nicht gab. Der Bebop ist also genauso eine Weiterentwicklung auf dem Jazz bis dato. Charlie Parker z.B. hat schließlich viele Stücke aus den 20er und 30er Jahren einfach mit einer neuen Melodielinie versehen bzw. aus einer Improvisation heraus "umgearbeitet". Bebop war also ebensowenig ein Bruch wie weiße Musik.

Außerdem möchte ich stark hoffen, dass nicht jeder weiße Jazzer als Nihilist aus einem Existenzialistenkeller gilt ...
 
Was auch defintiv nicht richtig ist, ist Charlie Parker auf einen drogenabhängiges Genie zu reduzieren.

Das hab ich nicht gesagt. Ich wollte nur zeigen, dass dieses ganze intellektuelle Gerede nichts mit der Realität zu tun hat. Hinter Bebop stand doch keine Ideologie oder so.
 
na ja, streng genommen ist Rassismus in den USA schon eine Ideologie - wenn's hier auch eher der Auslöser war und nicht der Inhalt...
 
Außerdem möchte ich stark hoffen, dass nicht jeder weiße Jazzer als Nihilist aus einem Existenzialistenkeller gilt ...

Mit Keller hätte ich keine Probleme, Existenzialist sollte sich ein Jazzer eigentlich immer folgenlos schimpfen lassen können, aber was den Nihilisten betrifft stimme ich Dir zu...

Ich finds nur lustig, dass wir gerade Thesen diskutieren, die weiter oben schon als völlig haltlos identifiziert wurden... :confused:
 
Das hab ich nicht gesagt. Ich wollte nur zeigen, dass dieses ganze intellektuelle Gerede nichts mit der Realität zu tun hat. Hinter Bebop stand doch keine Ideologie oder so.
Gut, sicher kein "Parteiprogramm" :)D), aber es gab durchaus eine gedankliche Grundlage.
 
... aber es gab durchaus eine gedankliche Grundlage...

Huhn oder Ei...??!
Ich glaube eher nicht, daß die ein fertiges Gedankenmodell hatten - die haben sich einfach (in das damalige) musikalische Off vorgewagt und dann ergab ein Schritt den nächsten, das ist einfach gewachsen beim Machen.
Die Analyse kam erst später.
 
Huhn oder Ei...??!

Beides zugleich! Viele historische Erklärungsmuster basieren auf einem Schema, das Ursache, Wirkung und Rezeption in Beziehung zueinander setzt. Die Frage nach Huhn oder Ei dagegen ist zwar populär, aber kaum zielführend. Vielmehr muss eine bestimmte Tendenz bereits vorgeherrscht haben, bevor einzelne diese aufgriffen und in konkretes Tun umsetzten, was dann wiederum die Tendenz verfestigte, was dann wiederum andere zu weiterem veranlasste usw. Ob man diese Tendenz Ideologie, Zeitgeist oder sonstwie nennt, ist da eigentlich nur sekundär.

So scheint es mir auch mit der Jazzgeschichte zu sein. Die Zeit für Bebop war irgendwann "reif", aber es bedurfte einzelner "Pioniere", das freigegebene Feld auch zu beackern. Sodann traten andere auf den Plan und irgendwann wurde aus der Avantgarde eine Art Mainstream. Und erst dann kamen die Wissenschaftler und fragten, wie es eigentlich so weit kommen konnte.... ;)
 
Schon erstaunlich, wes Tones man sich in diesem Forum befleißigt. (Zu bevorzugen wäre ein Meinungsaustausch durch objektive Quellen gewonnen Wissens). Abwertungen und Beschimpfungen der bisherigen Art gehören wohl eher in die Gosse.
Ich bin jetzt erst recht dafür dieses Forum zu teilen, dann können gewisse Leute unter sich bleiben.
Wo Festischismus und Personenkult regieren, ist wohl jede Rhetorik machtlos.
Wer einen Liebhaber von Mozarts kleiner Nachtmusik für zurückgeblieben oder rückständig erklärt, das gilt ebenso für Liebhaber vom Saint Louis Blues oder Smoke on the Water, erweckt den Zweifel ob er sie noch alle hat.. Wer so andere beschimpft sollte mal lieber selbst zum Arzt oder die Klappe halten. Das gilt auch für diejenigen, die das noch unterschreiben.
Sollte mir ein Fehler unterlaufen sein, was ja passieren kann, dann könnte man das ja diskutieren. Am besten höflich und freundlich! Ansonsten Tschüß!!!

Da aber, wie es scheint, einige vernünftige Leute irritiert sein könnten, erlaube ich mir eine Zusammenfassung:

1. Der ältere Jazz ist, oder besser war, die Musik, einer kleinen negroiden Volksgruppe aus dem Süden der USA zur Zeit der rigorosen rassischen Segregation.
2. Dies trifft so für den Bebop nicht zu. Das ist eine andere Epoche.

Mein Beitrag war ein historisch soziologischer. Kein musikalischer, stilistischer, personeller oder geschmacklicher! Welche Musik jemand nach Feierabend für sich bevorzugt ist mir "schnurzpiepschietegal".
Zeitleiste und Zeitfenster, sowie literarische Querverweise lassen sich bei Wikipedia verfolgen. Privat habe ich eine ganze Reihe alter Bücher, z.T. schon genannt.
Eine Epoche definiert sich nicht alleine durch eine Randgruppe. In den 40ern 50ern war das kulturelle Spektrum in der Öffentlichkeit bedeutend breiter als in den 20ern. Hervorzuheben ist hier, dass erstmals Künstler der verschiedenen Bereiche gemeinsam und auch zusammen ihrem Metier nachgehen konnten. So konnte Bing Crosby mit Louis Armstrong oder Fred Astaire mit schwarzen Tänzern gemeinsam in einem Film auftreten. Früher undenkbar.

Auch geographisch gibt es Unterschiede. Als wesentliche Kristallisationspunkt werden (Wikipedia genügt schon als Informationsquelle) für den Bebop New York angegeben. Man lade sich mal die Landkarte der USA, dort kann man sich überzeugen, dass NY nicht im Süden der USA liegt - oder frage seinen Erdkundelehrer. Wie hieß der denn noch gleich?
Für die Epoche "Swing" wird Kansas City" angegeben. Wer des Kartenlesens nicht mächtig ist, sollte wirklich seinen Erdkundelehrer fragen, - Wie hieß der denn bloß??
Der Ort New Orleans ist so einmalig und einzigartig, dass wohl auch keine Verwechselungsgefahr besteht.
Nun bedeutet die allmähliche Aufweichung und Aufhebung der Rassentrennung nicht, dass diese auch aus den Köpfen verschwand. (Auch heute ist das Verhältnis noch recht labil, was den US Wahlkampf auch so spannend macht). Das erklärt die Darstellung in der alten Literatur. Die dortige Wortwahl "Schwarz-Weiß" bedarf daher Übersetzungsarbeit: ...

Die Epoche "Swing" kennzeichnet den Übergang, das allmählich Aufweichen der rassischen Segregation. Der Konflikt damals war ein Schwarz-Weißer, andere ethnische Gruppen spielten musikalisch kaum eine Rolle. Das zusammenspielen verschiedenfarbiger Musiker war einige Jahre früher nicht möglich ohne den Ku Clux Clan und die Polizei auf den Plan zu rufen.
"Echter" Jazz versteht/verstand sich als Synonym für Schwarz und Schwarz ein Synonym für die Volksgruppe aus New Orleans. Der "schwarze Jazz", oder Jazz der Schwarzen, war auch Vorbild und Maßstab. Die Verwendung des Wortes auch eine Hommage an die herausragenden Repräsentanten dieser Epoche. Die Bezeichnung Schwarz wird nicht mehr verwandt, wohl einmal aus Gründen der "political correctness" um nicht die alte hässliche Rassendiskriminierung zum Vorschein zu bringen, zum anderen, weil die Schwarzen seit dem Aussterben ihrer Repräsentanten in den 70ern keine eigene Musik wie früher mehr haben. Geblieben ist ein "weißer" Dixieland und "weißer" Swing, eben nicht mehr eindeutig die Musik der "Schwarzen", sondern international. Es ist natürlich ein gefährliches Terrain auf das man sich begibt wenn man die düsteren Geister der Vergangenheit noch einmal heraufbeschwören muss um den Zusammenhang zu erklären warum (schwarzer) Jazz und (nicht mehr schwarzer) Swing voneinander unterschieden wurden.
Ich sah gestern, am 27.4.08 bei Arte eine Dokumentation über einen Musiker, der 1954 zum Free Jazz stieß. Er erklärte, daß er auch diese Epoche unter dem politischen Gesichtspunkt der Aufhebung der Segregation sah. Mit dem Begriff Jazz sei er auch nicht einverstanden, weil dieser eben die unselige Rassentrennung beinhalte. Ein Beispiel dafür, dass auch "modern" Jazzer mit dem Begriff Jazz nicht glücklich waren. Heute spielt er als Senior mit jungen Rappern zusammen und ich fand die gesendeten Beispiele bemerkenswert gut. Es mag ja richtig sein, das Miles kein Intellektueller war und Satre nicht gelesen hat. Dafür konnte Satre nicht Trompete spielen. Aber es gab Leute die lasen und hörten. Eine Epoche nur einseitig zu beurteilen ist m.E. fragwürdig.

"Schwarzer Jazz" ist also die Bezeichnung, Synonym, für die Musik der kleinen negroiden Volksgruppe aus New Orleans. Andere negroide oder ethnische Volksgruppen waren ja nicht beteiligt. Der Swing und der Bebop wurden schnell international (weiß) - eben nicht mehr die Musik der zuvorigen Gruppe. Heute werden die einzelnen Epochen auch von Asiaten gespielt. Das war in den 20ern, 30ern - 50ern wohl eher nicht der Fall.
Das Wort rassische "Segregation" ist hier, in der historischen soziologischen Sichtweise, der Schlüsselbegriff. Diese nur zu benennen ist eine Sache, die Niedertracht, etwa durch gehäufte Betonung, auch erfahrbar zu machen eine Andere. Quod erat demonstrandum.

In dem Zusammenhang fällt mir ein Dokumentarfilm ein "Blue Eyes" genannt. Das ist ein sozialtherapeutischer Ansatz, wo die Gruppenmitglieder in Blauäugige und Braunäugige geteilt werden, um die fiesen Mechanismen der Diskriminierung und des Mobbings erfahrbar zu machen, - für den Fall dass hier sich viell. Lehrer oder in Sozialberufen Tätige dafür interessieren. Gibt es mittlerweile auch in Deutschland, aber ich bin noch nicht fündig geworden. Wer es findet teile es mir doch bitte mit.

"Segregation" bezeichnet das Gegenteil von Integration. In der heutigen Zeit haben wir es nicht mehr so sehr mit der rassischen, sondern mit der sozialen Segregation zu tun. Heute suchen sich gutbetuchte Häuslekäufer im Internet erst die Nachbarn aus. Um die Villenviertel wird ein Zaun gezogen.
Demgegenüber stehen die Vorstädte mit den überflüssigen Habenichtsen. Politikern macht das Sorgen, da dieser soziale Sprengstoff unkontrollierbar werden könnte, wie die Krawalle kürzlich in Paris zeigten. Nun sind die Leute dort nicht blöd, untalentiert und Taugenichtse. Es könnte eine eigene "Sub"Kultur entstehen, mit eigener Musik, Kunst, Malerei, Tanz, Theater, Literatur, Sprache. War ja schon mal geschehen. Ein recht spannender Prozess. Ich gebe zu, es fällt mir schwer da zu folgen, zumal "Stile" fast im Minutentakt" entstehen mit extrem kurzer Halbwertszeit. Dazu kommt das Problem: Es gibt geniale Sachen, verrückte Sachen und Sachen die sind einfach nur doof. Gibt es bei Witzen auch - wer kennt das nicht?


Ich könnte den Ansatz er historischen soziologischen Diskussion und Darstellung noch näher erläutern.
Aber der Umgangston hier ist mir entschieden zu unangenehm!
 
Sollte mir ein Fehler unterlaufen sein, was ja passieren kann, dann könnte man das ja diskutieren. Am besten höflich und freundlich! Ansonsten Tschüß!!!

Immer mit der Ruhe. Wie wärs zum Beispiel, wenn Du auf meine (hoffentlich genügend höflichen und freundlichen) Einwände weiter oben eingingest? Mich würde da Deine Meinung wirklich interessieren. :)
 
Schon erstaunlich, wes Tones man sich in diesem Forum befleißigt. (Zu bevorzugen wäre ein Meinungsaustausch durch objektive Quellen gewonnen Wissens). erfahrbar zu machen eine Andere. Quod erat demonstrandum.

...soviel zum Thema "pseudointellektuell":D Ich bedauere zutiefst, aufgrund meiner durch Umgangssprachliche Verrohung der Adoleszenz verkümmerten Rhetorik nicht fähig zu sein, diesen Diskurs auf einem Niveau zu führen, welches der Kommunikationsplattform "musiker-board.de" angemessen ist.:screwy:

Zum Thema: Deine wunderbaren Analysen entbehren jeglicher Grundlage. Die Pioniere des Bebop hatten nicht im Sinn einen neuen Jazzstil zu erschaffen; von einer kulturellen Bewegung ganz zu schweigen. In erster Linie fanden diese Musiker Wege, ihre Solos deutlich komplexer zu gestalten (Arpeggios, Reharmonisation, Outside-Spiel, anspruchsvolleres Phrasing...).
Und DAS ist der große Beitrag der Bebop-Musiker.

...und nun zeige mir bitte mit sachlichen Argumenten
a)ob ich mich irre
b)welche Relevanz deine Beiträge für diesen Thread haben
 
@ Martin
An deiner Darstellung und deinem Ton habe ich nichts auszusetzen. Sie ist in der Tat eine Fortsetzung der zwangsläufig verkürzten Darstellung. Danke für die Erweiterung.
In der Tat haben "Revolutionen" ein längere Vorlaufzeit. So könnte man behaupten, das die 68er ihre Vorläufer in vielen kleinen Revolutiönchen haben. Die Beatniks (1948-52, der Beginn aber wahrscheinlich viel früher) gehörten dazu.
Deshalb sprach ich auch von einem Zeitfenster.

Interessanterweise auch Wilhelm Reich, gest. 1952 im US Knast, saß wegen Scharlatanerie, der erst mit der Encounterbewegung in den 60ern/70ern posthum richtig populär wurde. Er hatte schon in den 20ern kostenlos Kondome an Jugendliche verteilt und deshalb Stress. Oder auch der Anarchist Landauer aus den 20er Jahren.
Musikalisch hat das in kleinem Rahmen schon viel früher angefangen. So z.B. bei Bix Beiderbecke, dessen private Jam Sessions nach Feierabend schon über den damals gängigen Jazz hinausgriffen ohne dass das jemals einen Namen bekommen hätte. Auch Ellington versuchte schon früh den Mainstream zu verlassen, fiel aber auf die Nase und seine Band schrie nach Brot. Jetzt müßt ihr mir helfen ob ich richtig liege: War es nicht ein Newport Festival wo er erst ausgepfiffen wurde und 2 seiner Saxer die Band mit "modern Impros" rausrissen und damit die Existenz retteten? King Louis bekam da wohl den Altersbonus. War es so? Die Gesellschaft hat ja einen Unterhaltungsbedarf. Der muss nicht schlecht sein, siehe Ellington, aber irgendwann ist alle.

Für den modern Jazz wurden europäische "moderne" Komponisten (Edvard Grieg) von A. Baresel angeführt. Dies wiederum war das Futter für H. Panassier den modern Jazz vom "schwarzen" Jazz, (beachte aber die Übersetzung!) zu separieren. Epochen entstanden sicher nicht von Montag den 13. auf Dienstag.
Irgendwo basteln immer irgendwie Leute an irgendwas Neuem. Wäre es nicht so, säßen wir heute noch auf den Bäumen und pfiffen auf den Fingern.
Als Vorläufer könnte man auch auf Woody Guthry zurückgreifen der in den 40ern schon Protestsongs machte, später Joan Baez (1958 - 70er) mit Pete Seeger, der auch mit Guthry durch die Lande zog. Nicht alle Musiker waren ausschließlich ihren Noten verfallen, sondern stellten sich analytisch kritisch und wissend dem banalen Zeitgeist entgegen. Ich denke, dass im Jazz ebenfalls kritische Geister am Werk waren. Aber das ist bei einer "gesellschaftkritischen Instrumentalmusik" :D schwerer zu beweisen als bei textbasierte Songs. Ich finde die 50er sind viel interessanter als die 60er. Sofern man unter den lauten Rock&Roll guckt. Ein Gospel war damals nicht nur ein harmloses frommes Kirchenlied. Ich denke an 1956 und M.L. King. Die Wahl des Gospels war Absicht und keine reine Frömmelei. Manche Gospels enthalten versteckte Botschaften. Über den Jordan gehen bzw. der Song roll jordan roll hat nichts mit Israel zu tun oder mit abkratzen. Höchstens mit auskratzen. Es wird auf den Grenzübergang zu sklavenfreien Staaten verwiesen. Eine lange Vorlaufzeit. Fand im alten Jazz und Blues ja auch Eingang im Bewußtsein der Botschaften, nicht nur der schönen Melodien wegen.

Was mich noch interessieren würde, was tat sich im Country Bereich. Wurden dort die Chinesen, welche am Eisenbahnbau stark beteiligt waren, überhaupt berücksichtigt? Wo wir schon mal von Rassen und Ethnien geredet haben.

Einen Fehler muss ich eingestehen. Ich habe in meinem ersten Beitrag Adorno, Horkheimer Marcuse genannt. Die waren in die USA emigriert. Sie hatten dort ihr intellektuelles Leben sicher nicht aufgegeben. Gehörten aber nicht zu Beatniks. Gut das das noch keiner gemerkt hat.
 
@tantrix
Wer etwas über Jazz lernen will, muss ihn HÖREN und FÜHLEN!!! Das geisteswissenschaftliche Ausschlachten dieser tollen Musik ist völlig unnötig. Meinst du wirklich, dass die Musiker so etwas im Sinn hatten?

Nicht alle Musiker waren ausschließlich ihren Noten verfallen, sondern stellten sich analytisch kritisch und wissend dem banalen Zeitgeist entgegen.
Was verstehst du unter "banalem Zeitgeist"?

Epochen entstanden sicher nicht von Montag den 13. auf Dienstag.
Epochen werden erst im Nachhinein als solche definiert. Daher existieren sie objektiv nicht.


mal zurück zum eigentlichen Thema: Ich erkläre mir das so: Swing wird heutzutage getrennt vom Jazz wahrgenommen, weil er in kommerziell erfolgreicher Form meist ohne Improvisation auskommt ( siehe z.B.den Pop-Swing von Roger Cicero). Daher wird diese Musik nicht als Jazz wahrgenommen. Ist irgendwie mehr Popmusik in BigBand-Besetzung als "Jazz". Wenn man heutzutage von "Swing" spricht, meint man eben Popmusik mit Swing-Arrangements...wo ist das Problem??
 
@ Kezman
deine Racheironie kannst du dir getrost sparen.
Die Qualitäten der Bebop Leute und der Musik werden von mir mit keinem Wort bestritten.
Sind aber auch nicht Thema.
Klar sind alle Musikwissenschaften Steuergeldverschwendung.
Und den blöden Beteiligten einer Epoche erzählen die Enkel erst das es eine solche war. Wenn ich mir diese Ironie auch mal erlauben darf.

Für mich ist jetzt Schluss hier!

@ Jorginho
War ein Zitat des Musikers zu seinem Werdegang.
 
@ Kezman
Klar sind alle Musikwissenschaften Steuergeldverschwendung.
Habe ich das behauptet? Gehe ich Recht in der Annahme, dass du etwas Kultur- oder Geisteswissenschaftliches studiert hast, oder diesen zumindest sehr aufgeschlossen gegenüberstehst und in deinen Posts eine gewisse Verbitterung darüber zu spüren ist, dass du deinen Bildungsstand nur in anonymen Internetforen und in real-life mit sehr wenigen interessierten "Gesinnungsgenossen" teilen kannst? Bist du vielleicht selbst enttäuscht über den herrschenden "Zeitgeist" ...nicht alles so ernst nehmen;)

Du könntest doch auch mal drüber nachdenken, ob du durch deinen Schreibstil den Eindruck von Arroganz erweckst. Das ist kein Vorwurf, nur eine Anregung.

Trotzdem würde ich mich freuen wenn du mal erklären könntest, wie du auf folgende Sachen kommst:)

Ich weiß nicht was du unter "Echtem" Jazz verstehst. Bebop und Nachfolger sind es jedenfalls nicht! Richtig ist, dass "echter" Jazz etwas schwierige Kost ist.
Was ist "echter Jazz"?

Bebop und Cool waren die Musik in den weißen Existentialistenkellern, der weißen Beatgeneration, der weißen Hipster, des weißen Undergrounds wo sich Künstler, Literaten, Philosophen ihrem weißen "Neo Nihilismus" frönten.
Hm, Bebop wurde aber größtenteils von Schwarzen erfunden!
Und was ist eigentlich "Neo-Nihilismus"? Die Verbindung zum Bebop erkenne ich nicht.

2. Dies trifft so für den Bebop nicht zu. Das ist eine andere Epoche.
Genau das meine ich. Die Bebopper sagten ja nicht "So, wir machen jetz mal eine neue Epoche...". Die Protagonisten sind sich dessen nicht bewusst!

Eine Epoche definiert sich nicht alleine durch eine Randgruppe
Eine Epoche definiert sich nicht, sie WIRD definiert. Und das führt dann zu Interpretationen, die weit über die Realität hinausgehen.

Auch geographisch gibt es Unterschiede. Als wesentliche Kristallisationspunkt werden (Wikipedia genügt schon als Informationsquelle) für den Bebop New York angegeben. Man lade sich mal die Landkarte der USA, dort kann man sich überzeugen, dass NY nicht im Süden der USA liegt – oder frage seinen Erdkundelehrer. Wie hieß der denn noch gleich?
Es waren trotzdem Schwarze, denen wir den Bebop (und eigentlich das meiste am Jazz) zu verdanken haben! Und genau dieser Schreibstil wirk arrogant.

Die Epoche „Swing“ kennzeichnet den Übergang, das allmählich Aufweichen der rassischen Segregation.
Tja und da ist es gelungen, die Musikrichtung "Swing" zu einer Epoche umzudeuten, mit entsprechenden ideologischen Implikationen.

„Segregation“ bezeichnet das Gegenteil von Integration. In der heutigen Zeit haben wir es nicht mehr so sehr mit der rassischen, sondern mit der sozialen Segregation zu tun. Heute suchen sich gutbetuchte Häuslekäufer im Internet erst die Nachbarn aus. Um die Villenviertel wird ein Zaun gezogen.
Demgegenüber stehen die Vorstädte mit den überflüssigen Habenichtsen. Politikern macht das Sorgen, da dieser soziale Sprengstoff unkontrollierbar werden könnte, wie die Krawalle kürzlich in Paris zeigten.
Wie gesagt: Enttäuscht von der Gesellschaft? Kann ich verstehen, tut aber nichts zur Sache
:)
 

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