Ich habe Dein Problem mal in meinen neuen Simulator geschoben (Premiere). Hier mein Ergebnis:
1. Anforderungen I
Der "Klang" einer Jaguar soll grundsätzlich erhalten bleiben, jedoch ist mehr Output und weniger Brummen erwünscht.
2. Klanganalyse
Bevor man daran geht über andere Tonabnehmer nachzudenken, sollte man zunächst analysieren, wie der jetzige "Klang" zustande kommt. Dazu ist die Kenntnis der elektrischen Daten der Tonabnehmer sehr nützlich. Leider habe ich nur wenig aussagekräftige Daten gefunden. Grundlage für die von mir durchgeführten Simulationen sind der SJAG-1 von SD in der Neck- und Bridge-Variante.
Solo-Mode
Die Jaguar verfügt über eine sehr ausgeklügelte Schaltung, die ein wenig vom Standard abweicht. In der Schaltung des Stegtonabnehmers werden logarithmische Potis mit einem Kennwert von 1MOhm eingesetzt. Der Kondensator für die Tonblende hat einen Wert von 10nF.
Das ergibt die folgende Übertragungscharakteristik:
Resonanz: 3.118kHz / 10.5dB
Obere Grenzfrequenz: 4.867kHz
Die starke Ausprägung der Resonanz ist der Grund für den sehr höhenreichen und brillianten Klang in diesem Mode.
Rythmus-Mode
Hier wird für die Tonblende ein Poti von 50kOhm eingesetzt! Das ergibt die folgende Übertragungscharakteristik:
Resonanz: -
Obere Grenzfrequenz: 3.163kHz
Durch den relativ geringen Werte des Ton-Poti existiert in dieser Betriebsart für das Neck-PU keine Resonanz mehr. Dadurch werden die charakteristischen "Höhen" der starken Resonanz vollständig gedämpft. Durch die geringere Grenzfrequenz werden die hohen Frequenzen zusätzlich beschnitten. Es klingt dadurch insgesamt deutlich weicher und weniger dominant.
3. Anforderungen II
Kommen wir nun zur Bewertung Deiner Anforderungen:
a. Weniger "Brummen"
Das geht eindeutig nur, wenn die existierenden Tonabnehmer durch Humbucker ersetzt werden. Aufgrund der mechanischen Randbedingungen kommen hier nur schmale parallele Humbucker (Rails) oder koaxiale Humbucker in Frage. Alle anderen Bauformen ziehen zwangsläufig starke mechanische Veränderungen im Instrument nach sich, die ich persönlich ohne Not nicht durchführen würde.
b. Mehr "Output"
Grundsätzlich wird ein Tonabnehmer lauter, wenn man mehr Windungen aufbringt. Dadurch steigt aber in der Regel auch der Gleichstromwiderstand und die Induktivität. Folge:
Die Resonanz verschiebt sich nach unten zu tieferen Frequenzen und die Ausprägung (die Höhe des Berges) ist geringer.
Ein solcher Tonabnehmer klingt also definitiv anders! Meisten eher mittiger, was den Einsatz für Verzerrungen begünstigt.
Da der Sound generell nicht verändern werden soll, haben wir an dieser Stelle ein Problem!
4. Ersatz durch Humbucker
Ich habe einmal die Schaltung mit einem "Fender Noiseless Strat" simuliert. Zusammen mit einem Lastkondensator von 220pF erreicht man für "Solo" folgende Werte:
Resonanz: 3.134kHz / 9.22dB
Obere Grenzfrequenz: 4.898kHz
Für den "Rythmus-Mode" benötigt man einen zusätzlichen Lastkondensator von 470pF. Das ergibt dann:
Resonanz: 1.766kHz / -0.24dB
Obere Grenzfrequenz: 3.180kHz
Als Vertreter der "schmalen" Humbucker habe ich den "SHR-1N" von Seymour Duncan gewählt.
Schaltet man die beiden Spulen parallel, so brummt es ebenfalls nicht! Zusammen mit einem Lastkondensator von 470pF erreicht man im "Solo-Mode":
Resonanz: 3.097kHz / 14.77dB
Obere Grenzfrequenz: 4.819kHz
Die starke Resonanz dürfte schon fast unangenehm schrill oder spitz klingen. Ein zusätzlicher Widerstand von 220kOhm parallel zum Lastkondensator dämpft diese Spitze und liefert dann:
Resonanz: 3.073kHz / 10.53dB
Obere Grenzfrequenz: 4.802kHz
Sind beide Spulen in Reihe geschaltet, so erhält man mit der gleichen Belastung:
Resonanz: 1.760kHz / 3.99dB
Obere Grenzfrequenz: 2.820kHz
Das ist dann schon der Bereich eines "weichen" PAF (siehe Guitar-Letter II)
Fazit
Die oben genannten Anforderungen lassen sich mit neuen Tonabnehmern und zusätzlichen Lastkondensatoren grundsätzlich lösen!
Wenn die Brummfreiheit im Vordergrund steht, so bietet der "Fender Noiseless Strat" eine gute klangliche Ausgangsposition. Er läßt sich sowohl am Hals als auch am Steg verwenden.
Wird etwas mehr Dampf für einen verzerrten Betrieb gewünscht, so läßt sich das mit dem "SHR-1N" in der Steg-Position erreichen. Werden die Spulen des Tonabnehmers mit Hilfe eines ON-ON-Schalters (Mini-Schalter oder Push-Pull-Poti) von Reihe auf Parallel umgeschaltet, so ist ebenfalls ein Jaguar-typischer Sound zu erreichen.
Die Ergebnisse der Simulationen sind jedoch ein wenig mit Vorsicht zu genießen, da sie auf den elektrischen Daten der Hersteller beruhen, die leider nicht vollständig sind.
Beide Tonabnehmer scheinen jedoch noch ausreichend Reserve zu haben, um einen eventuell zu mittigen Klang durch Weglassen der Lastkondensatoren nach oben zu korrigieren.
Ein vergleichbares Verhalten läßt sich natürlich auch mit Tonabnehmern anderer Hersteller erzeugen, solange sie über vergleichbare elektrische Daten verfügen. Die von mir angeführten Tonabnehmer stellen also zwei von vielen Möglichkeiten dar und sind lediglich als Beispiel zu sehen.
Ulf