Wiedereinstieg - Fingerpicking - Ein paar Fragen

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Beginner84
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Guten Abend!

ich spiele schon einige Zeit Gitarre, etwa 20 Jahre. Allerdings muss ich sagen, dass ich nie wirklich dran geblieben bin. Weshalb 20 Jahre eigentlich kein Wert sind. Trotzdem hab ich gute Grundkenntnisse.
Mich reizt es derzeit sehr, wieder einzusteigen. Mir ist allerdings aufgefallen, dass es im Internet mittlerweile sehr viel Tutorials und Einstiegsmöglichkeiten gibt. So viele, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Deshalb würde ich hier gerne ein paar Fragen los werden, und hoffe, dass ich ein paar gute Tipps bekomme.
Ich spiele eine Westerbgitarre und möchte mich im Fingerpicking verbessern. Grundfertigkeiten habe ich. Ich muss also nicht ganz von vorne Anfangen. Ich würde gerne in diese Richtung gehen: Grace - Calum Graham aber auch perkussive Techniken lernen.

Ich habe folgende Fragen:
  • Sollte ich einfach anfangen ein Stück zu lernen (der Rest kommt von allein)?
  • Sollte ich Akkorde lernen (Übers ganze Griffbrett verteilt)?
  • Sollte ich verschiedene Techniken isoliert lernen oder während eines Stücks?
  • Sollte ich mich darauf einstellen die Standard Stimmung weniger oft zu nutzen (Mir ist aufgefallen, dass viele Künstler in anderen Stimmungen spielen)?
  • Sollte ich mich mit Harmonielehre und Tonleitern befassen (Ich weiß grob Bescheid, hab aber nicht viel Ahnung)
  • Welche allgemeinen Tipps gibt es, um eigenständig kreativ zu werden (Ich kann Bassnoten und eine Melodie dazu spielen - das klingt nur alles sehr langweilig und ich glaube, ich habe weniger das Talent dafür, ausgefallene Melodien einzubauen)
  • Grundsätzlich wären einfach ein paar Tipps fürs Fingerpicking hilfreich. Spezifische Antworten sind natürlich immer besser.
Fühlt euch bitte nicht gedrängt alle meine Fragen zu beantworten.
Ich freue mich über jede Antwort.
Herzlichen Dank und einen schönen Abend!

Daniel
 
Ich denke mal, das hängt von jedem selber ab, welcher Weg für ihn der richtige ist ... es gibt die unterschiedlichsten "Lerntypen" ...

Ich z. B. habe mir erst mal die Basics nach 2 oder 3 Lernbüchern erarbeitet. Jeweils nicht bis zu Ende ... nur die Basics eben. Aber eben nicht nur aus EINEM Buch, so haben sich die verschiedenen Schwerpunkte und Sichtweisen gut ergänzt. Dann habe ich schnell begonnen Songs zu spielen, und zwar gezielt solche, die mich auch wirklich ansprechen. Anhand der Songs habe ich mir dann ggf. alles Weitere erarbeitet oder vertieft so wie erforderlich. Inzwischen nutze ich dazu viel Verschiedenes zum Lernen und Vertiefen, Bücher, DVDs, Internet-Lessons ... das gab es anfangs noch nicht in dem Umfang.
Mein Lehrer, den ich inzwischen doch noch gefunden habe, unterstützt mich auf diesem Weg (eigentlich eine Art Coaching).
Das mache ich bis heute so ... das Lernen, aber auch das Üben, hat so immer Freude gemacht :)

Aber wie gesagt, das war/ist nur MEIN Weg ... ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Würde mir mal ein einziges Stück vornehmen und schauen wie gut das geht
 
Es gibt natürlich tausend Wege, die nach Rom führen. Was genau dein Weg ist, können wir auch nicht sagen.
Aber mal als Ideen:
Ich würde gerne in diese Richtung gehen: Grace - Calum Graham
Was hält dich denn aktuell noch davon ab das Stück zu spielen?
Wenn man das als Ziel setzt, dann fehlt noch die Betandsaufnahme, wo du aktuell stehst und woran es noch hapert.
Ist es zu schnell, sind die Griffe zu kompliziert, kommt die rechte Hand durcheinander, ist der Sound nicht richtig, schaffst du es nicht Melodie und Begleitung zu trennen.. etc etc?
Da stecken eine ganze Menge Fragen hinter, die du möglichst genau für dich beantworten musst.
Dann bekommst du aber auch direkt einen Fahrplan und eine Liste von Dingen, an denen du arbeiten möchtest.
Wie man das dann angeht ist total individuell.

Mehr Kommentare.
Sollte ich einfach anfangen ein Stück zu lernen
Nein. Du solltest immer ein Ziel haben auf das du mit dem Stück zuarbeitest.
Das kann eine bestimmte Technik sein ("ich will alle fünf Bendings in dem Stück sauber im Zusammenhang spielen"), das kann ein Tempo sein ("ich will die 8tel bei Tempo 120 flüssig spielen") oder auch einfach Konzentration ("ich will ein 2-Minuten-Stück fehlerfrei spielen") etc.
Das schwierige ist dann passende Stücke zu finden. Das ist eigentlich die Arbeit, die ein Gitarrenlehrer dann macht, weil er/sie besser einschätzen kann was dir fordert aber nicht überfordert. Als Anfänger ist das nahezu unmöglich zu leisten und wird immer mit "Verlusten" einhergehen. So dass du merkst "oh man, das Stück ist noch zu kompliziert, jetzt hab ich zwei Wochen daran verschenkt".. ist einfach so und gehört mit dazu.

Sollte ich Akkorde lernen
Das hilft dir beim Fingerpicking durchaus ein bisschen, aber eher passiv.
Die Idee hinter Fingerpicking ist ja eine Melodie mit einer (Akkord-)Begleitung zu verbinden.
Wenn dir also auffällt, dass bestimmte Griffe Teile von Akkordgriffen enthalten, dann sind viele Stücke einfacher zu verstehen und dadurch auch einfacher zu spielen.
Schon alleine, wenn es dir leichter fällt zu unterscheiden, was denn nun Melodie und was Begleittöne sind.

Sollte ich verschiedene Techniken isoliert lernen oder während eines Stücks?
Ersteres ist mit Sicherheit effektiver, aber auch langweiliger.
Bei dem Beispiel oben ("ich will alle fünf Bendings in dem Stück sauber im Zusammenhang spielen") wird das deutlich: Nehmen wir an das Stück geht eine Minute. Dann hast du in einer Minute fünf Bendings geübt, wenn du das einmal durchspielst.
In einer Minute kannst du aber auch problemlos 30-40 Bendings üben, wenn du es nicht im Zusammenhang eines Stückes machst.
Es ist also zum einen ein Zeit-Ding, Übezeit effektiv zu nutzen, aber letztlich hilft es dir auch nicht, wenn du wunderbar deine Bendings so spielen kannst, wenn du sie trocken übst, aber im Stück, wenn dann der Wechsel von normalen Tönen zum Bending kommt, dich dann verspielst.
Eine ganz gute Idee (finde ich) ist ein Stück zu nehmen und sich die Stellen anzugucken wo die Technik vorkommt, die man lernen will, und dann daraus eine Übung zu stricken.
Vllt einen Loop mit einem Takt vor jedem Bending. Und dann verschiedenen Tempi oder verschiedene Betonungen oder was auch immer gut passt.
Mir persönlich waren reine Technik-Übungen immer zu langweilig. Für die klassische Gitarre gibt es glücklicherweise Etüden, für Fingerpicking leider nicht so richtig.

Sollte ich mich darauf einstellen die Standard Stimmung weniger oft zu nutzen
Ja/Nein/Vielleicht?
Kommt halt auf die Stücke an, die du spielen willst. Wenn du Richtung Irish Folk gehen willst, lohnt es sich, sich ein bisschen mit DADGAD zu beschäftigen. Wenn du Andy McKee spielen willst lohnt es sich, sich mit total abgef**** Stimmungen zu beschäftigen. Im Normalfall kommt man aber mit der Standard-Stimmung relativ weit.

Sollte ich mich mit Harmonielehre und Tonleitern befassen
Das ist quasi wie bei der Frage mit den Akkorden.
Ist sicher irgendwie hilfreich, aber mehr so auf einem Sekundär-Level. Es ist aber auch ein bisschen so eine "ganz-oder-gar-nicht"-Geschichte.
Entweder verstehst du wie das mit den Tonleitern funktioniert und kannst das jederzeit erkennen, ansonsten geht da viel Zeit drauf für wenig Effekt.
Wenn du aber eh vor hast großteils aus Tabulatur zu spielen, ist der Effekt extrem limitiert.

Welche allgemeinen Tipps gibt es, um eigenständig kreativ zu werden
Machen. Dabei aufnehmen. Nicht davon abschrecken lassen, dass nicht gleich Mozarts 9. Symphonie bei rumkommt.
Das größte Problem, wenn man so Sachen improvisiert und die Kreativität laufen lässt, ist das "Hey, das war total cool.... was zum Henker hab ich nur gespielt? Irgendwo hier... oder hier..?"

Grundsätzlich wären einfach ein paar Tipps fürs Fingerpicking hilfreich.
1) Simpel anfangen, dann komplizierter machen.
2) Immer richtig üben, wenn es nicht klappt, langsamer spielen.
3) Ein Ziel haben und gelegentlich überprüfen ob man auf dem Weg dahin ist oder ob sich das Ziel vielleicht verändert hat.
 
Nein. Du solltest immer ein Ziel haben auf das du mit dem Stück zuarbeitest.
Das kann eine bestimmte Technik sein ("ich will alle fünf Bendings in dem Stück sauber im Zusammenhang spielen"), das kann ein Tempo sein ("ich will die 8tel bei Tempo 120 flüssig spielen") oder auch einfach Konzentration ("ich will ein 2-Minuten-Stück fehlerfrei spielen") etc.
Das schwierige ist dann passende Stücke zu finden. Das ist eigentlich die Arbeit, die ein Gitarrenlehrer dann macht, weil er/sie besser einschätzen kann was dir fordert aber nicht überfordert. Als Anfänger ist das nahezu unmöglich zu leisten und wird immer mit "Verlusten" einhergehen. So dass du merkst "oh man, das Stück ist noch zu kompliziert, jetzt hab ich zwei Wochen daran verschenkt".. ist einfach so und gehört mit dazu.
Das sehe ich komplett andersherum: Das Ziel ist es, ein bestimmtes Stück spielen zu können. Wenn man dann während des Stücks merkt, dass es an bestimmten Techniken mangelt, suche ich mir gezielt Übungen raus, um diese Techniken zu erlernen, damit ich dann das Stück spielen kann.
Das ist für mich ein Schlüssel zum Erhalt der Motivation. Wenn man gerade einen Ohrwurm von einem Lied hat, sollte man diesen "Motivations-Boost" umbedingt nutzen.

Ich hab schon immer angefangen, Stücke zu lernen, die eigentlich viel zu schwierig für meinen Skill-Level sind. Dann vereinfacht man eben, wo es geht. Lässt erstmal die Begleitung weg und spielt nur die Melodie, reduziert das Tempo, lässt die ganzen Triller/Verzierungen weg usw. Nach nach kann man das dann immer weiter ausbauen. Das als verschenkte Zeit zu betrachten, finde ich sehr negativ.
Genauso andersherum: Obwohl ich jetzt schon einige Zeit dabei bin, spiele ich auch heute sehr gerne einfache Melodien und Kinderlieder und peppe die dann selbst mit Extra-Tönen, Verzierungen, usw auf.
 
Am Ende sind alle der genannten Punkte/Ziele/Übungen irgendwie/irgendwann wichtig, wenn nicht sogar essenziell. So kommt es im Wesentlichen auf die Reihenfolge an. Dabei sollte man sich nicht „ erst die Schuhe und dann die Strümpfe anziehen“.
Aus der Liste halte ich „ Akkorde spielen können“ und deren Aufbau zu verstehen ( Moll, Dur, 7, maj,…) für ziemlich Basic. Akkordwechsel und einfaches Strumming, sind Grundtechniken. Mit Pickingpattern kann man das erweitern.
Um Akkord Aufbau zu verstehen, ist es IMO sehr hilfreich wenn man dafür an ein Klavier/Keyboard herankommen kann. Das ist dann an einem Nachmittag durchschaut.
 
Erst einmal Danke an alle die geantwortet haben. Das gibt mir schon mal viel Anregungen. Besonderen Dank an dich Disgracer - dass du dir die Zeit genommen hast alle Fragen zu beantworten.

Was ich jetzt erst mal mitnehme ist:

1. Jeder lernt anders - Ich glaub das ist wirklich so. Es gibt nicht DEN Weg
2. Sich ein Ziel zu setzen ist wichtig.
3. Da ich ein ziemlich verkopfter Mensch bin ist es für mich vielleicht wichtig den Aufbau von Akkorden zu verstehen.

Auch wenn ich nicht auf alle Punkte eingegangen bin die ihr erwähnt habt - Vielen Dank - ich werd immer mal wieder hier rein schauen und kann im Nachhinein sicher noch mehr mitnehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Tipps von @Disgracer sind (wie so oft) "aus dem Leben" und sehr hilfreich, wie ich finde.

Aus eigener Erfahrung:
Ich wollte immer zu schnell zu viel. Irgendwann nach einem recht anspruchsvollen Workshop, an dem ich mich ganz gründlich verhoben habe ;-), habe ich dann quasi den "Reset-Knopf" gedrückt und erstmal versucht, mit meinen Mitteln und Fähigkeiten etwas zu spielen, das für mich realistisch machbar ist. Dann war auch der Spaß wieder da.

Ein bisschen Theorie ist natürlich auch immer gut. Je nachdem wo man so steht, würde ich eher erstmal keine wilden Experimente mit anderen Tunings machen und erstmal ein bisschen Sicherheit mit Sachen gewinnen, die etwas einfacher aufgebaut sind. Vorher wird das auch recht schwierig, dazu auch noch gleichzeitig die Gitarre zu verkloppen. ;-)
 
Das sehe ich komplett andersherum: Das Ziel ist es, ein bestimmtes Stück spielen zu können. Wenn man dann während des Stücks merkt, dass es an bestimmten Techniken mangelt, suche ich mir gezielt Übungen raus, um diese Techniken zu erlernen, damit ich dann das Stück spielen kann.
Das ist für mich ein Schlüssel zum Erhalt der Motivation
Das entspricht so ziemlich genau dem, wie ich es von Anfang an gemacht habe (siehe oben). So bleibt die Motivation immer auf einem guten Level, und immer wenn das aktuelle Stücke dann anfängt gut zu laufen. freue ich mich schon auf das nächste, das ich parallel schon mal aussuche und vorbereite ... :)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ich wollte immer zu schnell zu viel
Ein früherer Lehrer (auf einem anderen Gebiet) hatte immer so einen Spruch:
Wer versucht, den zweiten oder dritten Schritt vor dem ersten zu machen, fällt auf die Schnauze ... ;)
Ich musste da noch oft daran denken ... er hatte vollkommen recht, ist ja auch irgendwie logisch ...
Immer einen Schritt nach dem anderen machen, aber auch wirklich, bewusst, nicht schnellschnell darüber weg hudeln, das hat bei mir immer gut funktioniert.

Und weil wir grad bei Sprüchen sind ... an "Der Weg ist das Ziel" ... da ist auch was dran ... :)
So hat man Schritt für Schritt viele kleinere, aber gut erreichbare Ziele und Erfolgserlebnisse, während ein großes Ziel in weiter Ferne liegt und womöglich gar nicht erreichbar ist. Und kommt trotzdem voran, so weit der Weg einen führt ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sehe ich komplett andersherum: Das Ziel ist es, ein bestimmtes Stück spielen zu können. Wenn man dann während des Stücks merkt, dass es an bestimmten Techniken mangelt, suche ich mir gezielt Übungen raus, um diese Techniken zu erlernen, damit ich dann das Stück spielen kann.
Das ist ja gar nicht andersrum, ich geh da total mit dir.
Das Beispiel was ich am Anfang gemacht hab, war ja sich konkret an dem zitierten Stück zu orientieren und darauf hinzuarbeiten. Also genau dein Punkt.
Aber es gibt eben auch Grenzen wo das einfach nicht mehr sinnvoll ist: Ich kann mir jetzt am Klavier ein polyrhythmisches Stück von Chopin vornehmen, aber dann weiß ich, dass ich da 10 Jahre lang dran üben kann und das hinterher vmtl immer noch nicht klappt.
Dann ergibt es vllt erst einmal Sinn das beiseite zu legen, die Zeit nicht darauf zu verschwenden, sondern sich an einfacheren Dingen zu orientieren. Und irgendwann muss man sich auch eingestehen, dass es Stücke gibt, die man nie spielen können wird. Oder wo die Zeit einfach nicht gut investiert ist.
Ich wollte mal irgendwann ein Stück spielen mit vier-Finger-Tremolo (weiß nicht mal mehr was das war) und hab mit meinem Gitarrenlehrer an der Uni dann ein halbes Jahr an der Technik gefeilt, bis das rund lief, da ~14 Anschläge pro Sekunde zu spielen. Das war auch total verschwendete Zeit, weil ich ein paar Wochen später, als ich das nicht mehr gezielt geübt hab, nicht annähernd das Tempo spielen konnte und jetzt kann ich kaum noch tremolieren. Das ist einfach eine sehr spezielle Technik.
Aber seit dem guck ich wirklich wo ich meine Zeit investiere. Manche Dinge sind einfach nützlicher als andere.
Deswegen hatte ich oben versucht so eine kleine Einschätzung zu geben, was sich mehr lohnt als anderes. Aber auch das ist natürlich individuell.
 

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