Es braucht Jahre, bis rhythmisch korrektes Sweeping so gut sitzt, dass Du es jederzeit einsetzen kannst. Natürlich gibt es auch noch den anderen Ansatz, eine Sweepingfigur als Komplettkonstrukt zu verstehen, quasi ein Lick wie einen Cluster zu begreifen, ohne die einzelnen Noten, als denen er besteht genauer zu btrachten. Das wäre dann wie ein Baukastensystem von Licks, aus denen man sich seine Soli zusammstellen könnte.
Den Guitar-Pro Geschwindigkeitstrainer solltest Du lieber vergessen. Der funktioniert nur dann, wenn Du die Technik grundsätzlich beherrschst, z.B. wenn Du Dir einen Song draufschaffst, der für Dich keine technischen Schwierigkeiten hat. Er funktioniert definitiv nicht, wenn Du Dir eine Dir neue Technik erarbeitest.
Grundsätzlich hast Du hier schon brauchbare Tipps bekommen. Aber einer fehlt mir noch: Du musst lernen, auf Deinen Kopf zu und Dein Lerngefühl hören. Dazu gehören diese ganzen mentalen Geschichten wie Konzentration, der Umgang mit dem Verslust derselben, Pausen beim Üben und so weiter. Ebenfalls die richtige Mischung beim Lernen. Wenn Du Dich in eine Sache verbeißt, ohne weiter zu kommen, dann verschenkst Du Zeit! Es kommt darauf an, die Lernkurve steil zu halten. Auch das muss erstmal von Dir verstanden werden.
Du kannst mit Guitar Pro schon gut arbeiten, ist ein gutes Werkzeug. Ich würde es an Deiner Stelle so machen: Du steigst in einem Tempo von 60 bpm oder so ein. Wenn Du Dich dabei verhaspelst, und es sind 16tel, dann stellst Du Dir halt vor, es seien 8tel und stellst das Metronom auf 100 bpm.
Die Stelle, Die Du Dir vorgenommen hast, sollte nicht mehr als maximal 10-12 Noten lang sein. Längere Passagen machen für reine Technikübungen keinen Sinn. Grund hierfür ist, dass Dein Motorkortex, als das Hirnzentrum für motorische Vorgänge dann nicht allein, sondern zusammen mit anderen Bereichen ans Arbeiten kommt. Du merkst es daran, dass Du beim Spielen Dich nicht auf die Bewegungsabläufe an sich konzentrieren kannst, sondern auch an andere Dinge denkst.
Wenn Du es gerade so schaffst, und eine Menge Konzentration aufbringen musst, um das Lick sauber zu spielen, dann ist es vermutlich genau richtig für Dich. Man braucht etwa 5 Wiederholungen, bis man es erstmals fehlerfrei hinbekommt, und weitere 13-20 Wiederholungen (darüber streiten die Gelehrten), bis es wirklich sitzt. Wenn es bei nicht klappen will, dann machst Du grundsätzlich etwas verkehrt. (man braucht übrigens 20000-30000 Wiederholungen, um eine falsch gelernte Ausführung zu korrigieren... also lasst euch den ollen Spruch: "Geschwindigkeit ist ein Nebenprodukt von Präzision" nochmal durch den Kopf gehen).
Nach jeder einzelnen Wiederholung solltest Du eine kurze Pause einlegen, das gibt Deinem Kopf die Gelegenheit, Synapsen zu bilden. Man lernt nicht unter Stress, sondern nur bei niedrigem Stresslevel, die Übertragung ins Langzeitgedächtnis funktioniert am besten ohne Alkohol und mit genügend Schlaf.Bitte nicht im Kreis spielen, denn dann kommt Dein Kopf aus dem Stress nicht heraus und wird nicht in der Lage sein, die neue Bewegung als Muster zu erkennen und abzuspeichern.
Wenn Du das Tempo erhöhst, geht das Spiel von vorn los. Die Erhöhung des Tempos solltest Du keinesfalls zu hoch, aber auch nicht zu niedrig wählen. Zu niedrig hat zuwenig Reizung, zu hoch überreizt. Um einen Daumenwert zu nennen: Die alten mechanischen Taktell-Metronome konnten um 4bpm erhöht werden. Damit haben klassische Musiker über Jahrhunderte gute Erfahrungen gemacht. Kann also nicht verkehrt sein. Ich nehme 4 bpm als Basis und schaue dann wie es bei mir funktioniert.
Mal eine Analogie aus dem Kraftsport: Es macht keinen Sinn, einen Trainingsplan länger als 8-12 Wochen durchzuhalten. Warum ist das so? Ganz einfach: Der Körperverändert sich so lange, bis er optimal an die Gegebenheiten, sprich den Plan, angepasst ist. Um Wachstum zu erreichn, muss man den Plan ändern, damit der Körper wieder die Reizung bekommt, die er braucht, um sich zu ändern.
Beim Lernen ist es genauso: Man muss den Kopf reizen sich mit der Materie zu befassen und seine Nervenstrukturen so lange anzupassen, bis es für ihn kein Problem mehr ist, die Aufgabe zu lösen. Dann sollte man nach anderen Reizen suchen. Aus dem Grund ist es wichtig, die Lernkurve dadurch steil zu halten, dass man sich von Zeit zu Zeit mit anderen Themen beschäftigt. Und Musik bietet viele Felder, das Motorische ist nur ein recht kleiner Teil.
Grüße Thomas