LSV Hamburg schrieb:
Mal so überschlagsmäßig gerechnet !
Unter prof. gewerblichen Nutzungsbedingungen (ca. 4 - 5 Std. Einsatzdauer pro Tag und das 200x im Jahr) ergibt die von dir errechnete Elko- Lebensdauer, eine Betriebszeit von min. 5 Jahren.
Die Verweildauer solcher Amp´s in den Unternehmen beträgt max. 3 Jahre, danach werden sie durch neue Amp´s ersetzt.
Es ergibt sich also eine Lebensdauer die zwei Jahre länger ist als benötigt, und das obwohl die Elko´s derart gequält werden !
Sind solche Amp´s im privaten Einsatz (ca. 4 - 5 Std. Einsatzdauer pro Tag und das 20x im Jahr) ergibt sich eine Lebensdauer von min.
50 Jahren. Mit anderen Worten:
"So ein Amp hält ein ganzes Leben lang !"
Oder siehst du das anders ???
Sehe ich durchaus anders. Sehr wechselstromfeste Elkos sind groß und teuer und jeder Hersteller wird da sicherlich knausern. Ich denk mal, dass die so ausgelegt sind, dass sie bei 4 Ohm Last und 40 Grad Umgebung die 2000 Stunden halten, mit etwas Sicherheit.
Rechnen wir statt mit 40 mit 20 Grad Umgebung (also nicht in einem vollgestopften Rack), dann sind wir bei 8000 Stunden. Das jetzt aber mit der 4 mal höheren thermisch Belastung voll aufgedreht mit 2 Ohm und der daraus resultierenden 32 fach niedrigeren Lebensdauer-> 250 Stunden. Wenn jetzt der überlastete Trafo (ein Trafo der 2000W dauerhaft kann, der wiegt allein schon mal 30 Kg) auch noch statt 10 40 Grad über Umgebung geht, die Gehäuseinnentemp. dadurch noch mal um 20 Grad steigt -> 62,5 Stunden. Und jetzt noch ein heißer Sommertag (40 statt 20 Grad Umgebung) -> 15,6 Stunden. Gut, jetzt noch Sicherheit, aber wer weis...
Kann sein, dass ein Hersteller besonders gute Kondensatoren nimmt, oder wegen der zu erreichenden Kapazität so viele vorsieht, dass die Wechselspannungsfestigkeit groß genug ist. Aber ich hab noch mal gerechnet: Vermutlich brauchen die eher mehr Kondensatoren um die Wechselspannungsfestigkeit zu erreichen als die Kapazität.
Zum Hintergrund:
Kondensatoren haben einen Innenwiderstand (Anschlussbeinchen, Alufolie...) und werden dadurch, wenn sie belastet werden, warm. Müssen sie den doppelten Strom liefern (aufgrund des halben Ausgangswiderstandes), so werden sie vier mal so warm (doppelter Strom -> doppelte Spannung -> vierfache Leistung). Im Gegensatz zu Folienkondensatoren haben Elektrolytkondensatoren aber ein flüssiges Elektrolyt und die Isolation ergibt sich daraus, dass das Elektrolyt die Metallfolien oxidiert. Das geht aber nur begrenzt und lässt mit der Zeit nach. Daher sind Elektrolytkondensatoren nur begrenzt lagerfähig (meist 1000 Stunden bei 85 Grad) und haben eine begrenzte Lebensdauer. Chemische Prozesse laufen (Faustformel) pro 10 Grad Erwärmung doppelt so schnell ab. Normale billige Kondensatoren sind so ausgelegt, dass sie bei 85 Grad Umgebung und angegebener Belastung 2000 Stunden halten. Bei 75 Grad dann 4000 Stunden, bei 65 Grad 8000... Hierbei zählt die Gehäuseinnentemp, die ja durch sonstigen Wärmequellen erhöht ist (Trafo, Leiterbahnverluste, Endstufentransistoren, Gleichrichter...). Aber was die Belastung angeht, gibt es "derating" Kurven, bei halber Wechselstrombelastung steigt bei Kondensatoren, die ich im Moment einsetze, die Lebensdauer z.B. um das 40-fache.
Da die Lebensdauerverkürzung von den Biestern exponentiell mit der Temperatur steigt entscheiden Kleinigkeiten ob der Amp es hält oder nicht.
Kann sein, dass ein Hersteller kein Risiko eingehen will und konservativ dimensioniert, kann sein dass der nächste die Kondensatoren nicht vernünftig im Luftstrom der Lüfter hat, wieder der nächste spart, bei dem nächsten ist eine schlechte Serie verbaut... Diese Elektrolyte hat der Teufel gesehen.
Ich hab aus sicherer Quelle erfahren, dass mal eine Serie handgewickelte Kondensatoren nach kurzer Zeit draufgegangen ist, weil die Frau, die die Dinger gewickelt hatte, keine Handschuhe anhatte und ihre Tage!!! Ja, die Hormonumstellung hat irgendwas im Hautfett bewirkt, das sich extrem negativ auf das Elektrolyt ausgewirkt hat.:screwy: Der Hersteller ist dann irgendwann auf den Trichter gekommen...
Ich würd's nicht riskieren, denn der Trafo ist für sowas auch garantiert nicht ausgelegt (hier auch vierfache Verlustleistung) und die Endstufe hat da einen deutlich schlechteren Wirkungsgrad (außer Class-D)!
Ist auch nicht verwunderlich, dass QSC bei 4 Ohm die Leistung bei 0,1% Klirren angibt und bei 2 Ohm bei 1%. Warum wohl?

Die Endstufe ist nicht für solche Ströme ausgelegt, Leiterbahnen werden warm (vierfache Verlustleistung), Basisansteuerströme reichen nicht mehr etc... Ist halt nicht möglich einen effektiven Verstärker zu bauen, der so einen großen Ausgangsimpedanzbereich abdecken kann (außer class-D). Ich denk mal, die Angabe soll vor allem zeigen, dass die Endstufe mit Lasten (nominal impedanz 4 Ohm) umgehen kann, die mal einen Frequenzbereich haben in dem die Impedanz auf <4 Ohm einbricht.
Ach ja, wenn bei euch eine 3 Jahre alte Endstufe rumliegen hat, die immer an 2 Ohm lief, dann schraubt sie doch mal auf und schaut, ob sich die Deckel der großen Elkos oben etwas beulen (so als ständen sie unter Druck). Wenn der Deckel nicht genau plan ist wie hier:
http://solvalou.mine.nu/beginner/konding.jpg dann stimmt was nicht, dann wurde er überlastet.
Ich hab das Problem im Moment bei einem Motherboard, Motherboards und PC-Netzteile sind hier auch tolle Kandidaten...
Ich hab mich die letzten 4 Monate sehr intensiv mit der Materie befasst, da ich damit beauftragt wurde, eine Elektronikkomponente für einen Schiffsdiesel zu entwickeln, die direkt am Motor (bis 85 Grad Umgebung) 30 Jahre lang laufen soll und sicherheitskritisch ist (Ausfall -> Motor aus; 2 Motoren aus-> Schiff dunkel und in Seenot). Hab lange nach Hochtemperatur long life und sehr wechselstromfesten Kondensatoren gesucht, bin fündig geworden und hab trotzdem 14 parallel geschaltet... das reine Kondensatorgrab! Aber ich hatte auch die Vorgabe: Darf kosten was es wolle, hauptsache es läuft... Und die Vorgabe hat man bei DAP, LD, Crown und wie sie alle heißen sicher nicht.