Wo ist die Grenze zwischen Beanspruchung und Überanstrengung?

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Mich würd mal interessieren wie ihr das seht. Ich lese hier oft "Wer Schmerzen hat, der macht was falsch". Da gebe ich grundsätzlich recht.

Bei der Frage was Heiserkeit angeht, bin ich mir nicht ganz sicher, deswegen würd mich interessieren wie es bei euch ist.

Wenn ich lang im Proberaum gesungen hab (unsere Proben dauern teilweise 3 Stunden und länger) oder Privat an neuen Liedern arbeite, die in Punkto Höhe oder Intensität eine echte Herausforderung sind, merke ich danach schon sehr, dass ich meine Stimme beansprucht habe. Schmerzen habe ich keine, ich bin eigentlich auch nicht heiser, es ist eher so, dass die Stimme leicht behaucht ist und ich das Gefühl hab, die Tiefen sind etwas weggebrochen. Ich kann mich aber ganz normal unterhalten oder so. Nach ner halben Stunde etwa ist aber alles wieder normal.

Meine Gesangslehrerin meint, dass das ganz normal ist und die Stimme halt nur beansprucht ist... Ich denke das eigentlich auch. Ein Sportler merkt doch auch, wenn er 60 Minuten gelaufen ist. Zumindest am Anfang.

Wie ist/war das denn bei euch?
 
Eigenschaft
 
Beanspruchung ist, wenn du Muskelkater hast, was aber nur Anfängern passiert. Das ist dann ein Gefühl, als würde beim Schlucken der Kehlkopf hängen blieben.
Heiserkeit heißt aber, dass die Stimmlippen geschwollen sind und ist absolut nicht in Ordnung.
Die Aussage deiner Gesangslehrerin ist für mich ein K.O.-Kriterium ohne wenn und aber - d.h. ich würde wechseln.

Abgesehen davon ist 3 Stunden Proben extrem lang für einen Nicht-Profi!
 
Ist eigentlich auch schon zu doll, aber noch nicht schlimm.

Ich studiere Gesang und singe teils mehrere Stunden am Tag und mach auch ne Menge Höhentraining. Heiser bin ich davon aber nie. Das werd' ich nur, wenn ich mit meiner Band probe und mich nicht genug höre (und deshalb zuviel schreie).

Kleine Faustregel für das üben neuer, hoher Songs: Immer erst die Töne in der Randstimme markieren, bis sie wirklich sitzen. Erst dann aufs Gas treten. So schleichen sich keine (oder zumindest weniger) Fehler bezüglich Stimmsitz und Intonation ein.

Lg,
Paul
 
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@Cörnel: Hab doch geschrieben dass ich _nicht_ heiser bin sondern lediglich in den Tiefen etwas behaucht.

@Paul Das mit dem zu laut singen kann schon sein., zuhause sogar eher als im Proberaum. Im Proberaum hab ich ein InEar was sehr angenehm ist. Vielleicht sollt ich zuhause auch mal damit üben?

Wie lange sollte ich zuhause denn eurer Meinung üben? Zur Zeit mach ich ca. 10 Minuten einsingen und Lockerungsübungen, dann 3 bis 4 Songs.

Ich bin grad erst wieder eingestiegen was Gesang angeht. Habe vor 6 Jahren meine ersten Band-Erfahrungen gemacht (auch mit gutturalem Gesang) und war oft genug beim HNO und Logopäden (NICHT wegen Gesangs-Sachen), hatte nie Probleme mit Knötchen oder so...
 
Dass die Tiefen verhauchen und/oder die Stimme belegt ist, ist auch Heiserkeit, wenn auch nicht sehr schlimm. Müdigkeit durch Beanspruchung äußert sich mMn eher dadurch dass die Stimme träge wird, nicht mehr so schön beweglich ist und dass der Kopf sagt "Och nöö, auf ganz hohe, schnelle Passagen hab ich gerade keinen Bock". Der Stimmklang bleibt aber klar.
Wie lange du übst, ist jetzt nicht soo wichtig. Ich üb wie lang es mir Spaß macht. Wichtiger ist, dass du regelmäßig übst und wie du übst.
 
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Ok danke!

Habt ihr zum warm machen evtl ein paar Tipps? Zur Zeit nutze ich die Powervoice-CD, habe aber seit ein paar Wochen den EIndruck, dass das irgendwie nicht so recht zu mir passt. Weiß nicht wie ich das beschreiben soll. DIe Übungen im Unterricht gefallen mir besser.

Evtl einfach weniger und öfter üben? Muss noch lernen meiner Stimme die nötige Ruhe zu gönnen.:redface:
 
Wieso nimmst Du denn zum Aufwärmen nicht die Übungen aus dem Unterricht oder fragst Deine Lehrerin ?
Mit lip rolls anfangen ist immer ratsam; aber dann kommt es auf die individuelle Stimme an, wie man sich am besten aufwärmt.
Powervoice finde ich zum Üben auch nicht sonderlich geeignet.
 
Die Lehrerin meint zu mir ich sollte die Übungen machen die wir auch im Unterricht machen, allerdings müsste ich mir dazu ein Keyboard besorgen...

oder einmal am PC ein Midi-File basteln und auf CD brennen... (eigentlich gar keine schlechte Idee).

Die Powervoice-Übungen find ich persönlich zu schnell und sie gehen mir zu schnell in Bereiche die mir "weh tun". Dachte aber bisher immer, dass ich evtl noch nicht "gut genug" dafür bin :-/

Muss dazu sagen, dass das mit dem belegten schon hauptsächlich bei den Übungen zuhause ist. Wahrscheinlich weil einem die Kontrolle fehlt ("achte auf die stütze", "dein Kopf fällt nach hinten", "bleib locker im hals",...).
Was haltet ihr von der Vocal Coaching-CD? Hab hier in dem Buch-Thread gelesen dass die bis auf die nervigen Rude der Frau ganz nett sein soll?
 
Die Lehrerin meint zu mir ich sollte die Übungen machen die wir auch im Unterricht machen, allerdings müsste ich mir dazu ein Keyboard besorgen...

Wieso brauchst da ein Keyboard? Ich singe die in einer mir angenehmen Lage frei Schnauze. Ich weiss ja ned, wie oft Du schon GU hattest, aber ich kann mittlerweile die Übungen von meinem und vom Einsingen beim Chor auswendig :)

Aber wenn das frei Schnauze ned geht, würd ich eher ein Midi basteln (oder Keyboard kaufen), als irgend so eine CD. Oder, nimmst Du die Stunden auf? Damit könntest dann auch einsingen, notfalls. So ganz genial find ich es zwar nicht, weil Du Dich dann selber störst, aber besser als nichts.
 
Die Powervoice-Übungen find ich persönlich zu schnell und sie gehen mir zu schnell in Bereiche die mir "weh tun". Dachte aber bisher immer, dass ich evtl noch nicht "gut genug" dafür bin :-/

Das Problem bei diesen Büchern ist, daß man alle Übungen im vorgegebenen Tempo und Stimmumfang nachmacht - egal ob sie für die eigene Stimme geeignet sind oder nicht. Der erfahrene Sänger wandelt die Übungen individuell ab und macht sie für sich passend - gerade bei Powervoice wäre das anzuraten, weil manche Übungen für Anfänger heftig sind. Aber das setzt eben voraus, daß man Erfahrung mit seiner Stimme hat.

Was haltet ihr von der Vocal Coaching-CD? Hab hier in dem Buch-Thread gelesen dass die bis auf die nervigen Rude der Frau ganz nett sein soll?

Siehe oben - teilweise das gleiche Problem.
Ich habe fast alle Übungen verändert, bei den hohen Extremtönen muß man z.B. besonders aufpassen, daß man sich nicht die Stimme verbrüllt.
Manchmal ist es fast besser, zu improvisieren oder gleich an Songs zu gehen. Bzw. mit diesen zu improvisieren.
 
Die Übungen im Gesangsunterricht find ich sehr angenehm.

Könnte das schon Acapella singen aber finde es mit einem E-Piano als Unterstützung doch ganz nett. :great:
 
Um nochmals auf die eigentliche Frage zurück zu kommen: ich denke man sollte das Ganze doch noch etwas relativieren!

1.Tatsache ist: wenn nach dem Singen die Stimme belegt oder sogar heiser ist, hat man definitiv etwas falsch gemacht

2.Tatsache ist aber auch: es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, wer von uns kann wirklich von sich behaupten, während seiner ganzen Gesangsausbildung immer alles vom ersten Moment an richtig gemacht zu haben ;)

Trotzdem gibt es Leute die kaum je eine belegte Stimme bekommen, weil:

3.Tatsache: der Stimmapparat ist nicht bei allen gleich robust. So wie es Leute gibt, die in exotischen Ländern ohne die geringsten Beschwerden alles Mögliche essen können und andere bereits nach einem Tag ihre restlichen Ferien mit Magen-Darm-Problemen im Bett verbringen, gibt es Stimmen die relativ viel verzeihen und andere eben nicht.

Ich kenne Leute die nach den Regeln des klassischen Gesangs so ziemlich alles falsch machen was überhaupt falsch gemacht werden kann, aber sie singen 2-3h (z.B. in einem klassischen Chor) ohne dass sich ihre Stimme beschwert. Wenn ich hingegen eine halbe Stunde auf diese Art singen würde, könnte ich den restlichen Tag nur noch krächzen.

Und man sollte nicht vergessen, Singen ist per se eine grosse Anforderung an die Stimme, die Grenzen zur Überforderung sind manchmal fliessend. Dass temporäre Stimmprobleme bis hin zu effektiven Stimmschäden auch bei gestanden Profis ein Thema ist, wurde kürzlich in einer interessanten TV-Sendung „Hochleistungssport Operngesang“ gezeigt. Natürlich ist dort die Belastung ganz enorm, aber die Sänger sind auch auf einem sehr hohen technischen Level (oder sollten es zumindest sein ;)).

Was ich hingegen auch wichtig finde: nach dem GU sollte man keine belegte Stimme haben (einzelne „Ausrutscher“seien da jetzt mal ausgenommen). Der GL sollte den Schüler so sorgfältig aufbauen, dass er nicht über seine Grenzen gehen muss und Fehler sofort korrigieren.

Beim zuhause üben ist es schwieriger. Ich finde da folgendes wichtig:

  • Persönliche zeitliche Grenzen respektieren, immer dann aufhören wenn die Stimme noch klar und frisch klingt
  • Immer voll konzentriert ans Üben ran gehen, nie „noch schnell schnell“ was durchsingen wollen
  • Körper vorher gut vorbereiten (z.B. Tonus aufbauen, Gesicht „einturnen“ etc)
  • So singen, wie wenn jedes Stück (und auch jede Übung) Teil eines Konzertes wäre und ich mal eben vor 300 Zuschauern stehe (hilft mir persönlich enorm für Konzentration, Körperspannung etc.)
  • nicht mit dem Kopf durch die Wand wollen, respektieren dass es an gewissen Tagen halt auch mal nicht so läuft (dies war eine Lektion an der ich sehr lange zu knabbern hatte)
  • schwierige Stellen im Stück zuerst in eine Übung einbauen, respektive ein Übung drum herum kreieren; sehr hohe oder tiefe Stellen zuerst oktaviert üben bis die Töne sitzen oder in einer anderen, angenehmeren Tonart singen; sich solche Stellen oft vorspielen oder anhören, damit die Töne beim ersten Mal singen schon möglichst vertraut sind
  • Dynamik: schwierige Stellen sicher nicht in einem ff singen, zu leise kann aber auch gefährlich sein, v.a. Anfänger haben oft die Tendenz in Piano-Stellen zu wenig zu stützen
  • und wichtig: immer mit Freude ans Singen ran gehen; in diesem Punkt sind die echten Amateure im Vorteil: sie dürfen immer, müssen aber nie :)
 
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Ich glaub das Problem ist das Akzeptieren der persönlichen Grenzen. Will wohl zu viel auf einmal, vor allem zu hause...

Wenn ich nur Sachen singe die ich "einfach" finde hab ich auch nicht die Probleme. Aber man will ja auch seine Grenzen erweitern, vielleicht bin ich da nicht vorsichtig genug...

Vielen Dank aber schon mal für Eure Tipps!!
 
http://www.pcwelt.de/downloads/MIDI-Klavier-553259.html

Sowas in der Art gibt's in diversen Ausfühungen im Netz - ein Klavier am PC. Reicht für ne Tonorientierung bei Einsingübungen wirklich vollkommen oder um sich mal nen Startton zu geben, wenn man gerade kein Klavier zur Hand hat.

Wichtigstes Indiz zum Aufhören, sowohl was Höhe als auch Übungslänge angeht: Mangel an Kraft, um ausreichend zu stützen. Danach geht es volle Kante aufs Material.
 
danke für den Tipp. Ich hab aber auch sogar ein "echtes" Midi-Keyboards und passable VST-Instrumente zuhause, werd mir dann die Midi Files basteln und auf CD brennen. Während des Singens am Keyboard sitzen find ich nicht so prall :)
 
Dachte es geht nur darum, sich mal nen Startton zu geben? CD wäre mir persönlich zu unflexibel.
 

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