Was genau ist für euch "falsch Singen"?

Wobei in der barocken Vokalmusik auch die notierte Gesangslinie meist schon recht reichhaltig ist, mit Koloraturen versehen etc, als schlicht empfinde ich das eigentlich kaum je. Wohl aber das Gegenteil, dass es mit zu vielen Verzierungen dann überladen wirken kann.
Wenn die Auszierungen und Figuren schon alle notiert waren, wurde da nichts mehr drauf gesetzt. Ich bezog mich mehr auf Stimmen, die keine oder nur wenige Verzierungen enthalten. Schon aus Gründen der Zeitökonomie beim Notenschreiben bekamen die Musiker oft nur "nackte" Stimmen vorgelegt, die kaum Angaben zu Verzierungen enthielten. Das mussten sie dann nach den bekannten Regeln selber ausführen.

Vieles spätere und moderne Ausgaben, in denen alle kleinen Details enthalten sind, beziehen sich auf Originale, die für den Unterricht angefertigt wurden. So hat Bach viele Klavierwerke für Schüler mit diesbezüglich ausführlicheren Angaben versah, bzw. gibt es ausführlichere Fassungen, die sich die Schüler (u.a. Bachs Söhne) selber anfertigten.
 
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In der sog. U-Musik (und ja, zum Entsetzen mancher Jazzmusiker zähle ich auch Jazz dazu) gibt es (gab es) herausragende Interpreten, die aus einem "notierten" Song (neumodisch "Cover") eine unglaublich ideenreiche "Improvisation" machen konnten, bei der man das "Original" kaum wiedererkannte, aber Alles "stimmig" war.
Beispiel:
Das "Original":
Time after Time..
Die Interpretation
Ditto:
Dürfte jeder kennen (so hoffe ich...)
und ohne Videos:
"With a little Help for my Friends" Beatles vs. Joe Cocker

Bei diesen (und unzählig Anderen) sind von der "Ursprungskomposition" nur noch wenig Elemente vorhanden, trotzdem gibt es einen "Wiedererkennungswert", der wohl (laienhaft formuliert) etwas im Publikum "anspricht", das eher auf einer metaphysischen Ebene stattfindet.
 
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Bei diesen (und unzählig Anderen) sind von der "Ursprungskomposition" nur noch wenig Elemente vorhanden, trotzdem gibt es einen "Wiedererkennungswert", der wohl (laienhaft formuliert) etwas im Publikum "anspricht", das eher auf einer metaphysischen Ebene stattfindet.
Die ganz "Großen" konnten und können sowieso machen, was sie wollen, da klingt jeder Ton, da wird alles zum Ereignis.
In dem folgenden anderen Beispiel der fantastischen Ella Fitzgerald singt sie Gershwins "The man I love". Im ersten Chorus wird ja stets das ursprüngliche Thema vorgestellt. Aber schon da spielt sie mit der Melodie herum mit extremen Rubato und freien Veränderungen. Danach geht sie in der Improvisation sowieso ab und macht ihr eigenes Ding daraus. Aber hätte sie sich sich strikt nur an den Notentext gehalten, wäre die Welt ärmer geblieben.

 
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Aber hätte sie sich sich strikt nur an den Notentext gehalten, wäre die Welt ärmer geblieben.
+1
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Danach geht sie in der Improvisation sowieso ab
Anekdote zu Ella...
Ich besitze eine Single (wer nicht weiss . was das ist möge weiterklicken), als "Bootleg".
1956 Mannheim "Rosengarten", wo sie Mackie Messer singt (grandios) und in der zweiten Strophe singt Sie "I´ve forgotten the Words...usw, (göttlich...)
 
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Wenn die Auszierungen und Figuren schon alle notiert waren, wurde da nichts mehr drauf gesetzt.

Dann schau aber mal z.B. hier die Morgana aus Händels Alcina (ist eine Arie die ich grad wieder mal ausgegraben habe um ein bisschen einen Gegenpol zu meinen momentanen vielen romantischen Stücken zu haben), und hat also Aufbau A-B-A

Im ersten A-Teil singt sie exakt was in den Noten steht (auch wenn ich jetzt natürlich nicht weiss, ob in Händels Original noch etwas weniger notiert war und das eine oder andere erst nachträglich dazu kam). Aber wie auch immer: ich finde auch diesen ersten A-Teil bereits sehr hübsch ausgestaltet, als schlicht oder "nackt" jedenfalls würde ich ihn auf keinen Fall bezeichnen, auch wenn noch viel Platz für die zusätzliche Gestaltung des Da Capo-A gelassen wurde und da kommt dann ja auch tatsächlich noch einiges dazu! In einem guten Rahmen aber finde ich, überladen ist es nicht.

Und ganz nebenbei ist es von Dessay natürlich auch noch fantastisch gesungen :)

 
meine 2 cents...

***
  1. Unharmonische Noten und grobe Timingfehler ('1' not found), wobei es für mich kaum eine Rolle spielt ob diese dann in scale oder out of scale, gut oder schlecht intoniert wären
  2. Im Prinzip richtige Melodielinie, aber schlecht intonierte Noten (maximal jedoch ein Halbton) und wackeliges Timing
***

gehört für mich klar zu "falsch Singen" = schlecht und "geht gar nicht"

***
3. Von der Melodie abweichende aber harmonisch passende (und gut intonierte) Noten, z.B. die Terz statt der Quinte o.ä. sowie abweichende aber passende Rhythmik (vorgezogene '1', eine punktierte 8tel + 16tel statt zwei 8tel, etc) ***

finde ich grundsätzlich sehr interessant (bei Coversongs natürlich problematisch...) und kann manchmal einen "mittelmässigen" Song richtig aufwerten...

LG
RJJC
 
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